Ausgehend von der marxistischen Theorie, nach der die "Frauenfrage" als Teil der "sozialen Frage" gelöst und die Unterdrückung der Frauen mit der Abschaffung der kapitalistischen Verhältnisse überwunden werden sollte, beanspruchte die Deutsche Demokratische Republik (DDR) als eine ihrer bedeutenden Errungenschaften, im Rahmen der Etablierung des Sozialismus die Gleichberechtigung der Frauen verwirklicht zu haben. So drängt sich die Frage auf, welche Rolle eine Frauenbewegung in der SBZ/DDR spielen konnte und – etwas zugespitzt formuliert – ob der Demokratische Frauenbund Deutschland (DFD), der 1947 als einzige offiziell anerkannte Frauenorganisation der SBZ (später der DDR) gegründet werden durfte, überhaupt als solche gelten kann. Zumindest dürfen Aufgabe und Aktion der "Frauenbewegung" in der SBZ/DDR nicht losgelöst von der (Frauen-)Politik der Partei der Arbeiterklasse bzw. des sozialistischen Staates betrachtet werden.
Gründungsphase des DFD
Schon kurz nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands entstanden in allen Besatzungszonen verschiedene Frauenzusammenschlüsse, die die schwierige Nachkriegssituation meistern und die verstärkte Teilnahme der Frauen am öffentlichen Leben fördern wollten. In der SBZ wurde die Schaffung antifaschistischer Frauenausschüsse und deren Einbindung in die kommunalen, später zonalen Verwaltungen "von oben" forciert. Neben Sozialarbeit und Bewältigung der Alltagsprobleme (beispielsweise durch die Schaffung von Nähstuben, die Durchführung von Sammelaktionen und die Mitarbeit in Versorgungskommissionen) setzten sich diese Frauenausschüsse für die berufliche und politische Gleichstellung der Frauen ein.
Die Kommunistinnen, die von Anfang an zu den aktivsten Mitgliedern zählten und sich der Unterstützung der sowjetischen Militäradministration sicher sein konnten, legten besonderen Wert auf das Überparteilichkeitsprinzip und also auf die Zusammenarbeit mit Frauen aus der Sozialdemokratischen Partei, aus den "bürgerlichen" Parteien (Christlich Demokratische Union und Liberal-Demokratische Partei) sowie mit "Parteilosen". Dies entsprach der "Volksfrontstrategie" der KPD bzw. der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, im April 1946 aus der Zwangsfusion von KPD und SPD entstanden), die die Phase der "antifaschistisch-demokratischen Umwälzung" in den Jahren 1945 bis 1947 prägte: Es ging darum, alle Kräfte, die zum Fall des Nationalsozialismus beigetragen hatten, für eine breite Front zu gewinnen, die einen demokratischen Aufbau anregen sollte und unter anderem die Umerziehung ehemaliger NS-MitläuferInnen zum Ziel hatte.
Im März 1947 ging der Demokratische Frauenbund aus den antifaschistischen Frauenausschüssen hervor – die jedoch wegen des Protestes der bürgerlichen Frauen, die einen noch stärkeren Einfluss der SED im neuen organisatorischen Rahmen befürchteten, erst einige Monate später endgültig aufgelöst werden konnten. Zur Strategie der Mobilisierung breiter Frauenschichten durch die SED gehörte der offizielle Diskurs über die "einheitliche Frauenbewegung", die der DFD verkörpern und durch welche die frühere "verhängnisvolle" Spaltung in bürgerliche und proletarische Frauenverbände überwunden werden sollte. Zwar konnten bürgerliche Frauen und Parteilose für die weitere Zusammenarbeit an der Basis und in den Führungsgremien gewonnen werden, bald aber wurden die Schlüsselpositionen durch SED-Funktionärinnen besetzt.
Im Kontext der Gründung der DDR im Jahr 1949 bekam der DFD neue Aufgaben zugewiesen. Diese sollten im Rahmen der "Nationalen Front des demokratischen Deutschlands" erfüllt werden, die als Zusammenschluss aller Parteien und Organisationen der DDR zu einem Agitationsinstrument der SED wurde. Ab Anfang der 1950er Jahre definierte sich der DFD nicht mehr als "Frauenbewegung", sondern als "Massenorganisation", die die Millionengrenze bereits überschritten hatte, immer mehr parteilose Frauen versammeln sollte und den Führungsanspruch der SED anerkannte. Schon in den Statuten von 1952 ist nicht mehr die Rede von der Verteidigung der "Fraueninteressen". In den Vordergrund rückten "Liebe, Treue und Stolz" (Satzungen, DFD-Archiv (SAPMO-BArch)) dem sozialistischen Staat gegenüber, der die Gleichberechtigung der Frauen garantiere.
Frauenpolitik von Staat/Partei und "Frauenbewegung"
Angesichts der frühen Einflussnahme durch die SED ist es kaum möglich, den DFD als unabhängige Frauenvertretung zu definieren, die sich erst im Laufe der Zeit in einen "Transmissionsriemen" der Partei verwandelt hätte. Innerhalb der begrenzten politischen Partizipationsmöglichkeiten von DDR-BürgerInnen wurde der Frauenorganisation allerdings ein gewisses "Mitsprache- und Mitwirkungsrecht" zuerkannt.
Dies gilt auch für die Betriebsfrauenausschüsse, die 1952 als Frauenvertretungen in der sozialistischen Wirtschaft gegründet wurden. Diese Ausschüsse, die ab 1965 dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) untergeordnet wurden, konnten zumindest im ersten Jahrzehnt ihrer Existenz Forderungen nach einer Verbesserung der realen Arbeitsbedingungen und der praktischen Umsetzung der frauenspezifischen gesetzlichen Regelungen erheben.
Das Wirkungsfeld der DFD-Gruppen, die sich ab 1949 nur noch in den Wohngebieten und nicht mehr in den Betrieben konstituieren durften, blieb – in einer von der außerhäuslichen Arbeit dominierten Gesellschaft – eher begrenzt. DFD-Gruppen beteiligten sich beispielsweise an der Ausarbeitung des "Gesetzes über den Mutter- und Kinderschutz und die Rechte der Frau" vom 27. September 1950, das die Weichen für die Verwirklichung des in der DDR-Verfassung verankerten Gleichberechtigungsprinzips stellte. So kann von der "Zwitterstellung" gesprochen werden, die der DFD innehatte "zwischen der Funktion, Mitgliederinteressen zu artikulieren, und der Funktion, Parteibeschlüsse und die marxistisch-leninistische Weitsicht bei den Mitgliedern zu propagieren, die zum größten Teil keine SED-Mitglieder waren."
Der DFD sollte die Frauen in erster Linie von der Richtigkeit der Frauenpolitik von Partei und Staat überzeugen. Von Anfang an zielte diese auf die Einbeziehung der Frauen in die Berufsarbeit, die als Voraussetzung für ihre Emanzipation galt. Im Kontext der Errichtung der sozialistischen Planwirtschaft hatte die Mobilisierung der Frauen für den Eintritt in die "gesellschaftliche Produktion" – die der DFD u. a. durch die Schaffung von "Hausfrauenbrigaden" unterstützte – absoluten Vorrang. Hinzu kamen, vor allem ab Anfang der 1960er Jahre, Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung der erwerbstätigen Frauen, die am Ende der DDR-Zeit tatsächlich einen hohen Stand erreicht hatte.
In der "Honecker-Ära" (ab 1971) wurden die berufstätigen Mütter zu den Hauptadressatinnen der sozialpolitischen Maßnahmen, durch welche die Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft verwirklicht werden sollte. Damit wurde aber auch das herrschende Frauenleitbild der DDR konsolidiert, nach dem die Frauen ihre "Doppelbelastung" meisterhaft beherrschten und sich darüber hinaus noch politisch engagierten. Verbesserung des Mutterschutzes, bezahltes Babyjahr und Ausbau der Kindereinrichtungen zählten zwar zu den Bestimmungen, die von den Frauen begrüßt wurden, aber gleichzeitig wurde Frauenpolitik auf Familienpolitik (mit pronatalistischen Zielen), ja auf "Muttipolitik" reduziert. Dies blockierte jede Reflexion und Diskussion über die Geschlechterrollen – z. B. über Vereinbarkeit von Berufsarbeit und Elternschaft oder Arbeitsteilung im Haushalt. Selbst das "Gesetz über die Unterbrechung der Schwangerschaft" vom 9. März 1972, das die Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch einführte und damit eine bedeutende Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts der Frauen beseitigte, wurde lediglich als "Frauentagsgeschenk" präsentiert – auch vom DFD selbst, der sich immer mehr zum "Akklamationsorgan" entwickelte.
Grenzen der Frauenemanzipation und Instrumentalisierung des DFD
Die "aufoktroyierte" Emanzipation verhinderte, zumindest auf offizieller Seite, das Hinterfragen der realen Geschlechterverhältnisse und der patriarchalischen Herrschaftsstrukturen in der DDR. Feminismus wurde von der männerdominierten Machtspitze als "Frauenrechtelei" abgetan, denn grundsätzlich habe "die Frau" an der Seite "des Mannes" ihre Emanzipation erkämpft bzw. erlangt. In der Praxis blieben die Frauen im Partei- und Staatsapparat unterrepräsentiert. Ihr Anteil an mittleren politischen Positionen war zwar relativ hoch, beispielsweise in den Parlamenten der DDR, wo auch der DFD eigene Fraktionen hatte. Aber charakteristisch ist, dass bis zur Wende nie eine Frau Vollmitglied des Politbüros der SED, des eigentlichen Entscheidungsorgans, wurde.
Einer der Hauptbereiche der Arbeit des DFD, der "Kampf um den Frieden", zeigt exemplarisch den Zusammenhang zwischen der Unterordnung der Fraueninteressen unter die allgemeinen politischen Ziele der DDR und den spezifischen Aufgaben, die den Frauen und ihrer Organisation zugeteilt wurden: Als (potenzielle) Mütter, die dazu berufen seien, das Leben zu schützen, sollten sich die DDR-Frauen an der Seite der Sowjetbürgerinnen und Frauen aus anderen "friedliebenden" Ländern in die Front gegen den westlichen "Imperialismus" einreihen. Diese Argumentation, die gleichzeitig von der Instrumentalisierung der "Frauenbewegung" zeugt, zieht sich wie ein roter Faden durch die DDR-Geschichte, von den frühen 1950er Jahren, als der ostdeutsche Staat den Abschluss eines Friedensvertrags mit ganz Deutschland forderte und die Westalliierten für die Spaltung verantwortlich machte, bis hin zu den 1980er Jahren, als die "Hochrüstungspolitik" der USA angeprangert werden sollte.
Dieser offizielle Friedensdiskurs, mit Hilfe dessen aufkeimende reale "pazifistische Auffassungen entkräftet werden"