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Stimmen aus Europa

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28 Mitgliedstaaten, 500 Millionen Bürger: Vielfalt und Einheit prägen die Europäische Union. Welche Themen bewegen die Menschen in den Ländern? Was denken sie über Europa? Wie kommentieren die nationalen Medien? Im Vorfeld der Europawahlen berichten Korrespondenten aus verschiedenen Ländern Europas.

"Die europäische Idee verliert für die Bürger immer mehr an Strahlkraft", berichtet Chrissi Wilkens aus Griechenland. "Die Popularität der europäischen Führung befindet sich seit Beginn der Krise im freien Fall. Im Jahr 2009 hatte die Europäische Union noch 60 Prozent der Griechen hinter sich, 2013 waren es nur noch 19 Prozent, so eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup. EU-Themen genießen genauso wie die griechische Ratspräsidentschaft wenig Attraktivität in der öffentlichen Wahrnehmung, auch wenn die Medien ihre Bedeutung immer wieder hervorheben".

Europakritische Rhetorik in Ungarn

Ungarns Premier Viktor Orbán setze auf eine europakritische Rhetorik, analysiert Keno Verseck. "Orbán möchte ausdrücklich das Lager der Euroskeptiker stärken und plädiert für mehr Eigenständigkeit der einzelnen Mitgliedsländer, sowie für ein "Europa der Nationen", in dem konservative Werte wie die traditionelle Familie und ein konservativ verstandenes Christentum wieder eine größere Rolle spielen sollen. Die EU bezeichnet er hingegen als orientierungslos und von einem "schädlichen linksliberalen Post-68er-Geist" dominiert. "Die Situation in Ungarn ist insofern einmalig, als die EU-Skepsis heute offizieller Standpunkt ist," konstatiert die linke Tageszeitung Népszava. An Orbáns antieuropäischer Rhetorik orientieren sich alle regierungstreuen Medien und auch die unter Regierungskontrolle stehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsender – in ihnen ist praktisch nichts zu lesen oder zu hören, was von Orbáns Positionen abweicht."

Frankreich zwischen Tristesse und Reform

Frankreich sei derweil vor allem mit sich selbst beschäftigt, erklärt Michael Neubauer. "Die Krise führt auch dazu, dass die Kommentatoren in den Medien verstärkt die Ungleichheiten in der EU kritisieren. Gerade der Exportweltmeister Deutschland mit seinem fehlenden Mindestlohn betreibe einen unfairen Wettbewerb. Eine "französische Kur" verordnet die Wirtschaftszeitung Les Echos dem streberhaften Nachbarn - mit 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, hohem Mindestlohn und einer Rente mit 62. Doch die wirtschaftliche Malaise wirft auch Schatten auf das Projekt Europa. Laut einer Befragung des Pew-Forschungszentrums sank die Quote der EU-Befürworter in Frankreich vergangenes Jahr von 60 auf 40 Prozent. Zugleich jedoch steht Brüssel unangefochten auf Platz eins in einer Umfrage des französischen Meinungsforschungsinstituts Sofres - bei der Frage, wer am ehesten die Folgen der Wirtschaftskrise bewältigen kann."

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