Ereignis
Während des Krieges war es in der Republika Srpska üblich, dass Soldaten der Armee die Bewohner mit anderer ethnischer und religiöser Zugehörigkeit terrorisieren mit dem Ziel, einen ethnisch reinen Staat zu gründen. In diesem Zusammenhang wurde am 21. Januar 1993 auf einem Markt in Trebinje ein Verbrechen begangen.
Soldaten der Armee der Republika Srpska forderten die Menschen auf dem Markt auf, sich auszuweisen. Nachdem sie einen Mann, Alen Glavović, als Bosniaken identifiziert hatten, begannen vier Soldaten, ihn zu schlagen und zu misshandeln. Dieser Angriff war Teil einer breit angelegten Reihe ethnisch motivierter Gewalttaten, um die muslimische Bevölkerung aus Trebinje zu vertreiben.
Dahinter stand der damalige Bürgermeister Božidar Vučurević, einer der Gründer der SDS (Serbische Demokratischen Partei) in Bosnien-Herzegowina. Trebinje hatte damals eine große strategische Bedeutung, denn die Stadt war eine logistisch wichtige Basis der JNA (Jugoslawischen Volksarmee) und damit jener Streitkräfte, die Dubrovnik belagerten. Man nimmt an, dass etwa 4000 Bosniaken gezwungen wurden, Trebinje zu verlassen.
In dieser Atmosphäre und bei diesem Angriff hatte Glavović keine Chance gegen die Soldaten. Ein junger Mann und sein Bekannte, Srđan Aleksić, wurde Zeuge dieses brutalen Überfalls und beschloss zu intervenieren. Er nahm Glavović in Schutz und sagte zu den Soldaten, sie sollten ihn in Ruhe lassen. Damit widersetzte sich Srđan dem ganzen System, das Gewalt gegen Angehörige anderer Nationalitäten miteinschloss. Diese mutige Tat stachelte die Wut der Angreifer an, die sich daraufhin gegen Srđan wandten. Die Soldaten schlugen erbarmungslos mit Gewehrkolben auf Srđan ein, bis er bewusstlos wurde und ins Koma fiel. Er starb sechs Tage später, am 27. Januar 1993 im Alter von 26 Jahren. Einer von Srđans Mördern ist im Krieg gefallen, während die anderen drei zu je 28 Monaten Gefängnis verurteilt wurden. Alen Glavović lebt heute in Schweden, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Jedes Jahr besucht er Srđans Grab.
Biografie
Srđan Aleksić war bosnisch-herzegowinischer Serbe, geboren am 9. Mai 1966 in Trebinje, am Tag des Sieges über den Faschismus. Seine Mutter war früh verstorben, er wurde von seinem Vater Rade großgezogen, einem Juristen und Basketballtrainer. Srđan war ein großes Nachwuchstalent im Schwimmklub „Leotar“ und Junior-Schwimmmeister in Bosnien-Herzegowina. Er war auch als Laienschauspieler aktiv, wofür er mehrere Preise erhielt, und auch während des Krieges spielte er in der Aufführung von „Ein Kriegsnachtstraum“.
Während des Krieges war er zunächst Angehöriger der Armee der Republika Srpska, bald trat er aber aus der Armee aus. Er war der erste Soldat, der im Winter 1992 vor dem Rathaus in Trebinje demonstrativ sein Gewehr zu Boden warf, entsetzt von dem, was er an der Front in Dubrovnik gesehen hatte. Nach dieser Aktion erregte Srđan immer wieder Aufmerksamkeit in Trebinje damit, dass er bosniakische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Schutz nahm. Die Verteidigung von Alen Glavović bezahlte er mit dem Leben.
Erinnerungsspüren
Für seine Tat, die ein außergewöhnlicher Beitrag auf dem Gebiet der Menschenrechte war, wurde ihm 2007 posthum vom Helsinki-Komitee für Menschenrechte in Bosnien-Herzegowina ein Preis verliehen.
Anlässlich des Tages der Staatlichkeit am 15. Februar 2012 zeichnete der serbische Präsident Boris Tadić Srđan Aleksić posthum mit der Goldmedaille für Tapferkeit „Miloš Obilić“ aus. Seit 2010 verleihen das Helsinki-Parlament der Bürger von Banja Luka, der Unabhängige Journalistenverband der Vojvodina, das Portal Lupiga aus Zagreb, das Institut für Medien in Montenegro und das Friedensnetz aus Bosnien-Herzegowina den regionalen Journalistenpreis namens „Srđan Aleksić“ für eine professionelle und kontinuierliche Berichterstattung über marginalisierte und vulnerable Gruppen in der bosnisch-herzegowinischen Gesellschaft sowie für die Entwicklung eines gesellschaftlich verantwortungsvollen Journalismus.
Es gibt zwei Filme über die Heldentat von Srđan Aleksić: den Dokumentarfilm "Srđo" von Sanja Dragićević (2007) sowie den Spielfilm „Krugovi“ (Kreise) von Srđan Golubović (2013). Heute tragen zahlreiche Straßen und Plätze seinen Namen - in Sarajevo, Belgrad, Niš, Tuzla, Novi Sad, Pančevo, Novi Pazar und Podgorica, nicht jedoch in Trebinje.
Srđan Golubović, Regisseur des Films „Krugovi“ (Kreise):