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Gedenkort "Arbeitserziehungslager Nordmark" | Themen | bpb.de

Gedenkort "Arbeitserziehungslager Nordmark"

Gegen Ende des Krieges versuchte das NS-Regime die Kontrolle über die Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aufrecht zu erhalten. Für die "Fremdarbeiter" in der Rüstungsindustrie auf den Kieler Werften oder auf den Bauernhöfen in Schleswig-Holstein war die "Geheime Staatspolizeistelle" in Kiel zuständig. Als Terrorinstrument diente der Gestapo u. a. ein im Juni 1944 eingerichtetes "Arbeitserziehungslager" am Kieler Stadtrand. Hier sollten "Arbeitsvertragsbrüchige", "Schutzhäftlinge" und politische Gefangene für einige Zeit zur Einschüchterung inhaftiert werden. Meist durch Denunziation erfolgte die Festnahme ohne gerichtliche Untersuchung. Fadenscheinige Begründungen wie "Arbeitsbummelei", Fernbleiben von der Arbeitsstelle, Streit mit einem Vorgesetzten, versuchte Flucht in das Heimatland oder auch kleinere Diebstähle wurden genannt. Da, insbesondere in den letzten Kriegsjahren, jede Arbeitskraft gebraucht wurde, war die Haftzeit meist auf einige Wochen begrenzt.

Mitte April 1945 kamen zahlreiche "Todesmärsche" in Kiel an, das "Arbeitserziehungslager" war vollkommen überfüllt. Bevor die britischen Truppen eintrafen, verbrannten die Wachmannschaften fast alle Akten und flohen selbst in Zivilkleidung in Richtung Dänemark. Am 4. Mai 1945 wurde das "AEL Nordmark" durch britische Truppen befreit.

Nach Kriegsende kamen auf dem ehemaligen Lagergelände zunächst "Displaced Person" unter, bis die Baracken in den 1960er Jahren abgerissen wurden. Lange Zeit fand die Erinnerung an das Arbeitserziehungslager Nordmark keinen Platz in der öffentlichen Gedenkkultur. In den Jahren 1971 und 1985 wurden Gedenksteine für die Opfer aufgestellt. Zudem gründeten sich in den 1980er Jahren örtliche Geschichtsinitiativen, wie der Arbeitskreis Asche-Prozeß (AKAP), der die Grundmauern des ehemaligen SS-Gästehauses freilegte und über die Geschichte des Lagergeländes informiert.

Im November 2000 wurden auf dem ehemaligen Lagergelände Überreste eines wahrscheinlich direkt in der Nachkriegszeit von polnischen Zwangsarbeitern aufgestellten Gedenksteins für die Opfer des Nationalsozialismus gefunden. Dies führte dazu, dass eine Neugestaltung des Geländes unter Einbeziehung dieses Gedenksteins geplant wurde. Auf Initiative des Kieler Kulturausschusses arbeitete der "Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein" ein neues Konzept aus. Am 4. Mai 2003 wurden ein weiterer Gedenkstein sowie drei Informationstafeln zur Geschichte des Lagers auf dem Gelände aufgestellt.

Pädagogisches Angebot

Neben dem Rundgang um das Gelände (Schwerpunkt: Visualisierung der heute nicht mehr sichtbaren Lagerbebauung anhand von historischen Fotos) kann auch eine Stadtrundfahrt durch Kiel gebucht werden. Thema ist die Geschichte Kiels während der NS-Zeit, zu der auch die Lagergeschichte gehört.

Öffnungszeiten

Das Gelände ist jederzeit frei zugänglich

Kontakt
Gedenkort "Arbeitserziehungslager Nordmark", c/o Eckhard Colmorgen
24143 Kiel
Bundesland Schleswig-Holstein

Telefon: 0431/7394973

Externer Link: http://www.akens.org/akens/texte/info/doku_ael/index.html
Externer Link: post@akens.org

Lage
Rendsburger Landstraße
24111 Kiel