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Analyse: Eine Superstaatsbank: PrivatBank wurde verstaatlicht. Was kommt als nächstes? | Ukraine-Analysen | bpb.de

Ukraine Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter / Ukrainische Community in Deutschland / Deutsch-ukrainische kommunale Partnerschaften (29.04.2024) Analyse: Arbeitsmarktintegration der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland Statistik: Integration in den Arbeitsmarkt Analyse: Die ukrainische Community in Deutschland Analyse: (Un)genutzte Potenziale in den deutsch-ukrainischen Kommunal- und Regionalpartnerschaften Dokumentation: Übersicht deutsch-ukrainischer Partnerschaften Chronik: 11. bis 31. März 2024 10 Jahre Krim-Annexion / Donbas nach der Annexion 2022 (21.03.2024) Analyse: Zehn Jahre russische Annexion: Die aktuelle Lage auf der Krim Dokumentation: Reporters Without Borders: Ten years of Russian occupation in Crimea: a decade of repression of local independent journalism Dokumentation: Europarat: Crimean Tatars’ struggle for human rights Statistik: Repressive Gerichtsverfahren auf der Krim und in Sewastopol Analyse: Die Lage im annektierten Donbas zwei Jahre nach dem 24. Februar 2022 Umfragen: Öffentliche Meinung zur Krim und zum Donbas Chronik: 22. Februar bis 10. März 2024 Wirtschaft / Rohstoffe / Kriegsschäden und Wiederaufbau Analyse: Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit in einer schwierigen Gesamtlage Analyse: Die Rohstoffe der Ukraine und ihre strategische Bedeutung Analyse: Schäden und Wiederaufbau der ukrainischen Infrastruktur Chronik: 11. Januar bis 21. Februar 2024 Zwei Jahre Angriffskrieg: Rückblick, aktuelle Lage und Ausblick (23.02.2024) Analyse: Zwei Jahre russischer Angriffskrieg. Welche politischen, militärischen und strategischen Erkenntnisse lassen sich ziehen? Kommentar: Die aktuelle Lage an der Front Kommentar: Wie sich der russisch-ukrainische Krieg 2024 entwickeln könnte Kommentar: Die Ukraine wird sich nicht durchsetzen, wenn der Westen seine eigene Handlungsfähigkeit verleugnet Kommentar: Wie funktioniert das ukrainische Parlament in Kriegszeiten? Kommentar: Wie die Wahrnehmung des Staates sich durch den Krieg gewandelt hat Umfragen: Stimmung in der Bevölkerung Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Statistik: Russische Raketen- und Drohnenangriffe, Verbrauch von Artilleriegranaten, Materialverluste im Kampf um Awdijiwka Folgen des russischen Angriffskriegs für die ukrainische Landwirtschaft (09.02.2024) Analyse: Zwischenbilanz zum Krieg: Schäden und Verluste der ukrainischen Landwirtschaft Analyse: Satellitendaten zeigen hohen Verlust an ukrainischen Anbauflächen als Folge der russischen Invasion Statistik: Getreideexporte Chronik: 17. Dezember 2023 bis 10. Januar 2024 Kunst, Musik und Krieg (18.01.2024) Analyse: Ukrainische Künstler:innen im Widerstand gegen die großangelegte Invasion: Dekolonialisierung in der Kunst nach dem 24. Februar 2022 Analyse: Musik und Krieg Dokumentation: Ukrainische Musiker:innen, die durch die russische Invasion umgekommen sind Statistik: "De-Russifizierung" der ukrainischen Youtube-Musik-Charts Umfragen: Änderung des Hörverhaltens seit der großangelegten Invasion Chronik: 21. November bis 16. Dezember 2023 Eintritt in eine neue Kriegsphase? / Selenskyjs Appelle an Russland (19.12.2023) Interview: "Dieser Krieg bleibt in erster Linie ein Artilleriekrieg, der die Munitionslieferungen zu einem sehr wichtigen Faktor macht" Statistik: Geländegewinne seit Beginn der Großinvasion Kommentar: Deutschland: Ein Schlüsselakteur in der neuen Kriegsphase? Statistik: Internationale Hilfen für die Ukraine Analyse: Selenskyjs Appelle an russische Staatsbürger:innen im ersten Jahr des russischen Aggressionskriegs gegen die Ukraine Dokumentation: Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an das russische Volk am Vorabend der großangelegten Invasion Chronik: 28. Oktober bis 20. November 2023 Der Globale Süden und der Krieg (24.11.2023) Analyse: Der Blick aus dem Süden: Lateinamerikanische Perspektiven auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine Analyse: Russlands Krieg gegen die Ukraine und Afrika: Warum die Afrikanische Union zwar ambitioniert, aber gespalten ist Analyse: Eine Kritik der zivilisatorischen Kriegsdiplomatie der Ukraine im Globalen Süden Umfragen: Umfragedaten: Der Globale Süden und Russlands Krieg gegen die Ukraine Dokumentation: Abstimmungen in der Generalversammlung der Vereinten Nationen Chronik: 16. bis 27. Oktober 2023 Zwischen Resilienz und Trauma: Mentale Gesundheit (02.11.2023) Analyse: Mentale Gesundheit in Zeiten des Krieges Karte: Angriffe auf die Gesundheitsinfrastruktur der Ukraine Analyse: Den Herausforderungen für die psychische Gesundheit ukrainischer Veteran:innen begegnen Umfragen: Umfragen zur mentalen Gesundheit Statistik: Mentale Gesundheit: Die Ukraine im internationalen Vergleich Chronik: 1. bis 15. Oktober 2023 Ukraine-Krieg in deutschen Medien (05.10.2023) Kommentar: Der Kampf um die Deutungshoheit. Deutsche Medien zu Ukraine, Krim-Annexion und Russlands Rolle im Jahr 2014 Analyse: Die Qualität der Medienberichterstattung über Russlands Krieg gegen die Ukraine Analyse: Russlands Aggression gegenüber der Ukraine in den deutschen Talkshows 2013–2023. Eine empirische Analyse der Studiogäste Chronik: 1. bis 30. September 2023 Ökologische Kriegsfolgen / Kachowka-Staudamm (19.09.2023) Analyse: Die ökologischen Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine Analyse: Ökozid: Die katastrophalen Folgen der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Dokumentation: Auswahl kriegsbedingter Umweltschäden seit Beginn der großangelegten russischen Invasion bis zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms Statistik: Statistiken zu Umweltschäden Zivilgesellschaft / Lokale Selbstverwaltung und Resilienz (14.07.2023) Von der Redaktion: Sommerpause – und eine Ankündigung Analyse: Die neuen Facetten der ukrainischen Zivilgesellschaft Statistik: Entwicklung der ukrainischen Zivilgesellschaft Analyse: Der Beitrag lokaler Selbstverwaltungsbehörden zur demokratischen Resilienz der Ukraine Wissenschaft im Krieg (27.06.2023) Kommentar: Zum Zustand der ukrainischen Wissenschaft in Zeiten des Krieges Kommentar: Ein Brief aus Charkiw: Ein ukrainisches Wissenschaftszentrum in Kriegszeiten Kommentar: Warum die "Russian Studies" im Westen versagt haben, Aufschluss über Russland und die Ukraine zu liefern Kommentar: Mehr Öffentlichkeit wagen. Ein Erfahrungsbericht Statistik: Auswirkungen des Krieges auf Forschung und Wissenschaft der Ukraine Innenpolitik / Eliten (26.05.2023) Analyse: Zwischen Kriegsrecht und Reformen. Die innenpolitische Entwicklung der Ukraine Analyse: Die politischen Eliten der Ukraine im Wandel Statistik: Wandel der politischen Elite in der Ukraine im Vergleich Chronik: 5. April bis 3. Mai 2023 Sprache in Zeiten des Krieges (10.05.2023) Analyse: Die Ukrainer sprechen jetzt hauptsächlich Ukrainisch – sagen sie Analyse: Was motiviert Ukrainer:innen, vermehrt Ukrainisch zu sprechen? Analyse: Surschyk in der Ukraine: zwischen Sprachideologie und Usus Chronik: 08. März bis 4. April 2023 Sozialpolitik (27.04.2023) Analyse: Das Sozialsystem in der Ukraine: Was ist nötig, damit es unter der schweren Last des Krieges besteht? 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Annual Report (Ausschnitt) Dokumentation: Terror, disappearances and mass deportation Dokumentation: Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) gegen Wladimir Putin wegen der Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten nach Russland Analyse: Die Wiedereingliederung des Donbas nach dem Krieg: eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung Chronik 11. bis 21. Februar 2023 Internationaler Frauentag, Feminismus und Krieg (13.03.2023) Analyse: 8. März, Feminismus und Krieg in der Ukraine: Neue Herausforderungen, neue Möglichkeiten Umfragen: Umfragen zum Internationalen Frauentag Interview: "Der Wiederaufbau braucht einen geschlechtersensiblen Ansatz" Statistik: Kennzahlen und Indizes geschlechterspezifischer Ungleichheit Korruptionsbekämpfung (08.03.2023) Analyse: Der innere Kampf: Korruption und Korruptionsbekämpfung als Hürde und Gradmesser für den EU-Beitritt der Ukraine Dokumentation: Statistiken und Umfragen zu Korruption Analyse: Reformen, Korruption und gesellschaftliches Engagement Chronik: 1. bis 10. Februar 2023 Kriegsentwicklung / Jahrestag der Invasion (23.02.2023) Analyse: Unerwartete Kriegsverläufe Analyse: Die Invasion der Ukraine nach einem Jahr – Ein militärischer Rück- und Ausblick Kommentar: Die Unterstützung der NATO-Alliierten für die Ukraine: Ursachen und Folgen Kommentar: Der Krieg hat die Profile der EU und der USA in der Ukraine gefestigt Kommentar: Wie der Krieg die ukrainische Gesellschaft stabilisiert hat Kommentar: Die existenzielle Frage "Sein oder Nichtsein?" hat die Ukraine klar beantwortet Kommentar: Wie und warum die Ukraine neu aufgebaut werden sollte Kommentar: Der Krieg und die Kirchen Karte: Kriegsgeschehen in der Ukraine (Stand: 18. Februar 2023) Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Chronik: 17. bis 31. Januar 2023 Meinungsumfragen im Krieg (15.02.2023) Kommentar: Stimmen die Ergebnisse von Umfragen, die während des Krieges durchgeführt werden? Kommentar: Vier Fragen zu Umfragen während eines umfassenden Krieges am Beispiel von Russlands Krieg gegen die Ukraine Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine zu Kriegszeiten: Zeigen sie uns das ganze Bild? Kommentar: Meinungsforschung während des Krieges: anstrengend, schwierig, gefährlich, aber interessant Kommentar: Quantitative Meinungsforschung in der Ukraine zu Kriegszeiten: Erfahrungen von Info Sapiens 2022 Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine unter Kriegsbedingungen Kommentar: Politisches Vertrauen als Faktor des Zusammenhalts im Krieg Kommentar: Welche Argumente überzeugen Deutsche und Dänen, die Ukraine weiterhin zu unterstützen? Dokumentation: Umfragen zum Krieg (Auswahl) Chronik: Chronik 9. bis 16. Januar 2023 Ländliche Gemeinden / Landnutzungsänderung (19.01.2023) Analyse: Ländliche Gemeinden und europäische Integration der Ukraine: Entwicklungspolitische Aspekte Analyse: Monitoring der Landnutzungsänderung in der Ukraine am Beispiel der Region Schytomyr Chronik: 26. September bis 8. Januar 2023 Weitere Angebote der bpb Redaktion

Analyse: Eine Superstaatsbank: PrivatBank wurde verstaatlicht. Was kommt als nächstes?

Mykhaylo Demkiv

/ 7 Minuten zu lesen

Mit der Nationalisierung der PrivatBank ist der Staatsanteil am ukrainischen Bankensektor auf über 50% angewachsen. Welche langfristigen Auswirkungen hat das auf den Staat und Bankensektor?

Die Nationalbank der Ukraine (NBU) ist für Aufsicht und Regulierung im Bankensektor des Landes zuständig. (© picture-alliance/dpa)

Zusammenfassung

Der Staatsanteil am ukrainischen Bankensektor ist seit 2014 gestiegen, als die sogenannte Marktbereinigung begann. Mit der Privatisierung der PrivatBank ist er auf über 50 % angewachsen. Dieser Artikel analysiert, was von dieser Entscheidung zu halten ist, was sie für Auswirkungen haben kann und was der Staat mit der PrivatBank tatsächlich anfangen kann.

PrivatBank in Staatsbesitz

Einerseits ist mit der Verstaatlichung der Privatbank eine Stabilisierung des Bankensystems erreicht worden, so dass nicht mehr ein Großteil der Zahlungsinfrastruktur von den Anteilseignern einer kommerziellen Bank abhängt. Andererseits hat man sich mit der Lösung des Problems einer too big to fail-Bank das Problem einer too big to sell-Bank eingehandelt. Ist der Plan, die PrivatBank mit der ebenfalls verstaatlichten Oschadbank zu fusionieren, umgesetzt, kann der neugeschaffene Bankenriese nicht mehr verkauft werden, ohne das Risiko in Kauf zu nehmen, die Kontrolle über das Herz der ukrainischen Wirtschaft in private Hände zu legen. Zudem ist die Fusionierung von Banken eine hochkomplizierte und langwierige Angelegenheit. Ein gutes Beispiel dafür ist die Fusion von Ukrsotsbank und UniCredit, die fast drei Jahre gedauert hat.

Too big to sell

Die herausragende Bedeutung der PrivatBank für die Zahlungsinfrastruktur war ein entscheidender Faktor, der dazu führte, dass die Bank verstaatlicht und nicht abgewickelt wurde. Etwa die Hälfte der Bankkarten mit Zahlfunktion und der Geldautomaten in der Ukraine gehören der PrivatBank. Ihre Verstaatlichung führte dazu, dass 74 % aller ausgegebenen Bankkarten zu einer in staatlichem Besitz befindlichen Bank gehören. Der Anteil der staatlichen Banken an den Geldautomaten und Bankfilialen im Land beträgt 77 % beziehungsweise 60 %.

Dass diese Zahlen zurückgehen werden, ist nicht gesagt. Schafft es der Staat, diese Infrastruktur einigermaßen angemessen zu managen – Anläufe zu einem technischen Durchbruch bei der Oschadbank geben Anlass zu Optimismus –, wird das den Kundenzulauf zu den Diensten der vier staatlichen Banken begünstigen. In der Vergangenheit errichtete administrative Hürden, die weiteres Wachstum behindert haben, stellen für die PrivatBank offensichtlich keine Bedrohung mehr dar. Indem sie nun zu hundert Prozent staatlich ist, kann sie Empfängern von Sozialleistungen und Renten ihre Dienste unkompliziert anbieten und, so scheint es, auch wieder den Status der Verwalterin des Einlagensicherungsfonds einnehmen, den sie de facto verloren hatte.

Gleichzeitig entsteht mit Plänen für den Verkauf dieser Riesenbank ein neues Problem. Aus offensichtlichen Gründen enthalten die vor knapp einem Jahr verabschiedeten "Prinzipien zur strategischen Reform des staatlichen Bankensektors" keine spezifischen Pläne für den Verkauf der PrivatBank. Das Dokument geht jedoch "aufgrund möglicher Veränderungen von einer weiter wachsenden staatlichen Beteiligung am Bankensektor des Landes" aus und lässt die Absicht erkennen, den Anteil des Staates durch einen teilweisen oder kompletten Verkauf der größten Bank zu reduzieren. In den nächsten zwei bis vier Jahren werden die privaten Banken aber kaum in der Lage sein, mit der PrivatBank gleichzuziehen, was die Zahl von Bankkarten und Geldautomaten angeht. Der Verkauf der PrivatBank in ihrer derzeitigen Form brächte das Risiko mit sich, dass der Markt durch die neuen Besitzer monopolisiert würde.

Das ist sowohl für die Infrastruktur als auch für die Ressourcenausstattung relevant, da 36 % der privaten ukrainischen Geldeinlagen bei der PrivatBank liegen. Derzeit legt sich die Panik wieder, die die Medien mit der Meldung ausgelöst haben, dass nach Einführung der staatlichen Übergangsverwaltung täglich 2 Mrd. Hrywnja an den Geldautomaten der PrivatBank abgehoben wurden (wie sich herausstellte, liegt der übliche Betrag bei 1,3 Mrd. Hrywnja). Die meisten Einlagen werden also bei der Bank bleiben, was weitere Risiken für deren mögliche künftige Privatisierung bedeutet.

Die Aussicht auf eine Fusion von Oschadbank und PrivatBank, die seit der Verstaatlichung diskutiert wird, senkt die Wahrscheinlichkeit einer Entstaatlichung beider Institutionen. Die Abgabe der Kontrolle über einen solchen Bankenriesen ist eine Frage der nationalen Sicherheit und wird daher wohl ausgesetzt werden. In der Zwischenzeit kontrolliert weiterhin der Staat die Bank und es ist kaum vorstellbar, dass eine andere Bank mit dem Marktanteil eines solchen Bankenriesen mithalten kann.

Lord of the Rates

Als Folge dieser Situation kann das Finanzministerium nun die Zinssätze stärker beeinflussen. Einer der beiden Gründe, warum es der PrivatBank gelungen ist, so viele private Geldeinlagen anzuziehen, sind ihre Nutzerfreundlichkeit, ihre Flexibilität und ihr großes Niederlassungs- und Automatennetz. Genauso wichtig waren ihre hohen Zinssätze, die oftmals einige Prozentpunkte über dem Marktdurchschnitt lagen. Nachdem die Hochrisikobanken, wie Delta, Finance und Credit, samt ihrer hohen Zinssätze im Zuge der Marktbereinigung verschwanden, blieben nicht viele Optionen für hohe Zinssätze. Grundsätzlich hatte die PrivatBank eine paradoxe Situation geschaffen, in welcher sie als Marktführer im Bankensektor einen Aufschlag auf den durchschnittlichen Preis für Bankeinlagen zahlte. In einigen Nachbarländern der Ukraine, etwa Polen, Ungarn oder Russland, halten die jeweiligen Marktführer 20 % bis 43 % der Geldeinlagen, während ihre Zinssätze merklich unter dem Marktdurchschnitt liegen. Die Bankkunden sind hier zugunsten der Sicherheit der größten und verlässlichsten Finanzinstitution ihres Landes bereit, auf höhere Zinsen zu verzichten.

Da das ukrainische Finanzministerium nun mehr als die Hälfte des Bankensystems kontrolliert, kann es versuchen, der Nationalbank der Ukraine (NBU) bei der schrittweisen Senkung ihrer Zinssätze zu helfen. Natürlich obliegt die direkte Leitung jeder in Staatsbesitz befindlichen Bank einem unabhängigen Vorstand. Als Anteilseigner wird der Staat jedoch auf eine solche Senkung hinarbeiten, da sie die Refinanzierung der öffentlichen Schulden zu einem niedrigeren Preis befördert.
Derzeit genießen PrivatBank und Ukreximbank eine hundertprozentige staatliche Garantie für private Einlagen, ein Vorteil, der bisher nur der Oschadbank gewährt wurde. Letztere ist jedoch nach wie vor nicht Teil des Einlagensicherungssystems und leistet daher auch keine Zahlungen an den Einlagensicherungsfond. Die staatliche Garantie soll die Zweifel vorsichtiger Sparer zerstreuen, die lieber auf Nummer sicher gehen. Natürlich zielt eine solche Maßnahme aber vor allem auf eine Verbesserung der Reputation der Banken ab, soll Panik unter den Sparern abbauen und die Liquidität aufrechterhalten. Allgemein gesprochen gleicht sie einer Atomwaffe – niemand nimmt die Idee ihrer Anwendung ernst, sie beruhigt aber ihre Besitzer.

Weil sie Marktmechanismen verzerrt, indem sie Geldeinlagen künstlich zu den staatlichen Banken lenkt, schadet die Garantie mittelfristig mehr als dass sie nutzt. Die durch sie entstandene Situation kann kaum als fairer Wettbewerb der Banken am Markt betrachtet werden. Außerdem legen die "Prinzipien zur strategischen Reform des staatlichen Bankensektors" eher nahe, die hundertprozentige Einlagengarantie für die Oschadbank zurückzunehmen als sie auf zwei weitere Banken auszuweiten. Am besten würde zumindest ein kleiner Prozentsatz dieser Banken verkauft, da die Garantie sich auf zu hundert Prozent in Staatsbesitz befindliche Banken bezieht. Dies bringt uns zum Problem des Bankenverkaufs zurück.

Arbeitet die Regierung effizient?

Eine Kernaufgabe des Bankensystems ist es, finanzielle Ressourcen in die Sektoren der Wirtschaft zu lenken, in denen sie am effizientesten eingesetzt werden können. Lange haben die in staatlichem Besitz befindlichen Banken eine spezielle Nische besetzt, indem sie großen staatseigenen und privaten Firmen und Projekten Kredite gewährt haben. Anschließend folgten Energieeffizienzprogramme und in Zusammenarbeit mit internationalen Finanzunternehmen gewährte Anleihen für kleine und mittlere Firmen. Nachdem sie ihren Anteil an den Aktiva des Bankensystems mittlerweile auf über 50 % erhöht haben, sollten die staatlichen Banken ihr Geschäftsfeld nun deutlich ausweiten.

Kreditvergaben an den Staat sind ein weiteres Thema. Investitionen in Staatsanleihen machen 35 % bis 40 % aller Aktiva bei den staatlichen Banken (Oschadbank, Ukreximbank und Ukrgazbank) aus, darunter auch die Anleihen, die zur zusätzlichen Kapitalisierung dieser Finanzinstitutionen ausgegeben wurden. Inklusive der 116 Mrd. Hrywnja, mit denen das Loch in der Bilanz der PrivatBank gestopft wurde, belaufen sich die Investitionen in Staatsanleihen auf 10 Mrd. US-Dollar oder 40 % der Gesamtbilanz dieser vier Banken.

Denjenigen, die glauben, dass die Kreditvergabepolitik der staatlichen Banken Korruptionsrisiken birgt, mag als positiver Umstand entgegengehalten werden, dass fast 15 % der Staatsschulden bei den staatlichen Banken versammelt sind. In der Vergangenheit wurde die Finanzierung von Großprojekten durch die staatlichen Banken letzten Endes den Steuerzahlern aufgebürdet, die für die weitere Kapitalisierung dieser Banken zahlten. Wenn das Kapital der staatlichen Banken in Staatsschulden investiert ist, bleibt ihnen weniger Handlungsspielraum.

Andererseits stellen mehr als 250 Mrd. Hrywnja Staatsanleihen in der Bilanz der staatlichen Banken genug Ressourcen für Kreditvergaben dar. Sie können am Markt verkauft oder sehr unkompliziert als Sicherheit für die Geldaufnahme bei der NBU eingesetzt werden. Zur Rekapitalisierung der Banken verwendete Staatsanleihen werden in den Bilanzen der Banken allerdings als "bis zur Fälligkeit zu halten" klassifiziert und können entsprechend nicht verkauft werden. Die auf Zinssenkungen zielende staatliche Politik wird diese Anleihen für die Banken billiger machen, hängt ihr Preis doch direkt mit dem NBU-Zinssatz zusammen.

Dank der Verstaatlichung der PrivatBank ist der Staat nun bei Geldkarten Marktführer und ein bedeutender Marktteilnehmer bei Privatkundeneinlagen und bei Geldtransfers angeht. Ob der Bedarf der ukrainischen Wirtschaft in diesem Bereich gänzlich abgedeckt werden kann, hängt davon ab, wie effizient die neue Leitung der PrivatBank sein wird.

Übersetzung aus dem Englischen: Sophie Hellgardt

Die Originalfassung des vorliegenden Beitrags ist auf Vox Ukraine veröffentlicht worden:


Wir bedanken uns für die Erlaubnis zum Nachdruck in der von uns erstellten deutschen Übersetzung.
Die Redaktion der Ukraine-Analysen

Fussnoten

Mykhaylo Demkiv ist Finanzanalyst bei ICU Asset Management, wo er Berichte und Analysen zum ukrainischen Bankensektor erstellt. Davor war er Wirtschaftsprüfer für Deloitte mit Schwerpunkt ukrainischer Bankensektor nach lokalen und internationalen Standards (IFRS). Demkiv arbeitet nicht für eine Firma oder Organisation, die von diesem Artikel profitieren könnte, berät keine solche Firma oder Organisation und hält keine Anteile von oder hat relevante Verbindungen zu solchen Firmen oder Organisationen.