Seit ihrer Gründung gehört die Saadet Partisi (SAADET, Partei der Glückseligkeit) zu den relevanten Parteien der Türkei.
Die Entstehung der SAADET geht zurück auf den
Die SAADET steht in der Tradition der Millî-Görüş-Bewegung und ist stark religiös orientiert. Im politischen Diskurs wird sie gelegentlich sogar als islamistisch bezeichnet. Die Parteibasis begründet ihre Politikansätze, Forderungen und Argumente häufig mit islamischen Grundsätzen und durch Bezugnahmen zum Koran. Auch konstatierten viele Beobachter eine disziplinierte Religionsausübung unter den Parteifunktionären auf der zentralen wie lokalen Ebene. Gleichwohl ist ein Anspruch auf Umstrukturierung zentraler gesellschaftlicher Bereiche nach islamischen Grundsätzen im Programm und in Erklärungen der Partei nicht erkennbar.
Das Parteiprogramm von 2014 bekennt sich zum Prinzip der Gleichheit aller Bürger und zu unveräußerlichen Menschenrechten, unabhängig von "Rasse", Hautfarbe, Religion, Sprache und Weltanschauung. Der in der türkischen Verfassung festgeschriebene Laizismus wird laut Parteiprogramm dahingehend verstanden, dass es dem Staat verboten ist, in Fragen der Religion, des Glaubens und der Überzeugung Partei zu ergreifen. Betont wird auch die Bedeutung der Gewaltenteilung, insbesondere der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit der Justiz: Politik und Verwaltung dürften sich nicht in die Justiz, die Justiz wiederum nicht in die Politik einmischen.
In der Wirtschaftspolitik befürwortet die SAADET eine "Produktionsökonomie", die gegenüber der - nach Einschätzung der Partei - "aktuellen Rentiers-Ökonomie" abgegrenzt, jedoch nicht systematisch erläutert wird. Stattdessen wird konstatiert, dass die türkische Wirtschaft von "äußeren Mächten" dominiert werde, deren Interessen mit den nationalen Interessen nicht in Einklang stünden. Der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik gehe es darum, die Institutionen des "rassistischen Imperialismus" und des "Finanzkapitals" zu implementieren.
In der Außenpolitik strebt die SAADET "geregelte und gerechte interstaatlichen Beziehungen" an. Die "ungerechte Besatzung" Afghanistans wird in diesem Zusammenhang abgelehnt. Die NATO sei ein Verteidigungsbündnis und dürfe nicht für angriffszwecke instrumentalisiert werden. Israel gefährde mit seiner Politik der "Aggression", des "Völkermordes" und der "territorialen Expansion" den regionalen und den Weltfrieden.
In der Diasporapolitik gegenüber den Auslandstürken plädiert die SAADET für größtmögliche sozio-strukturelle und politische Integration in die jeweiligen Gesellschaften, lehnt jedoch eine sozio-kulturelle Assimilation ab. Die Türkei müsse Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass die Auslandstürken sich von ihren ursprünglichen Werten entfremden und sich in die jeweiligen Nationalkulturen assimilieren.
In der Kurdenfrage befürwortet die SAADET eine friedliche Lösung, rückt aber nicht von ihrem Grundsatz der "Unteilbarkeit und Eintracht der Nation" ab.
Der Parteivorsitzende Temel Karamollaoğlu kritisiert die Absetzung von gewählten Ortsvorstehern der
Auch sprach sich die Parteiführung für die Freilassung von inhaftierten kurdischen Politikern sowie für Unterricht in der Muttersprache aus.
Beim
Die Saadet Partisi entstammt demselben islamischen Milieu, wie die seit 2002 regierende AKP. Daher stehen beide Parteien bei Wahlen in einer Konkurrenzsituation. Durch ihre Initiative, den ehemaligen Staatspräsidenten und AKP-Politiker
Die SAADET hat nach offiziellen Angaben 265.738 Mitglieder. Bei der Parlamentswahl am 14. Mai 2023 trat sie mit der Allianz der Nation, allerdings nicht eigenständig, sondern mit Kandidaten auf der CHP-Liste an. Sie wird im Parlament mit 9 Sitzen vertreten sein. Bei der Präsidentschaftswahl unterstützte sie den Oppositionsführer Kılıçdaroğlu (CHP), den gemeinsamen Kandidaten der Allianz der Nation.