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Kulturpolitik im Wandel Die Kulturpolitik der PiS-Regierungen

Monika Heinemann

/ 12 Minuten zu lesen

Polen wurde acht Jahre lang von der PiS-Partei regiert. In dieser Zeit wurden tiefgreifende Änderungen in der Kulturlandschaft unternommen. Die kulturpolitischen Maßnahmen wurden von Protesten begleitet.

Am 29. April 2019 wurde vor dem Warschauer Nationalmuseum gegen die Entfernung feministischer Kunstwerke aus der Dauerausstellung demonstriert. Die Protestaktion wurde als „Bananagate" bekannt. Hintergrund ist die entfernte Fotoserie, in der eine Künstlerin eine Banane isst. (© picture-alliance, NurPhoto | Krystian Dobuszynski)

Acht Jahre PiS-geführter Regierungen haben die polnische Kulturlandschaft grundlegend erschüttert. Grundlegend war auch die Bedeutung, die die Regierungspartei der Kulturpolitik von Anfang an zuwies: Der zuständige Minister Piotr Gliński erhielt den Rang eines Vizepremiers, sein Ressort wurde umbenannt in „Ministerium für Kultur und Nationales Erbe“.

Inhaltliches Programm

Der Name wurde Programm: Ziel der folgenden Regierungen – in denen Gliński als für die Kultur zuständiger Minister eine Konstante blieb – war die Implementierung eines affirmativen Geschichtsbildes, das eine heroische und martyrologische Sicht der polnischen Geschichte des 20. Jahrhunderts in den Vordergrund stellt, allen voran den aktiven Widerstandskampf und das Leid während des Zweiten Weltkriegs, aber auch während des Kommunismus. Ein positiver, bestärkender Patriotismus sollte gefördert werden, verstanden als Stolz auf die eigene, religiös und ethnisch weitgehend homogen verstandene Nation. Ambivalente und negative Elemente dieser Vergangenheit, wie etwa Gewaltakte von Polen gegen verfolgte Jüdinnen und Juden während des Holocaust oder Übergriffe von antikommunistischen Widerstandsgruppen gegen Zivilist:innen sowie Angehörige nationaler Minderheiten in den ersten Nachkriegsjahrzehnten, blieben dabei ausgespart oder wurden gar bestritten. Zudem wurde die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen wie Genderstereotypen, den Rechten von Frauen sowie von Personen, die sich als LGBTQ+ identifizieren, als von linker westlicher Kultur aufgezwungen abgelehnt.

Die Durchsetzung dieser Perspektiven zielte auf die ganze Breite der Kulturlandschaft: Museen, Theater und Film, Printmedien, ebenso wie Rundfunk und Fernsehen. In der Wahrnehmung der Regierungsvertreter, ihnen nahestehender Kulturakteure und Intellektueller galt es, Einfluss auf die Kulturszene zu gewinnen, in der bis dato nationalkonservative Positionen und Kulturschaffende vermeintlich ausgegrenzt gewesen seien. Um dies zu ändern, verfolgten die neue Regierung und der zuständige Minister seit Ende 2015 eine doppelte Strategie: einerseits die Förderung von der Regierungspartei und ihrem Programm nahestehender Einrichtungen und Künstler, inklusive der Neugründung zahlreicher Einrichtungen; andererseits die Übernahme der Kontrolle über zentrale Institutionen, deren bisherige programmatische Ausrichtung als konträr zum Geschichts- und Kulturverständnis der Regierung wahrgenommen wurde.

Geschichtsmuseen

Museen gehörten zu den ersten Einrichtungen, auf die die Regierung versuchte Einfluss zu gewinnen. Primäres Mittel hierfür wurde der Austausch von Leitungen. In der Regel geschah dies anlässlich des Auslaufens von Amtszeiten von Direktor:innen bzw. anstehenden Wiederberufungen. Soweit sich die Einrichtungen in alleiniger Trägerschaft des Ministeriums befanden, wurden Direktor:innen jedoch auch – unter meist konstruierten Vorwürfen – abberufen; zum Teil nutzte man hierfür rechtliche Alternativen. Letzteres geschah etwa im Fall des Museums des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk (Muzeum II Wojny Światowej). Die Ausrichtung seiner Dauerausstellung wurde noch in ihrem Planungsstadium von nationalkonservativen Intellektuellen und dem PiS-Parteivorsitzenden Jarosław Kaczyński scharf angegriffen. Kritisch betrachtet wurde der Fokus auf die Kriegs- und Besatzungserfahrungen von Zivilist:innen (und nicht primär der aktive Widerstandskampf), die darauf basierende pazifistische Aussage der Ausstellung, wie auch die gesamteuropäische Perspektive des Museums, in der die Besatzungsgeschichte Polens nicht allein im Zentrum steht. Seit dem Regierungswechsel 2015 versuchte das Kulturministerium mit immer neuen Vorwürfen gegen die Leitung die Fertigstellung der Ausstellung zu verhindern. Dennoch gelang es, diese im März 2017 zu eröffnen. Wenige Wochen später jedoch ermöglichte ein Gerichtsurteil die formale Vereinigung des Museums mit dem bis dato nur auf dem Papier existierenden, neu geschaffenen Museum der Westerplatte und des Krieges 1939 (Muzeum Westerplatte i Wojny 1939). In der dadurch rechtlich neuentstandenen Institution konnten der Direktorenposten neu besetzt und die bisherigen Stellvertreter entlassen werden. An die Stelle des international renommierten Gründungsdirektors Paweł Machcewicz wurde ein weitgehend unbekannter Historiker berufen. Unter seiner Leitung erfolgten in den folgenden Jahren zahlreiche Eingriffe in der Dauerausstellung, die ihre Ausrichtung in eine nationalheroische Perspektive verschoben.

Ähnliche Bemühungen des Ministeriums um Einflussnahme waren jedoch nicht immer erfolgreich. Im Falle etwa des Europäischen Solidarność-Zentrums (Europejskie Centrum Solidarności) und des Museums der Geschichte der Polnischen Juden POLIN (Muzeum Historii Żydów Polskich POLIN) gelang es dem Ministerium nicht, die inhaltliche Arbeit der Einrichtungen nach ihrem Wunsch zu formen; wenn auch beim POLIN-Museum ein Rückzug des bisherigen Direktors Dariusz Stola erzwungen werden konnte. Hier war es die institutionelle Trägerstruktur beider Einrichtungen, die die versuchte ministerielle Einflussnahme weitgehend zurückdrängen konnte. Denn neben dem Kulturministerium bindet diese auch kommunale und private Träger ein. Die Prägung der Museumslandschaft erfolgte auch mittels zahlreicher Neugründungen von Institutionen. Zwei Vorzeigeprojekte stehen stellvertretend für zentrale Themen der PiS-Geschichtspolitik: Seit Februar 2016 entsteht in Warschau das Museum der Verfemten Soldaten und Politischen Gefangenen der Volksrepublik Polen (Muzeum Żołnierzy Wyklętych i Więźniów Politycznych PRL), dass v.a. dem antikommunistischen, überwiegend aus nationalistischen Gruppierungen bestehenden Widerstand der ersten zwei Nachkriegsjahrzehnte ein Denkmal setzen wird. 2017 wurde das monumentale Gedenkareal des Museums der Schlacht bei Warschau von 1920 (Muzeum Bitwy Warszawskiej 1920) initiiert, das diesen Sieg gegen die Bolschewiki als epochales Ereignis feiern wird. Das letztgenannte Museum wird vom Verteidigungsministerium finanziert, das erste vom Justizministerium – beide außerordentlich kostspielige Vorhaben sind damit auch Beispiele für das Gewicht, das der Geschichtspolitik in der Breite der Regierung zugewiesen wurde.

Kunstinstitutionen

Substantiell griff der Kulturminister auch bei den Kunstinstitutionen des Landes ein. Innerhalb weniger Jahre wurden die Leitungen zahlreicher Museen und Galerien ausgetauscht. Darunter sind zentrale Institutionen wie das Nationalmuseum in Warschau (Muzeum Narodowe w Warszawie, 2018), das größte Kunstmuseum des Landes, sowie das Zentrum für Zeitgenössische Kunst Ujazdowski-Schloss (Centrum Sztuki Współczesnej Zamek Ujazdowski, 2020) und die Nationale Kunstgalerie Zachęta (Zachęta — Narodowa Galeria Sztuki, 2021), zwei der bis dato international renommiertesten polnischen Zentren für Gegenwartskunst. Das Ministerium nutzte hierfür uneindeutige Festlegungen in dem Gesetz, das die Organisation von kulturellen Institutionen regelt. Eine Ausschreibung für Direktionspositionen ist dort zwar vorgesehen – und war bis dato verbreitet –, zugleich erlaubt das Gesetz jedoch auch eine Berufung durch den Kulturminister ohne vorherige Ausschreibung; eine Möglichkeit, von der Minister Gliński umfassend Gebrauch machte.

Anstelle der international hoch angesehenen bisherigen Direktorinnen wurden Personen ohne ähnliche fachliche Qualifikationen, internationales Renommee und Leitungserfahrungen berufen, was weitreichende Folgen hatte. Die neuen Direktoren entließen ausgewiesene Spezialisten, die sie als kritisch wahrnahmen. Mit dem sich verschlechternden Arbeitsklima und anhaltenden Konflikten zwischen den neuen Leitungen und den Belegschaften kündigten zahlreiche weitere Mitarbeitende oder wurden entlassen – ein massiver Kompetenzverlust für die Einrichtungen. Mit dem Direktionswechsel erfuhr auch die inhaltliche Ausrichtung der Häuser eine deutliche Wende. So wurden die Galerie Zachęta und das Ujazdowski-Schloss zu Ausstellungsorten, die nationalistische, xenophobe, Frauen- ebenso wie LGBTQ+-feindliche Geschichts- und Gesellschaftsbilder propagierten. Dies zog einen immensen Reputations- und Bedeutungsverlust beider Einrichtungen nach sich.

Reaktionen

Diese massiven Eingriffe riefen Proteste von Mitarbeitenden, Kulturschaffenden und nationalen wie internationalen Partnern der Einrichtungen hervor. Bekannt wurde etwa der unter dem Hashtag „Bananagate“ organisierte Protest gegen das Entfernen von feministischen Kunstobjekten aus der Dauerausstellung des Nationalmuseums Warschau. Wenn auch hier der Widerstand kurzfristig erfolgreich war, da beide Werke für wenige Wochen wieder ins Museum zurückkehrten, so blieb er doch eine Ausnahme. Häufiger blieb die kritische Berichterstattung in unabhängigen Medien folgenlos, ebenso wie öffentliche Protestbriefe und Unterschriftenkampagnen.

Dass in der Kulturlandschaft des Landes dennoch über die zwei PiS-dominierten Wahlperioden hinweg eine Pluralität von Perspektiven und Inhalten erhalten blieb, ist verbunden mit der bedeutenden Rolle der kommunalen Regierungen in diesem Feld. So befindet sich der größte Teil der Museen in kommunaler Trägerschaft. Waren die jeweiligen Stadt- und Regionalregierungen nicht von der PiS geführt, so konnten Angehörige dieser Partei und ihrer Koalitionspartner als kritisch betrachtete Institutionen nicht „übernehmen“. Oftmals sprangen Kommunalregierungen auch ein, wenn Zuschüsse des Kulturministeriums und Förderungen von staatlich kontrollierten Institutionen verringert oder gestrichen wurden. So sicherte etwa die von der damaligen oppositionellen Bürgerplattform geleitete Stadtregierung Warschaus die Finanzierung des führenden Online-Kulturmagazins „Dwutygodnik“ oder auch des feministischen Dokumentarfilmfestivals „HER Docs“, als ihre Förderungen eingestellt wurden. In anderen Fällen ermöglichten Spenden, Kulturaktivitäten trotz reduzierter staatlicher Förderung aufrechtzuerhalten. Ein Beispiel war das Europäische Solidarność-Zentrum (ECS): Im Oktober 2018 kündigte das Kulturministerium an, seine bisherige jährliche Zuwendung um fast die Hälfte zu reduzieren. Ein öffentlicher Spendenaufruf mobilisierte Tausende im In- und Ausland ebenso wie zahlreiche Kommunalregierungen des Landes, wodurch die fehlende Summe innerhalb weniger Wochen eingeworben werden und das ECS seine institutionelle Unabhängigkeit erhalten konnte.

Viele Kulturschaffende, Organisatoren von Festivals oder auch publizistische Medien sahen sich in den Jahren der PiS-Regierung jedoch ähnlichem finanziellem Druck ausgesetzt. Staatliche Förderprogramme wurden inhaltlich derart ausgerichtet, dass sie nationalkonservative Künstler und katholische Organisationen bevorzugten. Es überwogen Programme, die einen Schwerpunkt legten auf patriotische und christliche Inhalte ebenso wie Initiativen, die auf geschichtspolitische Themen ausgerichtet waren. Insbesondere die Aktivitäten rund um das Medienimperium von Tadeusz Rydzyk, dem Leiter des katholischen „Radio Maria“, das wesentlich zum Wahlerfolg der PiS beitrug, erhielten Förderungen in Millionenhöhe aus Regierungsprogrammen. Eine Folge dieser Entwicklungen war die beobachtbare Tendenz zu einer institutionellen wie individuellen Selbstzensur unter Kulturschaffenden.

Auswärtige Kulturpolitik

In gleichem Maß wie auf die polnische Gesellschaft, richtete die PiS-Kulturpolitik ihre Aufmerksamkeit auch auf eine internationale Öffentlichkeit. Institutionen, die sich der Förderung und Vermittlung polnischer Kultur und Geschichte im Ausland widmen, wurden daher Ziele unmittelbarer Einflussnahme der Regierung. Betroffen waren u.a. das Adam-Mickiewicz-Institut (Instytut Adama Mickiewicza, IAM) und zahlreiche Polnische Kulturinstitute im Ausland, deren Leitungen ausgetauscht wurden. Die neuen Direktor:innen richteten die Arbeit der Institute auf die geschichts- und gesellschaftspolitischen Deutungen der Regierung aus. Künstler:innen und Kunst, die sich kritisch mit gesellschaftlich umstrittenen Fragen und polnischer Vergangenheit auseinandersetzten, wurden in den folgenden Jahren kaum von diesen Institutionen gefördert.

Herausforderungen nach dem Regierungswechsel 2023

Die Ende 2023 neugewählte Regierung stand vor der Herausforderung, mit den Verheerungen umzugehen, die die Aktivitäten der PiS-geführten Vorgängerregierungen im Kulturbereich hinterlassen hatten. Seit einem Jahr nun findet vor allem ein Austausch der Leitungen zahlreicher Museen, Kunstinstitutionen und staatlicher Förderorganisationen statt. An die Spitze des Museums des Zweiten Weltkriegs etwa wurde Rafał Wnuk berufen, einer der hauptverantwortlichen Autoren der Dauerausstellung. Er kündigte bereits an, die ursprünglichen Form der Schau wiederherzustellen. Die umstrittenen Direktor:innen des IAM und der Galerie Zachęta wurden abberufen und von Expert:innen aus dem jeweiligen Bereich ersetzt. Fehlverhalten der früheren Leitungen werden nun öffentlich aufgearbeitet. Die Neubesetzungen mit ausgewiesenen Expert:innen werden von den jeweiligen Fachcommunities überwiegend begrüßt. Zugleich steht die neue Regierung vor dem Dilemma, dass sie für das Herbeiführen schneller Veränderungen gegenwärtig die gleichen rechtlichen Spielräume nutzt wie ihre Vorgänger. So werden nicht alle Leitungspositionen mittels öffentlicher Ausschreibungen besetzt. Einige Personalentscheidungen rufen bei Fachvertretern auch Kritik hervor, so etwa die Abberufung des Gründungsdirektors des Museums der Geschichte Polens (Muzeum Historii Polski) Robert Kostro. Dieser war von der ersten PiS-Regierung 2006 berufen worden, hatte sich aber Anerkennung über politische und innerfachliche Grenzen hinweg erworben.

Die tiefe Polarisierung innerhalb der polnischen Kulturlandschaft wie der Gesellschaft insgesamt besteht aktuell weiter. Sie spiegelt sich auch in der vehementen Kritik der PiS, der nun größten Oppositionspartei und ihrer Unterstützer an den Maßnahmen der neuen Regierung. Die vergangenen Monate deuten darauf hin, dass eine Re-Professionalisierung und ein Wiederherstellen inhaltlicher Unabhängigkeit im Bereich staatlich geförderter Kulturinstitutionen möglich sein wird, auch wenn dieser Prozess nicht ohne Ambivalenzen verläuft.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Erstmals trug das Ministerium diesen Namen zwischen Oktober 1999 und Oktober 2001.

  2. Diese Perspektive wertet das Leiden von Soldat:innen, Widerstandskämpfer:innen und Zivilist:innen als – meist bereitwillige – Aufopferung für die eigene Gemeinschaft oder Nation. Diese Deutung lehnt sich an das Motiv religiöser Märtyrer an.

  3. So dargelegt in den Wahlprogrammen der PiS vor den Wahlen den Jahren 2015 und 2019: Polen Denken. Programmkonferenz von Recht und Gerechtigkeit sowie der geeinten Rechten. Katowice, 3.–5. Juli 2015. In: https://pis.org.pl/dokumenty (letzter Aufruf: 17.11.2024), S. 112–113, 129–130. — Das polnische Modell des Wohlfahrtsstaates. 2019. Programm von Recht und Gerechtigkeit. In: https://pis.org.pl/dokumenty (letzter Aufruf: 17.11.2024), S. 13–15. — Siehe auch Roman Pawłowski: Kulturkampf. Rechter Marsch durch die Institutionen. In: Osteuropa 66/1–2 (2016), S. 161–170, hier S. 167.

  4. Wanda Zwinogrodzka: Kulturpolitik – über die Stärkung der Gemeinschaft. In: Polen Denken, S. 109. — Das polnische Modell, S. 11. — Siehe auch Andrzej Kaluza: Stolz auf Polen. Das Ringen um das patriotische Narrativ in Polens Kulturpolitik nach 2015. In: PolenAnalysen 219 (2018), S. 2–8.

  5. Als programmatischer Text dieser nationalkonservativen Einschätzung, insbesondere mit Bezug zum Kunstbetrieb, gilt der Artikel von Monika Małkowska „Mafia bardzo kulturalna“ (Die hochkulturelle Mafia), der am 10. Januar 2015 in der Rzeczpospolita erschien, einer der größten Tageszeitungen des Landes (Beilage „Plus Minus” Nr. 7, vom 10. Januar 2015). — Pawłowski: Kulturkampf, S. 168–169. — Siehe auch die fundierte Analyse der Kunsthistorikerin Iwona Kurz: Powrót centrali, państwowcy wyklęci i kasa. Raport z „dobrej zmiany” w kulturze [Die Rückkehr der Zentrale, die verfemten Staatsdiener und das Geld. Ein Bericht über „den guten Wandel“ in der Kultur]. Warszawa 2019, S. 13–14.

  6. Die Geschichte der Auseinandersetzungen um das Museum schilderte der Direktor anschließend aus eigener Perspektive. Paweł Machcewicz: Der umkämpfte Krieg. Das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig. Entstehung und Streit. Aus dem Polnischen übersetzt von Peter Oliver Loew. Wiesbaden 2018.

  7. Karol Nawrocki leitete das Museum vier Jahre lang. 2021 übernahm er die Leitung des Instituts für Nationales Gedenken. Im November 2024 wurde er zum Kandidaten der PiS für die 2025 anstehenden Präsidentschaftswahlen ernannt.

  8. Siehe Monika Heinemann: Politik im Museum – der Kampf um Deutungshoheiten im polnischen Museumsboom. In: PolenAnalysen 259 (2020), S. 2–7, hier S. 4–7.

  9. Die Fertigstellung beider Museen verzögert sich bereits seit mehreren Jahren. Ihre Eröffnung wird unter der 2023 neugewählten Regierung weiterverfolgt. Weitere Einrichtungen, die dem geschichtspolitischen Programm der Regierung nahestehen, wurden in die Finanzierung durch das Kulturministerium übernommen. Dazu gehört das Museum der Familie Ulma, das den Polen gewidmet ist, die verfolgte Jüdinnen und Juden während des Holocaust unterstützten (Muzeum Polaków Ratujących Żydów podczas II wojny światowej im. Rodziny Ulmów).

  10. Konsolidierter Text des „Gesetzes über die Organisation und Durchführung von kulturellen Aktivitäten“. In: Dziennik Ustaw Rzeczypospolitej Polski [Amtsblatt der Republik Polen], Pos. 87. Warszawa, 24. Januar 2024, hier § 15 und 16.

  11. Sanjay Sethi et al. (Hg.): Cultural Control – Censorship and Suppression of the Arts in Poland. Artistic Freedom Initiative 2022, S. 38–41.

  12. Florian Hassel: Bananenessen für die Freiheit der Kunst. In: Süddeutsche Zeitung Online vom 2. Mai 2019, Externer Link: www.sz.de/1.4428002 (letzter Aufruf: 17.11.2024).

  13. Sethi: Cultural Control, S. 55–56. — Bartek Chaciński: 8 lat PiS w kulturze [8 Jahre PiS in der Kultur]. In: Polityka vom 6. Oktober 2023, Externer Link: https://www.polityka.pl/tygodnikpolityka/kultura/2229392,1,8-lat-pis-w-kulturze-minister-glinski-i-jego-dwa-oblicza-jest-rekordzista-wszech-czasow.read (letzter Aufruf: 1.7.2024).

  14. Heinemann: Politik im Museum, S. 5.

  15. Zu diesen zählen etwa das Förderprogramm des staatlichen Nationalen Kulturzentrums (Narodowe Centrum Kultury) „Stolz und Trauma“ oder die direkte Finanzierung des Programms „Patriotismus der Zukunft“ des Museums der Geschichte Polens (Muzeum Historii Polski).

  16. Bianka Mikołajewska: OKO.press sprawdza, ile pieniędzy dostały „dzieła” o. Tadeusza Rydzyka za rządów PiS. In: OKO.Press vom 1. Mai 2017, https://oko.press/publiczne-wsparcie-dziel-o-tadeusza-rydzyka-rzadow-pis (letzter Aufruf 30.11.2024). — Kurz: Powrót centrali, S. 27–29. — Sethi: Cultural Control, S. 80–84.

  17. Sethi: Cultural Control, S. 75, 84–45.

  18. Der Direktor des IAM wurde bereits im Juli 2016 entlassen. Bei 13 der 24 Polnischen Institute wurden die Leitungen ausgetauscht. Der prominenteste Fall betraf die Entlassung der Direktorin des Berliner Instituts aufgrund vermeintlich zu starker Fokussierung auf polnisch-jüdische Themen. Sethi: Cultural Control, S. 49–50. — Christiane Peitz, Inga Barthels: Leiterin des Polnischen Kulturinstituts entlassen. In: Tagesspiegel.de vom 7.12.2016, Externer Link: https://www.tagesspiegel.de/kultur/zu-viele-judische-themen-zu-wenig-stolz-5237311.html (letzter Aufruf am 30.11.2024).

  19. Sethi: Cultural Control, S. 49–50. — Die 2019 neuberufene Direktorin Barbara Schabowska charakterisierte ihre neue programmatische Ausrichtung des IAM als „Nichtexport von [polnischen] Konflikten“ und das „Kommunizieren von konkreten Werten der polnischen Kultur“. Zitiert nach Maria Pankowska: Gliński ma swoją „stadninę w Janowie“. In: OKO.Press vom 5. August 2021, Externer Link: https://oko.press/glinski-ma-swoja-stadnine-w-janowie-jego-ludzie-wykanczaja-instytut-adama-mickiewicza (letzter Aufruf: 1.12.2024).

  20. Maciej Sandecki: Do nagonki PiS na twórców Muzeum II Wojny włączył się Kosiniak-Kamysz. In: OKO.Press vom 29. Juni 2024, Externer Link: https://oko.press/nagonki-pis-na-tworcow-muzeum-ii-wojny (letzter Aufruf: 1.12.2024).

  21. Roman Pawłowski: Dobrozmianowy dyrektor warszawskiej Zachęty odwołany. Nie realizował własnego programu. In: OKO.Press vom 22. Dezember 2023, Externer Link: https://oko.press/zacheta-dyrektor-odwolany-janusz-janowski (letzter Aufruf: 1.12.2024).

  22. Die neue Direktorin des IAM wurde bereits zum 1. Mai 2024 berufen, nach dem formalen Zusammenschluss des IAM mit einer weiteren staatlichen Organisation, wodurch rechtlich eine neue Institution entstand. Witold Morzek: Tak zwalnia minister Sienkiewicz. In: Gazeta Wyborcza Online vom 9. Februar 2024, Externer Link: https://wyborcza.pl/7,75410,30677654,wielkie-porzadki-ministra-sienkiewicza.html (letzter Aufruf: 1.12.2024).

  23. Paweł Machcewicz: Odwołanie Roberta Kostro jest błędem. In: Gazeta Wyborcza Online vom 25. September 2024, Externer Link: https://wyborcza.pl/alehistoria/7,121681,31336283,pawel-machcewicz-odwolanie-roberta-kostro-jest-bledem-nie.html (letzter Aufruf: 1.12.2024).

  24. Ein Beispiel ist der öffentlich ausgetragene Streit um das Entfernen tendenziöser, nach der Übernahme des Museums 2017 ergänzter Elemente aus der Dauerausstellung des Museums des Zweiten Weltkriegs. Kritisiert wurde das Handeln des neuen Direktors dabei auch von einem Regierungsmitglied, was Befürchtungen versuchter politischer Einflussnahme auf das Museum weckte. Sandecki: Do nagonki PiS (s. Fußnote 20).

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Monika Heinemann ist Forschungskoordinatorin am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow in Leipzig. An der Ludwig-Maximilians-Universität München promovierte sie mit einer Studie zur Geschichte der Musealisierung des Zweiten Weltkriegs in Polen seit den 1980er Jahren.