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Analyse: (Un)genutzte Potenziale in den deutsch-ukrainischen Kommunal- und Regionalpartnerschaften | Ukraine-Analysen | bpb.de

Ukraine Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter / Ukrainische Community in Deutschland / Deutsch-ukrainische kommunale Partnerschaften (29.04.2024) Analyse: Arbeitsmarktintegration der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland Statistik: Integration in den Arbeitsmarkt Analyse: Die ukrainische Community in Deutschland Analyse: (Un)genutzte Potenziale in den deutsch-ukrainischen Kommunal- und Regionalpartnerschaften Dokumentation: Übersicht deutsch-ukrainischer Partnerschaften Chronik: 11. bis 31. März 2024 10 Jahre Krim-Annexion / Donbas nach der Annexion 2022 (21.03.2024) Analyse: Zehn Jahre russische Annexion: Die aktuelle Lage auf der Krim Dokumentation: Reporters Without Borders: Ten years of Russian occupation in Crimea: a decade of repression of local independent journalism Dokumentation: Europarat: Crimean Tatars’ struggle for human rights Statistik: Repressive Gerichtsverfahren auf der Krim und in Sewastopol Analyse: Die Lage im annektierten Donbas zwei Jahre nach dem 24. Februar 2022 Umfragen: Öffentliche Meinung zur Krim und zum Donbas Chronik: 22. Februar bis 10. März 2024 Wirtschaft / Rohstoffe / Kriegsschäden und Wiederaufbau Analyse: Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit in einer schwierigen Gesamtlage Analyse: Die Rohstoffe der Ukraine und ihre strategische Bedeutung Analyse: Schäden und Wiederaufbau der ukrainischen Infrastruktur Chronik: 11. Januar bis 21. Februar 2024 Zwei Jahre Angriffskrieg: Rückblick, aktuelle Lage und Ausblick (23.02.2024) Analyse: Zwei Jahre russischer Angriffskrieg. Welche politischen, militärischen und strategischen Erkenntnisse lassen sich ziehen? Kommentar: Die aktuelle Lage an der Front Kommentar: Wie sich der russisch-ukrainische Krieg 2024 entwickeln könnte Kommentar: Die Ukraine wird sich nicht durchsetzen, wenn der Westen seine eigene Handlungsfähigkeit verleugnet Kommentar: Wie funktioniert das ukrainische Parlament in Kriegszeiten? Kommentar: Wie die Wahrnehmung des Staates sich durch den Krieg gewandelt hat Umfragen: Stimmung in der Bevölkerung Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Statistik: Russische Raketen- und Drohnenangriffe, Verbrauch von Artilleriegranaten, Materialverluste im Kampf um Awdijiwka Folgen des russischen Angriffskriegs für die ukrainische Landwirtschaft (09.02.2024) Analyse: Zwischenbilanz zum Krieg: Schäden und Verluste der ukrainischen Landwirtschaft Analyse: Satellitendaten zeigen hohen Verlust an ukrainischen Anbauflächen als Folge der russischen Invasion Statistik: Getreideexporte Chronik: 17. Dezember 2023 bis 10. Januar 2024 Kunst, Musik und Krieg (18.01.2024) Analyse: Ukrainische Künstler:innen im Widerstand gegen die großangelegte Invasion: Dekolonialisierung in der Kunst nach dem 24. Februar 2022 Analyse: Musik und Krieg Dokumentation: Ukrainische Musiker:innen, die durch die russische Invasion umgekommen sind Statistik: "De-Russifizierung" der ukrainischen Youtube-Musik-Charts Umfragen: Änderung des Hörverhaltens seit der großangelegten Invasion Chronik: 21. November bis 16. Dezember 2023 Eintritt in eine neue Kriegsphase? / Selenskyjs Appelle an Russland (19.12.2023) Interview: "Dieser Krieg bleibt in erster Linie ein Artilleriekrieg, der die Munitionslieferungen zu einem sehr wichtigen Faktor macht" Statistik: Geländegewinne seit Beginn der Großinvasion Kommentar: Deutschland: Ein Schlüsselakteur in der neuen Kriegsphase? Statistik: Internationale Hilfen für die Ukraine Analyse: Selenskyjs Appelle an russische Staatsbürger:innen im ersten Jahr des russischen Aggressionskriegs gegen die Ukraine Dokumentation: Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an das russische Volk am Vorabend der großangelegten Invasion Chronik: 28. Oktober bis 20. November 2023 Der Globale Süden und der Krieg (24.11.2023) Analyse: Der Blick aus dem Süden: Lateinamerikanische Perspektiven auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine Analyse: Russlands Krieg gegen die Ukraine und Afrika: Warum die Afrikanische Union zwar ambitioniert, aber gespalten ist Analyse: Eine Kritik der zivilisatorischen Kriegsdiplomatie der Ukraine im Globalen Süden Umfragen: Umfragedaten: Der Globale Süden und Russlands Krieg gegen die Ukraine Dokumentation: Abstimmungen in der Generalversammlung der Vereinten Nationen Chronik: 16. bis 27. Oktober 2023 Zwischen Resilienz und Trauma: Mentale Gesundheit (02.11.2023) Analyse: Mentale Gesundheit in Zeiten des Krieges Karte: Angriffe auf die Gesundheitsinfrastruktur der Ukraine Analyse: Den Herausforderungen für die psychische Gesundheit ukrainischer Veteran:innen begegnen Umfragen: Umfragen zur mentalen Gesundheit Statistik: Mentale Gesundheit: Die Ukraine im internationalen Vergleich Chronik: 1. bis 15. Oktober 2023 Ukraine-Krieg in deutschen Medien (05.10.2023) Kommentar: Der Kampf um die Deutungshoheit. Deutsche Medien zu Ukraine, Krim-Annexion und Russlands Rolle im Jahr 2014 Analyse: Die Qualität der Medienberichterstattung über Russlands Krieg gegen die Ukraine Analyse: Russlands Aggression gegenüber der Ukraine in den deutschen Talkshows 2013–2023. Eine empirische Analyse der Studiogäste Chronik: 1. bis 30. September 2023 Ökologische Kriegsfolgen / Kachowka-Staudamm (19.09.2023) Analyse: Die ökologischen Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine Analyse: Ökozid: Die katastrophalen Folgen der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Dokumentation: Auswahl kriegsbedingter Umweltschäden seit Beginn der großangelegten russischen Invasion bis zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms Statistik: Statistiken zu Umweltschäden Zivilgesellschaft / Lokale Selbstverwaltung und Resilienz (14.07.2023) Von der Redaktion: Sommerpause – und eine Ankündigung Analyse: Die neuen Facetten der ukrainischen Zivilgesellschaft Statistik: Entwicklung der ukrainischen Zivilgesellschaft Analyse: Der Beitrag lokaler Selbstverwaltungsbehörden zur demokratischen Resilienz der Ukraine Wissenschaft im Krieg (27.06.2023) Kommentar: Zum Zustand der ukrainischen Wissenschaft in Zeiten des Krieges Kommentar: Ein Brief aus Charkiw: Ein ukrainisches Wissenschaftszentrum in Kriegszeiten Kommentar: Warum die "Russian Studies" im Westen versagt haben, Aufschluss über Russland und die Ukraine zu liefern Kommentar: Mehr Öffentlichkeit wagen. Ein Erfahrungsbericht Statistik: Auswirkungen des Krieges auf Forschung und Wissenschaft der Ukraine Innenpolitik / Eliten (26.05.2023) Analyse: Zwischen Kriegsrecht und Reformen. Die innenpolitische Entwicklung der Ukraine Analyse: Die politischen Eliten der Ukraine im Wandel Statistik: Wandel der politischen Elite in der Ukraine im Vergleich Chronik: 5. April bis 3. Mai 2023 Sprache in Zeiten des Krieges (10.05.2023) Analyse: Die Ukrainer sprechen jetzt hauptsächlich Ukrainisch – sagen sie Analyse: Was motiviert Ukrainer:innen, vermehrt Ukrainisch zu sprechen? Analyse: Surschyk in der Ukraine: zwischen Sprachideologie und Usus Chronik: 08. März bis 4. April 2023 Sozialpolitik (27.04.2023) Analyse: Das Sozialsystem in der Ukraine: Was ist nötig, damit es unter der schweren Last des Krieges besteht? Analyse: Die hohen Kosten des Krieges: Wie Russlands Krieg gegen die Ukraine die Armut verschärft Chronik: 22. Februar bis 7. März 2023 Besatzungsregime / Wiedereingliederung des Donbas (27.03.2023) Analyse: Etablierungsformen russischer Herrschaft in den besetzten Gebieten der Ukraine: Wege und Gesichter der Okkupation Karte: Besetzte Gebiete Dokumentation: Human Rights Watch: Torture, Disappearances in Occupied South. Apparent War Crimes by Russian Forces in Kherson, Zaporizhzhia Regions (Ausschnitt) Dokumentation: War and Annexation. The "People’s Republics" of eastern Ukraine in 2022. Annual Report (Ausschnitt) Dokumentation: Terror, disappearances and mass deportation Dokumentation: Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) gegen Wladimir Putin wegen der Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten nach Russland Analyse: Die Wiedereingliederung des Donbas nach dem Krieg: eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung Chronik 11. bis 21. Februar 2023 Internationaler Frauentag, Feminismus und Krieg (13.03.2023) Analyse: 8. März, Feminismus und Krieg in der Ukraine: Neue Herausforderungen, neue Möglichkeiten Umfragen: Umfragen zum Internationalen Frauentag Interview: "Der Wiederaufbau braucht einen geschlechtersensiblen Ansatz" Statistik: Kennzahlen und Indizes geschlechterspezifischer Ungleichheit Korruptionsbekämpfung (08.03.2023) Analyse: Der innere Kampf: Korruption und Korruptionsbekämpfung als Hürde und Gradmesser für den EU-Beitritt der Ukraine Dokumentation: Statistiken und Umfragen zu Korruption Analyse: Reformen, Korruption und gesellschaftliches Engagement Chronik: 1. bis 10. Februar 2023 Kriegsentwicklung / Jahrestag der Invasion (23.02.2023) Analyse: Unerwartete Kriegsverläufe Analyse: Die Invasion der Ukraine nach einem Jahr – Ein militärischer Rück- und Ausblick Kommentar: Die Unterstützung der NATO-Alliierten für die Ukraine: Ursachen und Folgen Kommentar: Der Krieg hat die Profile der EU und der USA in der Ukraine gefestigt Kommentar: Wie der Krieg die ukrainische Gesellschaft stabilisiert hat Kommentar: Die existenzielle Frage "Sein oder Nichtsein?" hat die Ukraine klar beantwortet Kommentar: Wie und warum die Ukraine neu aufgebaut werden sollte Kommentar: Der Krieg und die Kirchen Karte: Kriegsgeschehen in der Ukraine (Stand: 18. Februar 2023) Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Chronik: 17. bis 31. Januar 2023 Meinungsumfragen im Krieg (15.02.2023) Kommentar: Stimmen die Ergebnisse von Umfragen, die während des Krieges durchgeführt werden? Kommentar: Vier Fragen zu Umfragen während eines umfassenden Krieges am Beispiel von Russlands Krieg gegen die Ukraine Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine zu Kriegszeiten: Zeigen sie uns das ganze Bild? Kommentar: Meinungsforschung während des Krieges: anstrengend, schwierig, gefährlich, aber interessant Kommentar: Quantitative Meinungsforschung in der Ukraine zu Kriegszeiten: Erfahrungen von Info Sapiens 2022 Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine unter Kriegsbedingungen Kommentar: Politisches Vertrauen als Faktor des Zusammenhalts im Krieg Kommentar: Welche Argumente überzeugen Deutsche und Dänen, die Ukraine weiterhin zu unterstützen? Dokumentation: Umfragen zum Krieg (Auswahl) Chronik: Chronik 9. bis 16. Januar 2023 Ländliche Gemeinden / Landnutzungsänderung (19.01.2023) Analyse: Ländliche Gemeinden und europäische Integration der Ukraine: Entwicklungspolitische Aspekte Analyse: Monitoring der Landnutzungsänderung in der Ukraine am Beispiel der Region Schytomyr Chronik: 26. September bis 8. Januar 2023 Weitere Angebote der bpb Redaktion

Analyse: (Un)genutzte Potenziale in den deutsch-ukrainischen Kommunal- und Regionalpartnerschaften Ukraine-Analyse Nr. 298

Mattia Nelles Inna Nelles

/ 12 Minuten zu lesen

Die deutsch-ukrainischen Städte- und Gemeindepartnerschaften haben sich im Kontext des Krieges positiv entwickelt. Nun gilt es, die Partnerschaften auszubauen.

Der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher besucht seinen Amtskollegen Witali Klytschko in Kyjiw. Seit 2022 sind Hamburg und Kyjiw Partnerstädte. (© picture-alliance/dpa, Martin Fischer)

Zusammenfassung

Wenn am 30. April der Internationale Tag der Städtepartnerschaften begangen wird, lässt sich positiv auf die jüngste Entwicklung der deutsch-ukrainischen Partnerschaften zurückblicken. Es gab ein immenses Engagement von Bundesländern, Städten, Kreisen, Gemeinden und Zivilgesellschaft, die seit 2022 enorm viel für ihre ukrainischen Partner geleistet haben, vor allem im Bereich der humanitären Hilfe. Mit Blick auf einen vermutlich länger andauernden Krieg und den langjährigen Wiederaufbau müssen Erfahrungen gerade auch der ukrainischen Gemeinden in die Überlegungen einbezogen werden, wie die Partnerschaften über die akute Nothilfe hinaus ausgebaut und weiterentwickelt werden können. Denn die ukrainischen Gemeinden sehen sich nicht nur als Bittsteller, sondern streben Partnerschaften auf Augenhöhe mit ihren deutschen Partnern an.

Die Resilienz ukrainischer Gemeinden

Als im Februar 2022 russische Invasionstruppen aus dem Norden, Osten und Süden in die Ukraine einfielen, zeigten sich viele der betroffenen Gemeinden Externer Link: erstaunlich resilient. Trotz des Chaos, großer Fluchtbewegungen, kaum Vorbereitung und anfänglich keinen klaren Ansagen aus Kyjiw, setzten viele Bürgermeister:innen, Stadträt:innen und Dorfvorsteher:innen ihre Arbeit trotz Kampfhandlungen, Belagerungen oder Besetzungen fort. Diese Externer Link: beeindruckende Resilienz auf lokaler Ebene geht auf die horizontalen Verflechtungen und die Verbundenheit der lokalen Selbstverwaltungen mit ihren jeweiligen Gemeinden zurück, die im Zuge der Dezentralisierungsreform in den letzten Jahren gestärkt wurden. Durch die 2014 angestoßene Dezentralisierungs- und Gebietsreform wuchsen die Befugnisse und Steuereinnahmen der Städte und Gemeinden an und die Gemeinden konnten in vielen Fällen die Qualität von staatlichen (Verwaltungs-)Dienstleistungen und der öffentlichen Daseinsvorsorge erhöhen.

Der Externer Link: IRI Municipal Poll 2023, erhoben in den 21 regionalen Hauptstädten, zeigt beispielsweise, dass die Mehrheit der befragten Anwohner:innen selbst im Krieg zufrieden sind mit den erbrachten öffentlichen Dienstleistungen ihrer jeweiligen Städte. Gleichzeitig ist eine Mehrheit in jeder Stadt der Auffassung, dass lokal gewählte Behörden über die Prioritäten des Wiederaufbaus vor Ort entscheiden sollten.

Im Krieg wurden die Städte und Gemeinden zu einer tragenden Stütze des ukrainischen Staates. Trotz zum Teil massiven Beschusses, wie in Charkiw, Sumy oder Cherson, arbeiten die Gemeinden und Städte mit Hochdruck daran, dass Schäden schnellstmöglich behoben werden, Elektrizitäts- und Trinkwasserversorgung, die Abwasser- und Abfallentsorgung aufrechterhalten werden, dass Schulen und Kindergärten möglichst geöffnet bleiben bzw. über ausreichend Schutzräume verfügen. Gleichzeitig stellt die medizinische Versorgung Kriegsverletzter und die therapeutische Behandlung traumatisierter Menschen und die Unterstützung, Unterbringung und Integration von Binnenvertriebenen viele Städte und Gemeinden vor immense Herausforderungen.

Der vorliegende Text basiert auf ersten Ergebnissen des Projekts "Lokale Resilienz & Wiederaufbau: Kapazitäten der ukrainischen Zivilgesellschaft in der Region Tschernihiw". Expert:innen des Deutsch-Ukrainischen Büros haben im Februar 2024 die Regionen Tschernihiw und Kyjiw bereist und Gespräche mit Vertreter:innen der lokalen Zivilgesellschaft, einem Dutzend Bürgermeistern und mehreren Stadträt:innen geführt. Zusätzlich dazu wurden 33 umfangreiche Fragebögen gesammelt und 15 vertiefte Interviews mit Gemeindevertreter:innen und lokalen Aktivist:innen geführt, in denen es um ihre Einschätzungen zum Wiederaufbau, die Rolle internationaler Partner und die deutsch-ukrainischen Städtepartnerschaften ging.

Deutschlands wichtige Rolle

Nach anfänglichen Verstimmungen in den deutsch-ukrainischen Beziehungen zu Beginn der russischen Vollinvasion gehört Deutschland zu den wichtigsten und verlässlichsten Partnern der Ukraine – sowohl auf nationaler als auch regionaler und kommunaler Ebene. Heute werden deutsche Politiker:innen, allen voran der Bundeskanzler, nicht müde zu betonen, dass Deutschland nach den USA zweitgrößter Geberstaat ist. Nach Angaben der Bundesregierung belaufen sich die Gesamtausgaben für die Ukraine und Ukrainer:innen in Deutschland auf knapp 32,2 Milliarden Euro (Externer Link: Stand Februar 2024). Diese Zahlen umfassen die bisher geleisteten Militärhilfen in Höhe von knapp sieben Milliarden Euro aber auch die bis zu sechs Milliarden Euro jährlichen Kosten für Sozialleistungen für die rund 1,2 Millionen Geflüchteten, überwiegend Frauen und Kinder, die in Deutschland seit Februar 2022 Schutz gefunden haben. Als größter europäischer Geber legt Deutschland ein besonderes Augenmerk auf die Unterstützung der lokalen Ebene. Bei der Ukraine Recovery Conference im Juni 2024 in Berlin wird die kommunale Ebene eine der thematischen Hauptsäulen der Konferenz.

Außenpolitik der Gemeinden und Bundesländer

Neben den Militär- und Finanzhilfen für die ukrainische Regierung, humanitärer Hilfe für die notleidenden Menschen in der Ukraine sowie der Unterstützung für Geflüchtete in Deutschland spielten und spielen bestehende und neu entstandene kommunale Partnerschaften eine wichtige Rolle bei der Lieferung von wichtiger Soforthilfe in die Ukraine.

Bei der Reise von Frank-Walter Steinmeier in die Ukraine im Externer Link: Oktober 2022 hob der Bundespräsident gemeinsam mit Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung der kommunalen Partnerschaften hervor: "Deutsche Städte und Gemeinden haben große Solidarität bewiesen, indem sie Ukrainerinnen und Ukrainer, die vor Russlands brutaler Aggression geflohen sind, aufgenommen haben; Kommunalpartnerschaften ermöglichen zielgerichtete, stabile und rasche Hilfslieferungen und die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern, sie fördern Erfahrungsaustausch, und sie leisten schon jetzt einen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung und zum Wiederaufbau der Ukraine." Gemeinsam übernahmen die zwei Staatspräsidenten die Schirmherrschaft des deutsch-ukrainischen Städtepartnerschaftsnetzwerks. Zudem riefen sie Kommunalverwaltungen und führende Mitglieder der Zivilgesellschaft auf, sich dem Netzwerk anzuschließen und gemeinsam neue Partnerschaften aufzubauen.

Tatsächlich Externer Link: verdreifachte sich die Anzahl der deutsch-ukrainischen Kommunalpartnerschaften in den ersten zwei Jahren der russischen Vollinvasion fast und stieg von 76 auf 204 (Stand Februar 2024, Überblick auf S. 18) an. Gleichzeitig entstanden zahlreiche Betreiberpartnerschaften von Stadtwerken und Wasserbetrieben sowie Klinikpartnerschaften. Dieser rasante Anstieg folgte der immensen Hilfsbereitschaft der deutschen Gemeinden und lokalen Zivilgesellschaft, die sich einerseits um die eintreffenden Geflüchteten aus der Ukraine kümmerten und andererseits umfassend humanitäre Hilfe an ukrainische Gemeinden auf den Weg brachten. Bei der Reise der beiden Autor:innen in die Ukraine berichteten ukrainische Bürgermeister aus den Regionen Kyjiw und Tschernihiw, dass gerade bestehende polnischen Partnerstädte, zu denen viele ukrainische Städte und Gemeinden schon längere Beziehungen haben, bei der Vermittlung partnerschaftlicher Kontakte nach Deutschland eine große Rolle gespielt haben. Bei der Länderverteilung der Interner Link: deutschen Städtepartnerschaften dominieren Länder der EU, insbesondere Frankreich (2324) vor Polen (592) und Großbritannien (552). Polen wiederum unterhält fast 230 Städtepartnerschaften mit der Ukraine.

Seit 2023 entstanden auch sieben regionale Partnerschaften zwischen Bundesländern und den ukrainischen Oblasten. Den Anfang machte Nordrhein-Westfalen (NRW) mit Dnipropetrowsk; zuletzt unterzeichneten in diesem Jahr Mecklenburg-Vorpommern mit dem Gebiet Tschernihiw und der Freistaat Sachsen mit der Oblast Charkiw neue Regionalpartnerschaften. Die Ziele der Regionalpartnerschaften ähneln sich zum Teil. Dennoch gibt es Unterschiede, was die Ambitionen und die eingeplanten Mittel anbelangt. Die Zusammenarbeit zwischen NRW und Dnipropetrowsk ist wahrscheinlich die ambitionierteste und umfasst neben Wirtschaftskooperationen unter anderem die Bereiche Wissenschaft, Gesundheit, Verkehrsinfrastruktur und Umweltschutz. Das Land NRW Externer Link: kündigte im Februar 2023 an, das Bundesland und die Oblast Dnipropetrowsk auf allen Ebenen miteinander verbinden zu wollen – durch den Austausch von Kommunen, Verbänden, Vereinen und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren. Im Zuge der Regionalpartnerschaft kamen gleich sieben neue Kommunalpartnerschaften aus NRW mit Gemeinden aus dem Gebiet Dnipropetrowsk zustande.

Mit Blick auf die Regionalpartnerschaften bleibt jetzt abzuwarten, wie diese beidseitig mit Leben gefüllt werden. Wegen der ukrainischen Verfassung sind die Leiter:innen der Gebietsverwaltungen vom Präsidenten ernannt und stehen in vielen Fällen im Dauerclinch mit – oder sehen sich als Konkurrenz zu – den selbstbewussten, direktgewählten lokalen Bürgermeister:innen. Im Falle von Tschernihiw sind die Spannungen zwischen dem Gouverneur und dem amtierenden Bürgermeister besonders akut. Um Regionalpartnerschaften erfolgreich zu gestalten und die Potenziale der neuen Partnerschaften voll auszuschöpfen, gilt es, diese Spannungen zu verstehen und bedacht zu navigieren. Für deutsche Bundesländer wird es also darauf ankommen, einerseits sich dezidiert nicht nur auf die Gebietsverwaltung und ihre Führung zu konzentrieren, die oft in der Region nicht tief verwurzelt sind, sondern vor allem auch Kontakte zu einer Vielzahl von kommunalen Akteur:innen in den Partnerregionen zu knüpfen. Nicht zuletzt davon wird der Erfolg dieser Regionalpartnerschaften abhängen.

Fokus Nothilfe

Vor 2022 lag der Fokus bestehender kommunaler Partnerschaften vor allem auf den Themen Kultur, Bildung, Jugendaustausch; in einigen Fällen noch der Austausch der Feuerwehren. So arbeitete die sächsische Stadt Borna, die mit Irpin seit 47 Jahren eine Partnerschaft unterhält (was es zur zweitältesten deutsch-ukrainischen Partnerschaft überhaupt macht), seit Jahren am Externer Link: Aufbau einer Freiwilligen Feuerwehr in Irpin und spendete ein Feuerwehrfahrzeug.

Nach der großangelegten russischen Invasion rückte der Fokus der Zusammenarbeit auf humanitäre Nothilfe und umfangreiche Sachspenden wie Medizin, hygienische Produkte, Decken etc., aber auch kommunale Fahrzeuge wie Busse, Müll- und Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge. Nach dem gezielten Beschuss der ukrainischen Energieinfrastruktur im Winter 2022/23 wurde massive Winterhilfe in Form von Generatoren, Heizöfen, Decken etc. geleistet.

Der amtierende Bürgermeister und eine Abgeordnete des Tschernihiwer Stadtrats berichteten uns, dass humanitäre Hilfe u. a. aus den Partnerstädten Memmingen und dem polnischen Tarnobrzeg die Stadt noch vor der staatlichen ukrainischen Hilfe erreichte. Bei der weiter oben erwähnten Reise in die Gebiete Kyjiw und Tschernihiw hörten wir immer wieder von Bürgermeistern, Stadträten und Aktivist:innen, dass die geleistete europäische Nothilfe, insbesondere die der kommunalen Partner, gerade in der frühen Phase des Angriffskrieges einen wichtigen symbolischen und praktischen Beitrag zur Stabilisierung der Lage leistete, gerade auch zur Versorgung der fast vier Millionen Binnenvertriebenen. Die Gemeinde Korjukiwka im Norden des Tschernihiwer Gebiets betonte uns gegenüber, dass die Winterhilfe ihrer kommunalen Partner (dt. Partner Walkirch) eine zentrale Rolle gespielt hat, die letzten zwei Winter zu überstehen.

Grenzen der Nothilfe

Im Verlauf des Krieges änderten sich die Bedarfe der ukrainischen Gemeinden. Auch wenn derzeit, gerade im Osten (und dort besonders in Charkiw und Umgebung), wieder akute Nothilfe benötigt wird, zeigen unsere vorläufigen Umfrageergebnisse und Interviews mit Vertreter:innen der Gemeinden und Städte aus dem Tschernihiwer Gebiet, dass die meisten von ihnen aktuell keine humanitäre bzw. Nothilfe benötigen. Mit Blick auf die Landkarte der Städtepartnerschaften wird klar, dass die Mehrheit der bestehenden Partnerschaften sich im Westen und der Zentralukraine bzw. weit entfernt von der aktuellen Frontlinie im Süden und Osten des Landes befindet.

Gleichzeitig wurde gerade in den Gesprächen mit den Gemeindevertreter:innen klar, dass Bedarfe und geleistete Hilfen nicht immer übereinstimmen. Zum Teil existieren sehr klare Listen von benötigten Dingen, beispielsweise für die Ausstattung von Schutzräumen in Schulen. Ausländische Partnergemeinden und internationale Geber liefern hingegen manchmal Dinge, die nicht zwingend benötigt werden – aus Dankbarkeit werden diese dann zwar angenommen, aber die konkreten Bedarfe auf der ukrainischen Seite decken sie nicht.

In den Gesprächen wurde auch klar, dass es auf Seiten zahlreicher ukrainischer Kommunen an Wissen und Know-How fehlt, um eigene Bedarfe auch mit Blick auf künftige Projekte zu priorisieren. Das ist insofern wichtig, da insbesondere (große) internationale Hilfsorganisationen ihre eigenen Lösungen und Konzepte zum Wiederaufbau anbieten, die von den ukrainischen Kommunen oft einfach übernommen werden müssen. In Borodjanka im Gebiet Kyjiw z. B., wo mehr als 1.500 Gebäude zerstört wurden und die Externer Link: Schäden sich auf 150 Mio. US-Dollar belaufen, sanierte eine U.S.-amerikanische Hilfsorganisation die Kanalisation der Hauptstraße. Die Stadt kann diese aber bis heute nicht nutzen, da ihr die Mittel fehlen, Häuserblöcke daran anzuschließen.

Gleichzeitig spielen Sprachkenntnisse in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen im Gebiet Tschernihiw, aber auch anderen Gebieten, eine wesentliche Barriere beim Umgang mit ausländischen Partnern. Vor der Vollinvasion gab es kaum englischsprachiges Personal und auch nur wenige Bürgermeister:innen sprechen verhandlungssicher Englisch. So war die damalige Vizebürgermeisterin von Irpin, Mychajlina Skoryk-Schkariwska, zu Beginn der Vollinvasion die einzige Angestellte in der Stadtverwaltung, die fließend Englisch sprach. Seit 2023 leitet sie eine NGO, die Gemeinden aus der Kyjiwer Region bei der Projektplanung und Umsetzung hilft. Sie schilderte beim Besuch in Irpin eindringlich, wie trotz globaler Öffentlichkeit und großem Angebot an Fördermitteln nur ein Bruchteil tatsächlich umgesetzt werden konnte, weil es an englischsprachigen Mitarbeitenden mangelte.

Auch im wichtigen Feld der Unterstützung mit kommunalen Fahrzeugen gab es gemischte Rückmeldungen. Die Ukraine hat, wie bereits geschildert, auch von zahlreichen deutschen Gemeinden instandgesetzte, gebrauchte Fahrzeuge für den ÖPNV, Rettungs-, Müll- Feuerwehrfahrzeuge etc. erhalten. Gerade für die lokale Feuerwehr spielen die Rettungs- und Einsatzfahrzeuge eine wichtige Rolle, da Technik und Fahrzeuge immer wieder gezielt von russischen Externer Link: "Double Tap"-Angriffen auf die Helfenden beschädigt oder zerstört werden. Von Gemeindevertretern hörten wir dazu, dass es immense Unterschiede gibt, in welchem Zustand Fahrzeuge übergeben werden. Gerade deutsche Partner wurden positiv erwähnt, geben sie sich bei der Instandsetzung oft große Mühe und liefern bspw. Rettungswagen oft vollausgestattet mit Technik und Equipment – das sei jedoch nicht immer der Fall.

Angesichts der Kriegssituation und dem schlechten Zustand der Straßen ist die Haltbarkeitsdauer vieler Fahrzeuge jedoch beschränkt. Für die Ukraine ist es zudem kompliziert und teuer, die erhaltenen Fahrzeuge ohne umfassende Ersatzteile zu warten. Ein Bürgermeister aus dem Gebiet Tschernihiw sagte, dass die Ukraine zwar für jede Hilfe dankbar sei, sie aber langfristig keine Müllhalde für altes, verschlissenes Equipment sein wolle.

Partnerschaften auf Augenhöhe statt Opferrolle

Von fast allen interviewten Gemeindevertreter:innen vernahmen wir ein großes Interesse, bestehende Partnerschaften weiterzuentwickeln, weg von der reinen Nothilfe zu strategischen Kooperationen. Die thematische Bandbreite zur Entwicklung ist groß und geht von Wiederaufnahme des Jugendaustausch über Unterstützung bei medizinischer Ausrüstung und Weiterbildung von Fachpersonal zur Pflege und Reintegration von physisch und psychisch versehrten Menschen. Es besteht großes Interesse, von der deutschen Erfahrung in den Bereichen Inklusion und Barrierefreiheit zu lernen. Andere Gemeinden sehen den Wiederaufbau, verbunden mit umfassender Stadt- und Regionalentwicklung und lokaler Investitionsförderung, als ihre künftigen Prioritäten in den Partnerschaften an.

Gleichzeitig betonte die Mehrheit unserer Gesprächspartner:innen, dass sie die empfundene Opferrolle zurücklassen wolle. Vielmehr sollen die Potenziale der Kooperationen für beide Seiten in den Vordergrund gestellt werden. Die ukrainischen Städte sehen sich nicht nur als Bittsteller. Sie möchten eine Kooperation auf Augenhöhe und Wissen um die finanziell schwierige Lage der deutschen Kommunen. Von Krisenkommunikation und -management, Zivilschutz, lokaler Resilienz bis hin zur Digitalisierung von lokalen Verwaltungsdienstleistungen haben ukrainische Gemeinden ihren deutschen Partnern thematisch einiges anzubieten. Vertreter:innen der Stadt Nischyn (dt. Partner Neustadt in Holstein, Frankenthal (Pfalz) und Wolfsburg), aus der Oblast Tschernihiw berichteten etwa, wie eine Delegation aus der lettischen Partnerstadt Preili sie besuchte, um gemeinsam vom ukrainischen Zivilschutz und dem Umbau der Schutzräume für Schulen zu lernen. Dieses Potenzial des gegenseitigen Lernens sollte noch stärker in den Vordergrund gestellt werden.

Europäische Rechtsnormen und Fördermittel

Trotz des andauernden Kriegs wird auf der kommunalen Ebene mit Blick auf die vielen Partnerschaften in EU-Staaten auch oft über die Zukunft und den EU-Beitrittsprozess gesprochen. Der Acquis Communautaire wird zwar von der Zentralregierung in Kyjiw verabschiedet, umgesetzt werden müssen wird dieser jedoch auf lokaler Ebene. Deswegen brauchen ukrainische Städte und Gemeinden große Unterstützung im Rahmen des EU-Beitrittsprozesses. Gerade ein Erfahrungsaustausch mit den osteuropäischen EU-Mitgliedern im Baltikum, Mittel- und Südosteuropa ist von hoher praktischer Relevanz, um EU-Standards umzusetzen und von deren Erfahrungen zu profitieren.

Unsere Feldforschung und Interviews mit Gemeindevertreter:innen aus Tschernihiw zeigen erstens, dass viele der ukrainischen Gemeinden noch nicht über nationale und internationale Förderprogramme Bescheid wissen und dass es ihnen zweitens an Kapazitäten, Fähigkeiten und Personal fehlt, um komplexe Projektbewerbungen vorzubereiten. Gerade mit Blick auf den in diesem Jahr anstehenden Zugang der Ukraine zum Externer Link: Interreg Europe Programm für grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf regionaler Ebene wird es wichtig sein, das Programm und seine Fördermöglichkeiten unter lokalen Behörden bekannter zu machen. An dem Programm können dann alle Regionen und Städte der EU und der Ukraine teilnehmen. Mit einem Partner in der EU können ukrainische Gemeinden dann gemeinsam Projekte in Höhe von ein bis zwei Millionen Euro Externer Link: einreichen.

Aus dem Gebiet Tschernhiw bestätigen unsere Gesprächspartner die grundsätzliche Bedeutung der deutschen bzw. internationalen Förderung der kommunalen Partnerschaften, wie den Externer Link: Kleinprojektfond von bis zu 50.000 EUR der Service Stelle Kommunen in der einen Welt (SKEW) umgesetzt von Engagement Global. Gerade das GIZ-Programm Externer Link: U-Lead with Europe zur Unterstützung der lokalen Entwicklung in der Ukraine wurde fast einhellig von kleineren Gemeinden positiv hervorgehoben. Gleichzeitig betonen sie, dass sie sich auch spezielle deutsche Förderprogramme wünschen, bei denen ukrainische Gemeinden als Hauptbewerber und damit auch Hauptempfänger von Fördermitteln fungieren können. Wenn Deutschland die Rolle der ukrainischen Gemeinden auch in Zukunft weiter stärken möchte, ist das Überdenken der Förderinstrumente jenseits der eigenen Projektumsetzung durch deutsche Organisationen wie der GIZ sinnvoll.

Fazit: Erfolgsfaktoren und Grenzen kommunaler Partnerschaft

Was die Erfolgsfaktoren in der kommunalen Partnerschaft angeht, nannten fast alle Gesprächspartner:innen das persönliche Engagement von Bürgermeister:innen, Stadträt:innen und der lokalen Zivilgesellschaft. Im Falle von Aachen etwa war die lokale Zivilgesellschaft, allen voran die lokale ukrainische Diaspora, Treiber hinter dem Zustandekommen der Kommunalpartnerschaft mit Tschernihiw. Die Gesprächspartner aus der Stadt Tschernihiw hoben die Partnerschaft mit Memmingen hervor, wo sich mehrere Menschen mit großem Engagement für die Städtepartnerschaft mit Tschernihiw einsetzen würden. Persönliche Begegnungen sind und bleiben von größter Bedeutung für den Vertrauensaufbau und die Etablierung von verlässlichen Arbeitsbeziehungen.

Die Hauptbeschränkungen der kommunalen Beziehungen decken sich mit Erkenntnissen aus vorherigen Externer Link: Studien zum Thema. Unsere Gesprächspartner:innen identifizierten insbesondere die personellen Ressourcen als Hauptbeschränkung. Anders als in mittelgroßen deutschen Gemeinden gibt es in vielen ukrainischen Gemeinden kaum Mittel und Stellen für den Kontaktaufbau auf internationalen Konferenzen, für die Kontaktpflege zu Partnern und die Akquise von Projektmitteln. Auch Sprachbarrieren können ein Hindernis sein.

Die deutsch-ukrainischen Partnerschaften haben sich nach der großangelegten russischen Invasion in die Ukraine 2022 sowohl quantitativ als auch qualitativ positiv entwickelt. Die deutschen Bundesländer, Städte, Landkreise, Gemeinden und die Zivilgesellschaft haben viel zur Unterstützung ihrer Partner in der Ukraine beigetragen. Zukünftig sollten verstärkt auch die Erfahrungen der ukrainischen Seite in Überlegungen einfließen, wie die Partnerschaften über die akute Nothilfe hinaus gestärkt und fortentwickelt werden können. Die ukrainischen Gemeinden sehen sich nicht nur als Bittsteller, sondern streben vielmehr nach einer strategischen partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe – und sie möchten ihre deutschen Partner dazu ermutigen, relevante Erfahrungen auszutauschen.

Anmerkung: Das Projekt "Lokale Resilienz & Wiederaufbau: Kapazitäten der ukrainischen Zivilgesellschaft in der Region Tschernihiw" wird finanziert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Mattia Nelles ist Mitbegründer des Deutsch-Ukrainischen Büros (DUB) und arbeitet seit Jahren zur Ukraine und den innen- und außenpolitischen Veränderungsprozessen im Land.

Inna Nelles ist Mitbegründerin des Deutsch-Ukrainischen Büros (DUB) und hat langjährige Erfahrung in der ukrainischen Zivilgesellschaft.