Ereignis
Als am 25. Juni 1991 Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien ausriefen, begann in ganz Serbien die Mobilisierung. Serbien übernahm die Kontrolle über die JNA (Jugoslawische Volksarmee), aus der slowenische und kroatische Führungskräften „weggesäubert“ wurden.
Die JNA nahm aktiv an den Kriegen der 1990er Jahre teil, obwohl ein Kriegszustand nie ausgerufen worden war. Schon zu Kriegsbeginn gab es Wehrpflichtige, die nicht an den Kämpfen teilnehmen wollten, und auch solche, die sie dabei unterstützten und selbst gegen den Krieg antraten. Inoffiziellen Daten zufolge betrug die Zustimmung zum Krieg unter den Reservisten der JNA bis zum Herbst 1991 nur 50 Prozent (in Belgrad 15 Prozent). Laut offiziellen Schätzungen wurden in Serbien vom Herbst 1991 bis zum Frühjahr 1992 etwa 140.000 Männer zwangsmobilisiert, davon die meisten in der Vojvodina (etwa 82.000). Viele versteckten sich an Zweitadressen oder flüchteten ins Ausland.
Als Zeichen des Widerstands beging Miroslav Milenković, Arbeiter und Reservist aus Gornji Milanovac, am 20. September 1991 in Šid Selbstmord. Er erschoss sich zwischen zwei Reihen von Soldaten, eine davon war gerade dabei, ins Kampfgebiet bei Vukovar zu ziehen, und die andere hatte gerade ihre Waffen zu Boden geworfen, als Zeichen des Widerstands gegen den Krieg und die eigene Teilnahme daran.
Drei Tage später kam ein weiterer Reservist, Vladimir Živković, mit einem Panzer aus Šid angefahren, wo er auf den Aufbruch ins Kampfgebiet bei Vukovar gewartet hatte. Er parkte den Panzer als Zeichen des Protests gegen den Krieg vor dem Parlament der SFRJ (Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien) in Belgrad, weswegen er verhaftet und als Deserteur zu einem Jahr Haft verurteilt wurde.
In vielen Kasernen gab es Meutereien, und immer lauter wurden zivile Organisationen, die Widerstand gegen den Krieg leisteten (UJDI, Zentrum für Antikriegsaktion, Frauen in Schwarz, Die zivile Widerstandsbewegung).
Vera Vebel Tatić war Begründerin und Leiterin des Zentrums für Antikriegsaktion – mit der Zweigstelle in Ada, wo sie von 1991 bis 1999 tätig war. Sie organisierte Antikriegsproteste und den Widerstand gegen die Zwangsmobilisierung in der Vojvodina, außerdem setzte sie verschiedene Zeichen der Solidarität gegenüber Menschen, die aufgrund ihrer religiösen, ethnischen, sozialen bzw. Klassenzugehörigkeit gefährdet waren.
Biografie
Vera Vebel Tatić wurde am 1. Januar 1943 in Báta, Ungarn, geboren, in einer Mischehe zwischen Eržebet und Pavle Tatić. Selbst führte sie auch eine Mischehe mit Ištvan Vebel, einem Friedensaktivisten, mit dem sie 57 Jahre in Ada in der Vojvodina lebte.
Vera war eine bekannte Friedensaktivistin, Gründerin und Leiterin des Zentrums für Antikriegsaktion, Zweigstelle Ada (CAA). Die Zweigstelle Ada wurde am 7. November 1991 gegründet, einen Tag nach den Demonstrationen gegen die Zwangsmobilisierung in Ada.
Wegen ihres Antikriegsengagements wurde Vera Vebel bereits am 16. Dezember 1991 ihre Arbeitsstelle im Gemeindefonds für Gesundheitswesen gekündigt, wo sie als Beamtin tätig gewesen war. Während des Krieges leistete sie Deserteuren aktive Hilfe, ebenso Flüchtlingen und all jenen, die ihre Teilnahme am Krieg auf dem Territorium der SFRJ vermeiden wollten.
Sie half auch Opfern von „ethnischen Säuberungen“ in Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Insbesondere kämpfte sie gegen Zwangsmobilisierung unter nationalen Minderheiten, weil in der Vojvodina massiv Ungarn, Kroaten und Russinen (Ruthenen) mobilisiert wurden, was auch den Charakter von „ethnischen Säuberungen“ hatte.
Außerdem unterstützte sie aktiv Flüchtlinge in Flüchtlingslagern in der Vojvodina. Sie förderte die Zusammenarbeit mit anderen Friedensorganisationen in Serbien und weiteren Ländern Ex-Jugoslawiens, insbesondere mit Organisationen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Ihr Motto war: