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„Wie ,Holocaust‘ ins Fernsehen kam“ | Die Serie "Holocaust" | bpb.de

„Wie ,Holocaust‘ ins Fernsehen kam“ Dokumentarfilm zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der US-amerikanischen Serie "Holocaust" von 1979

von: Alice Agneskircher

Der Dokumentarfilm „Wie ,Holocaust‘ ins Fernsehen kam“ beleuchtet die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der US-amerikanischen Familien-Saga "Holocaust", die 1979 in der Bundesrepublik ausgestrahlt wurde - ein einschneidendes medienhistorisches Ereignis. Der 4-teiligen fiktionalen Serie gelang, was zahlreiche engagierte und aufklärerische Dokumentationen nicht vermochten: sie rückte den Völkermord an den Juden ins kollektive Bewusstsein.

Inhalt

Die Regisseurin Alice Agneskirchner rekonstruiert in ihrem Dokumentarfilm „Wie ,Holocaust‘ ins Fernsehen kam“ die besonderen Produktionsbedingungen und das große gesellschaftliche Echo der US-amerikanischen Familien-Saga "Holocaust". Die vierteilige Original-Serie kam 1979 unter dem Titel „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ ins deutsche Fernsehen. Sie läutete eine Zeitenwende im Umgang mit dem Nationalsozialismus ein und sorgte für heftige Kontroversen. In den deutschen Medien wurde schon im Vorfeld der Ausstrahlung heftig über die Produktion diskutiert. Kritikerinnen und Kritiker fürchteten eine Trivialisierung der Geschichte.

Der Dokumentarfilm zeichnet nach, welche Schwierigkeiten der WDR und insbesondere dessen damaliger Fernsehspielchef Externer Link: Günter Rohrbach hatten, die Serie in Deutschland zur Ausstrahlung zu bringen und zeigt neben zahlreichen Ausschnitten aus der Original-Serie auch die Reaktionen der Zuschauer, die alle Erwartungen übertrafen: Einschaltquoten von knapp 40 Prozent, zehntausende von nächtlichen Anrufen und bergeweise Zuschauerpost. Regisseur Marvin J. Chomsky und Produzent Robert Berger, beide jüdischer Abstammung, erzählen von der belastenden Atmosphäre bei den Dreharbeiten. Die Darstellerinnen von Mutter und Tochter Weiss, Rosemary Harris und Blanche Baker, begegnen sich nach der Drehzeit zum ersten Mal wieder und schildern, welche Bedeutung die Arbeit für sie gehabt hat. Andere Schauspieler, darunter auch Michael Moriarty und Erwin Steinhauer kehren zurück an die damaligen Drehorte, wie z.B. die Gaskammer des früheren Konzentrationslagers Mauthausen.

Die Serie schilderte - hochemotional inszeniert - das fiktive Schicksal zweier Familien: das der deutsch-jüdischen Arztfamilie Weiss, die als assimilierte Juden in Berlin leben. Und parallel die Familiengeschichte um den Juristen Erik Dorf, der sich den neuen politischen Verhältnissen anpasst und in kurzer Zeit zum Adjutanten von SS-Führer Reinhard Heydrichs aufsteigt. Bei Familie Weiss erlebten die Zuschauenden jede Etappe der anfänglichen Ausgrenzung und Entrechtung der angesehenen Arztfamilie mit, bis hin zu ihrer Deportation und ihrer Ermordung in der Gaskammer.

Noch nie zuvor hatten Filme oder Fernsehsendungen den Völkermord an den Juden aus der Perspektive der Opfer so eindringlich dargestellt. Die amerikanische TV-Serie brachte den Begriff Holocaust nach Deutschland und Europa. Er zog mit seiner Deutungskraft auch in die Debatten des Deutschen Bundestags ein, der 1979 abschließend über die Interner Link: Verjährung von nationalsozialistischen Verbrechen diskutierte. Die Gesellschaft für deutsche Sprache wählte "Holocaust" 1979 zum Wort des Jahres. Heute gehört es als Synonym für die systematische Ermordung der Juden im Nationalsozialismus zum Sprachgebrauch.

Die Ausstrahlung der Serie und löste in vielen Familien erstmals intensive Diskussionen über die Rolle der Eltern und Großeltern während der Nazi-Zeit aus. Der Film geht den Fragen, Empfindungen und Auswirkungen nach, die bis heute eine Rolle spielen. Die 1970er Jahre waren geprägt von einem starren Familien- und Gesellschaftssystem, der Post-Hippie-Ära, zwei Ölkrisen und dem Linksterrorismus der RAF (Rote Armee Fraktion). Die Ausstrahlung von "Holocaust" traf einen empfindlichen Nerv, führte zu einem Nachdenken in allen gesellschaftlichen Schichten und ermöglichte erstmals - 34 Jahre nach Kriegsende - eine Art emotionale Katharsis.

Bis heute ist "Holocaust" eine der erfolgreichsten TV-Produktionen weltweit, sie hat acht Emmy-Awards gewonnen und wurde in über 50 Länder verkauft. Die Medien- und Geschichtswissenschaft hat sich seither immer wieder damit beschäftigt. Heute liegt die Erstausstrahlung über 40 Jahre zurück. Welche Bedeutung hat sie für die Gegenwart? Wie sehr haben uns die Fernseherinnerungen an "Holocaust" und die daraus resultierende gesellschaftliche Debatte geprägt, und in welcher Form prägen sie uns weiter?

Mehr Informationen

  • Kamera: Ralf llgenfritz

  • Ton: Ulla Kösterke

  • Montage: Viola Rusche

  • Zusätzliche Kamera: Ben Hardwicke, David Kalisher, René Kirschey, Moritz Bauer

  • Regieassistenz: Corinna Volkmann

  • Sprecherin (deutsche Version): Nadja Schulz-Berlinghoff

  • Mischton: Raimund von Scheibner

  • Grafik: Sebastian Martinez

  • Mastering: Werner Bednarz

  • Produzent: Gunter Hanfgarn

  • Redaktion: Beate Schlanstein (WDR), Christoph Mestmacher (NDR), Gabriele Trost (SWR)

  • Produktion: 14.01.2019

  • Spieldauer: 89 Min.

  • hrsg. von: WDR, SWR, NDR

  • Verfügbar bis: 31.12.2028

Lizenzhinweise

© HANFGARN & UFER Filmproduktion

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