Großbritannien hat bei der Unterstützung des Westens für die Ukraine nach dem russischen Überfall im Februar dieses Jahres von Anfang an eine tragende Rolle gespielt. In den ersten acht Monaten des Krieges lieferte London Waffen im Wert von rund 2,3 Milliarden britischen Pfund (etwa 2,6 Mrd. Euro), darunter Tausende Panzerabwehr-Waffen, Fahrzeuge, Raketen und Schutzhelme.
Auch politisch stellte sich die britische Regierung ganz klar hinter Kyjiw. Der frühere Premier Boris Johnson besuchte seinen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj in den ersten sechs Monaten des Krieges dreimal, einmal sogar bereits vor dem 24. Februar. Kommentatoren warfen zwar ein, dass dies stark innenpolitisch motiviert gewesen sei: Johnson habe von der Affäre um Lockdown-Partys ablenken wollen, die trotz Corona-Auflagen während seiner Amtszeit in der Downing Street gefeiert wurden. Und die ihn letztlich das Amt kostete.
Doch auch die oppositionelle Labour-Party bekannte sich stets klar zur Unterstützung Kyjiws. Der als moderat geltende Parteichef Keir Starmer hatte bereits vor dem russischen Überfall Großbritanniens Position in der Nato als "unerschütterlich" bezeichnet.
Dass London in dem Konflikt so klar Farbe bekennt, liegt laut Beobachtern unter anderem daran, dass das Land weniger stark als mitteleuropäische Länder von russischen Rohstofflieferungen abhängig ist. Das meiste Erdgas wird aus Norwegen importiert. Unter Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss beschloss die britische Regierung Anfang Oktober, neue Öl- und Gasfelder in der Nordsee zu erschließen, um energieunabhängiger zu werden.
Der Krieg in der Ukraine führte zu einer Annäherung Großbritanniens an den Rest Europas. In den Jahren nach dem Brexit-Referendum hatten es UK-Regierungschefs tunlichst vermieden, an EU-Treffen teilzunehmen. Diesen Oktober nahm die damalige Regierungschefin Liz Truss jedoch am Gründungsgipfel der von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron initiierten Europäischen Politischen Gemeinschaft teil.