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Bildungspolitik in der Türkei unter der AKP-Regierung | Türkei | bpb.de

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Bildungspolitik in der Türkei unter der AKP-Regierung

Meltem Kulaçatan

/ 11 Minuten zu lesen

Die Entwicklungen in der türkischen Bildungspolitik in den vergangenen Jahren haben eine besondere Bedeutung. Insbesondere die Veränderungen in den Jahren 2012 und 2013 stellen eine Zäsur dar und haben große Auswirkungen auf die gegenwärtige Situation in der Bildungspolitik der Türkei.

Eröffnung einer Imam-Hatip-Schule in Istanbul 2017: Präsident Erdogan sitzt neben einem Schüler, der aus dem Koran rezitiert. (© picture-alliance, AA | Presidency of Turkey / Yasin Bulbul)

Der staatliche Schulsektor – die Schulreform 2012/2013

Anders als in der föderal organisierten Bundesrepublik, wird die Bildungspolitik in der Türkei zentral gesteuert. Mit Beginn des Schuljahres 2012/2013 griffen verschiedene Maßnahmen der jüngsten Schulreform unter der AKP-Regierung, die seit 2002 durchgehend regiert.

Zu diesen Maßnahmen gehörte die Erhöhung der Schulpflicht von acht auf zwölf Jahre. Gleichzeitig wurde das Schuleintrittsalter von sechs auf fünf Jahre reduziert und – nach deutschem Vorbild – der Versuch unternommen, das duale Ausbildungssystem zu etablieren. Ziel war es, die Qualifikation in den wirtschaftlich relevanten Zweigen anzuheben und international konkurrenzfähiger zu machen. Das Bildungsministerium orientierte sich dabei an den OECD-Standards und der Forderung der Wirtschaft nach employability, also "Arbeitsmarktfähigkeit". Doch schon bald regte sich Kritik. Eltern und Lehrkräfte monierten ein "überstürztes Vorgehen" der Regierung und die geringe Vorbereitungszeit, die den Schulen für die notwendigen Anpassungen zur Verfügung stand. Eine Kritik betraf beispielsweise die bis dato ungeeignete strukturelle Innenausstattung an den Schulen, die im Zuge der neuen Maßnahmen stärker in den Fokus geriet. Sie sei – insbesondere bezogen auf die Erfordernisse der Elementarerziehung – nicht kindgerecht. Das gelte auch für die Unterrichtsdidaktik, was die körperliche, kognitive, emotionale und soziale Entwicklung der Kinder angehe. Verunsicherte Eltern kritisierten zudem die intransparente behördliche Informationspolitik.

Im Rahmen der Reform wurde zudem das Schuleintrittsalter von sechs auf fünf Jahren (ab dem 60. Lebensmonat) verschoben. Das hatte zur Folge, dass viele betroffene Eltern durch entsprechende ärztliche Nachweise das nun früher angesetzte Einschulungsalter umgingen. Nach langanhaltender Kritik justierte das Nationale Bildungsministerium (türkisch: "Millî Eğitim Bakanlığı") das Schuleintrittsalter nach: Seit dem Schuljahr 2019/2020 werden die Kinder nun ab dem 69. Lebensmonat eingeschult. Zwischenzeitlich hatte das allerdings zur Folge, dass Kinder mit größeren Altersabständen gemeinsam in der ersten Klasse unterrichtet wurden. Auch wenn es sich dabei nur um einige wenige Monate Differenz handelt, gehen diese Unterschiede im Vorschul- und Grundschulalter mit einem großen Einfluss auf die kognitiven und physischen Fähigkeiten von Kindern einher und lassen damit folglich Rückschlüsse auch auf die spätere Schuleignung zu.

Gemäß dem Ziel, junge Menschen so auszubilden, dass sie mit der Entwicklung des globalen Wettbewerbs Schritt halten können, umfassten die Reformen auch die Einführung von verpflichteten Berufspraktika. Aber auch dagegen richtete sich die Kritik vieler Eltern: Die Kinder würden während der Praktika als billige Arbeitskräfte "ausgenutzt" und oft berufsvorbereitende Fähigkeiten in den Betrieben nicht vermittelt. Außerdem würde der gesetzliche Arbeits- und Jugendschutz missachtet. Neben dem Ziel, die Schulausbildung stärker an den Bedürfnissen der Wirtschaft zu orientieren, sollte mit der Reform der Fixierung auf ein akademisches Studium entgegengewirkt und eine qualitativ gleichwertige Variante geschaffen werden.

Das Abitur ist in der Türkei zentral geregelt. Die erreichte Gesamtpunktzahl entscheidet über Studienfach und Studienort. Zwar können Angaben zum präferierten Studienfach und Universitätsstandort gemacht werden, jedoch ohne Garantie auf Berücksichtigung. Eine große Hürde stellen in diesem System die sozial bedingten Unterschiede dar. Kinder aus solventen Familien können auf das breite aber teure Netzwerk von Nachhilfeinstituten und Privatschulen zurückgreifen. Je langfristiger und intensiver das genutzt wird, desto höher sind die Erfolgschancen beim Schulabschluss.

Die politische Dimension

Der Schulreform ging die sogenannte "Vision 2023" (türkisch: Hedef 2023) als politische Vision voran: Im Jahr 2023 feiert die türkische Republik ihr einhundertjähriges Bestehen und Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und die AKP plant, dass die Türkei bis dahin zu den zehn stärksten Volkswirtschaften der Welt gehört. Die Bildungsreformen sind daher eng mit diesem Gesellschaftsverständnis verbunden und somit soll ein neues Schul- und Bildungssystem künftige Generationen für den nationalen Wohlstand des Landes verfügbar machen.

Ein anderes Ziel der Reformen sei es jedoch – so Erdoğans Kritiker –, die eigene Macht über das Jahr 2023 hinaus abzusichern und über das Schulsystem direkt auf die Lehrpläne Einfluss zu nehmen. Dieser Eingriff in das Bildungssystem will gezielt eine neue Generation an Kindern und Jugendlichen herausbilden, die sich dem nationalen Wohlergehen gegenüber verpflichtet fühlt und sich nicht durch "Alkoholkonsum, Drogen oder Disziplinlosigkeit" ablenken lässt. Das scheint zurzeit aber alles andere als sicher, denn mittlerweile wenden sich auch innerparteiliche Stimmen in der AKP vom Staatspräsidenten ab oder planen die Gründung eigener, neuer Parteien. Zudem hat mit der letzten Kommunalwahl im Jahr 2019 mit Ekrem Imamoğlu, dem neuen Oberbürgermeister von Istanbul, ein neuer Akteur die politische Bühne betreten und sich als ernstzunehmender Konkurrent des Staatspräsidenten entpuppt.

Kritik an den Formaten

Wesentliche inhaltliche Veränderungen geschahen durch den Ausbau des Fachs Religion – zunächst als Wahlfach in der Grundschule und später als ordentliches Fach Din Kültürü ve Ahlak Bilgisi ("Religionskultur, Moral und Wissen"). Ab der fünften Klasse können dann innerhalb des Fachs Din, Ahlak ve Değerler ("Religion, Moral und Werte") weitere Fächer wie "Koranlesen”, "Das Leben des Propheten Mohammed” und "Religiöses Basiswissen” gewählt werden.

Die gegenwärtigen Einschätzungen bezüglich dieser Fächer gehen auseinander : Das Nationale Bildungsministerium betont, dass Religion ein Wahlfach und nicht Pflichtfach sei. Dennoch lassen sich Verschiebungen in den Stundenplänen auf Kosten der Fächer Mathematik, Naturwissenschaft, Fremdsprachen und Philosophie beobachten. Damit werde – so die Kritiker - vor allem das gymnasiale Fachprofil ausgehebelt, wie etwa der Anspruch auf wissenschaftliche Propädeutik und damit die Vorbereitung auf die Universität. Die wissenschaftlich relevanten Kernfächer blieben auf der Strecke – und zwar in Widerspruch zur ursprünglichen Idee der wirtschaftlichen Anschlussfähigkeit. Ebenfalls wird die fehlende religionspädagogische Ausrichtung des Unterrichts bemängelt, etwa durch den Wegfall jeglicher interreligiöser Perspektive. Die jüdische, armenisch-orthodoxe und griechisch-orthodoxe Gemeinde als religiöse Minderheit in der Türkei werde ignoriert.

Aber auch über die Inhalte des Religionsunterrichts an Schulen gibt es sehr unterschiedliche Einschätzungen: Regierungsnahe Stimmen unterstreichen das elterliche Bedürfnis nach einer religiösen schulischen Unterweisung ihrer Kinder, andere hegen den Verdacht religiös verbrämter politischer Zielsetzungen. Auch die stereotypen, religiös aufgeladenen Darstellungen von Frau und Mann in ihren sozialen Rollen werfen die Frage nach der staatsbürgerlichen, ethischen und anthropologischen Grundlage des allgemeinen Lehrplans auf. Als problematisch gilt in diesem Zusammenhang zum Beispiel das Arrangement von Text und Bild im Lehr- und Informationsmaterial des Nationalen Bildungsministeriums im Rahmen der psychologischen Begleitung und Präventionsarbeit an Schulen, das implizit negative Gegensätze herstellt: hier die Mutter ohne Kopftuch, die ihr Kind scheinbar misshandelt – dort die Mutter mit Kopftuch und religiös markierter Kleidung, die ihr Kind liebevoll in den Arm nimmt und tröstet. Ähnlich gilt das auch für den Entwurf der Vaterfiguren, wenngleich hier die religiöse Markierung für das ungeübte Auge weniger sichtbar ist. Hier lässt sich durchaus danach fragen, welches Menschenbild vermittelt werden soll und wie sich diese Bilder auf die Wahrnehmung der Schülerinnen und Schüler sowie auf die zwischenmenschliche Interaktion auswirken.

Allianzen und Verflechtungen

Der Bruch zwischen der AKP und der Gülen-Bewegung (auch Hizmet) im Jahr 2013 führte überall in der Türkei zu großen Verwerfungen. Spätestens nach dem Putschversuch im Juli 2016 machte sich das auch im Bildungssektor deutlich bemerkbar, denn bis dato war die Gülen-Bewegung einer der wichtigsten und einflussreichsten Akteure innerhalb der türkischen Bildungslandschaft.

Alle Institute, die dem Bildungs- und Medienimperium der Bewegung angehörten, wurden nach dem Putschversuch geschlossen, darunter auch die Nachhilfeinstitute (dershaneler), die Schülerinnen und Schüler auf die in der Türkei so wichtigen Abiturprüfungen vorbereiteten. Die "Dershaneler" galten als wirtschaftlich florierender Zweig der Gülen-Bewegung und wurden zunächst geschlossen und danach sogar verboten. In den betroffenen Bildungseinrichtungen kam es zu Massenentlassungen. Auch die Lehrkräfte und das Hochschulpersonal, die ideologisch nicht mit Fethullah Gülen verbunden waren, jedoch an entsprechenden Bildungseinrichtungen angestellt waren, wurden entlassen.

Die Gülen-Bewegung, die vor dem Bruch vielfach ähnliche politische Ziele wie die AKP verfolgt hatte, ermöglichte mit ihren Einrichtungen vor allem Kindern aus mittellosen Familien einen Zugang zu Bildung. Zudem hatte die AKP-Regierung bis zum Bruch mit der Gülen-Bewegung insbesondere die türkische Diaspora im Ausland mit Stipendien ermutigt, diese Einrichtungen zu nutzen. Dieses Modell war auch deshalb so erfolgreich, weil es keine Regierung in der Türkei bisher geschafft hatte, ein Schulsystem zu etablieren, das Kindern unabhängig von ihrer sozialen und ethnischen Herkunft den Aufstieg zu ermöglichen. Auch die Regierungen unter Führung der Republikanischen Volkspartei (CHP), mit ihrem sozialdemokratischen Gleichheitsversprechen, hatte dieses in der Bildungspolitik nie umsetzen können.

Ausblick

Derzeit findet eine gezielte Förderung zur Eröffnung von Universitäten in allen 81 türkischen Provinzen statt. Dadurch soll mehr jungen Menschen der Weg zum Studium geebnet werden. Außerdem soll eine breite Hochschullandschaft etabliert werden, die bis in die Provinzen hinein reichen soll und die sich nicht mehr ausschließlich auf die Metropolregionen konzentriert. Fragen, die an der zum Teil mangelhaften Forschungs- und Lehrqualität in den neuen Hochschulen hängen, sind bislang jedoch noch nicht zufriedenstellend beantwortet worden.

Wohlhabende Eltern, die mit dem staatlichen Schulangebot unzufrieden sind, schreiben ihre Kinder bei privaten Anbietern ein, die überwiegend international orientiert sind und über schulische Ausbildungsformate den Weg ins Ausland ermöglichen. Dazu gehört auch ein wachsender Anteil von Eltern in den Metropolregionen, die zunehmend auf reformpädagogisch orientierte Einrichtungen zurückgreifen oder auf vorschulische Betreuung, die in Vereinsform von Eltern selbst gegründet wurden.

InfoSchulreform seit dem Schuljahr 2012/2013: "4+4+4"

Schulpflicht 12 Jahre

(zuvor 8 Jahre):

  • vier Jahre Grundschule

  • vier Jahre Mittelschule/Sekundarstufe I und II

  • vier Jahre Oberstufe/Gymnasialausbildung mit Erlangung des Abiturs

Grundschulbildung:

Beginnt (Schulreform 2012/13 fünf Jahre) mit (mittlerweile wieder) 6 Jahren und endet nach 8 Schuljahren.

  • Vorschulbildung (optional)

  • Grundschulbildung: Altersgruppe 6-14 (8 Schuljahre), aufgeteilt in Grund- und obere Mittelschule

  • Oberstufe/Gymnasialstufe: Altersgruppe 15-18

  • Danach Abitur

Nach dem Abitur:


Zentrale Universitätsprüfungen; die erreichte Anzahl der Punkte entscheidet über den Hochschulort und Studiengang; Präferenzen können zuvor angegeben werden

Duales Ausbildungssystem:


Reformvorhaben mit dem Schuljahr 2012/2013 nach deutschem Vorbild: Konnte bislang nicht umgesetzt werden, jedoch ist eine Aufwertung von berufsbildenden Gymnasien nach wie vor vorgesehen.

Das Berufsausbildungssystem ist überwiegend schulisch und zentralstaatlich organisiert. Die Voraussetzung für die Aufnahme einer Berufsausbildung ist ein erfolgreicher Abschluss der oberen Mittelschule nach acht Jahren.

Vollzeitschulische Berufsausbildungsgänge werden in 4 verschiedenen Schultypen durchgeführt:

Zusätzlich zum Abschluss nach Abschlussprüfung in der oberen Mittelschule müssen die Jugendlichen eine Aufnahmeprüfung bestehen, um an diesen berufsbildenden Schulen mit der 4-jährigen Ausbildung zu beginnen.

Zu diesen Schulen gehören:

  • berufliche Gymnasien

  • berufliche Anadolu Gymnasien

  • technische Gymnasien

  • technische Anadolu Gymnasien

Die Anadolu Gymnasien (Anadolu Lisesi: Anatolisches Gymnasium) sind eine bestimmte Form des Gymnasiums in der Türkei. Als Unterrichtssprachen sind Fremdsprachen vorgesehen. So besuchten beispielsweise türkischstämmige Kinder aus Deutschland bei Ihrer Rückkehr in den 1980er Jahren Anadolu Gymnasien, da dort auch Deutsch als Unterrichtssprache angeboten wurde. Anadolu Lisesi mit privater Trägerschaft bezeichnet man als Özel Anadolu Lisesi, die staatlichen werden Resmi Anadolu Lisesi genannt. Früher waren Vorbereitungsklassen die Regel, in denen die Schüler auf die jeweilige Unterrichtssprache vorbereitet wurden. Die Gymnasien haben vier Klassen und genießen einen landesweit sehr guten Ruf. Auslandsschulen wie die Externer Link: Deutsche Schule Istanbul oder das Externer Link: St. Georgs-Kolleg sind ebenfalls Anatolische Gymnasien. Eines der bekanntesten ist das Externer Link: Galatasaray-Gymnasium.

Mit dem Abschluss der vollzeitschulischen Berufsausbildung erwerben die Jugendlichen eine Doppelqualifikation: eine abgeschlossene Berufsausbildung und die allgemeine Hochschulreife.


Betrachtet man die Reformvorhaben mit Blick auf den Schul- und Hochschulsektor insgesamt, so lässt sich festhalten: Die Reformen – vor allem die Erhöhung der Schulpflicht auf zwölf Jahre, die Senkung des Schuleintrittsalters und die Einführung des dualen Ausbildungssystems – bergen die Chance, das Schul- und Ausbildungssystem in der Türkei deutlich aufzuwerten und niederschwelliger zu gestalten. Die großen Herausforderungen liegen in der politisch angespannten Situation und in den Schwierigkeiten für das Bildungssystem, langfristig Stabilitäten und Ausrichtungen zu gewährleisten – dies unabhängig von Parteiinteressen und mehr auf die Zukunft aller in der Türkei lebenden Kinder und Jugendlichen fokussiert. Denn insgesamt besitzt die Türkei ein großes Potenzial, eine demokratische Reform des Bildungswesens umzusetzen, die Haltungen und Kompetenzen mit Blick auf die transnationalen Perspektiven und auf die steigende Diversität in der türkischen Gesellschaft stärken kann. Das gilt auch für die mögliche schulische Integration der aus Syrien geflüchteten Kinder und Jugendlichen. Und das wiederum könnte zu positiven Entwicklungen in der zivilgesellschaftlichen und politischen Kultur führen.

Literatur

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Tekiner, Ü. Aylin (2010): Atatürk Heykelleri. Kült, Estetik Siyaset, İletişim Yaınları, İstanbul.

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Zafer: Türkiye’de kadın özgürlüğü ve feminizm (1908 – 1935), İstanbul, 153 – 202.

Dr. Meltem Kulaçatan studierte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Islamische Religionspädagogik und Diplom Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Moderner Vorderer Orient. Sie war Gastprofessorin an der Universität Zürich und zur Zeit wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe Universität Frankfurt/Main. Frau Kulaçatan ist Mitglied im Rat für Migration und Sprecherin der Sektion Gender und forscht besonders zu den Themen Religion, Politik und Bildung in der zeitgenössischen Türkei.