Chronik: 01. – 30. April 2024
Datum | Ereignis |
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01.04.2024 | Der Bürgermeister der Stadt Charkiw, Ihor Terechow, sagt, dass russische Angriffe fast die gesamte kritische Energieinfrastruktur in Charkiw, darunter ein Wärmekraftwerk und alle elektrischen Umspannwerke, zerstört hätten. Charkiw wird seit Beginn der großangelegten Invasion immer wieder angegriffen und erlebte in den letzten Wochen eine Zunahme der Angriffe. Terechow beziffert den für den Wiederaufbau der Stadt notwendigen Betrag inzwischen auf mehr als 10 Milliarden US-Dollar. |
01.04.2024 | Laut einer Umfrage des Instituts für soziale und politische Psychologie kann die Mehrheit der Ukrainer:innen die Motive derjenigen, die sich der Mobilisierung entziehen wollen, nachvollziehen: 53,9 % der Befragten stimmen der Aussage zu, dass "diejenigen, die sich der Mobilisierung entziehen, verstanden werden können – niemand will sterben". Gleichzeitig geben fast 43 % der Befragten an, dass sie sich für Männer schämen, die sich der Mobilisierung entziehen. Die Ukraine beabsichtigt, die Mobilisierung zu verstärken. Ein Gesetzentwurf zur Mobilisierung, der derzeit im Parlament diskutiert wird, sieht vor, das Einberufungsalter von 27 auf 25 zu senken und eine militärische Grundausbildung einzuführen. |
02.04.2024 | Die ukrainischen Streitkräfte haben laut dem Verteidigungsministerium im März 976 russische Artilleriesysteme zerstört. Das sei seit Beginn der großangelegten Invasion eine Rekordzahl für einen Monat, so das Ministerium. Da der Ukraine Artilleriegranaten fehlen, geht ein wesentlicher Teil davon auf den Einsatz von Drohnen zurück, die an der Front eine zunehmend wichtige Rolle spielen. |
02.04.2024 | Laut der Website des ukrainischen Parlaments hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drei Gesetze zur Änderung der Mobilmachung unterzeichnet. Damit billigt er Gesetze zur Senkung des Mindestalters für die Wehrpflicht von 27 auf 25 Jahre, zur Einrichtung eines Online-Registers für Wehrpflichtige und zur Streichung des Tauglichkeitsgrades "teilweise tauglich" bei der medizinischen Musterung. |
02.04.2024 | Der ukrainische Minister für digitale Transformation Mychajlo Fedorow teilt mit, dass Ukrainer:innen, deren Eigentum von Russland zerstört oder beschädigt wurde, nun Anträge auf Entschädigungsleistungen über ein internationales Online-Register einreichen können, das als Grundlage für künftige Reparationen gegenüber Russland dienen solle. |
02.04.2024 | Der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal kündigt an, dass die Ukraine zusätzliche 5,6 Milliarden Hrywnja (ca. 132 Millionen Euro) für die Verstärkung der Oblaste Donezk, Cherson, Saporischschja, Mykolajiw und Sumy bereitstellen werde. Die ukrainischen Behörden waren in der Vergangenheit wegen der langsamen Fortschritte bei der Verstärkung der Verteidigungslinien in die Kritik geraten. |
03.04.2024 | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagt während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem finnischen Amtskollegen Alexander Stubb, dass sich Russland darauf vorbereite, bis Juni weitere 300.000 Soldaten zu mobilisieren. |
04.04.2024 | Laut einem anonymen NATO-Beamten hält die NATO aufgrund der ihr vorliegenden Daten eine großangelegte Offensive Russlands in naher Zukunft für unwahrscheinlich. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im Februar gewarnt, dass Russland eine neue Offensive im Frühjahr oder im Frühsommer vorbereite. Laut dem NATO-Beamten, der in einem Bericht des Institute for the Study of War (ISW) zitiert wird, verfügten die russischen Streitkräfte zwar über einen "erheblichen quantitativen Vorteil" in Bezug auf Waffen und Personal, doch fehlt es ihnen "noch immer an der für eine erfolgreiche Großoffensive erforderlichen Munition und manövrierfähigen Einheiten". Daher halte es die NATO für zweifelhaft, dass die russischen Streitkräfte bei einer Offensive in diesem Frühjahr ohne eine weitere Mobilisierung nennenswerte Erfolge erzielen könnten. |
04.04.2024 | Andrej Jusow, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR), deutet an, dass die Drohnenangriffe auf Militäreinrichtungen in Russland fortgesetzt und "ihre Reichweite erhöht" werden könnten. Seit Wochen attackiert die Ukraine Ziele auf russischem Territorium. Die Angriffe gelten vor allem Einrichtungen, die Russland dazu befähigen seinen Krieg gegen die Ukraine fortzusetzen, wie. z. B. militärische Einrichtungen und Ölraffinerien. Insgesamt haben die Angriffe laut Bloomberg zu Fördereinbußen zwischen 12–14 % der russischen Raffineriekapazitäten geführt. |
04.04.2024 | Der ukrainische Parlamentsausschuss für regionale Entwicklung beschließt die Umbenennung von sieben weiteren Städten und 44 Dörfern, deren Namen nicht den Standards der ukrainischen Sprache entsprechen oder auf russische oder sowjetische Bezeichnungen verweisen. |
05.04.2024 | Die ukrainischen Streitkräfte registrierten im vergangenen Monat 371 Fälle des Einsatzes von Munition mit verbotenen Chemikalien. Insgesamt haben die russischen Truppen im vergangenen Jahr 1.412 Mal Munition mit Chemikalien eingesetzt, die nach dem Chemiewaffenübereinkommen verboten sind. Das Genfer Protokoll von 1925 verbietet den Einsatz von chemischen und biologischen Waffen im Krieg. |
06.04.2024 | Laut dem Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte Oleksandr Syrskyj, ist die stark umkämpfte Stadt Tschassiw Jar im Gebiet Donezk trotz schwerer Kämpfe weiterhin unter ukrainischer Kontrolle. Östlich der Stadt finden heftige Kämpfe statt, wo die russischen Streitkräfte versuchen, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. |
06.04.2024 | Der ukrainische Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakow gibt bekannt, dass seit August 2023 bereits 36 Millionen Tonnen Güter über den ukrainischen Schwarzmeerkorridor exportiert wurden. Dies sei ein höheres Umschlagsvolumen als während der Schwarzmeer-Getreide-Initiative, die im Juli 2022 von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelt wurde und bis August 2023 bestand hatte. |
06.04.2024 | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft der Oblast Tschernihiw eine parteiübergreifende Delegation des US-Kongresses und fordert die Verabschiedung des Militärhilfepakets zur Unterstützung der Ukraine. Die US-Hilfen stecken seit Monaten im US-Kongress wegen innenpolitischer Auseinandersetzungen fest. |
06.04.2024 | Laut dem britischen Militärgeheimdienst haben die intensivierten ukrainischen Angriffe auf russisches Territorium den Druck auf die russischen Luftabwehrsysteme erhöht, was dazu geführt hat, dass Russland wahrscheinlich seine eigenen Flugzeuge abgeschossen hat. Am 28. März stürzte ein russisches Kampfjet in der nähe der Krim ab, vermutlich durch "friendly fire" der eigenen Truppen getroffen wurde. |
07.04.2024 | Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) bestätigt, dass die Reaktorsicherheitsbehälter des Atomkraftwerks (AKW) Saporischschja durch Drohnenexplosionen getroffen wurden. Die Ukraine weißt die Verantwortung für die Angriffe von sich: "Die Ukraine ist nicht an bewaffneten Provokationen auf dem Gebiet des illegal besetzten Atomkraftwerks beteiligt", so Andrej Jusow, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR). Er beschuldigt Russland, die Angriffe unter falscher Flagge durchgeführt zu haben. Das AKW Saporischschja, das größte Kernkraftwerk in Europa, ist seit März 2022 unter russischer Besatzung. Seit September 2022 sind IAEO-Teams auf Rotationsbasis in der Anlage stationiert. |
07.04.2024 | Die Ukraine erhält Zusagen über 700 Millionen US-Dollar für die Minenräumung. Zu den wichtigsten Gebern gehören die USA, die Schweiz, Norwegen, mehrere EU-Staaten und Japan. Der Entminungskoalition für die Ukraine gehören rund 20 Länder an. |
08.04.2024 | Vor der russischen Exklave Kaliningrad an der Ostsee setzt ein Feuer das russische Raketenschiff Serpuchow außer Gefecht. Der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) erklärt auf Telegram, dafür verantwortlich gewesen zu sein. Es wäre der erste derartige Angriff auf die russische Marine in der Ostsee. In den letzten Monaten hatte die Ukraine ihre Angriffe auf die russische Schwarzmeerflotte intensiviert und mehrere Schiffe zerstört oder beschädigt und somit Russland gezwungen, die auf der Krim stationierte Schwarzmeerflotte in fernere Gewässer zu verlegen. |
08.04.2024 | Gegenüber der Financial Times berichten ukrainische Beamt:innen, dass die von Russland verursachten Schäden an der Energieinfrastruktur der Ukraine schlimmer seien als im Winter 2022–2023, als Russland die Energieinfrastruktur massiv angegriffen hatte. |
09.04.2024 | Ein anonymer NATO-Beamter gibt gegenüber Foreign Policy an, dass ukrainische FPV-Drohnen inzwischen für mehr als 65 % der zerstörten russischen Panzer verantwortlich seien. Der verstärkte Einsatz der Drohnen deute auf den kritischen Munitionsmangel der Ukraine hin, so der Beamte. |
09.04.2024 | Laut dem Leiter der Abteilung für Kriegsverbrechen bei der Generalstaatsanwaltschaft, Juri Belousow, sollen mindestens 54 ukrainische Kriegsgefangene von russischen Soldaten hingerichtet worden sein. 27 strafrechtliche Ermittlungen zu den Hinrichtungen seien im Gange, so Belousow. In jüngerer Zeit gab es mehrere Berichte über die Tötung ukrainischer Kriegsgefangener durch russische Soldaten in den umkämpften Gebieten Saporischschja und Donezk. Die vorsätzliche Tötung oder Folter von Kriegsgefangenen gelten als Kriegsverbrechen. |
10.04.2024 | Ein massiver russischer Luftangriff in der Nacht zum 11. richtet sich gegen die kritische Infrastruktur in mehreren Regionen der Ukraine. Von den insgesamt 42 Raketen verschiedener Bauart und den 40 Shahed-Drohnen werden 18 Raketen und 39 Drohnen von der ukrainischen Luftverteidigung abgewehrt. Die Angriffe beschädigten Energieanlagen in den Oblasten Charkiw, Kyjiw, Saporischschja, Odesa und Lwiw, teilt der staatliche Energieversorger Ukrenergo mit. Bei Kyjiw wird das Kraftwerk Trypillja, das größte und wichtigste Kraftwerk der Region Kyjiw, vollständig zerstört. Russland begann seine Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur im März zu verstärken, als der Mangel an Luftabwehrsystemen und Munition in der Ukraine immer deutlicher wurde. |
10.04.2024 | Die Werchowna Rada verabschiedet in erster Lesung einen Gesetzesentwurf, der den Militärdienst von Bürger:innen erlaubt, die wegen geringfügiger Vergehen verurteilt wurden, teilt der Abgeordnete Oleksij Hontscharenko mit. |
11.04.2024 | Beim Besuch in Litauen unterzeichnet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit seinem lettischen Amtskollegen Edgars Rinkēvičs ein bilaterales Sicherheitsabkommen. Im Rahmen des Abkommens werde Lettland der Ukraine im Jahr 2024 rund 112 Millionen Euro an Militärhilfe zur Verfügung stellen sowie zusätzliche Unterstützung beim Wiederaufbau, beim Schutz kritischer Infrastrukturen, bei der Minenräumung, bei unbemannter Technologie und bei der Cybersicherheit. Die Ukraine hat in den vergangenen Monaten mehrere bilaterale Abkommen mit anderen Staaten geschlossen, darunter auch mit Deutschland. |
11.04.2024 | Das ukrainische Parlament verabschiedet in zweiter Lesung das überarbeitete Mobilisierungsgesetz. Seit der ersten Lesung im Februar 2024 wurden mehr als 4.000 Änderungsanträge eingereicht. Die ursprünglich vorgesehene Regelung zur Demobilisierung nach 36 Monaten wurde laut Ukrainska Prawda auf Initiative des Oberkommandierenden Oleksandr Syrskyj wieder verworfen. Die Ukraine ist angesichts des andauernden Kriegs gegen Russland dringend auf die Mobilisierung neuer Soldat:innen angewiesen. |
12.04.2024 | Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko teilt mit, dass die Ukrainer:innen angesichts der anhaltenden russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur auf mögliche Stromausfälle im Frühjahr oder Sommer vorbereitet sein sollten. |
12.04.2024 | Ukrainische Soldat:innen und Polizist:innen, die direkt an der Front dienen, sollen eine zusätzliche Zahlung von 70.000 Hrywnja (ca. 1.600 Euro) pro Monat erhalten, kündigt der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal an. |
12.04.2024 | Bloomberg berichtet, dass US-Beamt:innen einen Zusammenbruch der ukrainischen Armee nicht mehr für ausgeschlossen halten, da sich die Ukraine im schwächsten Moment seit zwei Jahren befinde. Die militärische Lage der Ukraine wurde in den letzten Monaten durch einen akuten Munitionsmangel geschwächt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußert in diesem Zusammenhang in einem Interview mit CBS News seine Sorge über eine neue russische Großoffensive im Mai oder Juni. |
13.04.2024 | Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte Oleksandr Syrskyj sagt, dass sich die Lage an der Ostfront der Ukraine in den letzten Tagen erheblich verschlechtert habe, da Russland seine Offensivbemühungen intensiviert habe. Laut Syrskyj habe das warme und trockene Wetter Russland ermöglicht, seine Panzerangriffe in den Gebieten Bachmut, Lyman und Pokrowsk zu verstärken. Die eindringliche Warnung erfolgt vor dem Hintergrund des Munitionsmangels, unter dem das ukrainische Militär leidet und der durch den anhaltenden Stillstand im US-Kongress bezüglich der amerikanischen Militärhilfe noch verschärft wird. |
13.04.2024 | Das deutsche Verteidigungsministerium teilt mit, dass Deutschland der Ukraine ein weiteres Patriot-Luftabwehrsystem zur Verfügung stellen werde, um die zunehmenden russischen Luftangriffe abzuwehren. Moskau hat seine Angriffe auf die Ukraine intensiviert und der Mangel an Luftabwehrsystemen wird immer deutlicher spürbar. Bei den jüngsten Angriffen Russlands auf die ukrainische Energieinfrastruktur wurden mehrere Wärmekraftwerke im ganzen Land zerstört und die Energieproduktion stark beeinträchtigt. |
13.04.2024 | Alle sechs Reaktoren des Kernkraftwerks Saporischschja werden zum ersten Mal seit Oktober 2022 kalt abgeschaltet, teilt die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) mit. IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi begrüßt die Kaltabschaltung und erklärte, dass sie "die allgemeine Sicherheit der Anlage erhöhe". Seit März 2022 ist das Atomkraftwerk (AKW) unter russischer Besatzung und jüngst kam es zu Angriffen auf das AKW. Russland beschuldigte die Ukraine, während die Ukraine von einer "russische Provokation" sprach. |
14.04.2024 | Nach massiven nächtlichen iranischen Luftangriffen auf Israel mit 170 Drohnen, 30 Marschflugkörpern und 120 ballistischen Raketen kritisiert das ukrainische Außenministerium den Iran. Das Ministerium bezeichnet den Angriff als "inakzeptabel und unverantwortlich" und ruft zu Bemühungen auf, einen "größeren regionalen Konflikt" zu verhindern. Der Angriff zeige einmal mehr, wie wichtig es sei, alle Kräfte der freien Welt zu mobilisieren, um die Demokratie zu verteidigen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilt den Angriff ebenfalls und sagt, dass man in der Ukraine das Gefühl des Grauens im Angesicht solcher Attacken nur zu gut kenne. Der Iran ist ein Verbündeter Russlands und liefert Russland u. a. Shahed-Drohnen, mit denen Russland immer wieder die Ukraine angreift. |
15.04.2024 | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert die westlichen Verbündeten auf, die Ukraine so zu verteidigen, wie sie Israel beim iranischen Luftangriff geschützt haben. Israel und seine Verbündeten, darunter die USA, Großbritannien und Frankreich, schossen die meisten Drohnen und Raketen ab, bevor sie israelisches Gebiet erreichten. Mit der Verteidigung Israels habe die freie Welt bewiesen, dass "entschlossenes Handeln der Verbündeten … den Erfolg des Terrorismus und den Verlust der Infrastruktur" verhindern könne. Das Gleiche könne getan werden, um die Ukraine gegen Russland zu verteidigen. Der britische Außenminister David Cameron erwidert, der Einsatz westlicher Kampfjets zum Schutz der Ukraine könne zu einer "gefährlichen Eskalation" führen. |
15.04.2024 | Die Washington Post berichtet, dass US-Vizepräsidentin Kamala Harris auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2024 den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei einem Treffen dazu aufforderte, keine russischen Ölraffinerien anzugreifen. Harris zufolge würden ukrainische Angriffe die weltweiten Energiepreise in die Höhe treiben und zu aggressiveren russischen Vergeltungsmaßnahmen gegen die Ukraine führen. |
16.04.2024 | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnet das neue Mobilisierungsgesetz, das in den vergangenen Wochen kontrovers diskutiert und im Gesetzgebungsprozess stark überarbeitet wurde. Das Gesetz war am 11. April in zweiter Lesung im Parlament verabschiedet worden und sieht unter anderem die Absenkung des Wehrpflichtalters auf 25 Jahre vor, statt bisher 27. Das Gesetz gilt als wichtiger Grundpfeiler für eine für 2024 geplante neue Mobilisierungswelle. Das Gesetz tritt zum 18. Mai in Kraft. |
17.04.2024 | NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg teilt mit, dass am 19. April ein Treffen des NATO-Ukraine-Rates stattfinden wird, um über die Lieferung von Flugabwehrsystemen an die Ukraine zu beraten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Anfang der Woche das Treffen beantragt. Hintergrund sind die massiven russischen Luftangriffe auf die kritische Infrastruktur und zivile Ziele. |
17.04.2024 | Laut der Nachrichtenagentur Reuters sagt die Ukraine, dass Russland zunehmend Tränengas auf dem Schlachtfeld einsetzt. Ukrainische Militärs haben bereits erklärt, dass Russland chemische Waffen auf dem Schlachtfeld einsetzt und damit gegen das Genfer Protokoll von 1925 verstößt. Der Einsatz von Tränengas im Krieg ist auch nach der Chemiewaffenkonvention von 1997, die auch Russland unterzeichnet hat, verboten. |
17.04.2024 | Das ukrainische Kulturministerium teilt mit, dass der Bogen der Völkerfreundschaft in Kyjiw aus dem staatlichen Register der Denkmäler von nationaler Bedeutung gestrichen wurde, weil er mit Russland und der Sowjetunion in Verbindung gebracht wird. Das Denkmal könne "möglicherweise abgebaut werden", heißt es in einer Pressemitteilung. Man wende sich gegen den Mythos von der "Wiedervereinigung" der "brüderlichen" Völker Russlands und der Ukraine, der nicht den historischen Realitäten entspreche. Mit diesem Narrativ rechtfertigt der russische Machthaber Wladimir Putin unter anderem seine Aggression gegen die Ukraine. Der Bogen soll an die Freundschaft zwischen den "Brudervölkern" der Ukrainer und Russen erinnern. Er wurde 1982 im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt eingeweiht. |
18.04.2024 | Der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) berichtet, bei einem Angriff auf einen russischen Militärflugplatz in Dschankoj auf der russisch besetzten Krim mehrere Einheiten russischer militärischer Ausrüstung zerstört zu haben. |
18.04.2024 | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft den deutschen Vizekanzler Robert Habeck während seines Besuchs in Kyjiw zu Gesprächen über die ukrainische Luftverteidigung. |
18.04.2024 | Laut Bloomberg sind die russischen Dieselexporte aufgrund der ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien zurückgegangen. In den zehn Tagen vor dem 13. April exportierte Russland rund 740.000 Barrel Rohöl pro Tag, was einem Rückgang von 25 % gegenüber dem gleichen Zeitraum der letzten vier Jahre entspricht. In den vergangenen Wochen griff die Ukraine gezielt russische Ölraffinerien an, um den Treibstoffnachschub für das russische Militär zu erschweren. |
19.04.2024 | Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems eröffnet eine neue Drohnenfabrik und ein Entwicklungszentrum in der Ukraine, teilt das Unternehmen mit. Quantum Systems ist der Hersteller der modernen Vector-Aufklärungsdrohnen, von denen die Bundesregierung 212 Stück an die Ukraine geliefert hat. Das Werk ist der zweite Standort des Unternehmens in der Ukraine und soll die Produktionskapazität auf bis zu 1.000 Drohnen pro Jahr inklusive Ersatzteilfertigung erhöhen. Bis Ende des Jahres könnten dort rund 100 Mitarbeiter:innen beschäftigt sein. |
19.04.2024 | Der Gouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, äußert sich zu den Schäden durch die russischen Angriffe in der Region Donezk. Seit Beginn der großangelegten Invasion der Ukraine im Februar 2022 wurden mindestens 116.000 Wohngebäude, darunter mehr als 7.000 Hochhäuser, in der Region Donezk durch russische Angriffe zerstört und beschädigt. Die Siedlungen im ostukrainischen Gebiet Donezk leiden aufgrund ihrer Nähe zur Frontlinie unter täglichen russischen Angriffen. Die schweren Kämpfe in der Region Donezk dauern an, da Russland versucht, die gesamte Region zu besetzen. |
20.04.2024 | Das US-Repräsentantenhaus verabschiedet nach monatelangem politischen Streit das Militärhilfepaket für die Ukraine, Israel und andere Verbündete. Das Hilfspaket sieht insgesamt 60,84 Milliarden US-Dollar (ca. 56,2 Milliarden Euro) für die Ukraine vor, wobei der Großteil in Form von Militärhilfen erfolgen soll. Die ersten Hilfen sollen umgehend in die Ukraine geliefert werden, wo es aktuelle vor allem an Artilleriemunition fehlt. Das Paket hing mehrere Monate im Kongress fest, wo es von den Republikanern aus innenpolitischen Gründen verzögert wurde. |
20.04.2024 | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankt den USA für die Freigabe des US-Hilfspakets und erklärt, die Ukraine sei dankbar für jede Unterstützung seines Landes. Man werde die amerikanische Unterstützung nutzen, um beide Nationen, die USA und die Ukraine, zu stärken und diesem Krieg ein gerechtes Ende zu bereiten – einem Krieg, den der russische Machthaber Wladimir Putin verlieren müsse. Selenskyj fügt hinzu, dass die USA vom ersten Tag des Krieges an Führungsstärke bewiesen haben, was entscheidend sei für die Aufrechterhaltung der internationalen Ordnung. |
21.04.2024 | Der ukrainische Marinesprecher Dmytro Pletentschuk erklärt, dass die ukrainische Marine im russisch besetzten Sewastopol ein russisches Schiff getroffen hat und bestätigt, dass es sich um das Bergungsschiff Kommuna handelt. Nach wiederholten erfolgreichen ukrainischen Angriffen hat Russland fast alle großen Schiffe seiner Schwarzmeerflotte aus den Häfen der Krim abgezogen. |
21.04.2024 | Das Institute for the Study of War (ISW) teilt mit, dass die Ukraine eine neue russische Sommeroffensive abwehren können wird, wenn die erwartete US-Militärhilfe umgehend eintrifft. Das ISW fordert, dass die erwartete US-Militärhilfe für die Ukraine schnell geliefert werden müsse, um die erwartete russische Offensive zu stoppen. |
22.04.2024 | Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher besucht die ukrainische Partnerstadt Kyjiw. In den sozialen Medien kündigt der Hamburger Senat an, dass die Unterstützung der Ukraine fortgesetzt werden soll und Hamburg fest an der Seite der Menschen in der Ukraine stehe. Tschentscher schreibt zudem auf X (ehemals Twitter), er wolle mit Kyjiws Bürgermeister Witali Klitschko über eine Unterstützung im Rahmen des "Paktes für Solidarität & Zukunft" sprechen. Kyjiw und Hamburg haben den Pakt im April 2022 unterzeichnet, um eine strategische Partnerschaft zu begründen und sich in Krisenzeiten gegenseitig zu unterstützen. |
23.04.2024 | Laut CNN soll sich ein Teil der am 20. April beschlossenen US-Militärhilfe für die Ukraine bereits in Polen und Deutschland befinden, so dass die Waffen in den kommenden Tagen und Wochen in die Ukraine und an die Front gelangen können. |
23.04.2024 | Die Ukraine setzt Konsular- und Passdienstleistungen für wehrfähige Männer im Ausland aus. Die ukrainischen Botschaften und Konsulate nehmen daher keine neuen Anträge auf konsularische Dienstleistungen für ukrainische Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren mehr an, "mit Ausnahme von Anträgen auf Registrierung von Personalausweisen für die Rückkehr in die Ukraine". Die Aussetzung gelte nicht für Ukrainer, die sich im Ausland in einer Notsituation befinden, wie etwa bei Verkehrsunfällen oder Naturkatastrophen, so das Außenministerium. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schreibt dazu auf X (ehemals Twitter), er habe "Maßnahmen zur Wiederherstellung einer fairen Behandlung von Männern im wehrpflichtigen Alter in der Ukraine und im Ausland" angeordnet. Dieser Schritt erfolgt eine Woche nach der Verabschiedung eines neuen Gesetzes über die Mobilisierung der ukrainischen Streitkräfte, mit dem das Land seine Armee aufstocken will. |
24.04.2024 | Ukrainische Medien berichten, dass Drohnen des Sicherheitsdienstes der Ukraine (SBU) über Nacht zwei Öllager im russischen Gebiet Smolensk angegriffen und dabei 26.000 Kubikmeter Treibstoff zerstört haben sollen. |
25.04.2024 | Die New York Times berichtet, dass die USA in der vergangenen Woche heimlich mehr als 100 ATACMS-Langstreckenraketen an die Ukraine geliefert haben sollen, von denen einige sofort eingesetzt wurden. So soll der Angriff vom 18. April auf den Militärflugplatz in Dschankoj auf der von Russland annektierten Krim mit ATACMS-Raketen erfolgt sein. |
25.04.2024 | Die Militärverwaltung der Stadt Kyjiw gibt bekannt, dass mehr als 1.000 durch russische Angriffe beschädigte elektrische Anlagen repariert wurden. Dies entspricht 70 % der durch Drohnen und Raketen verursachten Schäden. |
26.04.2024 | Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat nach eigenen Angaben einen massiven Cyberangriff auf die Online-Plattformen der russischen Regierungspartei "Einiges Russland" durchgeführt. Die Partei "Einiges Russland", hatte zuvor erklärt, ihre elektronischen Dienste seien massiven DDoS-Angriffen ausgesetzt gewesen, doch die kritische digitale Infrastruktur sei weiterhin funktionsfähig gewesen. Eine HUR-Quelle bestätigt gegenüber dem Kyiv Independent, dass die Websites von "Einiges Russland" tatsächlich "teilweise unzugänglich" seien und dass der HUR hinter dem Angriff stecke. |
26.04.2024 | Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj berichtet bei einem Treffen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe über die zunehmende Verschlechterung der Lage an der Front. Zudem beklagt er, dass Russland weiterhin massive Luftangriffe auf die kritische Infrastruktur durchführen könne, da die Ukraine nicht über genügend Luftverteidigungskapazitäten verfüge. |
27.04.2024 | Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) hat in der Nacht zum 27. April Drohnenangriffe auf zwei Ölraffinerien und einen Militärflugplatz in der russischen Region Krasnodar geflogen, teilt eine Quelle der Sicherheits- und Verteidigungskräften gegenüber dem Kyiv Independent mit. |
28.04.2024 | Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj gibt bekannt, dass sich die ukrainischen Streitkräfte aus drei Dörfern im Gebiet Donezk zurückziehen. Die Dörfer befinden sich im Bezirk Pokrowsk im westlichen Teil der ukrainischen Oblast Donezk, einem der am heftigsten umkämpften Abschnitte der Frontlinie, wo Russland seine Offensive fortsetzt. |
28.04.2024 | Der private ukrainische Energiekonzern DTEK meldet, dass Russland seit Beginn der großangelegten Invasion fast 180 Mal Kraftwerke des Konzerns angegriffen hat. Russland hat in letzter Zeit seine Raketen- und Drohnenangriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine intensiviert und am 22. März, 29. März, 11. April und 27. April massive gezielte Angriffe auf Energieanlagen im ganzen Land durchgeführt. |
29.04.2024 | NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg trifft zu einem Überraschungsbesuch in Kyjiw ein. Bei seinem dritten Besuch in der Ukraine seit dem Beginn der großangelegten russischen Invasion sagt Stoltenberg, dass die fast siebenmonatige Verzögerung der US-Hilfe für Kyjiw "reale Konsequenzen" gehabt habe, die zu einer schwierigen Lage an der Front geführt habe. Aufgrund des Mangels an Artilleriegeschossen und Luftabwehrsystemen musste sich die Ukraine im Februar aus Awdijiwka zurückziehen und vor wenigen Tagen aus drei Siedlungen im Gebiet Donezk. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte nach dem Treffen mit Stoltenberg, dass die engere Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und der NATO im Zentrum der Gespräche standen. |
29.04.2024 | Die polnischen Landwirt:innen beenden ihre Blockaden an der ukrainisch-polnischen Grenze endgültig. In den Monaten zuvor hatten sie wiederholt die Grenzen blockiert, um gegen ukrainische Getreideimporte zu protestieren, da diese die Marktpreise drücken und die polnischen Landwirt:innen in wirtschaftliche Bedrängnis bringen. |
29.04.2024 | Russland greift die südukrainische Hafenstadt Odesa aus der Luft an. Mindestens fünf Menschen sterben, rund 30 werden verletzt. Es stellt sich heraus, dass Russland dabei völkerrechtlich geächtete Streumunition eingesetzt hat, was der Generalstaatsanwalt der Ukraine Andrij Kostin scharf verurteilt: "Die Ermittler haben Grund zu der Annahme, dass die Entscheidung, eine solche Waffe einzusetzen, von russischen Militäroffizieren bewusst getroffen wurde, um so viele ukrainische Zivilisten wie möglich zu töten." |
30.04.2024 | Die stellvertretende Premierministerin und Ministerpräsidentin für europäische und euro-atlantische Integration, Olha Stefanischyna, hat erklärt, dass es keine Zwangsrückführung ukrainischer Männer aus der EU in die Ukraine geben werde. Es werde keine "erzwungene Rückkehr ukrainischer Bürger jeden Geschlechts und Alters" in die Ukraine geben, so Stefanischyna gegenüber der Deutschen Welle. Seit die Ukraine ein neues Mobilisierungsgesetz verabschiedet und die Konsular- und Passdienstleistungen für wehrfähige Männer im Ausland ausgesetzt hat, gibt es eine verstärkte Debatte darüber, ob und wie Hunderttausende wehrfähige ukrainische Männer, die sich im Ausland aufhalten, in die Ukraine zurückgeholt und für die Armee mobilisiert werden können. |
Die Chronik wird zeitnah erstellt und basiert ausschließlich auf im Internet frei zugänglichen Quellen. Die Redaktion bemüht sich, bei jeder Meldung die ursprüngliche Quelle eindeutig zu nennen. Aufgrund der großen Zahl von manipulierten und falschen Meldungen kann die Redaktion der Ukraine-Analysen keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben übernehmen. Zusammengestellt von Lars Fernkorn. Sie können die gesamte Chronik seit Februar 2006 auch auf Externer Link: http://www.laender-analysen.de/ukraine/ unter dem Link "Chronik" lesen.