Einleitung
Mitte 2022, bald nach Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine, schrieben westliche Medien über eine Reihe rätselhafter Todesfälle von Angehörigen der sogenannten russischen Elite, von hochrangigen Unternehmern mit Verbindungen zum Staat und von Vertretern der Bürokratie.
Die niederländische Sendergruppe NOS unterstrich als erste die Bedeutung dieses Phänomens und bezeichnete es als "rätselhafte Serie von "Selbstmorden" unter russischen Oligarchen". Eine recht große Zahl der Verstorbenen gehörte zum russischen staatlichen Energiesektor, zu "Gazprom" und "Lukoil". Das waren Leonid Schulman, Topmanager bei "Gazprom", und Rawil Maganow, Vorsitzender des Direktorenrates von Lukoil. Viele der Verstorbenen waren Angehörige der staatlichen Bürokratie verschiedener Ebenen. Zum Beispiel der stellvertretende Minister für Wissenschaft und Hochschulbildung, Pjotr Kutscherenko, der nach der Rückkehr von einer Dienstreise nach Kuba im Mai 2023 starb . Die häufigsten Todesarten sind Selbstmord, Sturz aus dem Fenster, Herzanfall. Angehörige der sogenannten Elite starben vorwiegend in Russland, auch wenn es einige wenige Fälle im Ausland gab.
Betrachten wir die wichtigsten Hypothesen und Umstände, die es im Zusammenhang mit den rätselhaften Todesfällen gibt.
Keine Möglichkeit zum Rückzug aus dem Staatsapparat
Das russische Regime und regimenahe Unternehmen zeichnen sich durch ein hohes Niveau an Intransparenz der internen Prozesse aus. Das hat sich mit Beginn des großangelegten Krieges weiter verschlechtert. Daher ist ein Ausstieg aus diesem System – insbesondere nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine – von gewissen Geheimnissen umwoben. Viele russische und ausländische Journalis:innen erhalten ihre Informationen über diese Fragen von Quellen innerhalb des Staatsapparates, die ihre Kenntnisse unter der Bedingung der Anonymität teilen.
In seltenen Fällen bestätigen diese Quellen im russischen Regime, dass es seit 2022 schwierig oder unmöglich geworden ist, aus dem Staatsapparat auszuscheiden. Im Mai 2022 berichtete das Portal "Waschnyje istorii", dass "der Kreml hochrangigen Beamten verboten hat, während des Krieges ihren Abschied zu nehmen". Das hatten dem Portal einige anonyme Quellen aus dem Staats- und Sicherheitsapparat mitgeteilt, wie auch einige Personen aus der Präsidialverwaltung. Im Gespräch mit "Nastojaschtscheje Wremja" berichtete Roman Anin, der Chefredakteur von "Washnyje istorii", dass die Zahl derjenigen, die ihren Abschied vom russischen Staatsdienst nehmen wollen, angesichts des Überfalls auf die Ukraine erheblich zugenommen hat.
Es gibt zwar kein offizielles Verbot, doch wird den Betreffenden angedeutet, dass sie sich Strafverfahren gegenübersehen könnten, die man gegen sie eröffnet. "Die Menschen reichen ein Entlassungsgesuch ein, man ruft sie in die Verwaltung für Innenpolitik der Präsidialverwaltung, wo sie zuerst damit eingeschüchtert werden, dass ein Abschied in diesen Zeiten ein Verrat an der Heimat sei. Und wenn jemand trotzdem darauf beharrt, seinen Hut zu nehmen, wird ihm schon konkreter mit Strafverfahren gedroht", ergänzte Anin.
Im März 2022 schrieb "Bloomberg" , die Vorsitzende der Zentralbank Russlands, Elwira Nabiullina habe nach Beginn des großangelegten Krieges versucht, ihren Rücktritt einzureichen. Putin habe ihr jedoch eine "Absage" erteilt. Ob man Nabiullina mit irgendwelchen Konsequenzen gedroht hat, ist nicht bekannt.
2023 ging die russische Regierung noch einen Schritt weiter und begann damit, Beamt:innen und Mitarbeiter:innen staatlicher Unternehmen die Auslandspässe abzunehmen (ohne die ein:e Bürger:in Russlands nicht ins Ausland reisen kann). Davon berichtete "Nastojaschtscheje Wremja".
Diese Umstände könnten wohl dazu geführt haben, dass mehr Beamt:innen und staatsnahe Unternehmer:innen Selbstmord begehen. Darauf wird mittelbar auch in einigen Interviews mit russischen Staatsbediensteten verwiesen, denen gleichwohl das Glück beschieden war, nach dem 24. Februar 2022, ihren Abschied zu nehmen. So berichtete etwa Dmitrij Brischatyj, ein ehemaliger Mitarbeiter des Föderalen Dienstes für Bewachung der Russischen Föderation (FSO), in einem Interview für den Sender "Doshd" ("TV Rain"), dass einige seiner Kolleg:innen sich umgebracht hätten, weil sie den FSO nicht verlassen konnten, und weil nach Kriegsbeginn eine Reihe von Bedingungen verschärft wurden. Brischatyj selbst hatte nur unter großem Aufwand den Dienst quittieren und Russland verlassen können, wobei ihm von Vorgesetzten gedroht wurde. "Vergiss nicht, wir sind ein allmächtiger Laden und können dich umgehend an die Front schicken, sobald du deinen Laufzettel zur Entlassung unterschreibst", beschrieb er die Reaktion der Vorgesetzten auf sein Entlassungsgesuch.
Auch der stellvertretende Minister für Wissenschaft und Hochschulbildung, Pjotr Kutscherenko, habe das Geschehen in den staatlichen Strukturen – nach Angaben des Journalisten Roman Super – als Atmosphäre der Angst und der Ausweglosigkeit beschrieben . In einem persönlichen Gespräch kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine habe Kutscherenko gesagt, dass er schon nicht mehr aus Russland ausreisen könne. "Das geht nicht mehr. Sie nehmen uns die Auslandspässe ab. Und es gibt ja keinen Ort auf dem Globus, wo man sich jetzt nach diesem faschistischen Einmarsch über einen russischen stellvertretenden Minister freuen würde", habe Kutscherenko gesagt. Auf die Frage, wie sich der stellvertretende Minister unter den Realien des russischen Überfalls auf die Ukraine am Leben hält, soll Kutscherenko geantwortet haben: "Ich nehme Antidepressiva und Beruhigungsmittel gleichzeitig. Mit vollen Händen. Hilft aber nicht besonders. Ich schlafe kaum noch, fühle mich beschissen. Wir sind jetzt alle Geiseln. Keiner kann wegen irgendwas einen Mucks sagen. Man wird dann wie ‘ne Laus zertreten." Der Journalist veröffentlichte das Gespräch am Tag des Todes von Pjotr Kutscherenko, kurz nachdem diesem an Bord eines Regierungsfliegers schlecht geworden war.
Sanktionen und dubiose Geschäftspraktiken
Hinter einem der rätselhaften Selbstmorde in der russischen Unternehmerelite entdeckten investigative Journalisten ein Geldwäschesystem, das von einem hochrangigen Funktionär von Gazprom eingerichtet wurde. Im Februar 2022 wurde Aleksandr Tjuljakow, 61-jähriger stellvertretender Generaldirektor bei Gazprom, der für die Unternehmenssicherheit des Einheitlichen Abrechnungszentrums von Gazprom zuständig war, tot aufgefunden . Er beging in seinem Haus in der Nähe von St. Petersburg Selbstmord. Im Zuge einer gemeinsamen Recherche des russischen Büros von "Transparency International" und der "Novaya Gazeta Europe" konnte eine Verbindung zwischen dem Tod von Tjuljakow und der montenegrinischen Firma "Imperio" gefunden werden, an der ein Sohn von Tjuljakows Vorgesetztem Sergej Chomjakow Anteile besaß. Der Recherche zufolge hat Sergej Chomjakow, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Gazprom, zusammen mit seinen Freunden und Familienangehörigen eine Reihe von Unternehmen gegründet, die sich fiktiv an Tenderverfahren von Gazprom beteiligten und die Gelder auf persönliche Konten umleiteten. An diesem System war auch Chomjakows Sohn Fjodor beteiligt. Er leitete eine der Firmen und besaß Anteile an "Imperio" und damit an dem Hotel "Lazure" in Montenegro. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine konnte Chomjakow Junior den montenegrinischen Finanzbehörden die Herkunft von 30 Millionen Euro nicht erklären, die in der Bilanz des Unternehmens aufgeführt waren. Diese Mittel waren wahrscheinlich mit Hilfe des oben genannten Geldwäschesystems eingegangen. Nach Erkenntnissen von "Novaya Gazeta Europe" sind die Konten der Firma "Imperio", der das Hotel "Lazure" gehört, wohl gesperrt worden.
Den Tod von Aleksandr Tjuljakow bringen die Quellen der "Novaya Gazeta Europe" mit der Beteiligung an dem Geldwäschesystem in Verbindung, in dem Artikel werden jedoch keine direkten Beweise genannt.
Illoyalität und Autonomie
Der russische Überfall auf die Ukraine hat nicht nur in der Ukraine die Lebensrealität gravierend und grausam verändert. Auch in Russland befindet sich die Gesellschaft unter permanentem staatlichem Einfluss im Wandel. Für die Kriegspropaganda setzt die russische Regierung Mittel und Gelder in Rekordhöhe ein. 2022 sind die Ausgaben der Regierung für staatliche Medien auf das Dreifache gestiegen . Und im russischen Staatshaushalt für 2025 sind für staatliche Medien und verwandte Projekte Ausgaben von 137 Milliarden Rubel (rund 1,3 Milliarden Euro) vorgesehen, wie aus einer erklärenden Note zum Haushaltsplanungsgesetz hervorgeht. Das ist ein historischer Rekordwert. Illoyalität gegenüber dem Kriegskurs kann einen teuer zu stehen kommen, das gilt sowohl für einfache Russ:innen wie auch für Vertreter:innen der Bürokratie. Im März 2022 ließ die russische Regierung ein Gesetz verabschieden , das eine strafrechtliche Verantwortung von bis zu 15 Jahren Haft einführte, wenn jemand Kritik an dem Einmarsch in die Ukraine oder an dem Vorgehen der russischen Streitkräfte äußert.
Als sich Russland an einigen Frontabschnitten zurückziehen musste und die Ukraine einen erfolgreichen Gegenangriff startete, wurden nicht nur Gegner:innen, sondern auch einige Apologet:innen des Krieges, die Zweifel am Vorgehen der russischen Streitkräfte geäußert hatten, als "illoyal" gebrandmarkt. So geriet der ehemalige Verteidigungsminister der "Volksrepublik Donezk", Igor Girkin (auch unter dem Pseudonym "Strelkow" bekannt), der früher von der russischen Regierung und deren Propaganda gefeiert wurde, in die Mühlen der russischen Strafverfolgung und wurde 2024 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Angaben des Anwalts von Girkin (Strelkow), wird er angeklagt, weil er in seinen Posts auf seinem Telegram-Kanal "Aufrufe zum Extremismus" getätigt habe, in denen er sagt, russischen Militärangehörigen, die in der Ukraine Krieg führen, sei kein Sold gezahlt worden.
Eines der markantesten Beispiele von Kriegsapologeten, die in Ungnade fielen, ist der Begründer des privaten Militärunternehmens "Wagner", Jewgenij Prigoschin, der am 23. August 2023 im Gebiet Twer bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Prigoschin war einer der ältesten Mitstreiter Putins. Putin hat erklärt , dass sie seit den 1990er Jahren bekannt sind. Bis zum Einmarsch in die Ukraine war Prigoschin eine Person, die nur wenig in den Medien auftauchte, auch wenn viele Recherchen ihn als jemanden charakterisierten, der in vielfältiger Funktion für Putin tätig war. Den Recherchen zufolge gehörte ihm nicht nur das private Militärunternehmen "Wagner" , sondern auch die "Agentur für Internetrecherche" (die in Russland als "Trollfabrik" bekannt wurde, weil sie in den sozialen Netzwerken mit Hilfe gefälschter Accounts eine prorussische Agenda propagierte) und eine Reihe von Catering-Unternehmen, die die politische Elite bedienten . Prigoschin wurde als jemand beschrieben, der Putin gegenüber überaus loyal war und in der Bevölkerung den Spitznamen "Putins Koch" hatte.
Mit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine, an der sich Prigoschins "Wagner"–Gruppe beteiligte, trat er unerwartet aus dem Schatten und machte mit einer Reihe aufsehenerregender Statements von sich Reden. Im September 2022 behauptete Prigoschin öffentlich, dass er es sei, dem "Wagner" gehört, obwohl er das zuvor stets geleugnet hatte; er war sogar gegen Journalisten vor Gericht gezogen, die seine Beteiligung an dem Militärunternehmen recherchierten. Gegen Ende 2022 wurden die Äußerungen Prigoschins zur Ukraine und zur russischen Armee ziemlich scharf und wichen stark von der offiziellen Position Moskaus ab. Prigoschin klagte nun öffentlich über den "Granatenhunger" bei den "Wagner"-Kämpfern, wobei er dem Verteidigungsministerium vorwarf, den Munitionsnachschub bewusst begrenzt zu haben. Der Konflikt erreichte im Mai 2023 seinen Höhepunkt, bald nach der Einnahme der ukrainischen Stadt Bachmut, an der vorwiegend "Wagner"-Kämpfer beteiligt waren. Prigoschin wandte sich mit einer Videobotschaft ans Verteidigungsministerium, bei der im Hintergrund viele blutüberströmte Leichen von Kämpfern zu sehen sind. Das Video wurde vom Pressedienst von "Wagner" veröffentlicht . Prigoschin gab dem Verteidigungsministerium sowie dem damaligen Verteidigungsminister Sergej Schojgu und Generalstabschef Walerij Gerassimow persönlich auf unflätige Weise die Schuld am Tod der Kämpfer.
"Das sind die Jungs, die heute gefallen sind, das Blut ist noch frisch. Und jetzt hört mir mal zu, ihr Hunde: das sind Väter von jemandem, das sind Söhne von jemandem. Und diese Klugscheißer, die uns keine Munition geben… Schweine! Die werden in der Hölle ihre Eingeweide fressen!", schrie Prigoschin exaltiert. Im weiteren Verlauf des Videos erklärte er, dass der "Granatenhunger" seiner Armee sich auf 70 Prozent beläuft und gab dafür dem Verteidigungsministerium die Schuld. "Schojgu! Gerassimow! Wo ist die Munition? Schaut sie euch an, ihr Hunde", fügte er hinzu. Prigoschin nannte die russische Militärführung "armselige Kreaturen" und erklärte, dass es bei einem normalen Nachschub "fünf Mal weniger" Opfer gegeben hätte. Im Juni 2023 erschien ein Interview mit Prigoschin, in dem er neben Kritik am Verteidigungsministerium und den Oligarchen nach Ansicht vieler auch auf Präsident Putin selbst "losging". Er nannte den Präsidenten dabei einen "glücklichen Opa, der sich als vollendeter Klugscheißer erweisen kann".
Am gleichen Tag, dem 23 Juni 2023 beschuldigte Prigoschin öffentlich das Verteidigungsministerium, "Wagner"-Stellungen in der Nähe der besetzten ukrainischen Stadt Bachmut beschossen zu haben und verkündete einen "Marsch der Gerechtigkeit" auf Moskau, um das russische Militärkommando abzusetzen. Prigoschins Truppen überquerten die russisch-ukrainische Grenze und nahmen die russische Großstadt Rostow am Don unter Kontrolle. Dann zogen sie Richtung Moskau, erklärten jedoch rund 300 Kilometer vor der Hauptstadt den "Marsch" für beendet. Unter einer sogenannten Vermittlung und Sicherheitsgarantien, die der belarusische Präsident Aljaksandr Lukaschenka anbot, zogen die "Wagner"-Truppen ihr militärisches Gerät aus Russland ab und wurden nach Belarus verlegt. Prigoschin führte jedoch die Tätigkeit von "Wagner" fort und besuchte die Zentralafrikanische Republik und Russland, wo er am 23. August mit seinem Flugzeug abstürzte. Russland leugnet zwar, für Prigoschins Absturz verantwortlich zu sein, doch neigen internationale Experten zu der wahrscheinlicheren Annahme, dass Wladimir Putin hinter dem Zwischenfall steckt. Prigoschin ist in einem gewissen Sinne immer ein russischer Patriot gewesen und hat bis zuletzt den Krieg unterstützt. Er ist aber Putin und dessen Vision vom Geschehen in der Ukraine gegenüber nicht mehr loyal gewesen. Darüber hinaus war Prigoschin aus dem Schatten von "Putins Koch" herausgetreten und hat sich ein öffentliches Gewicht erarbeitet. Das verdankte er in Vielem seiner kumpelhaften und populistischen Rhetorik, die viele Russ:innen ansprach. Es waren seine Autonomie und Illoyalität, die nach Ansicht vieler Expert:innen der Grund für Prigoschins mögliche Beseitigung waren. Die Carnegie-Stiftung schreibt , dass die Beseitigung Prigoschins nötig wurde, um die "militärische Vertikale" wiederherzustellen und einen "Polyzentrismus" zu beseitigen. "Putin hat weniger mit den Anhängern von Prigoschin abgerechnet, sondern vielmehr in der Logik eines starken Staates gehandelt: Er war bestrebt, mit dem Polyzentrismus Schluss zu machen und alle von wichtigen Posten abzuberufen, die Ansprüche auf Autonomie erhoben oder zu ambitioniert waren", heißt es in einem Artikel bei "Carnegie". Das "Institute for the Study of War" (ISW) bezeichnet Putins "Befehl, Prigoschins Flugzeug vom Himmel zu holen, an dem es kaum Zweifel gibt", einen Versuch, "öffentlich seine Dominanz wiederherzustellen und sich für die Erniedrigung durch den "Marsch der Gerechtigkeit" zu rächen". Von Illoyalität und überzogener "Heroisierung" Prigoschins (die großen Erfolge an der Front, die Einnahme von Bachmut durch "Wagner"-Truppen, die steigenden Umfragewerte), die zum Grund für Prigoschins wahrscheinlich erfolgter Beseitigung wurden, spricht auch Mychajlo Podoljak, der Berater des Leiters der Präsidialbüros des ukrainischen Präsidenten.
"[D]as (die mutmaßliche Beseitigung Prigoschins) ist ein Signal an die russische Armee, dass es dort in Wirklichkeit keinerlei "Helden" gibt, und dass jede Illoyalität mit dem Tod bestraft wird… Die Hauptaufgabe der Armee ist töten, sterben und Putin nicht erschrecken", erklärte Podoljak in einem Interview für das russische Portal "Meduza".
Schlussfolgerungen
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sind konservativer Patriotismus und bedingungslose Unterstützung des Putinschen Kurses unentrinnbare Lebensrealität, sowohl der einfachen Russ:innen wie auch der sogenannten Elite des Staates, der Beamten und staatsnahen Unternehmer:innen. Sich während des Krieges von seinem Posten zurückzuziehen, wird vom Staat wohl als Verrat betrachtet, weswegen dieser das auf jede erdenkliche Art zu verhindern sucht.
Eine Reihe von Quellen haben in Interviews Suizide in staatlichen Stellen bestätigt, die es aufgrund der sich verschärfenden Personalpolitik des Staates und der fehlenden Möglichkeit eines Rückzugs gegeben habe.
Dabei gibt es gegenwärtig nicht genügend Beweise, dass die russische Regierung hinter den Todesfällen der sogenannten Eilte steckt. In erster Linie liegt das an der sehr hohen Intransparenz und der fehlenden Autonomie der Polizei vor Ort. So hat der Polizist, der am Todesort von Aleksandr Ljuljakow, dem für Unternehmenssicherheit zuständigen stellvertretenden Generaldirektor des Einheitlichen Verrechnungszentrums von Gazprom, eintraf, den Medien anonym berichtet , dass nach dem Eintreffen seiner Streife, praktisch umgehend, der Sicherheitsdienst von Gazprom eintraf, das Gelände absperrte und "die Polzisten vor den Zaun des Hauses beförderte". Auf ähnliche Weise wurde der Tod von Prigoschin ausschließlich von russischen Kräften untersucht. Die russischen Behörden ließen keine internationalen Experten zum Absturzort. Und so wird bei jedem weiteren "plötzlichen" Tod eines/r Angehörigen der russischen Elite sofort unweigerlich ein Zweifel aufkommen.
Übersetzung aus dem Russischen: Hartmut Schröder