Während die Europakarte, was die Anzahl der Neuinfektionen anbelangt, weitgehend dunkelrot gefärbt ist, findet sich Dänemark bisher eher im mittelroten Bereich. Die Neuinfektionen liegen auf einem stabilen, aber hohen Niveau. Von rund 5,5 Millionen Dänen wurden gut 70.000 mit dem Virus infiziert. Insgesamt wurden seit Beginn der Pandemie knapp 6,9 Millionen Tests vorgenommen. In Dänemark kann sich jeder Bürger kostenlos testen lassen.
Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr hatte die dänische Minderheitsregierung wie fast ganz Europa einen Lockdown beschlossen, der durch wirtschaftliche Hilfspakete flankiert wurde. Als eines der ersten Länder Europas öffnete Dänemark dann zunächst Kindergärten und Schulen wieder. Die Grenzen zu Deutschland, aber auch nach Schweden, blieben lange Zeit geschlossen. Der Sommer verlief ruhig - bis zur zweiten Welle.
Mit deren Beginn hat sich die sozialdemokratische Minderheitsregierung für eine Reihe von Maßnahmen entschieden, aber für keinen zweiten Lockdown. Versammlungen von mehr als zehn Personen, auch privat, sind untersagt. Kinos, Theater, Restaurants, Sport sind aber weiterhin unter Auflagen und mit Einschränkungen möglich. In weiten Teilen gibt es keinen Zwang, sondern immer nur Empfehlungen, an die die Dänen sich aber meist halten.
In Dänemark ist das Vertrauen in den Staat groß. Im Juli vertrauten 73 Prozent der Befragten dem Umgang der Regierung mit der Epidemie. Jetzt sank der Wert auf 56 Prozent, wie der Nordschleswiger berichtete. Als Grund gilt der Nerz-Skandal: Am 4. November hatte Premierministerin Mette Frederiksen verkündet, alle Tiere in den knapp 800 Nerzfarmen zu keulen, um die Ausbreitung der dort entdeckten Mutation des Coronovirus zu stoppen, die nachweislich von den Tieren auf Menschen übergesprungen war. Allerdings gab es zu dem Zeitpunkt keine gesetzliche Grundlage für das Keulen gesunder Tiere - was Mitglieder der Regierung wussten. Mittlerweile scheint die Mutation nicht mehr aufzutreten und die bisher sehr zurückhaltende Opposition wird aktiv, um die Regierung zur Rechenschaft zu ziehen.