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Dokumentation: Wissenschaft und Hochschulbildung in Russland seit 1991 | Russland-Analysen | bpb.de

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Dokumentation: Wissenschaft und Hochschulbildung in Russland seit 1991 Russland-Analysen Nr. 463

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In den letzten Jahren wurde die Wissenschaftsfreiheit in Russland stark eingeschränkt. Von einschneidender Bedeutung waren vor allem die Gesetzgebung über ausländische Agenten seit 2012 und der Krieg gegen die Ukraine.

Ausländischen Agenten ist es seit 2021 verboten, Bildungs- und Forschungsaktivitäten durchzuführen, dafür drohen unter anderem hohe Geld- und Haftstrafen. (© picture-alliance, globallookpress.com | Belkin Alexey)

Der Text "Wissenschaft und Hochschulbildung in Russland seit 1991" (im englischen Original: "Science and Higher Education in Russia since 1991" befasst sich mit der Entwicklung des russischen Hochschulsystems seit dem Ende der Sowjetunion und analysiert die damit verbundenen Herausforderungen und Veränderungen. Insbesondere wird auf die Frage eingegangen, wie sich die akademische Freiheit in Russland entwickelt hat und welche Faktoren diese Entwicklung beeinflusst haben.

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab es in Russland über 500 Hochschulen (siehe auch Grafik 2 auf S. 11). Diese verfügten während der Sowjetzeit über keine Autonomie in Bezug auf Lehrpläne, Zulassungszahlen, Personalentscheidungen oder Forschungsschwerpunkte. Die Hochschulen dienten primär als Kaderschmieden für die Planwirtschaft, wobei Absolvent:innen feste Arbeitsplätze in bestimmten Wirtschaftsbranchen oder in der öffentlichen Verwaltung zugewiesen wurden. Wissenschaftliche Forschung im eigentlichen Sinne wurde hauptsächlich in der Akademie der Wissenschaften und in branchenspezifischen Forschungsinstituten betrieben. Universitäten spielten in der Forschung lediglich eine untergeordnete Rolle.

Analog zu den Entwicklungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen hat sich auch das Hochschulsystem gewandelt. Anfang der 1990er bis in die frühen 2000er Jahre konnten unter dem Motto "Pluralismus als Standard" sogar kleinere Verbesserungen erzielt werden. Hauptbestandteil des Wandels machten die De-Ideologisierung und die De-Politisierung aus, diese Entwicklung hielt allerdings nicht lange an. In den 1990er Jahren litt Russland unter massiven wirtschaftlichen Problemen, die Einmischung in Forschung und Lehre hielt sich in Grenzen. Doch sobald sich die Wirtschaft in den frühen 2000ern stabilisierte, wurde die Rolle des Staates wieder bedeutender. Trotz zahlreicher Reformen konnte sich das russische Hochschulwesen nicht vollständig vom sowjetischen Erbe befreien und führte sogar einige Elemente in verschärfter Form fort, was letztlich zur Re-Autokratisierung des gesamten politischen Systems beitrug. Die Verletzung akademischer und individueller Freiheiten hat seit der Vollinvasion der Ukraine in einem besorgniserregenden Ausmaß zugenommen. Dennoch ist die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit in Russland ein gradueller Prozess, der sich über viele Jahre hinzog. Die Entwicklung der akademischen Freiheit wird im Text anhand von fünf Indikatoren des Academic Freedom Index (AFI) bewertet. Diese Indikatoren sind (1) Freiheit von Forschung und Lehre; (2) Freiheit des akademischen Austauschs und der Verbreitung; (3) Institutionelle Autonomie (4) Integrität des Campus; (5) Freiheit der akademischen und kulturellen Meinungsäußerung. Bei allen fünf Indikatoren misst der Index eine Verschlechterung der Wissenschaftsfreiheit, wobei der Rückgang seit 2022 besonders drastisch ist (siehe auch Grafik 1 auf S. 10).

Als Reaktion auf die internationalen Sanktionen hat Russland die Bewertung der Effektivität von Hochschulen durch die Anzahl der in Web of Science und Scopus indizierten Veröffentlichungen aufgegeben. Die Emigration von Wissenschaftler:innen und die eingestellte Zusammenarbeit mit vielen internationalen Partnern führten zu einem Rückgang der Publikationen russischer Wissenschaftler:innen in Scopus-indizierten Zeitschriften. Die Gesamtzahl der Artikel russischer Autor:innen sank etwa im Jahr 2022 um 13 Prozent. Insgesamt ist ein Anstieg der Anzahl russischer Publikationen in Scopus von etwa 30.000 Publikationen im Jahr 2010 auf fast 90.000 im Jahr 2020 und 2021 zu verzeichnen. Im Jahr 2022 ist diese Zahl jedoch auf etwa 75.000 gesunken (siehe auch Grafik 3 auf S. 11). Seit Kriegsbeginn ist eine beträchtliche Anzahl russischer Wissenschaftler:innen emigriert. Anhand der ORCiD-Profile wurde geschätzt, dass insbesondere Deutschland, Israel, Kasachstan, China, Italien und Spanien sowie einige weitere postsowjetische Länder zu den bevorzugten Zielländern gehörten. Im Jahr 2012 wurde erstmals der Status "ausländischer Agent" eingeführt. Dieser stellt eine große Einschränkung von Bildungs- und Forschungsprojekten dar, denn die "ausländischen Agenten" dürfen in Russland offiziell seit 2021 keine Bildungsaktivitäten mehr anbieten.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Transformation des russischen Hochschulsystems nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von einem Spannungsverhältnis zwischen dem sowjetischen Erbe und dem Wunsch nach mehr Autonomie vom Staat und akademischer Freiheit geprägt war. Der Druck auf die russische Wissenschaft hat in den letzten Jahren merklich zugenommen, was sich in einer Einschränkung der akademischen Freiheit und einer Abnahme internationaler Kooperationen und Publikationen niederschlägt. Die internationalen Sanktionen haben diesen Prozess verstärkt und zu einer Abkehr von internationalen Bewertungsstandards geführt. Der Text liefert somit einen Einblick in die Herausforderungen und Entwicklungen des russischen Hochschulsystems und hebt die Bedeutung der Wissenschaftsfreiheit für eine gesunde und innovative Wissenschaftslandschaft hervor.

Anmerkung: Dies ist eine von der Redaktion der Russland-Analysen erstellte Zusammenfassung, die ohne Rücksprache mit der Autorin, jedoch mit Erlaubnis von Science at Risk, erstellt wurde. Der vollständige Text ist im Bericht "Academic Freedom in Russia: State Repression and its Influence on Academic Practice" unter dem Link Externer Link: https://science-at-risk.org/wp-content/uploads/2024/12/Report_Russia_2024_print_09.12.2024.pdf abrufbar.

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