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Die Bewohner des „Friedensdorfes“ Baljvine | Mapping Memories of Good Will | bpb.de

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Die Bewohner des „Friedensdorfes“ Baljvine Baljvine, ein Dorf in Nordwestbosnien, in der Republika Srpska (Bosnien-Herzegowina)

Radina Vučetić

/ 2 Minuten zu lesen

Das Dorf Baljvine in Bosnien-Herzegowina bewahrte trotz des Krieges eine friedliche Koexistenz zwischen Serben und Bosniaken. Die Dorfbewohner unterstützten und schützten sich gegenseitig.

Bewohnerinnen und Bewohner des „Friedensdorfes“ Baljvine (© Superstudio Zagreb und Vedran Klemens)

Ereignis

Während des Krieges in Bosnien-Herzegowina gab es Kampfhandlungen von Serben, Bosniaken und Kroaten in der Gegend um Mrkonjić-Grad und Jajce. Zwischen Juni und Oktober 1992 führte die Armee der Republika Srpska die Operation „Vrbas“ durch, um die Kontrolle über diesen Teil von Bosnien-Herzegowina zu festigen, und einige der heftigsten Gefechte fanden in Jajce statt.

Nur zehn Kilometer entfernt, im Dorf Baljvine, existierte eine Gemeinschaft von Serben (Gornje Baljvine / Ober-Baljvine) und Bosniaken (Donje Baljvine / Unter-Baljvine), die trotz des Bruderkriegs weiterhin in Eintracht lebte. Angesichts dessen, dass dieses Dorf unter der Kontrolle der Armee der Republika Srpska stand, waren die Bosniaken die gefährdete Gruppe, doch die serbischen Nachbarn beschützten sie.

Die Wahl für ein Miteinander und nicht für einen Konflikt hatte dieses Dorf auch im Zweiten Weltkrieg getroffen. Als damals die Serben die Zielscheibe der Ustascha waren, wurden sie von ihren bosniakischen Nachbarn beschützt. Als das Dorf von den Tschetniks überfallen wurde, verteidigten die Serben die Bosniaken.

Während des Krieges in Bosnien-Herzegowina von 1992 bis 1995 waren vier Bosniaken und vier Serben aus Baljvine im Kampf gefallen, die auf entgegengesetzten Seiten gekämpft hatten, aber weit weg von ihrem Dorf.

Neben guten nachbarschaftlichen Beziehungen haben auch zwei Gotteshäuser unbeschädigt den Krieg überstanden – eine Moschee und eine orthodoxe Kirche, wobei die Moschee von Baljvine die einzige Moschee auf dem Territorium der Republika Srpska ist, die nicht zerstört wurde. Die Dorfbewohner sind darauf besonders stolz, weil die Serben 1971 beim Bau der Moschee mitgeholfen haben, während die Bosniaken beim Bau der orthodoxen Kirche geholfen haben, nachdem die islamische Glaubensgemeinschaft dem Dorf kurz vor dem Kriegsausbruch ein Stück Land überlassen hatte.

Über die heutige Situation im Dorf gibt am besten die Aussage des Imams von Baljvine Haris Mekić Zeugnis:

Zitat

Hier haben die Leute ein gemeinsames Gebet, unabhängig davon, ob sie Orthodoxe sind oder Muslime, und das ist das Gebet für ein besseres Leben.

Tatsächlich haben von 1991 bis 2013 zwei Drittel der Bewohner das Dorf verlassen, und 2022 lebten in Baljvine nur noch 200 Menschen, hauptsächlich Ältere, und davon nur 20 Serben. Das Dorf hat immer noch keinen Wasseranschluss bekommen – die Wasserleitungen reichen nur bis zum Nachbardorf, sodass die Bewohner von Baljvine ohne Trinkwasser leben und Regenwasser aus dem Brunnen trinken.

Erinnerungsspüren

Das Projekt „Anxious Peace“ an der Universität Ljubljana und unter der Leitung von Prof. Rok Zupančič hatte die Ortschaften Baljvine, Kosovska Kamenica und Vukovar erforscht.

Literatur

Svetlana Broz, Gute Menschen in der Zeit des Bösen („Dobri ljudi u vremenu zla“), Most Art, 2019, S. 23–27. („Sollen eure Nachbarn eure Häuser verteidigen?“)

Weitere Inhalte

Radina Vučetić ist Professorin für Geschichte des 20. Jahrhunderts und Leiterin des Zentrums für Amerikastudien an der Universität Belgrad. Sie hat sechs Bücher veröffentlicht, ist Mitherausgeberin von drei Monografien und hat zahlreiche Buchkapitel und Artikel über die jugoslawische Geschichte und den Kalten Krieg verfasst. Ihre Forschung wurde durch zahlreiche internationale Stipendien unterstützt.