Ein grauenvolles Handgemenge mit Bajonett, Kolben und Schleudergranaten, dazu der Tod von ganzen Massen, hingemäht durch die deutschen Maschinengewehre. Aber die Überzahl der vereinigten Feinde war allzu groß und es gelang ihnen, die Deutschen einige Kilometer weit nach Osten zurückzudrängen. Unverzagt leisteten diese mit schier übermenschlicher Anstrengung heldenhaften Widerstand; Tag für Tag ein blutiges Völkerringen mit beiderseits zahllosen Opfern an Leib und Leben. Voll banger Teilnahme sah die Bevölkerung von London und ebenso die vieler französischer Städte die mit Verwundeten überfüllten Eisenbahnzüge, die fortgesetzt einliefen. Man mahnte zur Geduld, denn nur allmählich und nur schrittweise könne ein so starker Feind wie die Deutschen niedergerungen werden. Gleichwohl wünschte man, möglichst bald ein entscheidendes Ergebnis zu erzwingen. Und so wagten die Engländer und Franzosen am 20. Juli den zweiten großen Vorstoß in dieser Riesenschlacht an der Somme. Mehr als 200.000 Mann machten todesmutig einen Sturmlauf ins deutsche Feuer. Vergebens! Unter grauenvollen Verlusten endete der Ansturm der Feinde in einem Meere von Blut.
Gleichwohl hielten die Franzosen und die Engländer, die jetzt endlich rücksichtslos ihre volle Mannschaftskraft einsetzten, an dem verzweifelten Entschlusse fest, durchzubrechen, koste es, was es wolle. […] Und so folgte denn zunächst während der Monate Juli und August ein Hauptsturm auf den anderen mit Aufgebot solch ungeheurer Kräfte, dass die an der Somme kämpfenden beiderseitigen Heere auf 1,5 Millionen Mann geschätzt wurden, und auf beiden Seiten etwa 10.000 Kanonen in Tätigkeit waren. Mit dem festen Entschlusse, standzuhalten oder zu sterben, hielten die wackeren deutschen Truppen in diesem furchtbaren Gehämmer aus, Tag und Nacht, Wochen und Monate lang. Durchzubrechen gelang dem Feinde nicht; sein Geländegewinn war winzig, und fast jeden Schritt vorwärts deckte eine seiner Leichen.
A. Hechelmann (Hg.): Auszug aus Welters Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen. Münster (Coppenrath), 50. Aufl. 1916, S. 500-501)