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Aus russischen Blogs: Verdammte Winterspiele | Russland-Analysen | bpb.de

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Aus russischen Blogs: Verdammte Winterspiele

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"Geknebelte Olympische Spiele"

Die Vorbereitung der Winterspiele in Sotschi hatte eine Unterdrückung der Zivilgesellschaft, Verfolgung von Aktivisten, Beeinträchtigung der Rechte der lokalen Bevölkerung, Einschränkung der Arbeit von Journalisten, ein Totschweigen der Willkür von Polizisten und Vernichtung der Natur zur Folge. Arbeitsmigranten, die bei der Errichtung des Olympischen Dorfs und der Infrastruktur in Sotschi eingesetzt wurden, mussten unter menschenunwürdigen Lebensbedingungen hausen. Gastarbeiter wurden wie Sklaven behandelt und sollen gefoltert worden sein. Lokale Menschenrechtler und Umweltaktivisten werden bedroht, ihre Wohnungen durchsucht. Gegen die letzten unabhängigen Medien üben regionale Behörden massiven Druck aus. Das Recht auf Freizügigkeit, Versammlungs- und Pressefreiheit werden während der Winterspiele in Sotschi stark eingeschränkt sein. Aufnahmen und Videos mit Handys für Journalisten der Printmedien strikt verboten. Besucher dürfen keine professionellen Video- und Spiegelreflex-Kameras benutzen. So empört sich der Journalist Jewgenij Titow, wie "freie schöne Olympische Spiele zu einem geheimen Ereignis eines altersschwächelnden Präsidenten" geworden sind: "die Sicherheitsorgane haben eine verzerrte Sicherheitsformel im Kopf: Geschlossenheit plus Totschweigen plus Unterdrückung gleich Sicherheit der Olympischen Spiele in Sotschi. Das Image der Olympischen Spiele scheint wichtiger zu werden, als die tatsächlichen Olympischen Spiele. Ein Sportereignis des 21. Jahrhunderts wird nach Maßgabe der Vorstellungen von 1937 durchgeführt."

"Geknebelte Olympiade" von Jewgenij Titow, 11. November 2013; Externer Link: http://estitov.livejournal.com/384822.html

Hauptrisiko in Sotschi 2014

Das Hauptproblem der Winterspiele in Sotschi ist ganz und gar nicht der Terrorismus, sondern die fürchterliche Qualität der Bauarbeiten. Den Terrorismus wird Putin schon bekämpfen. Er muss nur ausreichend Tschekisten und "Extremismusbekämfer" nach Sotschi schicken sowie Mitarbeiter von Gazprom und Russischer Bahn auf die Tribüne setzten, den Fan-Pass einführen und den Einwohnern verbieten, auszugehen und Auto zu fahren. Auf der Baustelle ist alles viel komplizierter", schreibt Boris Nemzow. Der oppositionelle Politiker weist darauf hin, dass Anfang November schon das dritte Mal ein Sturm das System neuer Uferbefestigungen aus Beton im Imeretinskij-Tal verwüstet hat. Das Objekt ist für die ganze Infrastruktur der Stadt und als Schutz der Stadien und Hotels gegen das Meer und Unterspülungen lebenswichtig. Nach Angaben von Nemzow wurden in Sotschi neue Gebäude auf dem subtropischen Sumpf im Erdbebengebiet ohne richtige Experten-Gutachten gebaut. Die Bauarbeiten hat die Firma "Inschtransstroj" durchgeführt, die Arkadij Rotenberg gehört, einem engen Freund von Wladimir Putin und dessen ehemaligen Judo-Trainingspartner. "Uns bleibt zu hoffen, dass niemand während und nach den Winterspielen in Sotschi verletzt wird…"

"Hauptrisiko der Olympischen Spiele in Sotschi" von Boris Nemzow, 3. November 2013; Externer Link: http://besttoday.ru/subjects/1773.html#60127

Sotschi 2014: nur für den Export!

Der Skandal mit den Journalisten aus Norwegen, die trotz offizieller Akkreditierung im November 2013 festgenommen und bedroht wurden, war nur ein weiteres Zeichen im Gesamtbild des kommenden Ereignisses in Sotschi. Schon jetzt ist klar, dass Putin die Winterspiele 2014 ausschließlich für die Außenwelt veranstaltet. Die einheimische Bevölkerung wird und ist bereits von Sotschi ferngehalten. Die Olympischen Spiele werden als Schaufenster für den Export des neuen Russlandbildes instrumentalisiert. Die Russische Regierung kann sich aber mit diesem Konzept bis auf die Knochen blamieren, da längst bekannt ist, dass die Aufmerksamkeit der Welt genau auf diejenigen Dinge gerichtet ist, welche der Staat zu verbergen versucht.

"Olympische Spiele für Export" von Oleg Kosyrew, 6. November 2013; Externer Link: http://oleg-kozyrev.livejournal.com/4681067.html

Olympische Spiele, die auf die Nerven gehen

Nach dreißig Jahren werden wieder Olympische Spiele in Russland stattfinden. Die Russen hätten sich darüber freuen und stolz auf ihr Land sein können. Es herrschen aber gespaltene Gefühle in Bezug auf das Weltsportereignis Nummer Eins. Russische Psychologen sagen, dass die Olympischen Spiele in Sotschi den russischen Bürgern zunehmend auf die Nerven gehen, weil die Nachrichten über ein ständig steigendes Budget der Winterspiele und die Konzentration öffentlicher Ressourcen für das Projekt stark mit dem prekären Zustand der Infrastruktur kontrastieren. Während mehr als ein Drittel der Bevölkerung Russlands laut Rosstat ohne Warmwasser leben, erreicht die Olympische Flamme zum ersten Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele den Nordpol und besucht die Internationale Weltraumstation, selbstverständlich auf Kosten der Steuerzahler. Ein anderer Grund für die ablehnenden Reaktion ist auf die Kluft zwischen den Interessen der herrschenden Eliten und der Bürgern zurückzuführen. Mit dem Image-Projekt Sotschi 2014 versucht die Staatsführung, das Russlandbild in der Welt zu verbessern und den verlorenen Ruf der Supermacht wiederzubeleben. Die Bürger beschäftigen sich aber hauptsächlich mit materiellen Sorgen und kämpfen ums Überleben. Die Richtigkeit der Entscheidungen der Regierung wird aber von der überwiegenden Zahl der Russen nur deshalb nicht in Frage gestellt, weil sie nicht mehr an Gerechtigkeit als solche glauben. Der fehlende Glaube an die Werteordnung und der Zynismus, die zur Norm in der Gesellschaft geworden sind, führen zu dem allgemeinen Mißtrauen. In einer solchen Situation werden selbst äußerst positive Ereignisse, wie etwa Olympische Spiele, oft als eigennützige Projekte von Beamten und Wirtschaftseliten wahrgenommen.

"Olympische Spiele, die auf Nerven gehen. Wie sehen es die Psychologen?" von Walerij Sawelijew, 19. Oktober 2013;Externer Link: http://vg-saveliev.livejournal.com/512027.html

Heben die Olympischen Spiele die Amnestie auf?

Wladimir Putin beauftragte den Menschenrechtsrat beim Präsidenten, für die Amnestie anlässlich des 20. Jahrestags der russischen Verfassung eine Liste von Gefangenen vorzubereiten. Die Amnestie soll am 12. Dezember 2013 verkündet werden. Allerdings bleibt zu wenig Zeit für eine Verabschiedung des Amnestie-Gesetzes durch die Staatsduma sowie seine Umsetzung durch die Strafvollzugsbehörde (FSIN). Der Grund zur Verzögerung mit der Amnestie könnte an der Vorbereitung für die Winterspiele in Sotschi liegen, meint der Journalist Irek Murtasin von der Nowaja Gaseta. Russland hat bereits große Erfahrungen mit der Durchführung von Olympischen Spielen gemacht. Bereits im Frühjahr 1980 wurden beispiellose Sicherheitsmaßnahmen in der ganzen Sowjetunion ergriffen. Miliz und KGB wurden intensiv in den Regionen eingesetzt. Verdächtige wurden unter Kontrolle gestellt. In Moskau fand eine totale Säuberung statt. Tausende Obdachlose und "unerwünschte Elemente" wurden aus der Hauptstadt hinter den 101. Kilometer verbannt. Ähnliche Aktionen laufen momentan im Süden Russlands. Die Sicherheit bei den Winterspielen in Sotschi hat für Putin höchste Priorität. Wenn die Amnestie zum 20. Jahrestag der russischen Verfassung doch durchgesetzt sein wird, dürften die Gefangengen mit der Freilassung erst nach den Winterspielen rechnen können.

"Heben die Olympische Spiele die Amnestie auf?" von Irek Murtasin, 28. November 2013; http://irek-murtazin.livejour nal.com/1076598.html

Ausgewählt und zusammengefasst von Sergey Medvedev, Berlin (Die Blogs, auf die verwiesen wird, sind in russischer Sprache)

Fussnoten