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Jelena Šantić (1944–2000) | Mapping Memories of Good Will | bpb.de

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Jelena Šantić (1944–2000) Belgrad (Serbien)

Dubravka Stojanović

/ 3 Minuten zu lesen

Die Balletttänzerin Jelena Šantić engagierte sich als Aktivistin und Mitgründerin mehrerer Antikriegsorganisationen. Sie unterstützte zahlreiche Flüchtlinge und setzte sich bis zu ihrem Tod aktiv gegen Gewalt und Diskriminierung ein.

Jelena Šantić (© Superstudio Zagreb und Vedran Klemens)

Ereignis

Die Antikriegsbewegung in Belgrad bildete sich kurz nach dem Beginn der Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Die Balletttänzerin Jelena Šantić war von Anfang an dabei, sie war Gründungsmitglied der ersten Organisationen: des Zentrums für die Antikriegsaktion (15. Juli 1991), des Belgrader Friedensmarathons, der Aktion Kerzen für Dubrovnik und Vukovar anzuzünden (Herbst 1991) und des Belgrader Kreises (Februar 1992). Sie nahm an Antikriegsdemonstrationen teil, organisierte Konzerte und verfasste Petitionen. Bei Kongressen in Europa sprach sie über die Kriege in Jugoslawien, knüpfte Kontakte mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen und band diese in Aktionen vor Ort ein.

Auf Einladung der Aktivistin Vesna Teršelič von der Antikriegskampagne Kroatiens reiste Jelena Šantić im Januar 1993 nach Pakrac (Slawonien), um gemeinsam mit kroatischen Kollegen und Kolleginnen die Bevölkerung von Pakrac zu unterstützen. Die slawonische Stadt war zerstört und eine Trennlinie teilte sie in einen kroatischen und einen serbischen Teil. Nach der kroatischen Militäraktion „Bljesak“ (Blitz) Anfang Mai 1995 wurde der Großteil der serbischen Bevölkerung aus Pakrac vertrieben, und Jelena Šantić organisierte Unterstützung für die Flüchtlinge und juristische Hilfe für gefangen genommene Serben.

Sie wurde mehrmals verhaftet und war zweimal im Gefängnis, wegen der Demonstrationen in Belgrad und wegen Hilfsaktionen in der Umgebung von Vukovar. Nach der kroatischen Militäraktion „Oluja“ (Gewitter) im August 1995 versorgte und unterstützte sie 484 geflüchtete serbische Familien.

Zwecks besserer Organisation gründete sie im Oktober 1995 die Gruppe 484, die gemeinsam mit Friedensaktivistinnen und -aktivisten aus Kroatien zerstörte Gebiete besuchte und Verhandlungen über die Rückkehr der Zivilbevölkerung führte. Solche Aktionen unternahm sie auch nach dem Beginn des bewaffneten Konflikts im Kosovo, besonders während und nach den NATO-Bombenangriffen 1999, dabei arbeitete sie mit albanischen NGOs zusammen.

Obwohl sie schwer erkrankt war, unterstutzte sie die Organisation „Otpor“ (Widerstand), die eine Schlüsselrolle beim Sturz von Slobodan Milošević im Jahr 2000 spielte. Als das albanische Aktivisten-Ehepaar Bitić in Belgrad auf der Straße überfallen und verprügelt worden war, schrieb Jelena Šantić noch am Tag vor ihrem Tod (18. März 2000) einen Protestbrief.

Biografie

Jelena Šantić, geboren 1944, war Balletttänzerin und Antikriegsaktivistin. Nach dem Abschluss der Ballettschule und mehrerer Spezialisierungen in Frankreich wurde sie 1963 Ensemblemitglied des Nationaltheaters in Belgrad. Sie übernahm alle bedeutenden Rollen im klassischen Ballett, bis ihre Tanzkarriere 1986 endete.

Obwohl sie ab 1985 an Krebs erkrankt war, arbeitete sie aktiv weiter. Sie war in der Ballettausbildung tätig, unterrichtete klassisches Ballett, begründete Studiengänge für zeitgenössischen Tanz und wirkte mit bei der Gründung einer höheren Schule und einer Hochschule für Tanz.

Sie nahm an Konferenzen zu Balletttheorie und -geschichte teil, schrieb Aufsätze und Tanzkritiken in verschiedenen Medien. Sie verfasste zwei Monografien über bedeutende Personen des serbischen Balletts: den Tänzer Dušan Trninić und die Tänzerin Maga Magazinović. Sie schrieb außerdem Libretti und entwarf Choreografien für verschiedene Ballettaufführungen sowie für zwei Filme des Regisseurs Goran Marković. Sie starb am 18. März 2000.

Auszeichnungen: Pax Christi der Internationalen katholischen Friedensbewegung

Erinnerungsspüren

Weitere Inhalte

Dubravka Stojanović ist Professorin für Geschichte an der Universität Belgrad. Ihre Forschungsinteressen umfassen Modernisierungs- und Europäisierungsprozesse in Südosteuropa, Ideengeschichte, Demokratisierungsprozesse in Serbien sowie das Verhältnis von Geschichte und Erinnerung. Sie ist auch an der Geschichtsdarstellung in Schulbüchern beteiligt. Stojanović ist Mitglied vieler international renommierter Ausschüsse und Forschungsinstitutionen und wurde mit dem französischen Verdienstorden Chevalier de l'Ordre national du Mérite ausgezeichnet.