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Mahnmal zur Erinnerung an die ermordeten Reichstagsabgeordneten | Themen | bpb.de

Mahnmal zur Erinnerung an die ermordeten Reichstagsabgeordneten

Der Reichstagsbrand in der Nacht zum 28. Februar 1933 wurde von den Nationalsozialisten genutzt, knapp vier Wochen nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, die entscheidenden Maßnahmen zur Errichtung der Diktatur in Deutschland einzuleiten. Die von Reichspräsident Paul von Hindenburg erlassene "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" (Reichstagsbrandverordnung) setzte die von der Weimarer Verfassung garantierten Grundrechte außer Kraft. Unmittelbar danach begann die Verfolgung politischer Gegner durch die Nationalsozialisten. Vor allem KPD-Mitglieder, Sozialdemokraten und andere unbequeme Intellektuelle wie z.B. Carl von Ossietzky wurden verhaftet, in spontan eingerichtete "wilde Konzentrationslager" eingesperrt und manche zu Tode gefoltert.

Nach dem Entwurf von Dieter Appelt, Klaus W. Eisenlohr, Justus Müller und Christian Zwirner wurde 1992 vor dem Reichstagsgebäude zur Scheidemannstraße hin ein Denkmal zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik aufgestellt. Die Errichtung des Mahnmals geht auf das Engagement der Bürgerinitiative Perspektive Berlin e.V. zurück und wurde vom Deutschen Gewerkschaftsbund, vom Bezirksamt Tiergarten, vom Senator für Kulturelle Angelegenheiten und vielen Bürgerinnen und Bürgern unterstützt. Jede der 96 dicht nebeneinander angeordneten gusseisernen Tafeln steht für eines der Opfer. Jede Tafel nennt den Namen eines Abgeordneten, das Geburts- und Todesjahr, den Todesort und die Parteizugehörigkeit. Bei neuen Forschungserkenntnissen kann das Mahnmal um weitere Tafeln ergänzt werden.

In der Abgeordnetenlobby im ersten Stock des Reichstagsgebäudes befindet sich ein weiteres Denkmal für die verfolgten und ermordeten Reichstagsabgeordneten. Die Arbeit großflächige, fünfteilige Fotoarbeit von Katharina Sieverding in den Farben schwarz, rot, gelb soll sowohl Zerstörung als auch Wiedergeburt symbolisieren. Das Bild erweckt Assoziationen mit den Flammen des Reichstagsbrandes, aber auch mit dem demokratischen Neuanfang in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf drei Tischen vor der Fotowand liegen von dem Künstler Klaus Mettig gestaltete Gedenkbücher, welche die Schicksale der verfolgten Abgeordneten dokumentieren.

Im Untergeschoss des Reichstagsgebäudes installierte der französische Künstler Christian Boltanski das "Archiv der Deutschen Abgeordneten". Es soll an alle Parlamentarier erinnern, die von 1919 bis 1999 demokratisch gewählt worden sind. 5000 angerostete Archivkästen aus Metall türmen sich entlang der über vier Meter hohen Wände. Ein schmaler Durchgang in der Mitte wird nur spärlich beleuchtet. Jeder Kasten trägt den Namen eines Abgeordneten und das Datum seiner Wahl ins Parlament. Die Kästen der ermordeten Reichstagsabgeordneten sind mit einem zusätzlichen schwarzen Streifen gekennzeichnet. In der Mitte einer der Wände steht ein schwarzer Kasten für die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit frei zugänglich. Die Gedenkstätte im ersten Stock des Reichstagsgebäudes und das "Archiv der Deutschen Abgeordneten" können Samstag, Sonntag und an Feiertagen um 11.30 Uhr im Rahmen von Führungen zur Kunst im Reichstagsgebäudes besichtigt werden. Informationen beim Besucherdienst des Deutschen Bundestages.

Kontakt
Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas e.V.
Trautenaustrasse 14
10717 Berlin
Bundesland Berlin

Telefon: +49 (0)30-280459-60
Telefax: +49 (0)30-280459-63

Externer Link: http://www.holocaust-denkmal-berlin.de
Externer Link: info@holocaust-denkmal-berlin.de

Lage
Platz der Republik/ Scheidemannstr.
11011 Berlin