Während der Zeit des Nationalsozialismus entwickelte sich die nordvorpommersche Stadt Barth zu einem Standort der Rüstungsindustrie. Außerdem errichtete die Wehrmacht einen Fliegerhorst und eine Flak-Schule. Im Ergebnis der Rüstungsanstrengungen verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Kleinstadt nahezu. Während des Zweiten Weltkrieges eröffnete die Luftwaffe ein Kriegsgefangenenlager in Barth. Von 1940 bis 1945 wurden Tausende von alliierten Fliegern im Stammlager "Stalag Luft I" in Barth interniert. Angehörige der US Army Air Force bildeten die größte Gruppe. Auf dem Gelände des Fliegerhorstes richteten die Heinkel-Flugzeugwerke und die SS im Herbst 1943 ein Außenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück ein. Nach Luftangriffen der Alliierten auf das Stammwerk der Heinkel-Flugzeugwerke in Rostock lagerte das Unternehmen Teile der Produktion an andere Orte aus.
Zwischen November 1943 und April 1945 kamen Frauen und Männer in das Barther Außenlager und mussten im Flugzeugbau Zwangsarbeit leisten. Die Häftlinge arbeiteten in zwölfstündiger Tag- oder Nachtschicht, litten unter dem Terror der SS, an Hunger, mangelhaften hygienischen Bedingungen und schlechter medizinischer Versorgung. Viele starben im Barther Außenlager. Am 30. April trieb die SS die Häftlinge auf den Todesmarsch in Richtung Rostock, auf dem sie durch Truppen der Roten Armee befreit wurden.
Nach dem Abzug des deutschen Wachpersonals übernahmen die alliierten Kriegsgefangenen die Kontrolle über das Stalag Luft I. Sie entdeckten die im Außenlager zurückgelassenen KZ-Häftlinge und leisteten Erste Hilfe. Am 2. Mai besetzten Truppen der Roten Armee Barth. Die nach der Befreiung verstorbenen KZ-Häftlinge wurden auf dem ehemaligen Lagergelände beerdigt und gerieten als Opfer des Faschismus in die Vergessenheit. 1966 entstand ein repräsentatives Mahnmal, das die Opfer als antifaschistische Widerstandskämpfer für die SED-Politik vereinnahmte. An die Kriegsgefangenen erinnert seit 1985 ein Ehrenhain, der eingerichtet wurde, als ehemalige US-amerikanische Kriegsgefangene den Ort besuchten.
1998 gründeten Fachleute und engagierte Bürgerinnen und Bürger den "Förderverein Dokumentations- und Begegnungsstätte Barth e. V." Auf dem ehemaligen Lagergelände entstand seit 2000 ein Lernpfad. 2005 eröffnete der Verein eine Ausstellung über die Geschichte der Stadt Barth in der NS-Zeit. Der Verein betreut Überlebende der Barther Lager, hält Kontakt zu Kindern und Nachfahren ehemaliger KZ-Häftlinge sowie Kriegsgefangenen und leistet Bildungsarbeit.
Pädagogisches AngebotFührungen über die historischen Orte und Gedenkstätten, Seminare und Zeitzeugengespräche
ÖffnungszeitenMontag bis Donnerstag: 10.00 - 16.00 Uhr sowie nach Vereinbarung
Kontakt
Förderverein Dokumentations- und Begegnungsstätte Barth e.V.
Bleicherwall 1 B
18356 Barth
Bundesland Mecklenburg-Vorpommern
Telefon: +49 (0)38231 77845
Externer Link: http://www.dok-barth.de
Externer Link: dok-barth@web.de
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