Der erste Fall in Italien wurde in Codogno in der Lombardei am 21. Februar positiv getestet. Allerdings konnte ein Forscherteam in Abwasserproben den Erreger Sars-CoV-2 bereits im Dezember in Mailand und Turin nachweisen, so dass das Virus schon viel eher in Italien angekommen sein muss.
Die italienische Regierung hat Anfang März den Notstand ausgerufen und am 9. März einen Lockdown verordnet. Zwei Monate später, am 4. Mai, begannen die ersten Lockerungen, heute sind die Maßnahmen weitgehend aufgehoben. Es gilt weiterhin Maskenpflicht in geschlossenen Räumen, Sicherheitsabstand und das Verbot von Massenveranstaltungen. Seit Anfang Juni sind die Grenzen wieder geöffnet, während die Schulen weiterhin geschlossen bleiben und erst nach der Sommerpause im September öffnen sollen.
Zur Bekämpfung neuer Infektionswellen hat Italien Anfang Juni eine Corona-Tracing-App namens Immuni verfügbar gemacht. Doch bisher haben nach Angaben von Innovationsministerin Paola Pisano nur acht Prozent der Smartphone-Nutzer die App auf ihren Handys installiert. Von Datenschützern wird Immuni als vorbildlich eingestuft, aber in den sozialen Medien wurde Kritik laut an Klischees im Design der App, die Frauen als Kinderbetreuerinnen mit Pflanze zeigte, während Männer am Computer arbeiteten. Nachdem sich auch einzelne Abgeordnete der Kritik anschlossen wurde dies zwar korrigiert, aber die App bleibt wenig beliebt. Die Italiener fürchten auch, dass ihnen eine App wenig nützt, solange das Gesundheitssystem weiterhin schlecht gerüstet ist.
Italiens Wirtschaft hatte schon geschwächelt, bevor die Corona-Krise das Land traf. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone ist mit 135 Prozent des eigenen Bruttoinlandsprodukts (BIP) verschuldet. Italiens Statistikamt Istat geht im Jahr 2020 von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 8,3 Prozent aus. Am meisten betroffen ist die Tourismusbranche. Im vergangenen Jahr beschäftigte der Tourismus laut der Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore 4,2 Millionen Menschen und erwirtschaftete 13,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Nun bleiben Italiens meist besuchte Städte wie Rom, Florenz und Venedig aber trotz der Aufhebung der Einreisebeschränkungen leer.
Italien hat sich von Beginn der Krise an zusammen mit anderen stark betroffenen Ländern dafür eingesetzt, dass die EU ihre Mitglieder nicht nur mit Krediten wie bisher, sondern durch eine echte, zumindest partielle, Vergemeinschaftung der Schulden unterstützt. Die Bedenken der wirtschaftlich bessergestellten Länder wie Deutschland, Dänemark und die Niederlande vor allem am Anfang der Krise machte viele Menschen in Italien wütend, was sich im Zuge der Pläne für den Wiederaufbaufonds inzwischen jedoch gelegt hat. Allerdings besteht die Sorge, dass die angekündigten Hilfen, sowie auch der nationale Wiederaufbauplan zu spät kommen, um die italienische Wirtschaft zu retten. In jedem Fall will Italien es vermeiden, Geld aus dem Rettungsschirm ESM anzunehmen.