Die Analysen dieser Ausgabe befassen sich mit der Rolle und dem Selbstverständnis der katholischen Kirche in der aktuellen Situation der polnischen Innenpolitik. Die Kirche ist in der Zeit der Transformation und in den Jahrzehnten seit dem demokratischen Umbruch kein Monolith gewesen. Aber in den Jahren seit 1989 hat sich das Selbstverständnis und die Wahrnehmung des mainstream einer Kirche verfestigt, die sich in einem Widerspruch zu den Werten und institutionellen Regeln einer liberalen Demokratie befindet.
Der Dominikanerpater Ludwik Wiśniewski, Unterstützer der Demokratiebewegung und Kaplan der Solidarność, blickt "von innen" auf eine Kirche, die er als "verschlossenes" Haus wahrnimmt. Er schaut mit Besorgnis auf eine Kirche, von der er erwartet, dass sie die Lehren der Päpste Johannes Paul II. und Franziskus befolgt und dementsprechend der Sprache des Hasses und des Nationalismus entgegentritt.
Der Soziologe Ireneusz Krzemiński analysiert "von außen" die Verquickung von Politik und Religion am Beispiel des Redemptoristenpaters Tadeusz Rydzyk und seines Medienimperiums. Pater Rydzyk fühlt sich einem in der nationaldemokratischen Tradition der Zwischenkriegszeit gründenden antimodernen und antipluralistischen Staatsverständnis verpflichtet und glaubt in dem Präses der Partei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS) seinen Verbündeten gefunden zu haben – und vice versa.