Die Zeit vor dem Beitritt nutzen
Die Mittagshitze hängt schwer über der Baranja-Ebene Ost-Kroatiens. Von einem makellos blauen Himmel strahlt die Sonne auf eine der letzten noch weitgehend naturbelassenen Flusslandschaften Europas: die Ufer- und Auebereiche der Zusammenflussregionen der Flüsse Mur, Drau und Donau. Schimmel schauen schläfrig aus ihren Boxen, und auf den Höfen verströmen zum Trocknen aufgehängte Knoblauchknollen, Paprika und Kräuter ihren würzigen Duft. Als Mitteleuropäer hat man unwillkürlich das Gefühl, als wäre hier die Zeit stehen geblieben – Puszta-Idylle.
War die Urwüchsigkeit der Landschaft an diesen Flüssen bisher auch durch Hinterlassenschaften des "Eisernen Vorhangs" und des Balkankriegs vor der menschlichen Bau- und Regulierungswut noch weitgehend geschützt, so gefährden jetzt Wasserbauarbeiten die Flüsse und Flusslandschaften. Bettregulierungen und -begradigungen sowie Staustufen sollen einer bislang noch kaum existenten Schifffahrt einen Aufschwung bescheren und Wasserkraftwerke die Elektrizitätsversorgung der Region sichern.
Was zunächst nur nach dem unachtsamen, aber alltäglichen Umgang des Menschen mit seiner Umwelt aussieht, ist auf den zweiten Blick jedoch noch viel mehr. So wurde nach Auskunft der gemeinnützigen Stiftung EURONATUR in Kroatien mit Hilfe von Fördermitteln für Beitrittskandidaten der EU, den so genannten IPA-Funds, nicht nur die unwiederbringliche Zerstörung der Natur geplant, sondern auch gegen (auf dem Balkan noch nicht geltendes) EU-Recht verstoßen. Nach dem Beitritt müssten viele der Maßnahmen wieder zurückgebaut werden – natürlich auch mit Hilfe von EU-Geldern. Ein Schelm, der hier Arges denkt!
Die wilde Baranja
Eine Gruppe von internationalen Pressevertretern steht auf dem Steilufer der Drau und blinzelt in der flirrenden Hitze über der Ebene. Uferschwalben und die bunten Bienenfresser zwitschern um die Wette, Kameras klicken, und Aufnahmegeräte surren leise.
"Vor Ihnen liegt eine der letzten noch weitgehend erhaltenen, natürlichen Flusslandschaften Europas", erläutert der Biologe Martin Schneider-Jacoby von EURONATUR. Zusammen mit dem WWF versucht die gemeinnützige Stiftung mit langfristig angelegten, länderübergreifenden Projekten den Naturschutz mit einer nachhaltigen Entwicklung der Region zu vereinbaren. "Anfang der 90er Jahre begann das Projekt Biosphärenreservat Mur-Drau genau an dieser Stelle", sagt der Biologe. "Unsere Idee war, diese einmalige Landschaft zu bewahren und der ländlich geprägten Region eine wirtschaftliche Perspektive durch sanften Tourismus zu geben."
Doch was ist das für eine Landschaft? Die Drau nimmt in der Baranja noch weitgehend unreguliert ihren Lauf und mäandert durch die Ebene. Seit den Eiszeiten trägt sie an einer Stelle das Ufer ab und landet es an anderer Stelle wieder an. Über die Jahrhunderte bildete sich so eine natürliche Flusslandschaft mit wilden Bruch- und Auwäldern, die eines der letzten Rückzugsgebiete für gefährdete Tierarten in Europa darstellt. Gerade etwa im Ausbau von Radwegen und geführten Wanderungen für Naturbegeisterte sieht Schneider-Jacoby eine gute Möglichkeit, die Region touristisch zu erschließen und die Natur zu bewahren. "Ein Beispiel für die Umsetzung eines solchen Konzepts wäre etwa das Naturschutzgebiet der Müritz", sagt der Biologe. "Zu den Arbeitsplätzen im Hotel- und Gaststättengewerbe kämen auch hier neue Jobs, etwa als Park-Ranger, Naturführer oder Fahrer."
Weiter stromabwärts, in der Zusammenflussregion der Drau und Donau, findet sich ein wahres Kleinod der Natur: das
Aber auch Touristen sind in dem Areal nicht mehr selten. So finden sich im "Kopački Rit" bereits erste Ansätze zur touristischen Erschließung des Naturreservats: Informationsstellen und organisierte Bootsfahrten durch das Ried kanalisieren den noch überschaubaren Touristenstrom und schützen gleichzeitig die Natur.
Ihre Ursprünglichkeit verdankt die Region insbesondere der Tatsache, das in ihr die ehemalige Grenze zwischen den politischen Systemen des Ostens und Westens lag: der "Eiserne Vorhang". "In der Mitte der Drau und Mur verlief die Grenze zwischen dem Stalinismus und dem blockfreien Jugoslawien", sagt Schneider-Jacoby. "Durch die Grenzabsperrungen in Ungarn gelangte kaum ein Mensch in das Gebiet, und so etablierte und erhielt sich entlang der ehemaligen Systemgrenze eine einzigartige Naturlandschaft."
Der Mensch sperrte sich selbst aus
Was sich anhört wie eines der letzten Tier- und Pflanzenparadiese auf Erden, ist – so seltsam es auch zunächst anmutet – durch den Menschen bedroht und beschützt zugleich. Einerseits bedrohen Flussbegradigungen und Elektrizitätswerke die Natur. Andererseits hat sich der Mensch etwa aus dem Ried selbst ausgesperrt. Während des Jugoslawienkrieges lag die Baranja zwischen Donau und Drau mitten im Kampfgebiet der verfeindeten Parteien, und man versuchte sich gegenseitig durch Minengürtel am Durchqueren des Gebietes zu hindern.
Bis heute ist das Gelände großflächig mit den Hinterlassenschaften des Krieges belastet. Tausende von Antipersonen-Minen liegen noch im Boden und sind auch mehr als zehn Jahre nach dem Krieg so gefährlich wie damals. An den wenigen Zugangsstellen zum Ried weisen daher auch Schilder auf die Lebensgefahr abseits der Wege hin. "Es sind immer noch höchstgefährliche Waffen", erläutert der Flussexperte Arno Mohl vom WWF-Österreich. "Und ihre Sprengkraft ist so ausgelegt, dass ein Mensch, der auf sie tritt, nicht gleich stirbt, sondern dass er 'nur' schwer verletzt wird – denn in der Logik des Krieges gilt, dass Tote zunächst liegen gelassen werden. Verletzte werden hingegen geborgen – und binden dabei mehr Männer als ein Toter."
Was für eine morbide Welt, die da ein Kleinod der Natur vor der Zerstörung bewahrte. Doch wie geht es weiter mit dem Naturreservat und den Wasserbaumaßnahmen? "Insbesondere die geplanten und teilweise bereits angelaufenen Projekte der Flussbegradigung, -vertiefung und Elektrizitätsgewinnung beeinflussen den gesamten Bereich und können den hiesigen Lebensraum unwiederbringlich zerstören", sagt Schneider-Jacoby. Begradigte Flüsse erreichen eine höhere Fließgeschwindigkeit, erodieren stärker ihr Bett und der Wasserpegel im Fluss sinkt. Doch nicht nur innerhalb des Flusses sinkt der Pegel, sondern auch außerhalb des Flussbetts sinken die Grundwasserstände – ein Todesurteil für die benachbarte Tier- und Pflanzenwelt. "Daher auch die Forderung der beteiligten Organisationen nach einem insgesamt 8.000 Quadratkilometer großen Naturreservat, das neben den Auebereichen der Flüsse auch das Kopački Rit einschließt."
In die eigene Tasche wirtschaften
Gerade in der Veränderung des Flussbetts sieht der WWF die derzeit größte Gefahr für das Areal. "In der EU begann man daher schon vor Jahren, die Sünden der Vergangenheit zurückzubauen, weitere Flussbegradigung zu stoppen und die Auenbereiche zu renaturieren", führt Mohl aus. Die Planungen an der Mur und Drau umfassen derzeit rund 190 Baumaßnahmen, die unter anderem die Entnahme von Kies und Sand auf einer Länge von 111 Kilometern vorsehen. "Damit würden ökologisch wertvolle, ursprüngliche Flusslandschaften an Donau, Drau und Mur unwiederbringlich zerstört", sagt Mohl und ergänzt: "An vielen Orten haben die Arbeiten auch ohne gültige Umweltverträglichkeitsprüfung begonnen." Und das ohne erkennbaren Nutzen: "Diese Projekte bedeuten nichts als die Verschwendung öffentlicher Gelder, von der nur wenige Personen in Kroatien profitieren."
Auch den Anwohnern sind die Arbeiten suspekt: Am Strand der Mur treffen wir den Bauern Anton Lasef (Name von der Red. geändert). "Hier sehen Sie ein gutes Beispiel für Verschwendung von EU-Mitteln", sagt Lasef und deutet auf die gegenüberliegenden Seite der Mur. Seit gut einem Jahr arbeiten auf der einen Flussseite die Ungarn und auf der anderen Flussseite die Kroaten an der Uferbefestigung. Während die weitgehend identischen Arbeiten in Ungarn zwei bis fünf Millionen Euro kosten, schlagen sie in Kroatien mit siebzehn bis achtzehn Millionen Euro zu Buche. Nach dem möglichen Grund für diese Diskrepanz gefragt, sagt Jasef: "Hier in Kroatien kennen sich Auftraggeber und Auftragnehmer schon aus den Zeiten des Sozialismus und haben die besten Verbindungen zueinander. Bevor die strengeren EU-Gesetzte greifen, muss das Geld eben noch weg."
"Dass das EU-Geld weg ist, ist das eine Problem," ergänzt Schneider-Jacoby, "ein anderes ist, dass mit den Baumaßnahmen ein völlig veraltetes Wassermanagementsystem umgesetzt wird, das wirtschaftlich nur den beteiligten Baufirmen etwas bringt, aber die Umwelt aller zerstört."
Leben an und mit der Save
Eine ähnliche Landschaft findet sich südöstlich des Gebietes an den Save-Auen. Auch an der Save, dem größten Fluss Sloweniens und Kroatiens, haben sich noch weitgehend naturbelassene Landschaften mit Auwäldern und landwirtschaftlich extensiv genutzten Überflutungsflächen erhalten. Aber auch hier greift der Mensch ein und zerstört mit Wasserbaumaßnahmen die einmalige Natur. Auch hier hat die scheinbar allmächtige Wasserbaulobby bereits begonnen, ein Mammutprojekt umzusetzen, jeder Vernunft, jedem Naturschutzgedanken und jeder Mahnungen der EU-Kommission zum Trotz. So laufen auch an den Save-Auen bereits Begradigungsarbeiten, die das Bett des Flusses befestigen und einer angedachten Schiffsverbindung von Österreich bis zum Schwarzen Meer dienen. Auch hier wird wieder rücksichtslos Natur zerstört, um einer so gut wie nicht vorhandenen Schifffahrt einen imaginären Aufschwung zu bescheren.
Sind die Probleme und Methoden an der Save auch weitgehend die gleichen, so unterscheidet sich die Landschaft und das Leben in den Save-Auen doch von dem an der Mur und Drau. Die Save entspringt im Gebiet des Triglav nahe der Grenze zwischen Slowenien und Österreich und mündet nach 940 km
Seit Jahrhunderten leben die Menschen an der Save mit und von dem Fluss, dessen periodisch auftretenden Überflutungen ebenso selbstverständlich zum Alltag gehören wie die Jahreszeiten. Entlang der Save-Ufer findet sich eine von Landwirtschaft und sanftem Tourismus lebende Gesellschaft, die immer noch eine Weidewirtschaft praktiziert, wie sie in Nordeuropa während des Mittelalters vorzufinden war. Im Gegensatz etwa zu Mitteleuropa haben die Menschen an der Save schon früh einen Weg gefunden, sich dem Rhythmus aus Überschwemmung und Trockenheit anzupassen. Das gilt für die Behausungen ebenso wie für die Art und Weise des Ackerbaus und der Viehzucht. Man lebt mit dem Fluss und den natürlichen Überschwemmungen.
So sind etwa die typischen, althergebrachten einstöckigen Eichenholzhäuser so gebaut, dass das Erdgeschoss bis auf Klein- und Gartenmaterial (wie z.B. Schubkarren und Spaten) leer ist und problemlos eine Überflutung übersteht. Der Wohnbereich der Menschen befindet sich im ersten Obergeschoss und im Dachgeschoss. Steht bei Hochwasser das Erdgeschoss unter Wasser, nutzen die Bewohner aus dem ersten Stock ein Boot, um ihren Alltagsgeschäften nachzukommen. Verlagerte die Save ihr Bett in Richtung auf die Häuser zu, wurden die Holzhäuser einfach mit Ochsenkraft aus dem Gefahrenbereich herausgezogen oder abgebaut, um einige Meter weiter erneut aufgestellt zu werden. Im Laufe der Jahrhunderte perfektionierten die Menschen die Auf- und Abbautechniken der Häuser soweit, dass sie keine Nägel oder ähnliches benutzten, sondern ein Stecksystem entwickelten, mit dem sich das Haus im Falle eines Falles schnell demontieren und wieder montieren ließ.
Ähnliches gilt für den Ackerbau: da Überschwemmungen nicht selten in die Erntezeit fielen und ganze Weizenernten vernichten konnten, baute man vorwiegend Mais an, dessen Kolben problemlos auch vom Boot aus geerntet werden können.
Auch die Viehzucht wurde an das Leben am Fluss adaptiert. So treiben die Bauern morgens ihre Tiere auf die so genannten Hutweiden (Hut von "hüten"), die dem gesamten Dorf gehören, und abends wieder zurück in den Stall. Auf den riesigen, zaunlosen Weiden bewegen sich die Tiere völlig frei und nutzen etwa den Wald als Unterstand und natürlichen Sonnenschutz. Auch die Hutweiden liegen im Überschwemmungsbereich der Save und stehen periodisch unter Wasser. Um nach einer Überschwemmung die vom Flusswasser abgelagerte Schlammschicht aufzubrechen und die Weiden wieder für Grasfresser benutzbar zu machen, treiben die Dorfbewohner als erste Tiergruppe Schweine auf die Weiden, die auf der Suche nach Essbarem den Boden umgraben und ihn für die Samen der Gräser bereiten, die später von Kühen und Pferden genutzt werden können. Um die Tiere auf den riesigen Weideflächen zusammenzuhalten, nutzen die Bauern seit Jahrhunderten das natürliche Sozialverhalten der Tiere aus, die sich selbstständig als kleine Herden und Grüppchen organisieren und – man lese und staune – auf Zuruf des Hirten abends wieder in den Stall ziehen.
Die Gefahren des Wasserbaus
Protest gegen die Wasserbaumaßnahmen Kroatiens (© Rüdiger Schacht)
Protest gegen die Wasserbaumaßnahmen Kroatiens (© Rüdiger Schacht)
Aber wie sind die geplanten Bau- und Regulierungsmaßnahmen an den Flüssen aus EU-Sicht zu werten? "Flussbegradigungen waren klassische Maßnahmen im Deutschland der fünfziger Jahre und dienten insbesondere der Entwässerung eines Gebietes und der Erschließung neuen Ackerlandes", erläutert Georg Hörmann vom Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und landwirtschaftlichen Wasserbau der Universität Kiel. "Bei einer Begradigung erhöht sich generell die Fließgeschwindigkeit eines Flusses, was dazu führt, dass große Wassermengen schnell abfließen und sich der Wasserspiegel des Flusses absenkt. Inwieweit auch großflächig der Grundwasserpegel davon betroffen ist, ist von den regionalen geologischen Gegebenheiten abhängig", so Hörmann.
Seit Mitte der siebziger Jahre ist mit zunehmender Aktivität der Umweltbewegung in der EU ein Trend weg von der Begradigung und hin zur Renaturierung der Gewässer zu beobachten. Heute gelten EU-weit die Vorschriften der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). In ihr finden sich neben Betrachtungen etwa zum Schadstoffeintrag auch Vorschriften zu wasserbaulichen Maßnahmen. Im Mittelpunkt steht die Forderung, dass alle EU-Länder bis 2015 einen "guten Gewässerzustand" erreichen sollen. "Im Einzelnen bedeutet das, dass alle Gewässer der EU bis 2015 in einem guten chemischen und ökologischen Zustand sein müssen", erläutert der Gewässerexperte Jörg Rechenberg vom Umweltbundesamt. Als Maßstab gelten vorgegebene Referenzzustände, die dann mit den Gewässern der EU-Länder verglichen werden. "Auch ein Beitrittskandidat sollte die WRRL kennen", so Rechenberg. "und es wäre geradezu vertrauenswidrig, wenn die zuständigen Behörden kurz vor einem Beitritt die einschlägigen Richtlinien der EU absichtlich ignorierten."
Hinzu kommt, dass ein etwaiger Rückbau von wasserbaulichen Maßnahmen zum Erreichen des guten Zustands meist viel teurer kommt, als wenn man sich von vornherein um eine Vereinbarkeit der ökologischen Belange und der Gewässernutzungen gekümmert hätte. "Vor Ort sind diese Belange immer gegeneinander abzuwägen. Aber wo es einen Gewinner gibt, wird es auch einen Verlierer geben", so Rechenberg. "Und je nach Sachlage ist mal die Ökologie der Gewinner, mal die Ökonomie. Wichtig ist aber, dass das Ergebnis in einem transparenten Prozess unter Beteiligung der Öffentlichkeit erzielt wurde. Auch dies verlangt die WRRL."
Doch neben allen Sorgen um die Zukunft des Gebietes gibt es auch bereits konkrete Erfolge zu verzeichnen. Nicht nur, dass vier geplante Wasserkraftwerke an der Mur aufgrund des Drucks von WWF und EURONATUR nicht gebaut wurden, gibt Grund zur Hoffnung. Möglich wurde dies durch massive Interventionen der Umweltschützer, die sich im Dezember 2010 mit einer offenen Beschwerde an die Europäische Union wandten, um auf die geplante Zerstörung der natürlichen Ufer der Drau aufmerksam zu machen.
Und das hatte Folgen: "Ein aktueller Bericht der EU-Kommission zeigt, dass Kroatien unter anderem im Bereich Umwelt noch nicht ausreichend auf den künftigen EU-Beitritt vorbereitet ist", meldete EURONATUR im November 2012 auf seiner Webseite. "Die Kommission forderte kürzlich, dass die Qualität der Umweltverträglichkeitsprüfungen signifikant erhöht werden müsse." Die Ermahnungen der EU-Kommission trugen Früchte und das kroatische Umweltministerium beschloss Ende 2012, die Zusammenflussregion der Drau und Mur nicht zu regulieren. "EURONATUR begrüßt, dass sich das kroatische Umweltministerium nun endlich gegen die Verbauung der Drau-Mur Mündung entschieden hat", sagt EURONATUR Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. "Wir hoffen, dass diese Entscheidung ein Signal für den Stopp weiterer Eingriffe in bedeutende Flussökosysteme Kroatiens ist."
Selbst die "große" Politik der Anrainerstaaten zeigt derweil Interesse an einem "UNESCO-Bioshärenreservat Drau, Mur und Danube", und die Vertreter Österreichs, Ungarns, Kroatiens, Serbiens und Sloweniens verständigten sich bereits am 25.3.2011 auf die politische Unterstützung des Vorhabens. "Das ist doch immerhin schon einmal etwas", freut sich Mohl. "Nun bleibt abzuwarten, was an konkreten Taten folgt."
Dass das Problem der Naturzerstörung an den Balkanflüssen inzwischen auch seitens des EU-Parlaments wahrgenommen wird, verdeutlicht eine Anfrage bei der Hamburger EU-Parlamentarierin und Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten für Landwirtschaft und ländliche Räume, Ulrike Rodust: "Zu den Zielen der Europäischen Union zählt nicht nur die Schaffung eines gemeinsamen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraums, sondern auch die Bewahrung und Schaffung von Natur- und Kulturlandschaften", sagt Rodust. "Dazu gehören auch die kroatischen Flusslandschaften mit ihren Auenwäldern, die als einzigartig in Europa gelten. Deshalb haben in den vergangenen Jahren sowohl die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Fortschrittsberichte als auch das Europäische Parlament die Umweltsituation in Kroatien kritisiert." Insbesondere, so Rodust, sei Kroatien aufgefordert worden, geltendes EU-Recht wie die Wasserrahmenrichtlinie bereits vor dem im Juli 2013 geplanten Beitritt anzuwenden."