Virginia Prince (1912-2009) prägte den Transgender-Begriff in den 1970er Jahren in den USA. Sie lebte als Frau, ohne ihren "männlichen" Körper operativ verändern zu lassen, und fand ihre Lebensweise weder mit dem Begriff "Transvestit" noch mit dem der "präoperativen Transsexuellen" repräsentiert. Mit der Selbstbezeichnung "Transgenderist" grenzte sie sich von der Pathologisierung durch den medizinisch-psychiatrischen Diskurs ab: “We ain’t broken - so stop trying to fix us!“
Im Laufe der 1990er Jahre wurde der Transgender-Begriff ausgeweitet und wird u.a. verwendet:
für andere Weisen von Geschlechtsangleichung bzw. –veränderung, als es das medizinische Transsexualitätsmodell vorsieht;
als politischer Begriff für Identitäten und Lebensweisen, die das Zwei-Geschlechter-Modell in Frage stellen;
als Oberbegriff für vielfältige Weisen von Trans*.
Die Verwendung als Oberbegriff ist verbreitet, stößt jedoch auch auf Kritik: So lehnen es transsexuelle Menschen z.T. ab, sich unter der Kategorie Transgender subsumieren zu lassen, vor allem wenn sie ihr Identitätsgeschlecht innerhalb einer Zwei-Geschlechter-Struktur verorten und sich klar von geschlechtlicher Uneindeutigkeit unterschieden wissen möchten.
Sauer, Arn (2018): LSBTIQ-Lexikon. Grundständig überarbeitete Lizenzausgabe des Glossars des Netzwerkes Trans*Inter*Sektionalität. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn.