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Editorial: Politische Rhetorik des Präsidenten und der Staatsduma | Russland-Analysen | bpb.de

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Editorial: Politische Rhetorik des Präsidenten und der Staatsduma Russland-Analyse Nr. 413

/ 3 Minuten zu lesen

Mit diesem Tool von dekoder kann auch ohne Russischkenntnisse die Sprache der wichtigsten staatlichen Institutionen Russlands genau unter die Lupe genommen werden.

Der russische Präsident Wladimir Putin spricht in einer Sitzung der russischen Staatsduma. (© picture-alliance/dpa, TASS)

Die russische Staatsduma sei keine Plattform für politische Kämpfe, Losungen und Ideologien; sie sei eine Plattform für konstruktive und effektive Gesetzgebung. Der Satz stammt aus dem Jahr 2003 und wurde von niemand Geringerem geäußert als Boris Gryslow, dem damaligen Vorsitzenden der Staatsduma von der Partei Einiges Russland. In seiner Kurzform "die Duma ist kein Ort für Debatten" ist dieser Gedanke zu einem geflügelten Wort geworden und klingt heute geradezu prophetisch. Wenn Duma-Abgeordnete mittlerweile überhaupt noch diskutieren, dann tun sie das zumindest nicht unbedingt in der Duma. Dafür bleibt schlicht keine Zeit, das hat die Qualitätszeitung Novaya Gazeta in einem ihrer Datenprojekte ausgerechnet (Externer Link: https://novayagazeta.ru/articles/2021/09/15/chto-vy-prinimaete): Im Durchschnitt verabschieden die Abgeordneten alle vierzehn Minuten ein Gesetz.

Nichtsdestotrotz haben die russischen Volksvertreter:innen in den vergangenen 27 Jahren mehr als 385.000 Redebeiträge generiert. Und manchmal wurden die Diskussionen dann doch emotional und scharf geführt. Aus dieser politischen Rhetorik lässt sich vieles über das Land und dessen Politik ablesen. Einzelne Wörter und Wortverbindungen geben Aufschluss darüber, welche Themen Russland in den letzten Jahrzehnten bewegt haben.

Im September 2021 hat dekoder.org, das Online-Magazin zu Russland und Belarus, gemeinsam mit der renommierten Novaya Gazeta und der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen das Multimedia-Projekt "Die Duma spricht" (Externer Link: https://duma.dekoder.org/) veröffentlicht. Der Kern dieses Projektes stellt ein Tool dar, mit dem die Häufigkeit einzelner Wörter und Wortverbindungen aus Stenogrammen des russischen Parlaments auf die Jahre verteilt visualisiert werden kann. Das Projekt ist die Fortsetzung des Projektes "20 Jahre Putin" (Externer Link: https://putin.dekoder.org/), in dem wir mit dem gleichen Tool die Worte des russischen Präsidenten entschlüsselten. Beide Projekte erlauben es auch Interessierten ohne Russischkenntnisse, die Rhetorik der wichtigsten staatlichen Institutionen Russlands genau unter die Lupe zu nehmen. Die Tools ermöglichen es, Trends über die Jahre hinweg aufzuspüren und herauszufinden, wer die diskursiven Trendsetter in Russland sind. Beide Projekte wurden vom ZEIT-Online-Projekt "70 Jahre Bundestag: Darüber spricht der Bundestag" (Externer Link: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-09/bundestag-jubilaeum-70-jahre-parlament-reden-woerter-sprache-wandel) inspiriert.

Einerseits handelt es sich dabei um ein Instrument im Geiste der digital humanities. Es ist somit eine computergestützte Methode, mit der neue wissenschaftliche und/oder journalistische Erkenntnisse gewonnen oder alte überprüft werden können. Andererseits bietet das Tool auch ein Experimentierfeld, das jede:r Nutzer:in einfach bedienen kann. Es lädt dazu ein, in die Duma-Rethorik einzutauchen und sich dabei der neuen Erkenntnisse zu erfreuen, oder aber auch manchmal davon irritiert zu werden.

Versuchen Sie es doch einmal selbst, dafür ist es nicht unbedingt notwendig, gleich eine wissenschaftsnahe Hypothese zu entwickeln oder zu testen. Vergleichen Sie doch einmal die Wörter Klimawandel und Gurke. Worüber sprach die Duma häufiger? Spoiler: statt Gurke kann man alles Mögliche in das Suchfeld eintragen, denn Klimawandel lässt sich mit insgesamt 64 Erwähnungen in 27 Jahren als Thema einstufen, das im russischen Parlament noch nicht angekommen ist.

Dekoder-Specials zeichnen sowohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse als auch die Freude aus, die diese Erkenntnisse transportieren. Wir bei dekoder sind fest davon überzeugt, dass das eine ohne das andere nicht funktionieren kann. Wissenschaftler:innen beschäftigen sich nicht unbedingt mit Forschung, weil die Wissenschaft per se eine verlockende Erwerbstätigkeit ist, sondern weil sie neugierig sind und unsere komplexe Welt besser verständlich machen wollen. Und diese komplexe Welt können wir nur dann als komplex akzeptieren, wenn diese Komplexität Freude bereitet. Wir bei dekoder wollen mit unseren Specials dazu beitragen, diese Freude an der Erkenntnis zu stiften. Und zwar an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Journalismus.

Leonid Klimov (dekoder, Berlin)

Fussnoten

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