Russland steht mit ca. 1,1 Mio. Infektionsfällen weltweit an vierter Stelle in der Corona-Statistik. Trotz der Landgrenze zu China erreichte Sars-CoV-2 Russland nicht auf diesem Weg, sondern über Westeuropa – und mit zeitlichem Verzug zu den Massenausbrüchen dort. Obwohl es Ende März nur zirka 300 neue Fälle pro Tag mit einem deutlichen Schwerpunkt in und um Moskau gab, verkündete Präsident Putin einen landesweiten Lockdown, der zweimal verlängert wurde und bis 11. Mai dauerte. Zu diesem Zeitpunkt erreichte der Pandemieverlauf mit rund 11.000 neuen Fällen pro Tag seinen Höhepunkt. Das Gesundheitssystem war dabei vielerorts überlastet. Parallel wurden die Grenzen geschlossen und der internationale Flugverkehr eingestellt – diese Maßnahmen sind faktisch heute noch in Kraft. Im Großraum Moskau galt anderthalb Monate ein strenges Passierschein-Regime.
Die Hauptstadt ist bis heute der Hotspot des Epidemiegeschehens. Auf Moskau entfallen (bei 9 Prozent Bevölkerungsanteil) etwa ein Viertel aller Fälle. Auffällig ist, dass ansonsten nur dünn besiedelte periphere Regionen hohe Infektionsquoten aufweisen. Im Verlauf des Sommers schwächte sich der Pandemieverlauf auf unter 5000 Fälle pro Tag ab und steigt nun wieder langsam in Richtung 6000 an.
Die vergleichsweise niedrigen russischen Todeszahlen – momentan knapp unter 20.000 – wurden weithin als unglaubwürdig kritisiert. Vergleiche mit der Übersterblichkeit für die Frühjahrsmonate ließen den Schluss zu, dass bis zu zehnmal mehr Menschen an, mit und wegen Covid-19 gestorben sind. Inzwischen haben zahlreiche Regionen ihr Diagnose- und Meldesystem geändert und melden ein realistischeres Bild.
Für große Diskussionen weltweit sorgte auch, dass Russland als erstes Land weltweit am 11. August die Zulassung eines Impfstoffs verkündete – und das, obwohl die Tests noch gar nicht abgeschlossen waren.