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Svetlana Broz (geb. 1955) | Mapping Memories of Good Will | bpb.de

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Svetlana Broz (geb. 1955) Belgrad (Serbien)

Dubravka Stojanović

/ 3 Minuten zu lesen

Die Ärztin Svetlana Broz behandelte in den Kriegsgebieten Bosniens Kriegsopfer und dokumentierte Erzählungen, in denen Angehörige verschiedener Ethnien einander in schwierigen Situationen halfen.

Svetlana Broz (© Superstudio Zagreb und Vedran Klemens)

Ereignis

Bald nach dem Kriegsausbruch in Bosnien-Herzegowina begann Svetlana Broz freiwillig in die vom Krieg erfassten Gebiete zu reisen, um dort als Kardiologin die Menschen unentgeltlich zu untersuchen und zu behandeln.

Sie reiste mit ihrem Auto, meistens gemeinsam mit ihrer zehnjährigen Tochter, die gern mitfahren wollte. Sie fuhr an den Wochenenden oder am Freitag, wenn sie nach einem Nachtdienst einen freien Tag hatte. Sie hatte ihre bescheidene Ausrüstung dabei, ein Blutdruckmessgerät und ein Stethoskop, und den Menschen vor Ort gelang es meistens, ein EKG-Gerät aufzutreiben.

Die Patientinnen und Patienten wurden im Radio aufgerufen, und die Untersuchungen wurden in Ambulanzen und auch in Privathaushalten durchgeführt, besonders in kleinen Ortschaften und Dörfern, die keine Ambulanz hatten.

Svetlana Broz arbeitete in Schichten von 12 Stunden, sodass sie manchmal ganze 150 Patientinnen und Patienten am Tag untersuchen konnte. So arbeitete sie fast das ganze erste Kriegsjahr durch (1992-1993), das Jahr, in dem es die intensivsten militärischen Operationen gab.

Während der Untersuchungen hatten viele Menschen das Bedürfnis, ihr von Situationen im Krieg zu erzählen, in denen ihnen Angehörige einer anderen ethnischen Volksgruppe geholfen haben, obwohl sie dadurch ihre eigene Sicherheit, manchmal sogar ihr eigenes Leben riskierten. Bald kam Svetlana Broz auf die Idee, diese Berichte schriftlich festzuhalten, weil sie das Bedürfnis der Menschen spürte, diese Ereignisse im kollektiven Gedächtnis zu verankern und weiterzugeben. Sie begann an ihrem Buch „Gute Menschen in der Zeit des Bösen“ zu arbeiten.

Während sie tausende Kilometer zurücklegte, nahm sie stundenlang die Berichte mit dem Diktiergerät auf. Sehr oft waren die Erzählenden ängstlich und verlangten, dass die guten Menschen, die ihnen geholfen hatten, anonym blieben. Svetlana Broz hatte schließlich über 100 persönliche Berichte von den Angehörigen der drei größten ethnischen Gruppen in Bosnien-Herzegowina aufgezeichnet. Beim Schreiben des Buches wurde sie durch einen Diebstahl aufgehalten: Alle gesammelten Berichte wurden aus ihrem Haus in Belgrad gestohlen, daraufhin fuhr sie viele weitere Male in die Gebiete, um neue Berichte zu sammeln. Das Buch wurde erstmals 1999 in Banja Luka veröffentlicht.

Biografie

Svetlana Broz wurde 1955 in Belgrad geboren. Sie arbeitete als Kardiologin im prestigeträchtigen Krankenhaus der VMA (Militärisch-medizinische Akademie). Die Berichte, die sie während des Krieges in Bosnien-Herzegowina sammelte, veröffentlichte sie 1999 in Banja Luka im Buch „Gute Menschen in der Zeit des Bösen. 90 dokumentarische Beispiele von guten Taten der Angehörigen der drei größten ethnischen Gruppen in Bosnien-Herzegowina“.

Das Buch wurde in Bosnien-Herzegowina in sechs Auflagen gedruckt, und es wurde auch in Tschechien, Polen, Frankreich, Spanien, Italien, Serbien und den USA veröffentlicht. Über das Buch und über den Krieg in Bosnien-Herzegowina sprach Svetlana Broz an mehr als 100 Universitäten weltweit. Sie drehte 40 Dokumentarfilme über die Träger des Preises „Duško Kondor“ sowie den abendfüllenden Dokumentarfilm „Sarajevo, ein Symbol für Zivilcourage“. Drei Theaterstücke in Italien sowie zwei in Bosnien-Herzegowina wurden nach ihrem Buch geschrieben und aufgeführt.

Im Herbst 1999 übersiedelte Svetlana Broz nach Sarajevo. Hier gründete sie 2001 den lokalen Zweig der italienischen Nichtregierungsorganisation GARIWO („Gardens of the Righteous World Wide“). Sie startete 2005 ein Bildungsprogramm zum Thema Zivilcourage und arbeitete mit über 100.000 jungen Menschen (im Alter von 18 bis 25 Jahren) vom ganzen Balkan. Nach dem Mord an ihrem Kollegen Dušan Kondor rief sie 2008 einen Preis für Zivilcourage mit seinem Namen ins Leben, der bereits an 40 Personen aus verschiedenen Balkan-Staaten verliehen wurde. Svetlana Broz hat knapp 50 Bücher zum Thema „Zivilcourage weltweit“ redigiert, übersetzt und veröffentlicht.

Preise

  • 2003: Auszeichnung „L’Ambrogino d’Oro“ der Stadtregierung von Mailand, Italien

  • 2003: Ehrenbürgerin der Stadt Tuzla

  • 2007: „La Bussola dell‘ Educazione“ – Margherita Zoebeli, Centro educativo Italo Svizzero – CEIS, Italien

  • 2011: „Ordre national du Mérite“, Präsident der Republik Frankreich

  • 2014: „Dr. Jean Mayer Global Citizenship Award“, Tufts University, USA

  • 2017: „Testimone dell’umana uguaglianza“, Comitato della Croce, Carvarzere, Italien

Erinnerungsspüren

2003 „Der Gerechte“ – die Regierung der Stadt Mailand hat einen Baum und einen Gedenkstein im Weltpark der Gerechten Svetlana Broz gewidmet.

Weitere Inhalte

Dubravka Stojanović ist Professorin für Geschichte an der Universität Belgrad. Ihre Forschungsinteressen umfassen Modernisierungs- und Europäisierungsprozesse in Südosteuropa, Ideengeschichte, Demokratisierungsprozesse in Serbien sowie das Verhältnis von Geschichte und Erinnerung. Sie ist auch an der Geschichtsdarstellung in Schulbüchern beteiligt. Stojanović ist Mitglied vieler international renommierter Ausschüsse und Forschungsinstitutionen und wurde mit dem französischen Verdienstorden Chevalier de l'Ordre national du Mérite ausgezeichnet.