Ein funktionsfähiger Boden- und Pachtmarkt ebenso wie eine leistungsfähige Forschungs- und Innovationslandschaft im Agrarbereich sind nicht nur von grundlegender Bedeutung für eine wirtschaftlich stabile und zukunftsfähige Landwirtschaft. Sie gelten unter anderem auch als wichtige Gestaltungsaspekte und Strategiebausteine für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Agrar- und ländliche Entwicklungspolitik. Diese gemeinsam vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) und der Redaktion der Ukraine-Analysen herausgebrachte Ausgabe wirft einen Blick auf die zögerlichen Reform- und Modernisierungsprozesse im Agrarsektor und in der Agrarforschung der Ukraine. Mit den beiden Beiträgen werden damit zwei zentrale landwirtschaftliche Produktionsfaktoren – "Boden" und "Wissen" – genauer unter die Lupe genommen.
Seit 2019 hat sich die Dynamik der Reformprozesse auf dem ukrainischen landwirtschaftlichen Bodenmarkt deutlich erhöht und mündete schließlich im Frühjahr 2020 in einen Gesetzesbeschluss zur Aufhebung der Moratorien auf den Verkauf landwirtschaftlicher Flächen und die Änderung ihrer Nutzungsart. Katja Dells (BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH) und Christoph Konrad Gilgen (Deutsche Assoziation der Ukrainisten e. V.) geben eine Einordnung der aktuellen Entwicklungen des Reformgeschehens und der vielfältigen Interessenlagen der daran Beteiligten. Ihr Beitrag diskutiert, wie einige der neuen Regelungen ausgestaltet sind und welche Auswirkungen diese auf die Landwirtschaft und die ländlichen Räume der Ukraine haben können. Ein zentraler Punkt für die Entwicklung eines funktionierenden Bodenmarktes ist nach Ansicht des Autorenteams die Gewährleistung von Transparenz und Rechtssicherheit für alle Bereiche der Bodenbeziehungen.
Die öffentliche Forschung, die in der Ukraine nach wie vor schwerpunktmäßig an den Akademien der Wissenschaften etabliert ist, leidet unter finanziellen und strukturellen Problemen. Der zweite Beitrag von Alfons Balmann und Franziska Schaft (beide IAMO) illustriert am Beispiel der Nationalen Akademie der Agrarwissenschaften (NAAS) Entwicklungsherausforderungen und Reformbedarfe dieser Einrichtung. Hierbei werden insbesondere Aspekte wie die geringe Internationalisierung, kaum international sichtbare Forschungsleistungen, Defizite in der methodischen und theoretischen Ausbildung und ein Missverhältnis von Aufgabenumfang und Personalbestand in Relation zur Finanzierung thematisiert.
Mit dieser Ausgabe verabschieden die Ukraine-Analysen sich in die Weihnachtspause. Die nächste Ausgabe der Ukraine-Analysen erscheint Ende Januar 2021. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre, ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes, erfolgreiches und vor allem gesundes Neues Jahr.