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Analyse: Zyklischer Abschwung, strukturelle Schwächen und Ereignisrisiken – droht eine erneute Wirtschaftskrise? | Ukraine-Analysen | bpb.de

Ukraine Verhältnis zur belarusischen Opposition (28.11.2024) Analyse: Kyjiws strategische Distanz zur belarusischen Opposition dekoder: "Die Belarussen müssen verstehen, dass unsere Zukunft von uns selbst abhängt" Umfragen: Meinung in der Ukraine zu Belarus’ Kriegsbeteiligung Umfragen: Unterstützung in Belarus von Russlands Krieg gegen die Ukraine Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik Energieversorgung / Grüne Transformation (09.10.2024) Analyse: (Wie) Lässt sich die Energiekrise in der Ukraine abwenden? Analyse: Eine stärkere Integration des Stromnetzes in die EU kann der Ukraine helfen, die nächsten Winter zu überstehen Statistik: Stromimporte aus EU-Staaten Analyse: Resilienz wieder aufbauen: Die Rolle des ukrainischen Klimabüros bei der grünen Transformation Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik EU-Beitrittsprozess (29.07.2024) Analyse: Die Ukraine und die EU: Erweiterungspolitik ohne Alternative? Analyse: Wie schnell bewegt sich die Ukraine auf die EU zu, in welchen Bereichen gibt es große Fortschritte und in welchen nicht? Statistik: Stand der Ukraine im EU-Beitrittsprozess Umfragen: Öffentliche Meinung in der Ukraine und in ausgewählten EU-Ländern zum EU-Beitritt der Ukraine Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik Beziehungen zu Polen / Beziehungen zur Slowakei (26.06.2024) Analyse: Die Entwicklung der ukrainisch-polnischen Beziehungen seit Beginn der russischen Vollinvasion Analyse: Pragmatisch, indifferent, gut? Über den Zustand der ukrainisch-slowakischen Beziehungen Statistik: Handel der Ukraine mit ihren Nachbarländern Statistik: Ukrainische Geflüchtete in den Nachbarstaaten der Ukraine Umfragen: Die Einstellung der ukrainischen Bevölkerung zu den Nachbarländern der Ukraine Umfragen: Die Einstellung der polnischen Bevölkerung zu Geflüchteten aus der Ukraine Chronik: 21. bis 31. Mai 2024 Exekutiv-legislative Beziehungen und die Zentralisierung der Macht im Krieg (30.05.2024) Analyse: Das Verhältnis zwischen Legislative und Exekutive in Zeiten des Krieges: Die Ukraine seit Beginn der russischen Vollinvasion Analyse: Wie schnell werden Gesetzentwürfe von der Werchowna Rada verabschiedet? Wie kann der Prozess effizienter gestaltet werden? Chronik: 1. bis 30. April 2024 Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter / Ukrainische Community in Deutschland / Deutsch-ukrainische kommunale Partnerschaften (29.04.2024) Analyse: Arbeitsmarktintegration der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland Statistik: Integration in den Arbeitsmarkt Analyse: Die ukrainische Community in Deutschland Analyse: (Un)genutzte Potenziale in den deutsch-ukrainischen Kommunal- und Regionalpartnerschaften Dokumentation: Übersicht deutsch-ukrainischer Partnerschaften Chronik: 11. bis 31. 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Februar 2024 Zwei Jahre Angriffskrieg: Rückblick, aktuelle Lage und Ausblick (23.02.2024) Analyse: Zwei Jahre russischer Angriffskrieg. Welche politischen, militärischen und strategischen Erkenntnisse lassen sich ziehen? Kommentar: Die aktuelle Lage an der Front Kommentar: Wie sich der russisch-ukrainische Krieg 2024 entwickeln könnte Kommentar: Die Ukraine wird sich nicht durchsetzen, wenn der Westen seine eigene Handlungsfähigkeit verleugnet Kommentar: Wie funktioniert das ukrainische Parlament in Kriegszeiten? Kommentar: Wie die Wahrnehmung des Staates sich durch den Krieg gewandelt hat Umfragen: Stimmung in der Bevölkerung Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Statistik: Russische Raketen- und Drohnenangriffe, Verbrauch von Artilleriegranaten, Materialverluste im Kampf um Awdijiwka Folgen des russischen Angriffskriegs für die ukrainische Landwirtschaft (09.02.2024) Analyse: Zwischenbilanz zum Krieg: Schäden und Verluste der ukrainischen Landwirtschaft Analyse: Satellitendaten zeigen hohen Verlust an ukrainischen Anbauflächen als Folge der russischen Invasion Statistik: Getreideexporte Chronik: 17. Dezember 2023 bis 10. Januar 2024 Kunst, Musik und Krieg (18.01.2024) Analyse: Ukrainische Künstler:innen im Widerstand gegen die großangelegte Invasion: Dekolonialisierung in der Kunst nach dem 24. Februar 2022 Analyse: Musik und Krieg Dokumentation: Ukrainische Musiker:innen, die durch die russische Invasion umgekommen sind Statistik: "De-Russifizierung" der ukrainischen Youtube-Musik-Charts Umfragen: Änderung des Hörverhaltens seit der großangelegten Invasion Chronik: 21. November bis 16. Dezember 2023 Eintritt in eine neue Kriegsphase? / Selenskyjs Appelle an Russland (19.12.2023) Interview: "Dieser Krieg bleibt in erster Linie ein Artilleriekrieg, der die Munitionslieferungen zu einem sehr wichtigen Faktor macht" Statistik: Geländegewinne seit Beginn der Großinvasion Kommentar: Deutschland: Ein Schlüsselakteur in der neuen Kriegsphase? Statistik: Internationale Hilfen für die Ukraine Analyse: Selenskyjs Appelle an russische Staatsbürger:innen im ersten Jahr des russischen Aggressionskriegs gegen die Ukraine Dokumentation: Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an das russische Volk am Vorabend der großangelegten Invasion Chronik: 28. Oktober bis 20. November 2023 Der Globale Süden und der Krieg (24.11.2023) Analyse: Der Blick aus dem Süden: Lateinamerikanische Perspektiven auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine Analyse: Russlands Krieg gegen die Ukraine und Afrika: Warum die Afrikanische Union zwar ambitioniert, aber gespalten ist Analyse: Eine Kritik der zivilisatorischen Kriegsdiplomatie der Ukraine im Globalen Süden Umfragen: Umfragedaten: Der Globale Süden und Russlands Krieg gegen die Ukraine Dokumentation: Abstimmungen in der Generalversammlung der Vereinten Nationen Chronik: 16. bis 27. Oktober 2023 Zwischen Resilienz und Trauma: Mentale Gesundheit (02.11.2023) Analyse: Mentale Gesundheit in Zeiten des Krieges Karte: Angriffe auf die Gesundheitsinfrastruktur der Ukraine Analyse: Den Herausforderungen für die psychische Gesundheit ukrainischer Veteran:innen begegnen Umfragen: Umfragen zur mentalen Gesundheit Statistik: Mentale Gesundheit: Die Ukraine im internationalen Vergleich Chronik: 1. bis 15. Oktober 2023 Ukraine-Krieg in deutschen Medien (05.10.2023) Kommentar: Der Kampf um die Deutungshoheit. 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Eine empirische Analyse der Studiogäste Chronik: 1. bis 30. September 2023 Ökologische Kriegsfolgen / Kachowka-Staudamm (19.09.2023) Analyse: Die ökologischen Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine Analyse: Ökozid: Die katastrophalen Folgen der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Dokumentation: Auswahl kriegsbedingter Umweltschäden seit Beginn der großangelegten russischen Invasion bis zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms Statistik: Statistiken zu Umweltschäden Zivilgesellschaft / Lokale Selbstverwaltung und Resilienz (14.07.2023) Von der Redaktion: Sommerpause – und eine Ankündigung Analyse: Die neuen Facetten der ukrainischen Zivilgesellschaft Statistik: Entwicklung der ukrainischen Zivilgesellschaft Analyse: Der Beitrag lokaler Selbstverwaltungsbehörden zur demokratischen Resilienz der Ukraine Wissenschaft im Krieg (27.06.2023) Kommentar: Zum Zustand der ukrainischen Wissenschaft in Zeiten des Krieges Kommentar: Ein Brief aus Charkiw: Ein ukrainisches Wissenschaftszentrum in Kriegszeiten Kommentar: Warum die "Russian Studies" im Westen versagt haben, Aufschluss über Russland und die Ukraine zu liefern Kommentar: Mehr Öffentlichkeit wagen. 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Annual Report (Ausschnitt) Dokumentation: Terror, disappearances and mass deportation Dokumentation: Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) gegen Wladimir Putin wegen der Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten nach Russland Analyse: Die Wiedereingliederung des Donbas nach dem Krieg: eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung Chronik 11. bis 21. Februar 2023 Internationaler Frauentag, Feminismus und Krieg (13.03.2023) Analyse: 8. März, Feminismus und Krieg in der Ukraine: Neue Herausforderungen, neue Möglichkeiten Umfragen: Umfragen zum Internationalen Frauentag Interview: "Der Wiederaufbau braucht einen geschlechtersensiblen Ansatz" Statistik: Kennzahlen und Indizes geschlechterspezifischer Ungleichheit Korruptionsbekämpfung (08.03.2023) Analyse: Der innere Kampf: Korruption und Korruptionsbekämpfung als Hürde und Gradmesser für den EU-Beitritt der Ukraine Dokumentation: Statistiken und Umfragen zu Korruption Analyse: Reformen, Korruption und gesellschaftliches Engagement Chronik: 1. bis 10. Februar 2023 Kriegsentwicklung / Jahrestag der Invasion (23.02.2023) Analyse: Unerwartete Kriegsverläufe Analyse: Die Invasion der Ukraine nach einem Jahr – Ein militärischer Rück- und Ausblick Kommentar: Die Unterstützung der NATO-Alliierten für die Ukraine: Ursachen und Folgen Kommentar: Der Krieg hat die Profile der EU und der USA in der Ukraine gefestigt Kommentar: Wie der Krieg die ukrainische Gesellschaft stabilisiert hat Kommentar: Die existenzielle Frage "Sein oder Nichtsein?" hat die Ukraine klar beantwortet Kommentar: Wie und warum die Ukraine neu aufgebaut werden sollte Kommentar: Der Krieg und die Kirchen Karte: Kriegsgeschehen in der Ukraine (Stand: 18. Februar 2023) Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Chronik: 17. bis 31. Januar 2023 Meinungsumfragen im Krieg (15.02.2023) Kommentar: Stimmen die Ergebnisse von Umfragen, die während des Krieges durchgeführt werden? Kommentar: Vier Fragen zu Umfragen während eines umfassenden Krieges am Beispiel von Russlands Krieg gegen die Ukraine Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine zu Kriegszeiten: Zeigen sie uns das ganze Bild? Kommentar: Meinungsforschung während des Krieges: anstrengend, schwierig, gefährlich, aber interessant Kommentar: Quantitative Meinungsforschung in der Ukraine zu Kriegszeiten: Erfahrungen von Info Sapiens 2022 Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine unter Kriegsbedingungen Kommentar: Politisches Vertrauen als Faktor des Zusammenhalts im Krieg Kommentar: Welche Argumente überzeugen Deutsche und Dänen, die Ukraine weiterhin zu unterstützen? Dokumentation: Umfragen zum Krieg (Auswahl) Chronik: Chronik 9. bis 16. Januar 2023 Ländliche Gemeinden / Landnutzungsänderung (19.01.2023) Analyse: Ländliche Gemeinden und europäische Integration der Ukraine: Entwicklungspolitische Aspekte Analyse: Monitoring der Landnutzungsänderung in der Ukraine am Beispiel der Region Schytomyr Chronik: 26. September bis 8. Januar 2023 Weitere Angebote der bpb Redaktion

Analyse: Zyklischer Abschwung, strukturelle Schwächen und Ereignisrisiken – droht eine erneute Wirtschaftskrise?

Gunter Deuber Andreas Schwabe

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Die Volkswirtschaft der Ukraine wird 2013, so wie bereits im Vorjahr, kaum Wirtschaftswachstum verzeichnen sondern wahrscheinlich schrumpfen. De facto ist die Ukraine seit Mitte 2012 in der Rezession. Die fragile finanzielle Situation zeigen auch deutlich einige Indikatoren der makrofinanziellen Verwundbarkeit der Ukraine, die mindestens so schlecht wie 2007 oder 2008 sind, einige sind sogar schlechter.

Käseproduktion in der Ukraine. Wie kann die Wirtschaft der Ukraine in Zukunft aussehen? (© picture-alliance/dpa)

Seit Jahren wirtschaftlicher Stillstand

Die Volkswirtschaft der Ukraine wird 2013, so wie bereits im Vorjahr, kaum Wirtschaftswachstum verzeichnen sondern wohl sogar schrumpfen. De facto ist die Ukraine seit Mitte 2012 in der Rezession. Konjunkturell ist die Ukraine besonders im exportorientierten Stahlsektor von niedrigeren Preisen hart getroffen. Zudem macht die eklatante Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Russland auch dem Maschinenbau zu schaffen. Hoffnungen auf eine substanzielle wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2013 bewahrheiten sich bislang nicht. Auch im dritten Quartal verringerte sich das BIP im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent. Damit bleibt auch das reale BIP weiterhin deutlich (etwa fünf Prozentpunkte) unter dem Niveau von 2008. Bis zum Jahr 2015 könnte die Ukraine eventuell das BIP-Niveau des Jahres 2008 wieder erreichen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt das reale BIP in 2013 – trotz heftigem Einbruch in der globalen Wirtschaftskrise 2008/2009 – bereits drei bis vier Prozentpunkte über dem 2008er Wert. Das Erreichen des 2008er BIP-Niveaus in der Ukraine bis 2015 würde aber voraussetzen, dass es in den kommenden Monaten und auch in den nächsten ein bis zwei Jahren keine wirtschaftlichen Verwerfungen gibt. Derzeit mehren sich aber die Anzeichen, dass in der Ukraine erneut erhebliche wirtschaftliche Probleme drohen. Dabei spielen neben ökonomischen Aspekten auch innen- und außenpolitische Faktoren eine gewichtige Rolle. Einerseits versuchen die aktuellen Eliten notwendige wirtschaftliche Anpassungen bis zur Präsidentenwahl 2015 hinauszuschieben und verlassen sich dabei bis dato auf ein unsicheres globales Marktumfeld (etwa zur Platzierung internationaler Großfinanzierungen). Zudem nehmen außenpolitisch bedingt die wirtschaftlichen Risiken zu. Mit etwa 25 % Exportanteil und 30 % der Importe ist Russland der wichtigste Handelspartner (etwa gleichauf mit der gesamten EU, s. Grafik 3–5 auf S. 8/9). Damit ist der mittelbare und unmittelbare wirtschaftliche Einfluss Russlands in der Ukraine noch immer hoch. Ein Wirtschaftsabkommen zwischen der EU und der Ukraine könnte dem entgegenlaufen und daher Spannungspotential bergen. Eine Wirtschaftspolitik des Durchwurstelns ohne Inangriffnahme notwendiger Reformen in den letzten Jahren, mit Ausnahme einer vom Internationalen Währungsfonds (IWF) oktroyierten Pensions- und einer Steuerreform, erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit von wirtschaftlichen Verwerfungen, sie macht es für das Land auch schwerer, aus eigener Kraft die zuvor skizzierte kontinuierliche Wachstumsschwäche zu überwinden. Ein Spiegelbild der kaum nennenswerten Anpassungen ist das auf hohen Niveaus verharrende Leistungsbilanzdefizit, was erheblichen Bedarf an externen Kapitalzuflüssen zur Deckung impliziert. Zudem ist das Geschäfts- und Investitionsklima in der Ukraine weiterhin schlecht. Auch eine Verbesserung im "Ease of Doing Business" Index der Weltbank vom 140ten Rang (Vorjahr) auf den 112ten Platz (von 189 Ländern) dieses Jahr kann nicht über den großen Verbesserungsbedarf in vielen Bereichen hinwegtäuschen. Ein schwaches Justizsystem, das kaum Rechtsicherheit bietet, sowie die verbreitete Korruption auch im Justizsystem und der Steuer- und Zollverwaltung wären hierbei zu nennen, welche eher etablierten und gut vernetzten und nicht den produktivsten Firmen Vorteile verschaffen.

Keine nachhaltige Budget- und Währungspolitik

Eine der wichtigsten strukturellen "Baustellen" – und damit eine immer wiederkehrende Forderung des IWF – ist eine Umgestaltung im Energiesektor. Die Subventionierung der privaten Haushalte mit Gaspreisen weit unter Einkaufspreis stellt eine fortgesetzte Belastung des Staatshaushalts um 1–2 Prozentpunkte des BIP dar. Hier zeigt sich Präsident Yanukovych bislang uneinsichtig; ein günstiges Zeitfenster im politischen Zyklus nach den Parlamentswahlen im Herbst 2012 zur Implementierung unpopulärer Energiepreiserhöhungen wurde nicht genutzt. Ein Grund für die Reformzurückhaltung liegt auch in durchsetzungsstarken Geschäftsinteressen von Profiteuren der aktuellen Energiepolitik. Angesichts einer sich zuspitzenden Lage der öffentlichen Finanzen in diesem Jahr – der IWF rechnet mit einem Budgetdefizit von fast 6 % des BIP – ist das vom Energiesektor aufgerissene Haushaltsloch doppelt ärgerlich. Ein weiteres Politikfeld in welchem die Chance zu Reformen seit Jahren nicht genutzt wird ist die Wechselkurspolitik. Die ukrainische Hrywnja wird seit der letzten massiven Abwertung im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 von der Zentralbank wieder künstlich bei 8 Hrywnja zum US Dollar fixiert. Eine kleine Lockerung der Anbindung im letzten Jahr wurde wieder zurückgenommen. Im Gegensatz zu Russland oder auch Belarus hat die Ukraine in diesem Jahr dadurch die Währung nicht abgewertet bzw. abwerten können, was eine Belastung für den Exportsektor darstellt und zudem Importe aus dem Ausland begünstigt. Zwar ist die offizielle Inflation nahe Null, so dass der mit Konsumgüterpreisen berechnete reale Wechselkurs keine fundamentale Überbewertung der Hrywnja anzeigt. Relevanter als die Konsumgüterpreise sind für die Wettbewerbsfähigkeit (zumindest des verarbeitenden Gewerbes) aber die Lohnkosten und Produzentenpreise, welche in der Ukraine in den letzten Jahren stark und fortwährend gestiegen sind. Damit erscheint die Hrywnja im Sinne der Kaufkraftpariätentheorie fundamental mindestens ähnlich überbewertet wie 2007 und 2008 und der fixe Wechselkurs ist ein Grund für das persistente und hohe Leitungsbilanzdefizit. Daneben schürt diese Politik auch die Risiken eines Abwertungsschocks. Die Währungsreserven haben in den letzten beiden Jahren von USD 34 auf nun knapp über USD 20 Mrd. abgenommen. Gelingt es nicht, fortwährend genügend Fremdwährung (z. B. durch neue Auslandskredite) zu akquirieren, kann eine weitere Abnahme der Reserven zu einem Vertrauensverlust in die Währung führen und einen Run auf Fremdwährung verursachen (also werden Hrywnja gegen US Dollar getauscht), der dann auch erneut den Bankensektor unter Druck setzten würde. Auf Sicht der nächsten ein bis zwei Jahre erwartet der Konsens von Marktbeobachtern (noch) eine graduelle und damit eher geordnete Abwertung der Hrywnja auf mindestens über 9 zum US Dollar, also eine Währungsabwertung um mindestens 10 Prozent. Wobei im Falle der Ukraine immer fraglich ist, ob solch eine Währungsabwertung (vor allem ohne IWF-Unterstützung) graduell und kontrolliert erfolgen kann. In einer extrem dollarisierten Volkswirtschaft mit Quasi-Festkursbindung wie der Ukraine besteht immer das Risiko eines erheblichen Überschießens des Wechselkurses in Abwertungsphasen.

Finanzielle Verwundbarkeit heute höher als 2007/2008

Die fragile finanzielle Situation zeigen auch deutlich einige Indikatoren der makrofinanziellen Verwundbarkeit der Ukraine, die mindestens so schlecht wie 2007 oder 2008 sind, einige sind sogar schlechter. Die Staatsschulden der Ukraine betragen mittlerweile fast 40 Prozent des BIP (2007 und 2008 lag die Staatsschuldenquote noch bei 10–20 Prozent des BIP), was kein unkritischer Werte für Länder mit niedrigem wirtschaftlichen Entwicklungsgrad ist. Zudem hat sich die Ukraine und hier v. a. der ukrainische Staat gerade wegen des extrem günstigen globalen Kapitalmarktumfeldes der letzten Jahre über eine massive internationale Schuldenaufnahme durchwursteln können. Daher sind auch die externen Schulden der Ukraine heute bei etwa 75 Prozent des BIP; 2008 waren es noch etwa 55 Prozent des BIP. Nicht nur die Bestandsgrößen sind hoch, auch das aktuelle Staats- und Leistungsbilanzdefizit sind weiterhin hoch, was erheblichen kurzfristigen Finanzierungsbedarf bedeutet. Da sich derzeit abzeichnet, dass das globale Finanzierungsumfeld perspektivisch schlechter wird – wie in 2007 und 2008 – wird die (Re-)Finanzierung für sog. "marginale Schuldner" wie die Ukraine (die sich gerade noch über Wasser halten können, aber schon heute sehr hohe Zinsen bezahlen) herausfordernder. Wie stark die Ukraine vom globalen Finanzierungsumfeld abhängig ist zeigt sich am Anteil der Ukraine an internationalen Anleihefinanzierungen in der Gesamtregion Zentral- und Osteuropa (CEE). Hier liegt der Anteil der Ukraine in den Jahren 2011–2013 bei etwa zehn Prozent oder darüber. Dies sind fast Werte wie in 2006 und 2007. Und der Anteil der Ukraine am Gesamt-BIP der Region CEE liegt gerade einmal bei 4–5 Prozent. Alleine für das kommende Jahr braucht der ukrainische Staat mindestens 5–10, aber wohl eher 10–15, Milliarden Dollar an externer Finanzierung, während die Devisenreserven bei schon knappen 20 Milliarden Dollar liegen. Insofern ist die externe Finanzierung der Ukraine eine Gratwanderung und die Zahlungsfähigkeit des Landes hängt stark vom massiv schwankenden internationalen Investorenvertrauen ab. Letzteres hängt wiederum von Entwicklungen in der Ukraine, aber auch von schwer kontrollierbaren Faktoren wie etwa der US-Zinspolitik ab.

Langfristinvestoren kehren der Ukraine den Rücken

In das Gesamtbild einer stagnierenden Wirtschaft ohne klare Perspektiven, mit erheblicher Neigung zu Ereignisrisiken auf Makroebene (wie Währungskrisen, Handelsstreitigkeiten oder politischen Risiken) und einem sich verschlechternden Geschäftsumfeld für westliche Firmen passt auch der schleichende Abschied von westeuropäischen Langfristinvestoren aus der Ukraine. Der relative Anteil von Ausländischen Direktinvestitionen (ADI) aus Ländern wie Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien oder Schweden in der Ukraine – Firmen aus diesen Ländern werden oft als wichtige Transformationstreiber in Zentral- und Osteuropa gesehen – nimmt seit Jahren kontinuierlich ab (s. Grafik 1 und Tabelle 1 auf S. 6/7). Im Gegensatz dazu werden ADI und Kapitalverflechtung mit Zypern, Russland oder den (britischen) Jungferninseln für die Ukraine immer wichtiger, wobei bei ADI aus diesen Ländern oft kein wirkliches Transformationsinteresse unterstellt werden kann; teils sind ADI hier Bestandteil von Offshoring oder Kapitalverflechtungen bzw. Transaktionen ukrainischer Oligarchen oder russischer Oligarchen. Damit sinkt seit Jahren der Anteil der ADI aus westeuropäischen Ländern am ADI-Gesamtbestand in der Ukraine, der derzeit deutlich unter 50 Prozent liegt (die Spitze war hier in den Jahren 2005–2006 mit 55–58 Prozent erreicht). Der Rückzug aus der Ukraine bzw. das Unterlassen von Reinvestitionen und neuer Investitionen durch westliche Großkonzerne hängt auch mit zahlreichen Rechtstreitigkeiten mit Zollbehörden, Wettbewerbsbehörden oder fragwürdigenEnteignungen zusammen. Hier sind sogar Schwergewichte wie ArcelorMittal, McDonalds, Metro, Swissport oder Porsche betroffen, was Bände für das Geschäftsumfeld für kleinere (ausländische) Unternehmen im Lande spricht. Genauso exemplarisch wie die ADI-Zahlen sind die Entwicklungen im ukrainischen Bankensektor. Hier ziehen sich viele namhafte westeuropäische Institute mit einem klaren Osteuropa-Fokus (die also in anderen zentral- und osteuropäischen Ländern nicht zurückschrauben bzw. ihre Präsenz sogar ausbauen) und die vor Jahren mit optimistischen langfristigen Konvergenz- und Transformationserwartungen ins Land gekommen sind, zurück. Prominente Beispiele sind die schwedischen Kreditinstitute SEB und Swedbank, die österreichischen Erste Bank, die französische Societe Generale oder auch die deutsche Commerzbank. Die größte CEE-Bank UniCredit sondiert gerade die Möglichkeit des Verkaufs ihrer Ukrainetochter (bei Akzeptanz eines geringeren Verkaufs- als Akquisitionswerts). Als Käufer stehen den westlichen Kreditinstituten auf der Verkäuferseite meist russische Banken oder lokale Investoren aus der Ukraine gegenüber. Letztere haben eine ganz andere Vision vom Bankenmarkt in der Ukraine und auch ganz andere politische Verbindungen als die westlichen Verkäufer. Der aktuelle Trend ist, dass Marktanteile, die der Ausländerrückzug im Bankensektor hinterlässt, gerne von einheimischen lokalen und staatlichen Banken sowie russischen Kreditinstituten bzw. Investoren übernommen werden. Der Marktanteil von nicht-russischen Auslandsbanken ist von 2008 bis 2013 von etwa 40 Prozent auf 17 Prozent gesunken (s. Grafik 2 auf S. 7). Diese Entwicklung ist nicht zu vernachlässigen. Denn oft wird die Bankpräsenz im Ausland mit dem Argument begründet, dass man den Kunden folge. Sprich – nicht nur die westeuropäischen Banken sind skeptischer gegenüber dem Land sondern auch ihre Kunden (was die vorigen ADI-Zahlen zeigen). Zur Veranschaulichung der Dramatik des Rückzuges europäischer Banken aus der Ukraine bietet sich auch ein Vergleich zu Entwicklungen in den sog. Eurozonen-Peripherieländern, wie etwa Spanien oder Italien, an. Seit Anfang 2008 haben europäische Banken ihre grenzüberschreitenden Forderungen gegenüber der Ukraine um ca. 40 Prozent verringert. Dies ist im Trend und im Ausmaß eine fast ähnlich dramatische Entwicklung wie in den Eurozonen-Peripherieländern. Und im Gegensatz zur Ukraine sind die grenzüberschreitenden Forderungen westeuropäischer Banken gegenüber der Gesamtregion CEE seit etwa 2008 stabil. Damit wird deutlich, dass der Rückzug westeuropäischer Banken aus der Ukraine einen länderspezifischen und keinen gesamtmarktspezifischen Grund hat.

Ereignisrisiko EU-Abkommen und Finanzierungsrisiken

Zusätzlich geschwächt wird die Wirtschaft der Ukraine durch die derzeit unklare zukünftige ökonomische Anbindung des Landes. Sowohl die EU als auch Russland sind wichtige Handels- und Investitionspartner und beide Wirtschaftspartner wollen die Ukraine enger an sich binden, was dann jeweils Nachteile entweder für Russland oder die EU bedeuten würde. Durch diesen Konflikt begründete Handels- und Zollstreitigkeiten mit Russland und daraus resultierende Einfuhrrestriktionen haben die Wirtschaftsentwicklung der Ukraine in den letzten Jahren und Monaten bereits negativ beeinflusst. Derzeit optieren dennoch oder gerade deswegen viele Wirtschaftsakteure (und politische Akteure) in der Ukraine eher dafür im November ein Assoziationsabkommen mit der EU abzuschließen. Kurzfristig kann dann eine definitive Entscheidung für einen der beiden wichtigen Wirtschaftspartner (EU oder Russland) nochmals negative Reaktionen des jeweils anderen hervorrufen. Besonders gravierend könnten kurzfristig die wirtschaftlichen Folgen einer politischen Entscheidung in Richtung EU sein – und hier steht Ende November am EU Gipfel in Vilnius eine Richtungsentscheidung an. Auf russischer Seite besteht erhebliches Potenzial, die wirtschaftliche Lage der Ukraine, die ohnehin schon fragil ist, rasch zu destabilisieren. Die aktuell wieder aufgeflammten Gasstreitigkeiten zwischen Russland und der Ukraine, Spiegelbild einer oft reflexartigen und symbol- bzw. statusorientierten Außenpolitik Russlands, sind in diesen Kontext einzuordnen. Angesichts kurz- und mittelfristig hoher ausländischer Zahlungsverpflichtungen im zweistelligen Milliardenbereich bringt eine politische EU-Richtungsentscheidung auch für die EU ökonomische Risiken. Harte russische Strafmaßnahmen könnten das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des Landes untergraben bzw. dann schnell finanzielle Unterstützung erfordern. Um das Vertrauen in die (kurzfristige) Zahlungsfähigkeit der Ukraine zu sichern wäre dann rasch ein Hilfs- bzw. Kreditrahmen von etwa 10–15 Milliarden US Dollar nötig. Solche Summen könnte kurzfristig nur der Internationale Währungsfonds (IWF) bereitstellen (s. Tabelle 2 auf S. 8). Allerdings könnte der IWF auf eine substanzielle Beteiligung der EU bestehen, was er bei EU-Mitgliedern im Rahmen von multilateralen Unterstützungsprogrammen auch getan hat. Doch hier ist anzumerken, dass die EU wahrscheinlich nicht in der Lage ist, kurzfristig Finanzierungs- bzw. Hilfsgelder für die Ukraine im Rahmen eines multilateralen Hilfspakets in adäquater Höhe, also im Bereich von ggfs. 1,5 bis 3 Milliarden US-Dollar, auf die Beine zu stellen. Etwa ist die EU-Zahlungsbilanzfazilität, aus der auch Hilfen für Ungarn, Rumänien oder Lettland im Rahmen von gemeinsamen EU-IWF Programmen finanziert wurden, nur für EU-Mitgliedsländer geeignet. Und in Aussicht gestellte mögliche Wirtschaftshilfen für die Ukraine im Bereich von mehreren hundert Millionen Euro wären keine Summe in relevanter Größenordnung. Zudem würde der Abschluss eines "reinen" IWF-Hilfsprogrammes, auf den eventuell einige westeuropäische Politiker im Falle einer Eskalation des "Wirtschaftskrieges" mit Russland setzten, sicher einiges an Zeit brauchen. Denn die Ukraine hat schon oft von IWF-Seite geforderte Anpassungen nicht ausgeführt bzw. IWF-Programme nicht erfolgreich abgeschlossen. Die jüngste Pressenotiz des IWF (vom 31. Oktober) nach einer Mission vor Ort zeigt klar die erheblichen Herausforderungen, denen sich das Land auch aus IWF-Sicht nicht stellt. Daher ist eine rasche Einigung auf IWF-Hilfen für die Ukraine, trotz Gerüchten in Richtung einer Pro-Ukraine-Lobbyarbeit einiger IWF-Mitgliedsländer, kein Selbstläufer. Gerade zu Anfang der Gespräche wird es wohl einige harte ex-ante Verhandlungsauflagen des IWF geben. Allerdings würde eine kurzfristige Verschärfung der makrofinanziellen Situation der Ukraine, hervorgerufen durch einen sog. "externen Schock", wie Handels- bzw. Wirtschaftsauseinandersetzungen mit Russland, die Position eher hart gesonnener IWF-Verhandler etwas schwächen. Jüngste Gerüchte über eine Währungsabwertung und Gaspreisänderungen in der Ukraine könnten zudem als Annäherungsversuche an den IWF gedeutet werden.

Risiken einer Wirtschafts- und Währungskrise – wohl IWF/EU-"Bail-out" notwendig

In den letzten Jahren war in der Ukraine noch eine Wirtschaftspolitik des Durchwurstelns möglich, da sich das Land die dafür notwendige kontinuierliche Finanzierung extern besorgen konnte. Damit ist aber die Abhängigkeit von einem kontinuierlichen Zufluss an Auslandskapital erheblich gestiegen. Da derzeit die globalen Refinanzierungsrisiken sowie die länderspezifischen Risiken in der Ukraine zunehmen, erscheint eine weitere Verschärfung der bereits gespannten wirtschaftlichen Lage des Landes, die auch in einer erneuten massiven Währungsabwertung münden könnte, durchaus wahrscheinlich. Zwar sollten die Fähigkeiten der ukrainischen Eliten in Bezug auf eine Politik des Durchwurstelns, die externe Beobachter immer wieder überrascht, nicht vernachlässigt werden; allerdings deutet sich derzeit auch klar an, dass der externe wirtschaftliche und finanzielle (Veränderungs-)Druck auf die Ukraine in den kommenden 6–12 Monaten massiv steigen kann. Kurzfristig könnten dann Ereignisrisiken (etwa rund um den EU-Gipfel) sogar zu einer kurzfristigen Verschärfung führen, die dann der EU eine Entscheidung über substanzielle finanzielle Unterstützung der Ukraine aufzwingen könnte. Hier ist zu berücksichtigen, dass die derzeit eher pro-europäisch agierenden ukrainischen Eliten auch auf finanzielle Unterstützung durch die EU setzen, um ggfs. wieder ein paar Jahre (v. a. bis zur Präsidentenwahl) ohne Reformen zu überbrücken. Zudem setzen die ukrainischen Eliten klar auf EU-Hilfe im Falle eines "Wirtschaftskrieges" mit Russland (nach Unterzeichnung eines EU-Abkommens). Sollten sich diese Hoffnungen als falsch erweisen, könne die Unterzeichnung des EU-Abkommens einen "Bumerang-Effekt" haben bzw. eine im Stich gelassene Ukraine sogar in die Arme Moskaus treiben.

Lesetipps:

Fussnoten

leitet die volkswirtschaftliche Osteuropaanalyse bei der Raiffeisen Bank International (RBI), einer der größten in der Ukraine tätigen Auslandsbanken, mit Sitz in Wien. Der vorliegende Kommentar gibt die persönliche Auffassung der Autoren und nicht notwendigerweise die Ansicht der Raiffeisen Bank International AG wieder.

analysiert in der Osteuropaanalyse der RBI volkswirtschaftliche Entwicklungen mit dem Länderschwerpunkt GUS (Russland, Ukraine, Belarus). Der vorliegende Kommentar gibt die persönliche Auffassung der Autoren und nicht notwendigerweise die Ansicht der Raiffeisen Bank International AG wieder.