Das Coronavirus war Anfang 2020 mit Urlaubern aus Ischgl und Norditalien sowie Geschäftsreisenden aus China in die Niederlande gekommen. Doch alarmiert war man in Den Haag nicht. Anfang März erklärte Premier Mark Rutte, dass hygienische Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ausreichen würden: Hände waschen und keine Hände schütteln.
Doch nur wenige Tage später, am 15. März, wurden die ersten Schutzmaßnahmen verhängt. Kneipen und Restaurants mussten schließen, ebenso Theater, Kinos und Sportclubs. Kontakte wurden auf zwei Personen beschränkt. Wer konnte, musste zu Hause arbeiten. Auch Schulen und Kitas wurden geschlossen. Anders als andere Staaten setzten die Niederlande aber nicht auf einen totalen Lockdown. Bürger durften sich frei bewegen - wenn sie 1,5 Meter Abstand hielten. Die Regierung appellierte vor allem an die Einsicht der Bürger und sprach von einem "intelligenten Lockdown."
Die Zahl der Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen sowie der Toten stieg schnell. Am Ende der ersten Welle zum 1. Juni waren es nachweislich über 6.000. Die 1.150 Intensiv-Betten reichten bei weitem nicht aus. Mehrere Patienten mussten nach Deutschland verlegt werden. Dramatisch war die Lage in den Pflegeheimen. Da es keine Schutzkleidung gab, starben dort noch einmal über 4.000 Menschen. Es zeigte sich, dass die Gesundheitsämter total überfordert waren. Die Testkapazität reichte bei weitem nicht aus, es fehlten Mitarbeiter für die Kontaktnachverfolgung.
Nach der Lockerung der Maßnahmen zum 1. Juni nahmen viele Niederländer ihr bisheriges Leben wieder auf, besuchten Cafés, feierten Partys oder fuhren in den Urlaub. Sogar die Grundregeln, Hände waschen und keine Hände schütteln, wurden oft nicht eingehalten. Am 13. Oktober wurde wegen der hohen Infektionsraten erneut ein Teil-Lockdown verhängt, Gaststätten geschlossen und Kontakte stark eingeschränkt.