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Gedenkstätte Bautzen | Themen | bpb.de

Gedenkstätte Bautzen

Die zwei Strafanstalten, Bautzen I, das sogenannte "Gelbe Elend", und Bautzen II, der "Stasi-Knast", haben die Geschichte der Stadt geprägt. Oft wird Bautzen als Symbol für politische Verfolgung und Willkür verwendet.

1904 wurde am Stadtrand eine nach dem damaligen Stand moderne Justizvollzugsanstalt als Königlich-Sächsische Landesstrafanstalt errichtet. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden in Bautzen I hauptsächlich politische Gegner des NS-Regimes inhaftiert, wie z. B. Walter Janka, später Leiter des Ost-Berliner Aufbau Verlags, und der Kommunist Ernst Thälmann, der in der DDR als antifaschistischer Widerstandskämpfer instrumentalisiert wurde. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges richtete das sowjetische NKWD hier das Speziallager Nr. 4 ein. Zunächst saßen hier kleinere und mittlere NS-Funktionäre ein, ab 1946 auch vermeintliche Gegner des stalinistischen Systems, die teilweise unter willkürlichen und konstruierten Anschuldigungen verurteilt wurden. 1950 wurde das Speziallager der Volkspolizei der DDR übergeben, blieb jedoch weiterhin bestehen. Erst nach Stalins Tod 1953 kam es zu mehreren Entlassungswellen. Ab dem Sommer 1956 diente Bautzen I der Inhaftierung von mehrfach Vorbestraften und Kriminellen, aber auch weiterhin der Inhaftierung politischer Gefangener. Nach dem Ende der DDR wurde das "Gelbe Elend" dem Justizministerium des Freistaats Sachsen übergeben; die Anlage ist bis heute eine Justizvollzugsanstalt des Landes.

Ein zweites Gefängnis entstand 1906 bei dem Neubau des Amts- und Landgerichts. Während des Nationalsozialismus wurden auch hier, ähnlich wie in Bautzen I, politische Gegner des NS-Regimes gefangen gehalten, unter anderen der tschechische Autor und kommunistische Widerstandskämpfer Julius Fučík. Mit Kriegsende 1945 besetzte die sowjetische Militärführung auch Bautzen II und nutze den Ort als Untersuchungsgefängnis. 1950 übernahm das Ministerium des Inneren, ab 1956 das Ministerium für Sicherheit (MfS) die Kontrolle des Gefängnisses. Bis Dezember 1989 wurden in Bautzen II politische Gegner des SED-Regimes und ausländische Gefangene, auch entführte Westdeutsche, inhaftiert. Bekannte Häftlinge waren u. a. der Schriftsteller Erich Loest, der Philosoph Rudolf Bahro und Walter Janka, der schon in Bautzen I inhaftiert gewesen war.

Ehemalige Häftlinge beider Bautzener Gefängnisse schlossen sich 1990 zu dem Bautzen-Komitee zusammen, um die Errichtung einer Gedenkstätte am historischen Ort zu erwirken. Im Juni 1993 beschloss der sächsische Landtag, in Bautzen II einen Lernort einzurichten, der an die Opfer beider Bautzener Haftanstalten erinnert. Heute dokumentiert die Gedenkstätte die Geschichte zweier Haftanstalten in drei Verfolgungsperioden: die Zeit des Nationalsozialismus, die Zeit der sowjetischen Besatzungsmacht und die der SED-Diktatur. Die ständige Ausstellung, die sich teilweise noch im Aufbau befindet, erinnert an die Leiden der Opfer und zeigt die politisch-historischen Zusammenhänge auf.

Pädagogisches Angebot

thematische Führungen durch die Ausstellungen, Fortbildungen, Zeitzeugengespräche, Schülerprojekte zu Themen, wie beispielsweise "Politische Justiz im Nationalsozialismus"

Öffnungszeiten

Montag bis Donnerstag: 10.00 - 16.00 Uhr Freitag: 10.00 - 20.00 Uhr Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10.00 - 18.00 Uhr

Kontakt
Gedenkstätte Bautzen
Weigangstraße 8a
02625 Bautzen
Bundesland Sachsen

Telefon: +49 (0)3591 40474
Telefax: +49 (0)3591 40475

Externer Link: http://www.stsg.de/cms/bautzen/startseite
Externer Link: info.bautzen@stsg.smwk.sachsen.de

Lage