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Kommentar: Die Perspektiven der Ukraine bei der nicht-konventionellen Gasförderung | Ukraine-Analysen | bpb.de

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Kommentar: Die Perspektiven der Ukraine bei der nicht-konventionellen Gasförderung

Ildar Gazizullin

/ 3 Minuten zu lesen

Die hohen Preise für russisches Gas haben in der Vergangenheit die Erschließung alternativer Energiequellen in der Ukraine beschleunigt. Während viele Konsumenten importiertes Gas durch Kohle oder erneuerbare Energien ersetzten, begannen Investoren sich auch für bisher unerschlossene heimische Gasvorräte zu interessieren. Die nicht-konventionelle Gasförderung (Schiefergas und Tight Gas) rückte in den Fokus, als die Großkonzerne Chevron, Eni und Shell in den Markt einstiegen. Jedoch auch die konventionelle Gasförderung bietet vielversprechende Geschäftsaussichten.

Ukrainische Industriekonglomerate, staatliche Energieunternehmen und andere Akteure investieren in die Erschließung von Kohlenwasserstoffen im Schwarzen Meer oder in die Wiederaufnahme der Förderung auf den alten Gasfeldern (bis in die 1970er Jahre war die Ukraine selbst ein großer Gasproduzent). Die Chancen stehen gut, dass die Ukraine innerhalb der nächsten zehn Jahre ihre jährliche Förderleistung (von zurzeit etwa 20 Milliarden m3) verdoppeln kann. Dies hängt jedoch von einer Reihe von Faktoren ab. Der erste ist die tatsächliche Verfügbarkeit von Gas. Schätzungen über Gasreserven und mögliche Fördermengen gehen weit auseinander. In letzter Zeit gab es keine groß angelegten Erkundungsprojekte, die präzise Prognosen erlauben würden. Sollten sich ausreichende Mengen förderbaren Gases finden, werden Shell und Chevron wahrscheinlich ihre Investitionen von einigen hundert Millionen US-Dollar für Erkundungsbohrungen auf mehrere Dutzend Milliarden Dollar aufstocken, um die kommerzielle Förderung zu beginnen. Wenn die Ergebnisse von Bohrversuchen im Bereich der nicht-konventionellen Gasförderung hinter den Erwartungen zurückbleiben, werden die Investoren ihre Pläne – wie zurzeit in Polen – schnell nach unten korrigieren. Einen weiteren Faktor für die ukrainische Gasproduktion stellt das langfristige Preisniveau dar.

Angesichts geringerer Nachfrage aus Europa könnte der Exportpreis für russisches Gas in Zukunft sinken. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Russland bereit ist, den Preis signifikant zu senken, da die Kosten für Produktion und Transport durch immer schwerer erschließbare Gasfelder gedeckt werden müssen. Einige private Gasunternehmen bescheinigen der Ukraine hohes Potential. Sie schätzen den ukrainischen Markt profitabler ein als den russischen: Konventionell gefördertes Gas aus der Ukraine würde Prognosen zufolge zwischen 50 und 250 US-Dollar pro 1000 m3 kosten. Die Kosten für nicht-konventionelle Gasförderung sind weit schlechter vorherzusagen. Ersten Annahmen zufolge ist die Schiefergasproduktion in Europa jedoch weit weniger profitabel als in den USA. Der Preis pro 1000 m3 könnte 200 US-Dollar und mehr betragen.

Die zusätzlichen Kosten für Umweltschäden (die betreffenden Gebiete in der Ukraine sind dicht besiedelt und viele Regionen haben nur wenig hochwertiges Trinkwasser) sind ebenfalls kaum einzuschätzen. Der dritte wichtige Faktor ist die interne Energiepolitik. Der ukrainische Gasmarkt ist erst am Anfang seiner Privatisierung: Die Regierung tut sich noch immer schwer damit, ihre Verpflichtungen als Mitglied der Europäischen Energiegemeinschaft umzusetzen. Das Geschäftsklima ist noch immer miserabel: Beim diesjährigen Doing Business Report der Weltbank landete die Ukraine auf Platz 137 von 185.

Die Bereitschaft der Investoren, Risiken bei der Erkundung des Förderpotentials aufzunehmen, zahlt sich jedoch aus: In den Verträgen über die gemeinsame Produktion, welche die Ukraine mit Shell und Chevron ausgehandelt hat, ist der Schutz der Investoren vor plötzlichen negativen Veränderungen der nationalen Energie- und Steuerpolitik festgeschrieben. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass kurzfristig keine dramatischen Veränderungen auf der Angebots- oder der Nachfrageseite zu erwarten sind. Die geförderte Gasmenge wird sukzessive zunehmen, möglicherweise mit einigen Schüben in fünf bis sieben Jahren in dem Fall, dass Energieunternehmen tatsächlich ausreichend Reserven finden und mit den Marktreformen zufrieden sind. Zuwächse in Energieeffizienz und Ersatz zu importiertem Erdgas erfordern jedenfalls beträchtliche Investitionen und ein förderliches politisches Umfeld. Beides fehlt in der Ukraine bisher.

Übersetzung aus dem Englischen: Jan Matti Dollbaum

Fussnoten

ist Absolvent des Economics Education and Research Consortium (EERC) der Kiew-Mohyla Akademie. Er hat für die Regierung, in der Privatwirtschaft und für verschiedene NGOs Analysen zu Wirtschafts- und Energiefragen erstellt und ist Koautor einer Reihe von Artikeln über die Ukraine in der Europäischen Energiegemeinschaft und das DCFTA. Zurzeit leitet er das Forschungsprogramm zur Wirtschaftspolitik am "Ukrainian Institute für Policy Studies" einem Think Tank.