Die Europäische Freihandelszone EFTA – Alternative Europäisierungsversuche
Seit 1957 bemühte sich London um die Etablierung einer Freihandelszone, die alle Länder der Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (
Die Entstehung der EFTA war eine Reaktion der geographisch gesehen sogenannten "äußeren Sieben" (Großbritannien, Österreich, Dänemark, Norwegen, Portugal, Schweden und die Schweiz) auf die Integrationspolitik der "Inneren Sechs" auch räumlich eng miteinander verbundenen kontinentaleuropäischen Länder: Frankreich, die Benelux-Staaten, Deutschland und Italien.
Anders als die EG waren die EFTA-Staaten nicht an ökonomischer und politischer Integration, sondern an handelspolitischen Kooperation unter Aufrechterhaltung souveräner außenpolitischer Handlungsfreiheit interessiert. Eine stärkere wirtschaftliche Verflechtung sollte durch zollpolitische Koordination erzielt werden. Die EFTA-Staaten verfolgten damit ein alternatives Modell der wirtschaftlichen Kooperation, das sich stärker an der Politik des
Annäherungsversuche der EFTA-Staaten an die EWG in den Jahren 1960/1961 scheiterten. Erst mit dem
Die Beitrittsgesuche 1961 und 1967 und der de Gaulle-Faktor
In Großbritannien beförderte die Wachstumsdynamik, die die wirtschaftliche Integration in Kontinentaleuropa auslöste, das Interesse an Europa. Parallel dazu machte sich in britischen Regierungskreisen die Sorge breit, dass die "europäische Integration ohne Großbritannien … sich zu einer Integration gegen Großbritannien" auswachsen könnte.
Während Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst den 1940 bereits vorgetragenen Wunsch nach einer Union mit Großbritannien erneuert hatte, bremste es nun die Annäherungsversuche Großbritanniens aus. Die Beziehungen zwischen Frankreich und Großbritannien kühlten während der Präsidentschaft Charles de Gaulles (1959-1969) derart ab, dass auch das zweite Beitrittsgesucht von Labour-Premier Harold Wilson im Jahr 1967 am französischen Veto scheiterte. Im Unterschied zu Macmillan wurde Wilson durch eine komfortable parlamentarische Mehrheit und eine pro-europäische Stimmung innerhalb der Bevölkerung unterstützt. Mehr als zwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren britische Politik und Gesellschaft gleichermaßen davon überzeugt, dass die Modernisierung Großbritanniens und ein dynamischeres Wirtschaftswachstum nur durch eine stärkere Einbindung in das Wirtschaftsgefüge Europas realisierbar seien. Umso enttäuschter zeigte sich die britische Bevölkerung nach der erneuten Demütigung durch Frankreich. Erst unter dem französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou und dem britischen Premierminister Edward Heath wurde Anfang der 1970er Jahre der Weg zur Mitgliedschaft Großbritanniens in der EG frei.
Eine Mitgliedschaft mit Exit-Option von Anfang an
Im Jahr 1969 änderten sich die Vorzeichen für eine EWG-Mitgliedschaft Großbritanniens. In diesem Jahr wurde der französische Präsident Charles de Gaulle von Georges Pompidou abgelöst. Im selben Jahr wurde auch Willy Brandt zum deutschen Bundeskanzler gewählt. Georges Pompidou stand einem möglichen Beitritt Großbritanniens in die EWG deutlich offener gegenüber. Gemeinsam mit Willy Brandt unterstrich Pompidou die politischen und wirtschaftlichen Vorteile einer britischen EWG-Mitgliedschaft. Beide Politiker unterstützten Heath in seinen Bemühungen, Großbritannien stärker in die europäischen Wirtschaftsstrukturen einzubinden. Im Dezember 1969 beschlossen die sechs EWG-Staaten, die Verhandlungen mit Großbritannien erneut aufzunehmen.
Nach wie vor wurde das Thema allerdings höchst kontrovers diskutiert. Der größte Teil der Labour-Abgeordneten lehnte einen EWG-Beitritt ab und auch die konservativen Abgeordneten zeigten sich keineswegs einig. Die Verabschiedung des European Communities Act , der die Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft 1973 ermöglichte, gelang nur mit knapper Mehrheit. Als die britische Parlamentswahl 1974 ohne eindeutiges Ergebnis ausfiel, trat Edward Heath zurück. Bereits ein Jahr später kam es zu einem ersten Referendum über die Frage der Fortsetzung der britischen EWG-Mitgliedschaft. Überraschenderweise und trotz der viel diskutierten Euroskepsis der britischen Bevölkerung fand sich eine Zweidrittelmehrheit für Europa.
Dennoch blieb das Verhältnis Großbritanniens zu Europa ambivalent. Vom Beginn seiner Mitgliedschaft im Jahre 1973 an hat Großbritannien die Integration Europas in erster Linie unter wirtschaftlichen, insbesondere handelspolitischen Gesichtspunkten betrachtet. Die britische Europapolitik orientierte sich großteils an nationalen Interessen. Der Gemeinschaftsgedanke spielte kaum eine Rolle. Die auch weiterhin die britische Politik charakterisierende Kritik an Europa und die grundsätzlich skeptische Haltung wurden in den 1970er-Jahren auch dadurch verstärkt, dass das mit dem Beitritt erhoffte Wirtschaftswachstum ausblieb. Der britische EWG-Beitritt fiel in die Phase einer lang andauernden Rezession, in der auch Europa nicht viel mehr Wachstum ermöglichte und die Integrationspolitik ins Stocken geriet.
Seit seinem Beitritt zur EWG hat sich Großbritannien insgesamt gesehen als zuverlässiger und pragmatischer Partner erwiesen. Nach Beilegung der Auseinandersetzungen über die Reform der Agrar- und Finanzpolitik Anfang der 1980er-Jahre unterstützte die britische Regierung die Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes (