Herausgegeben vom Deutschen Polen-Institut Darmstadt ca. 240 Seiten, Preis 11,80 ( 9 im Abonnement) ISBN 978-3-447-06482-8
»Wer wird um Rosen trauern, wenn Wälder brennen« - dieses Zitat aus einem Werk des romantischen Dichter-Propheten Juliusz Slowacki wurde zum geflügelten Wort. Und es war unstrittig, was Wald war und was Rose. Dank der rigorosen Durchsetzung des Marktprinzips wurde der Wald gerettet. Unprofitable Institutionen ließ man untergehen. Wer Ausnahmen forderte, galt als Gegner der ökonomischen Gesundung. (...) Die Kultur wurde zu keinem Zeitpunkt so ernst genommen, dass man erwogen hätte, unter bestimmten Umständen vom reinen Marktprinzip abzuweichen. (...) Die Künstler verloren viel: nicht nur, wie im Fall der bildenden Künstler, erschwingliche Atelierräume, sondern auch ihren Sonderstatus im Gesundheits- und Rentensystem. Wer aber von Rosen sprach, wurde schnell verdächtigt, die Löscharbeiten im Wald behindern zu wollen. Das Wort »Kulturpolitik« weckte zudem ungute Erinnerungen an die vergangene Epoche, wo es Manipulation, politische Instrumentalisierung der Kunst und »manuelle Lenkung« bedeutet hatte. Die Abneigung war so groß, dass Anfang der 90er Jahre reformfreundliche Publizisten und sogar einige Schriftsteller das Kulturministerium für überflüssig, ja schädlich hielten und seine Abschaffung forderten. (...) (Anna Nasilowska) Wenn also jemand meint, die polnische Gesellschaft befinde sich in der Phase eines verstärkten Interesses an der Geschichte, hat er Recht. Wenn er dieses Interesse für einheitlich hält, irrt er.Die eigentliche Veränderung beruht nicht darauf, dass in Polen eine konservative Revolution stattgefunden hätte, sondern darauf, dass es zu einer Demokratisierung des Gedächtnisses gekommen ist. Und das heißt, dass das Gedächtnis in einem Prozess der Vervielfältigung befindlich ist, dass es statt nur einer Version der Vergangenheit eine wachsende Zahl solcher Versionen gibt. Mit unseren Erzählungen über Geschichtliches kämpfen wir um die Mitwirkung an der Gestaltung der Wirklichkeit. So hat die Demokratisierung den Krieg der Erinnerungen nach sich gezogen. An diesem Krieg nehmen wir alle teil. (Przemyslaw Czaplinski)Es stellt sich die Frage, welche kulturelle Position Berlin zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung einnimmt. Waren der Optimismus und die hohen Erwartungen, die in den Menschen nach dem Mauerfall aufkeimten, auch aus unserer polnischen Perspektive, berechtigt oder aber zu übertrieben und ohne reellen Rückhalt? Eine spontane Antwort, die mir die Feder diktiert, lautet: ja, und nochmals ja, aber vieles liegt noch vor uns. (Nawojka Cieslinska-Lobkowicz)
© Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2011
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Lesehinweis: Jahrbuch Polen 2011 Kultur
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