Chronik: 13. – 25. September 2022
Datum | Ereignis |
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13.09.2022 | In einem Interview für die Nachrichtenagentur "RBC-Ukraine" erklärt der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba, die Ukraine lehne Verhandlungen mit Russland nicht grundsätzlich ab. Sie sei aber nur zu Verhandlungen bereit, wenn es darin um die vollständige Wiederherstellung der territorialen Integrität gehe. |
13.09.2022 | Die ukrainische Regierung billigt den Haushaltsentwurf für das kommende Jahr 2023, nach dem die Ausgaben für Sicherheit und Verteidigung mehr als 50 Prozent ausmachen werden. Der Entwurf muss nun dem Parlament vorgelegt werden. |
13.09.2022 | Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes Andrij Jermak und der ehemalige Generalsekretär der NATO Anders Fogh Rasmussen stellen in Kyjiw einen Entwurf für Sicherheitsgarantien für die Ukraine vor. Zu den Garantiegebern sollen laut dem Dokument u. a. die USA, Großbritannien, Kanada, Polen, Deutschland und Frankreich gehören. |
13.09.2022 | In seinem ersten Telefongespräch seit Mai mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin drängt der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz dem Regierungssprecher Steffen Hebestreit zufolge auf eine diplomatische Lösung. Diese müsse auf einem Waffenstillstand, einem vollständigen Rückzug der russischen Truppen und der Achtung der territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine basieren. |
14.09.2022 | Gemeinsam mit dem Leiter des Präsidialamtes Andrij Jermak und Angehörigen der ukrainischen Streitkräfte besucht Präsident Wolodymyr Selenskyj die kürzlich von der russischen Besatzung befreite Stadt Isjum in der Oblast Charkiw. |
14.09.2022 | Nachdem in dem kürzlich von der russischen Besatzung befreiten Gebiet um die Städte Balaklija, Kupjansk und Isjum in der Oblast Charkiw Leichen gefunden werden, die Folterspuren aufweisen, leitet die ukrainische Staatsanwaltschaft Ermittlungen ein. |
14.09.2022 | Nach russischen Raketenangriffen auf die Stadt Krywyj Rih, bei denen ein Staudamm schwer beschädigt wird, fällt die Trinkwasserversorgung der Stadt größtenteils aus. Außerdem steigt der Wasserspiegel des Flusses Inhulez, der Leiter der örtlichen Militärverwaltung Oleksandr Wilkul ruft wegen drohender Überschwemmungen zur teilweisen Evakuierung auf. |
14.09.2022 | Im Fall des Angriffs auf Journalist:innen des Investigativprojekts "Schemy" vom Oktober 2021 befindet das Kyjiwer Bezirksgericht Holosijiw den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der "Ukreximbank" Jewhen Mezher, den ehemaligen Direktor der Abteilung für Bankensicherheit Ihor Telbisow und den ehemaligen Leiter der Abteilung für interne Sicherheit der Bank Oleh Osipow für schuldig und verhängt jeweils eine Geldstrafe. |
15.09.2022 | Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Rahmen ihres dritten Besuchs in Kyjiw seit Beginn des russischen Angriffskriegs lobt die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen die Fortschritte der Ukraine im Beitrittsprozess zur Europäischen Union. Die Ukraine hat seit Juni 2022 offiziell den Status eines EU-Beitrittskandidaten. |
15.09.2022 | Laut einer vom 7.–13. September 2022 durchgeführten Studie des Kyjiwer Internationalen Instituts für Soziologie (KIIS) ist die Zahl derer, die territoriale Zugeständnisse in Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ablehnen, um 3 Prozent auf 87 Prozent der Befragten angestiegen. |
15.09.2022 | Die US-Regierung kündigt ein weiteres Militärhilfepaket für die Ukraine im Wert von 600 Millionen US-Dollar an, das zusätzliche Munition für HIMARS-Mehrfachraketenwerfer, 155mm Artilleriegeschosse sowie andere Ausrüstung und Geschosse enthalten wird. Außerdem verhängen die USA weitere Sanktionen gegen russische Unternehmen und Personen, darunter die russische Beauftragte für Kinderrechte Maria Lwowa-Belowa, die an der Verschleppung ukrainischer Kinder nach Russland beteiligt sein soll. |
15.09.2022 | Das EU-Parlament billigt Kredite über 5 Milliarden Euro für die Ukraine und will damit zur Tragfähigkeit der Staatsschulden beitragen. Das Geld ist Teil eines im Mai angekündigten Hilfspakets über insgesamt 9 Milliarden Euro. |
15.09.2022 | Deutschland wird der Ukraine zwei weitere MARS II-Mehrfachraketenwerfer, 200 Raketen und 50 gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Dingo zur Verfügung stellen, wie Verteidigungsministerin Christine Lambrecht mitteilt. |
16.09.2022 | Laut dem leitenden Ermittler der ukrainischen Polizei in der Oblast Charkiw, Serhij Bolwinow, sind nahe der vor Kurzem von den ukrainischen Streitkräften befreiten Stadt Isjum mehr als 440 Gräber gefunden worden. Bei den Leichen handele es sich überwiegend um Zivilist:innen, einige wiesen Folterspuren auf oder hätten einen Strick um den Hals. Präsident Wolodymyr Selenskyj zieht Parallelen zu dem im April befreiten Butscha, wo Russland Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. |
16.09.2022 | Laut dem Chef der nationalen Polizei der Ukraine, Ihor Klymenko, sind auf dem zurückeroberten Gebiet in der Region Charkiw mindestens zehn Folterräume gefunden worden, von denen sich zwei allein in der Stadt Balaklija befänden. |
16.09.2022 | Laut dem Gouverneur der Oblast Dnipropetrowsk sind in Krywyj Rih erneut Staudämme beschossen worden. Erst zwei Tage zuvor war es in der Stadt durch russische Angriffe auf kritische Infrastruktur zu einem Ausfall der Trinkwasserversorgung sowie zu Überschwemmungen gekommen. |
16.09.2022 | Dem Unternehmen "Haltera" des Oligarchen Ihor Kolomjskyj sind in einem Verfahren vor dem Bezirksgericht Dnipro, bei dem die Stadtverwaltung gegen das Unternehmen geklagt hatte, die Rechte für den Betrieb des Flughafens in Dnipro entzogen worden. |
16.09.2022 | Über einen Ringtausch mit Griechenland erhält die Ukraine von Griechenland 40 Schützenpanzer sowjetischer Bauart vom Typ BMP-1, wofür Griechenland die gleiche Anzahl an Schützenpanzern aus Deutschland vom Typ Marder bekommt, wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilt. |
17.09.2022 | Bei russischem Beschuss der Region Donezk wurde das Wärmekraftwerk in Slowjansk beschädigt und mindestens zwei Menschen getötet, wie der Gouverneur Pawlo Kyrylenko auf Telegram mitteilt. Auch aus anderen Regionen wurde in der Nacht Beschuss gemeldet. |
17.09.2022 | Nachdem am Vortag in der von den ukrainischen Streitkräften befreiten Stadt Isjum mehr als 440 Gräber gefunden worden waren, nennt der tschechische Außenminister Jan Lipavsky die Angriffe auf die ukrainische Zivilgesellschaft auf Twitter "im 21. Jahrhundert […] undenkbar und abscheulich" und fordert die Einsetzung eines internationalen Sondertribunals. Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis fordert wiederum die Entsendung weiterer Panzer an die Ukraine. |
17.09.2022 | Aus einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) geht hervor, dass das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja wieder an das ukrainische Stromnetz angeschlossen ist. Eine der vier Hauptstromleitungen sei repariert worden, sodass das Kraftwerk seinen Strombedarf für die Reaktorkühlungen decken kann, heißt es in dem Bericht. Der letzte in Betrieb befindliche Reaktor war am 11. September 2022 abgeschaltet worden. |
18.09.2022 | Laut einem Bericht des US-Think Tanks "Institute for the Study of War" (ISW) geben die russischen Streitkräfte strategisch bedeutungslosen Offensivoperationen um Donezk und Bachmut gegenüber der Verteidigung gegen die ukrainische Gegenoffensive in der Region Charkiw den Vorrang. Die ukrainischen Streitkräfte können ihrerseits die Stellungen jenseits des Flusses Oskil in der Oblast Charkiw festigen, heißt es in dem Bericht. |
18.09.2022 | Laut dem Generalstab der ukrainischen Streitkräfte haben die russischen Truppen bei ihrem Rückzug aus der Oblast Charkiw mehr als die Hälfte ihres Personals und mehr als 200 Ausrüstungsteile verloren. |
18.09.2022 | In dem Dorf Striletscha in der Oblast Charkiw werden bei dem Versuch, ein unter Beschuss stehendes psychiatrisches Krankenhaus zu evakuieren, vier Ärzte getötet. Nach Angaben des Gouverneurs der Oblast Oleh Synjehubow konnten nur 30 der insgesamt 600 Insassen evakuiert werden. |
19.09.2022 | Laut Angaben des ukrainischen Kraftwerksbetreibers Enerhoatom schlägt in der Nähe des Kernkraftwerks Piwdennoukrajinsk in der Oblast Mykolajiw eine russische Rakete ein, wobei mehrere Gebäude und Stromleitungen beschädigt werden. |
19.09.2022 | Das deutsche Verteidigungsministerium teilt mit, dass der Ukraine vier weitere Panzerhaubitzen vom Typ 2000 geliefert werden. Außerdem erhält die Ukraine bei einem Ringtausch 28 Panzer sowjetischer Bauart vom Typ M-55S von Slowenien, wofür Deutschland 35 Militär- und 5 Tanklastwagen an Slowenien liefert. |
19.09.2022 | Der ukrainische Minister für digitale Transformation Mychajlo Fedorow teilt auf Telegram mit, dass die ukrainische IT-Armee die Webseite der russischen Söldnertruppe Wagner gehackt und persönliche Daten der Söldner gesichert habe. Die Söldnergruppe rekrutiert angeblich russische Gefangene für den Krieg gegen die Ukraine. |
20.09.2022 | Der Rat der Europäischen Union einigt sich auf die Auszahlung von Makrofinanzhilfen in Höhe von 5 Milliarden Euro an die Ukraine, um die Funktionsfähigkeit des ukrainischen Staates zu sichern, wie die tschechische Ratspräsidentschaft mitteilt. Das Geld ist Teil eines im Mai angekündigten Hilfspakets im Umfang von 9 Milliarden Euro, von denen eine Milliarde schon Anfang August ausgezahlt wurden. |
20.09.2022 | In einem von dem US-Sender PBS veröffentlichten Interview fordert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Rückgabe der von Russland besetzten Gebiete an die Ukraine. |
20.09.2022 | In den besetzten Gebieten Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk sind für den 23.–27. September 2022 Scheinreferenden für den Anschluss an Russland geplant, wie die örtlichen Besatzungsverwaltungen mitteilen. Ein Sprecher des ukrainischen Präsidialbüros, Serhij Nykyforow, erklärt daraufhin erneut, dass es im Falle einer Durchführung der Referenden keine Verhandlungen mit Russland geben werde. |
21.09.2022 | Russland ordnet eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte an. Er habe diese Entscheidung auf einen Vorschlag des Verteidigungsministeriums hin getroffen und ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, teilt der russische Präsident Wladimir Putin in einer Fernsehansprache mit. Die Teilmobilisierung betreffe rund 300.000 Reservisten und beginne noch heute. |
21.09.2022 | Im Rahmen eines von Saudi-Arabien vermittelten Gefangenenaustauschs kehren 215 Ukrainer:innen und ausländische Staatsbürger:innen, darunter auch Kommandeure des an der Verteidigung des Stahlwerks Asowstal in Mariupol beteiligten Asow-Regiments, aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Im Gegenzug liefert die Ukraine den pro-russischen Politiker und Oligarchen Wiktor Medwedtschuk an Russland aus. |
21.09.2022 | Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes (SBU) beginnen von Russland eingesetzte Verwaltungsbehörden in der Region Donezk mit der Rekrutierung von 200–500 Fabrikarbeitern. Außerdem sei in der Nähe von Torez in der Oblast Donezk ein militärisches Ausbildungslager für in Russland rekrutierte Gefängnisinsassen eingerichtet worden. |
22.09.2022 | Deutschland nimmt nach Angaben des Bundesamts für Bevölkerungsschutz mehr als 500 Patient:innen aus der Ukraine zur medizinischen Versorgung in Deutschland auf, die Evakuierungen seien derzeit im Gange. |
22.09.2022 | Die russische unabhängige Zeitung Nowaja Gaseta berichtet unter Berufung auf ungenannte Quellen im Präsidialamt, dass ein als "nur für den Dienstgebrauch" eingestufter Punkt des am Vortag unterzeichneten Dekrets zur Teilmobilmachung die Mobilisierung von bis zu 1 Million Menschen ermögliche. Nach offiziellen Angaben sind 300.000 Reservisten von der Teilmobilmachung betroffen. |
22.09.2022 | In der Generaldebatte der UN-Vollversammlung fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Bestrafung und Isolation Russlands. Unter anderem müsse Russland das Vetorecht im UN-Sicherheitsrat entzogen werden. Selenskyj war der Debatte aufgrund einer Sonderregelung als einziger Redner per Video zugeschaltet. |
23.09.2022 | Die von Russland eingesetzte Besatzungsverwaltung hat den Beginn von Scheinreferenden für den Anschluss an Russland in den Gebieten Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk angekündigt, die bis zum 27. September 2022 dauern sollen. Der Gouverneur der Oblast Luhansk Serhij Hajdaj berichtet, Besatzungsverwalter klopften in Begleitung bewaffneter Männer an die Haustüren und zwängen die Bevölkerung zur Abstimmung. |
23.09.2022 | In der von den ukrainischen Streitkräften befreiten Stadt Isjum wird die Exhumierung der Leichen aus der am 16. September 2022 entdeckten Grabstätte abgeschlossen. Insgesamt werden 447 Tote geborgen, darunter auch Frauen und Kinder. Einige der Leichen weisen Folterspuren auf, so der Gouverneur der Oblast Charkiw Oleh Synjehubow. |
23.09.2022 | Männer dürfen die von Russland besetzte Halbinsel Krim nicht mehr ohne militärische Erlaubnis verlassen, berichtet die Nachrichtenagentur Kryminform unter Berufung auf die russische Besatzungsverwaltung. In seiner täglichen Videobotschaft sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der Ukraine lägen Hinweise vor, wonach Russland unter der krimtatarischen Bevölkerung Männer für den Krieg gegen die Ukraine mobilisiere. |
24.09.2022 | Der ukrainische Geheimdienst (SBU) erklärt, er habe den russischen Kommandeur Alexander Naumenko identifiziert, der die Entführung und Folterung von Einwohner:innen des besetzten Cherson angewiesen haben soll. |
24.09.2022 | Wegen der mutmaßlichen Lieferung von Drohnen an Russland entzieht die Ukraine dem iranischen Botschafter die Akkreditierung und reduziert die Zahl der diplomatischen Mitarbeiter:innen der Botschaft, heißt es in einer Regierungserklärung. |
24.09.2022 | Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums Oleh Nikolenko erklärt, die Ukraine habe wegen der Scheinreferenden in den von Russland besetzten Gebieten Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Die Referenden haben am 23. September begonnen und sollen noch bis zum 27. September 2022 dauern. |
25.09.2022 | Laut einem Sprecher der Militärverwaltung der Oblast Odesa, Serhij Bratschuk, wird Odesa von Russland mit iranischen Drohnen angegriffen, wobei das Verwaltungsgebäude im Stadtzentrum getroffen wird. Zuvor waren bei einem russischen Angriff mit iranischen Drohnen bereits 2 Zivilist:innen getötet worden, die Ukraine hat daraufhin ihre diplomatischen Beziehungen mit dem Iran eingeschränkt. |
25.09.2022 | Das unabhängige russische Online-Medium Meduza berichtet, nach dem Ende der Scheinreferenden werde in den vier besetzten Gebieten ein Ausreiseverbot für Männer im wehrpflichtigen Alter in Kraft treten. |
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Zusammengestellt von Almuth Müller
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