Sprachliches Handeln prägt und beeinflusst die Vorstellungen, die sich Menschen von Welt machen, von sich selbst und von anderen Personen. Wie wir andere Personen einordnen, worüber wir andere wahrnehmen, hängt zentral von sprachlichen Kategorien und Zuschreibungen ab, die wir kennen und selbst kontinuierlich benutzen.
Sprachlich exgendernd zu handeln, also genderlos zu sprechen oder schreiben, macht einen entscheidenden Unterschied: für sich nicht gendernde Menschen, für andere, die respektvoll kommunizieren und die Selbstwahrnehmung anderer respektieren wollen.
Statt LeserIn, Leser oder Les*erin könnte ich sagen: eine Person, die liest. Dadurch würde stärker ein Handeln von Personen als Handlung wahrgenommen und nicht als Essenz der Identität. In den Substantiven wie 'Leser*in' wird stärker eine Tätigkeit gegendert als die Identität einer Person ausgedrückt. Statt Frauen- und Männerschlafsäcken könnte von Schlafsäcken in unterschiedlichen Größen und mit verschiedenen Temperaturvolumen gesprochen werden – es würde so das Spektrum menschlicher Handlungsmöglichkeiten erweitert und zugleich ausdifferenziert.
Statt 'die Schwangere' könnte 'die schwangere Person' gesagt werden. So würde auf das fokussiert, worum es in der Äußerung geht und nicht noch gleichzeitig Dinge, Verhalten und körperliche Zustände vergeschlechtlicht. Wir könnten so anfangen konkreter, differenzierter und wertschätzender zu sprechen – und gleichzeitig damit die massiven sozialen Genderungen, die alle Personen einengen und ein gesellschaftliches Gewaltkorsett sind, loslassen.
Sprache lässt neues entstehen und zugleich auch althergebrachtesin Frage stellen. Dass Gender, insbesondere in der Realisierung als Zwei-Genderung so , unauflösbar erscheint, zeigt sich nicht zuletzt auch in den Sprachkonventionen der Gesellschaft. Es scheint anstrengend und aufreibend Ausdrucksweisen zu finden, die auf Genderungen verzichten, wenn wir über Menschen sprechen. Zwei-Genderung ist normalisiert und naturalisiert. Über Sprache werden eben nicht nur Diskriminierungen realisiert, sondern auch Interventionen in Diskriminierungen.
Wenn ich sprachlich handle, im Sprechen oder im Schreiben, im Zuhören wie im Lesen, kann ich mich immer wieder neu entscheiden, ob ich konventionelle Gendervorstellungen re_produzieren und tradieren will. Oder ob ich etwas verändern will. Ob ich zum Beispiel aufhören will, androgendernde Formen, die immer und immer wieder neu eine männliche Allgemeinmenschlichkeit zementieren, aushalten und überhören will.
Bewusstes sprachliches Handeln ist eine schnelle, alltägliche, immer machbare Möglichkeit eine gewaltvolle Norm, wie Zwei-Genderung es ist, herauszufordern und zu verändern. Eine Form mich verändert auszudrücken könnte zum Beispiel sein, Zwei-Genderungs-Normalitäten im sprachlichen Ausdruck zu vermeiden und stattdessen kreativ und für alle verständlich entgendernde Sprachformen zu bilden, wie die Pronomina 'pers', 'hen' oder 'ex' (von Exit Gender) und Beschreibungen von Personen mit 'die Person, die....'.