Nach der Machtübertragung an die NSDAP 1933 wurden auch die im ostfriesischen Esens lebenden Juden mehr und mehr aus dem öffentlichen Leben der Kleinstadt verdrängt. Während der Novemberpogrome 1938 zerstörten SA-Mannschaften die Inneneinrichtung der 1837 erbauten Synagoge und setzten das Gebäude anschließend in Brand. Viele der jüdischen Gemeindemitglieder versuchten auszuwandern und versteckten sich. Im Frühjahr 1940 wurde Esens zur "judenfreien" Stadt erklärt.
Lange Zeit wurde der jüdischen Gemeinde Esens nicht öffentlich erinnert. Im Jahr 1985 kaufte die Stadt das ehemalige jüdische Schulhaus neben den Resten der 1938 zerstörten Synagoge, um es nach einem seit langem bestehenden Bebauungsplan abzureißen. Aufgrund von Protesten der Initiative des Vereins "Ökumenischer Arbeitskreis Juden und Christen in Esens e. V." gelang es, das Haus zu erhalten. Langfristiges Ziel des Vereins war, das ehemalige Schulhaus als Erinnerungsort zu gestalten und in einer Ausstellung die Geschichte der Juden in Ostfriesland zu dokumentieren. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten des Gebäudes wurde die vollständig erhaltene Mikwe (rituelles Tauchbad) der jüdischen Gemeinde wiederentdeckt. Im August 1990 wurde die Gedenkstätte als August-Gottschalk-Haus – benannt nach dem Lehrer und Vorbeter August Gottschalk, der im Jahre 1899 das Haus bezog - der Öffentlichkeit übergeben.
Zur jüdischen Gemeinde gehörte auch ein Friedhof, der im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 verwüstet wurde. Auf der Hälfte der ursprünglichen Fläche legte die Esenser Stadtverwaltung in den 1980er Jahren in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen eine Grünfläche an und errichtete darauf ein Mahnmal, um der Mitglieder der jüdischen Gemeinde Esens zu gedenken.
Nach 20 Jahren hat das Museum 2010 ein neues Konzept mit dem Titel "Lebendiges Museum" erhalten. Nach und nach wird die Ausstellung angepasst und die Räume zeigen wieder ihre ursprüngliche Funktion (z.B. Schulzimmer und Küche). Im Obergeschoss wurden ein Seminar- und ein Medienraum für Schulklassen und Gruppen geschaffen. Außerdem ergänzen mediengestützte museumspädagogische Angebote das Vermittlungsangebot.
ÖffnungszeitenMärz bis Oktober Dienstag, Donnerstag und Sonntag: 15.00 bis 18.00 Uhr sowie nach Vereinbarung
Kontakt
August-Gottschalk-Haus Esens. Gedenkstätte zur neueren Geschichte der ostfriesischen Juden
Burgstr. 8
26427 Esens
Bundesland Niedersachsen
Telefon: +49 (0)4971 5232
Externer Link: http://www.august-gottschalk-haus.de/
Externer Link: frauke.deppe@august-gottschalk-haus.de
Lage