Verglichen mit den Ansteckungszahlen der Nachbarländer macht die Schweiz im Umgang mit der Corona-Pandemie keine gute Figur. Auf dem Höhepunkt der Zweiten Welle im vergangenen Herbst vermeldete die Schweiz fünfmal mehr Fälle pro eine Million Einwohner als Deutschland und eineinhalbmal mehr Fälle als Österreich. Zu Beginn des zweiten Pandemiejahres verzeichnet das Land knapp 8.000 Todesfälle bei insgesamt gut einer halben Million Infizierten.
Der erste Fall einer Ansteckung mit dem Coronavirus wurde am 25. Februar 2020 bekannt. Ein 70-jähriger Mann hatte das Virus aus Mailand in den italienisch-sprachigen Teil der Schweiz gebracht. Drei Tage danach rief die Landesregierung die „außerordentliche Lage“ aus. Der nationale Notstand erlaubte es ihr, einschneidende Maßnahmen zu beschließen. Die Befugnis dazu hatte die Stimmbevölkerung 2013 mit der Annahme eines neuen Pandemiegesetzes erteilt.
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft trugen die Maßnahmen mit. Auch die Armee wurde zur Unterstützung des Gesundheitssystem aufgeboten. Es war die größte Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg. Mitte März entschied der Bundesrat, das öffentliche Leben herunterzufahren. Die Schweiz reagierte spät im europäischen Vergleich. Die Nachbarländer hatten deutlich schneller drastischere Maßnahmen verordnet.
Im September beschloss das Parlament das "Covid-Gesetz", mit dem das Notrecht außer Kraft gesetzt wurde. Seither gilt die "besondere Lage". Kantone tragen wieder mehr Verantwortung. Der Föderalismus kommt jedoch mit steigenden Fallzahlen an seine Grenzen. Es wird vom "Flickenteppich der Maßnahmen" gesprochen. Jetzt, wo mit dem Impfstoff das Ende der Pandemie in Aussicht steht, hat die Landesregierung die Verlängerung der Maßnahmen bis Ende Februar beschlossen und ruft zum Durchhalten auf.