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Dokumentation: Der Prozess gegen die Punk-Band Pussy Riot | Russland-Analysen | bpb.de

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zwischen Drohnenangriffen und bürokratischen Grabenkämpfen Analyse: Die Kunst der Datenmanipulation in Russland: Erkenntnisse aus der COVID-19-Pandemie Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik Personalveränderungen in Regierung und Präsidialverwaltung (11.06.2024) Analyse: Regierungsumbildung in Moskau: Herrschaftssicherung sticht Effizienzsteigerung Analyse: Andrej Beloussow – Russlands neuer Kriegsminister dekoder: Alexej Djumin Chronik: 30. April – 18. Mai 2024 30 Jahre russische Verfassung (14.05.2024) Editorial: Einleitung der Gastherausgeberin Analyse: Wie der Gewalt der Weg geebnet wurde
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. 30 Jahre des Versagens Analyse: Menschenrechte in der Hochschullehre in Russland Lesetipp: Was kann die russische Verfassung noch leisten?
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Dokumentation: Der Prozess gegen die Punk-Band Pussy Riot

/ 4 Minuten zu lesen

Die feministische Punkgruppe Pussy Riot (v.l. Maria Alekhina, Yekaterina, Samutsevich und Nadezhda Tolokonnikova) sitzen im Gerichtssaal im Glaskasten, August 2012. (© picture-alliance/AP)

Die feministische, regierungs- und kirchenkritische Punk-Band "Pussy-Riot" gründete sich im Jahr 2011 in Moskau. Ihr gehören etwa zehn junge Frauen an, welche sich als Vertreterinnen des "Riot Grrrl Movement" sehen und unter anderem Bands wie "Bikini Kill" als ihr Vorbild ansehen. Die Band ist für ihre spontanen Auftritte auf öffentlichen Plätzen bekannt, ihr Markenzeichen ist das Tragen greller Kleider und Sturmmasken, welche es ihnen erlauben, anonym zu bleiben. In Folge ihres Auftrittes in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau am 21. Februar 2012, dem Vortag der Präsidentschaftswahlen, während dem sie ein "Punk-Gebet" abhielten und Gott dazu aufriefen, sie von Putin zu befreien, wurden drei Mitglieder der Band verhaftet. Nadeschda Tolkonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marija Aljochina entschuldigten sich kurz nach ihrem Auftritt bei den Gläubigen und betonten, dass sie ihre religiösen Gefühle nicht verletzen wollten. Die Untersuchungshaft wurde mehrmals verlängert. Die jungen Frauen wurden schließlich nach Paragraph 213, Absatz 2 wegen "grober Verletzung der öffentlichen Ordnung und Rowdytums" sowie Verletzung religiöser Gefühle angeklagt. Während des Gerichtsprozesses, der Ende Juli begann, mussten die Angeklagten sich in einem Glaskäfig aufhalten, Kritik über schlechte Haftbedingungen wurde laut. Gemäß des oben genannten Paragraphen wurden Tolkonnikowa, Samuzewitsch und Aljochina zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Der internationale Protest gegen die Inhaftierung sowie das anschließende Urteil war groß, zahlreiche Politiker und prominente Künstler sprachen den drei Frauen ihre Solidarität aus. Auch internationale Beobachter und Amnesty International kritisierten den Prozess scharf. Nachdem im Juni dieses Jahres bereits die Demonstrationsgesetze rigoros verschärft wurden, so dass Demonstranten extrem hohe Geldstrafen drohen, wird der Prozess als weiterer Schritt gesehen, um die Opposition zu schwächen und abzuschrecken. Das Echo der russischen Presse fällt deutlich milder aus, wie die unten dokumentierten Pressestimmen zeigen. Die ebenfalls unten folgenden Ergebnisse repräsentativer Umfragen des Lewada-Zentrums geben einen Einblick in die Haltungen der russischen Bevölkerung. Sophie Schmäing

Chronik zum Pussy Riot-Prozess

21.02.2012 Die russische Punk-Band»Pussy Riot« hält in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau ein so genanntes »Punkgebet« ab, in dem sie Gott unter anderem darum bittet, Putin zu verjagen. Sie protestiert damit auch dagegen, dass der Patriarch Kyrill dazu aufgerufen hatte, Putin zu wählen. Einige Tage später werden zwei der Mitglieder in Untersuchungshaft genommen.
16.03.2012 Das dritte Mitglied der Punk-Band»Pussy Riot«, Jekaterina Samuzewitsch, kommt in Untersuchungshaft.
01.04.2012 Mehr als 2000 Gläubige fordern in einem offenen Brief Kirchenoberhaupt Kyrill auf, die »Hetzjagd« auf die Band »Pussy Riot« zu beenden.
20.04.2012 Ein Moskauer Bezirksgericht verlängert die Untersuchungshaft der drei inhaftierten Mitglieder der Punk-Band »Pussy Riot« bis zum 24. Juni.
22.04.2012 Um die Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale findet ein Gottesdienst »zum Schutz des Glaubens, geschändeter Heiligtümer, der Kirche und ihres guten Rufes« statt. Patriarch Kyrill leitet den vierstündigen Gottesdienst vor ca. 50.000 Gläubigen. Die orthodoxe Kirche reagiert damit auf »Angriffe« in den vergangenen Wochen,darunter die Performance der Punk-Gruppe »Pussy Riot« in der Christ-Erlöser-Kirche.
04.06.2012 Die Anklage gegen die»Pussy Riot«-Mitglieder wird verkündet. Sie werden nach Artikel 213, Absatz 2 wegen grober Verletzung der öffentlichen Ordnung (Rowdytums) und wegen Motiven des religiösen Hasses angeklagt. Es drohen ihnen bis zu sieben Jahre Freiheitsentzug.
20.06.2012 Ein Moskauer Bezirksgericht verlängert die Untersuchungshaft der Mitglieder der Punk-Gruppe »Pussy Riot« um einen weiteren Monat. Mehr als 20 Sympathisanten werden bei einer Demonstration vor dem Gerichtsgebäude für mehrere Stunden festgenommen.
26.06.2012 Der bisherige Untersuchungsführer des Prozesses gegen die Punk-Band »Pussy Riot« wird ersetzt. Gründe für den Wechsel werden nicht genannt, man sagt, es handele sich lediglich um einen üblichen Wechsel des Personals.
27.06.2012 Mehr als 100 Kulturschaffende Russlands fordern in einem offenen Brief die Freilassung der Mitglieder der Punkband»Pussy Riot«.
04.07.2012 Eine Aktivistin der Punk-Gruppe»Pussy Riot« tritt aus Protest gegen die Einschränkungen bei der Vorbereitung ihrer Verteidigung in einen Hungerstreik.
30.07.2012 Der Gerichtsprozess gegen die drei Musikerinnen der Punk-Band»Pussy Riot« wird eröffnet.
02.08.2012 Zum ersten Maläußert sich der russische Präsident zum Prozess gegen die Punk-Band »Pussy Riot«. Seine Aussage, man möge die drei Frauen nicht zu hart bestrafen, wird von der Verteidigung zunächst als möglicher positiver Wendepunkt des Prozesses gesehen.
13.08.2012 Mehr als 40 russische Psychologen schreiben einen offenen Brief, in dem sie die Expertise im Prozess als diskreditierend für ihren Beruf bezeichnen.
17.08.2012 Weltweit finden Unterstützungs- und Protestaktionen für die »Pussy Riots« statt, unter anderem in Spanien, Deutschland (Hamburg, Berlin), Frankreich, Irland, den USA, Polen, Serbien, England, Dänemark und auch Russland.
17.08.2012 In Moskau werden einigen Denkmälern zum Zeichen des Protests und der Unterstützung für die »Pussy Riots« bunte Masken aufgesetzt.
17.08.2012 Das Urteil im Fall»Pussy Riot« wird verkündet. Die drei Frauen werden zu jeweils zwei Jahren Lagerhaft verurteilt.
26.08.2012 Zwei weitere Mitglieder von»Pussy Riot« sind aus Russland geflohen. Es war bekannt geworden, dass die Polizei nach ihnen fahndete.
27.08.2012 Die Anwälte von »Pussy Riot« haben Berufung gegen das Urteil eingelegt.

Fussnoten