Man kann Intermediäre in zwei Gruppen einteilen: Auf der einen Seite die direkten Dienstleister, also Künstler-Agenturen, Management-Firmen, Lektoren und Übersetzer; auf der anderen Seite diejenigen, denen der Urheber Nutzungsrechte überlässt, die von den Intermediären dann vermarktet werden, also klassischerweise den Verlagen (Musikverlage, Buchverlage, Filmproduktionsfirmen). Diese wiederum beauftragen Druckereien, CD-Presswerke; verbreiten die Werke über Filmverleiher oder Großhändler. Als letztes Glied liefern Kinos, Buchhändler, Radiostationen und Online-Händler die Werke direkt an die Zuschauer, Leser und Hörer aus. Die Urheber werden an der Vermarktung ihrer Werke in unterschiedlichem Umfang beteiligt.
Wer macht was
Intermediäre übernehmen Aufgaben, die ein Autor oder eine Musikerin nicht leisten kann oder nicht leisten möchte, weil sie sonst weniger Zeit dafür hätten, ihrer kreativen Arbeit nachzugehen. Auch Verwertungsgesellschaften gehören zu den Intermediären, sind aber zugleich auch so etwas wie Künstler-Gewerkschaften, also Interessenvertretungen. Welche Dienstleister und Intermediäre welche Aufgaben übernehmen, ist von Branche zu Branche unterschiedlich.
Der klassische – analoge – Weg bei der Literatur verläuft zum Beispiel folgendermaßen: Viele Autoren lassen sich von einem Agenten vertreten, der sie in einem Verlag unterbringt und über die Verträge verhandelt. Der Verlag übernimmt dann in der Regel die Aufgabe, den Text zu lektorieren und zu redigieren, um ihn druckfertig zu machen. Danach geht der Text ins Layout und ein Grafiker gestaltet den Umschlag. In der Druckerei wird das Buch dann gedruckt und gebunden. Die gedruckten Bücher werden dann an die Buchhandlungen ausgeliefert. Das geschieht über Großhändler, die ein Netzwerk von Lagern aufgebaut haben, so dass jedes Buch in Deutschland innerhalb eines Arbeitstages an die Buchhandlungen geliefert werden kann. Werbung gehört ebenfalls zu den Aufgaben des Verlages: Er verschickt die Rezensionsexemplare an Literaturkritiker, schaltet Werbung in den entsprechenden Medien, macht mit den großen Buchhandlungen aus, dass das Buch möglichst gut präsentiert wird und vieles mehr. All das kostet Geld und braucht Zeit und qualifizierte Arbeitskräfte.
Das Internet als disruptive Technologie
Auftritt: das Internet. Mit dem Internet wurde und wird alles anders. Wissenschaftler nennen so etwas eine „disruptive Technologie“, denn durch das Internet und die Digitalisierung werden die Strukturen, die sich für Kulturproduktion seit Jahrzehnten etabliert haben, aus den Angeln gehoben. Je nach Branche auf unterschiedliche Weise:
Die Rolle der klassischen Vermittler ändert sich: Urheber könnten direkt mit ihren Kunden (Lesern, Fans) kommunizieren – und Geschäfte machen. Zugleich entstehen neue Plattformen als Vermittler.
Durch digitale Produktion sinken die Kosten, zum Beispiel kann theoretisch jeder einen Film machen.
Neue Modelle wie Print-on-demand bei Büchern entstehen. Die Lagerkosten sinken, man kann auf konkrete Bestellungen hin produzieren.
Beim Verkauf von unkörperlichen Produkten (also Dateien wie MP3, Epub oder Avi-Videodateien) gibt es keine Lagerkosten für physische Datenträger mehr.
Vergessen darf man auch nicht, dass Nutzer durch das Internet kulturelle Güter anders konsumieren. Sie erwarten inzwischen, dass Werke jederzeit und überall verfügbar sind. Wenn die Tauschbörsen es können, wieso dann nicht kommerzielle Angebote? Seit sich zum Beispiel die Musikindustrie darauf eingestellt hat und Streamingdienste wie Spotify anbietet, steigen dort wieder die Umsätze und illegales Filesharing geht zurück.