Am 15. März 2018 wurden Sabine Stöhr und Juri Durkot mit dem 14. Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet – für die Übersetzung von Serhij Zhadans Roman Internat über den Krieg im Donbass. Die Ukraine-Analysen stellen Roman und Übersetzung kurz vor.
Zhadans Roman
Der Roman des ukrainischen Schriftstellers, der 1974 in der Nähe von Luhansk geboren wurde und heute in Charkiw lebt, spielt im Januar 2015. Serhij Zhadan erzählt vom jungen Lehrer Pascha, der versucht, seinen 13-jährigen Neffen aus dem Internat am anderen Ende der Stadt nach Hause zu holen, nachdem die Schule unter Beschuss geraten ist. Er braucht einen ganzen Tag, um den Ort zu durchqueren. Das zivile Leben ist zusammengebrochen, die vertraute Umgebung – unheimliches Territorium. Auf dem Heimweg geraten Pascha und sein Neffe in unmittelbare Nähe der Kampfhandlungen.
Die Originalausgabe des Romans erschien im Jahr 2017 unter dem Titel Internat im Verlag Meridian Czernowitz in Kiew. In der Übersetzung von Sabine Stöhr und Juri Durkot ist Zhadans Roman 2018 im Suhrkamp Verlag erschienen (hier eine Leseprobe: Externer Link: http://www.suhrkamp.de/download/Blickinsbuch/9783518428054.pdf).
Die Auszeichnung
Die Jury der Leipziger Buchmesse begründete die Auszeichnung der Übersetzerin Sabine Stöhr und des Übersetzers, Publizisten und Produzenten Juri Durkot folgendermaßen:
"Es ist Winter, ein Winter mit Schnee, der "blau-rosa" aussieht, einem Abendhimmel, der "aus tiefen Poren dunkelt", während über der Bahnstation ein "feuchter Signalton" hängt und die Sonne untergeht und nichts als Kälte herrscht. Kälte und Kampfhandlungen, denn der von Sabine Stöhr und Juri Durkot so prägnant und packend aus dem Ukrainischen übersetzte und im Deutschen einfühlsam ausgelotete Roman Internat erzählt von einem fast vergessenen Krieg. Dem Krieg im äußersten Osten der Ukraine. Dass Zhadans großartiger Roman auch in der Übersetzung eine enorme Wucht entwickelt, liegt nicht nur am Sujet und der eigentümlichen, hyperwachen Stimmung, sondern auch an den kaskadenartigen Satzketten, die im Deutschen einen drängenden Erzählrhythmus erzeugen, und an der Sprache. In Sabine Stöhrs und Juri Durkots Übertragung entfalten die dichten Beschreibungen eine große Kraft. Lebendiger als in diesem Roman kann man vom Krieg nicht erzählen, lebendiger kann eine Übersetzung nicht sein. Sabine Stöhrs und Juri Durkots Schattierungen der Düsternis sind von großer Schönheit." (siehe Externer Link: http://www.preis-der-leipziger-buchmesse.de/de/Preistraeger/Sabine-Stoehr-Juri-Durkot/)
Die Redaktion der Ukraine-Analysen