Fakten
Der Vergleich der Importe und Exporte von Büchern, Zeitungen und Periodika, Musik, audiovisuellen Medien und bildender Kunst zwischen den verschiedenen Weltregionen zeigt drastische – und überraschende – Unterschiede.
Insgesamt ist der Weltkulturhandel stark auf wenige Länder und Regionen mit eher hohen Einkommen konzentriert: Größter Exporteur mit 8,5 Milliarden US-Dollar 2002 war Großbritannien, gefolgt von den USA mit 7,6 Milliarden und China mit 5,2 Milliarden. Zusammen bestritten allein diese drei Länder rund 35% des weltweiten Kulturexports. Größter Importeur 2002 waren die USA mit 15,3 Milliarden US-Dollar, doppelt soviel wie beim zweitgrößten Importeur Großbritannien (7,8 Milliarden), gefolgt von Deutschland an dritter Stelle mit 4,1 Milliarden US-Dollar.
82% des Exports und fast 89% des Imports von Kulturgütern geht von Ländern mit hohen Durchschnittseinkommen aus, was sich auch im Regionalvergleich zeigt: Größter Akteur und zugleich Netto-Gewinner sind hier die 15 "kerneuropäischen" Länder Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden und Großbritannien. 52% aller Exporte und 41% aller Importe entfielen 2002 zusammen auf sie, wobei sie einen Nettoüberschuss von rund 2,5 Milliarden US-Dollar erwirtschafteten, davon rund 1,9 Milliarden in den in der Grafik dargestellten fünf Kategorien Bücher, Zeitungen, Musik, Kunst und AV-Medien.
Asien, der zweitgrößte Exporteur mit 21% Weltexportanteil 2002, verzeichnet ebenfalls eine positive Handelsbilanz von 2,2 Milliarden US-Dollar, vor allem Dank der hohen Überschüsse von 3,6 Milliarden bei audiovisuellen Medien (Filme, Computerspiele) und 2,7 Milliarden bei bildender Kunst.
Nordamerika ist – entgegen allgemeiner Erwartungen – der größte Netto-Importeur: 9,9 Milliarden US-Dollar an Kulturgütern wurden mehr importiert als exportiert, gerade bei AV-Medien (minus 4 Milliarden) und bildender Kunst (minus 4,6 Milliarden). Hier gibt es einen klaren Fluss von Gütern aus Asien nach Nordamerika, wobei der Import US-amerikanischer Kulturgüter nach Kanada natürlich ebenfalls die Gesamtsumme der Importe für Nordamerika steigen lässt. Als Exporteur kann Nordamerika nur bei der Musik glänzen, mit einem Gesamtexport von 3,4 Milliarden US-Dollar und einem Export-Überschuss von 894 Millionen.
Auch Afrika, Lateinamerika, Resteuropa und Ozeanien zählen zu den Netto-Verlierern und haben deutlich geringere Handelsvolumen – die Exporte in den fünf hier dargestellten Kategorien reichen von 3 Milliarden US-Dollar bei Resteuropa bis gerade einmal 169 Millionen aus Afrika. Mit Ausnahme der bildenden Künste (57 Millionen US-Dollar Handelsüberschuss) hat Afrika in allen Kategorien mehr importiert als exportiert. Ähnlich verhält es sich mit Lateinamerika: Nur bei audiovisuellen Medien konnte ein Plus von 587 Millionen US-Dollar verbucht werden. In Ozeanien gibt es von den dargestellten Kategorien keine einzige, in der mehr Exporte als Importe gemessen werden konnten.
Datenquelle
Unesco Institute for Statistics (UIS): International Flows of selected cultural goods and services 1994-2003, S. 66, Annex I, Tabelle II-4. Stand: 2005. Auf: Externer Link: www.uis.unesco.org
Begriffe, methodische Anmerkungen und Lesehilfen
Die UNESCO-Studie unterscheidet zwischen kulturellen "Kerngütern" (etwa eine CD mit Musik) und "verwandten Gütern", also Gütern und Dienstleistungen, die bei der Produktion von "Kerngütern" eingesetzt werden (etwa eine Leer-CD oder Werbung für ein Produkt). Die Grafik stellt eine Auswahl von fünf der sieben von der UNESCO erfassten Kerngüter dar:
Musik (im Original: "recorded media"): Tondatenträger mit kulturellen Inhalten darauf wie Schallplatten, Magnetbänder oder CDs.
Bücher (im Original: "books"): gedruckte Bücher, Broschüren, auch Kinderbücher.
Bildende Kunst (im Original: "visual arts"): Gemälde, aber auch andere visuelle Kunstwerke wie Lithographien, Drucke, Bildhauerei.
Audiovisuelle Medien (im Original: "audiovisual media"): Videospiele, Fotografien, Filme
Zeitungen und Periodika (im Original "newspapers and periodicals").
Nicht aufgenommen wurden die Kategorien "Kulturerbe" ("heritage goods"), sprich Antiquitäten und Sammlerstücke, sowie "sonstige Druckwerke" ("other printed matter"), also Landkarten, Postkarten, gedruckte Noten, Plakate und Kunstdrucke. Die Daten beruhen auf der Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen, die zum Zeitpunkt der Studie etwa 160 Nationen und damit über 90% des Welthandels erfasst.
Die Weltregionen setzen sich wie folgt zusammen (Stand 2003):
Nordamerika: Bermuda, Kanada, Grönland, Saint Pierre und Miquelon, Vereinigte Staaten von Amerika
Lateinamerika: Lateinamerikanische Länder plus Karibik
Europa 15: Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien und Nordirland, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden
Afrika: alle Länder auf dem afrikanischen Kontinent, samt Madagaskar
Resteuropa: Åland, Albanien, Andorra, Bosnien und Herzegovina, Bulgaren, Kanalinseln, Kroatien, Estland, Faeroer-Inseln, Gibraltar, Ungarn, Island, Vatikanstadt, Isle of Man, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Malta, Norwegen, Polen, Moldawien, Rumänien, Russland, San Marino, Serbien und Montenegro, Slowakei, Slovenien, Spitzbergen, Tschechien, Weißrussland, Zypern, Schweiz, Republik Mazedonien, Ukraine
Ozeanien: Australien, Amerikanisch-Samoa, Cook-Inseln, Fidschi, Französisch-Polynesien, Guam, Kiribati, Marshall-Inseln, Mikronesien, Nauru, Neukaledonien, Neuseeland, Niue, Norfolkinsel, Nördliche Marianen, Palau, Papua-Neuguinea, Pitcairn, Samoa, Salomon-Inseln, Tokelau, Tonga, Tuvalu, Vanuatu, Wallis und Futuna
Asien: China, Hong Kong, Macau, Taiwan, Demokratische Volksrepublik Korea, Republik Korea, Japan, Mongolei, Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Indien, Iran, Kazachstan, Kirgisistan, Malediven, Nepal, Pakistan, Sri Lanka, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Brunei, Kambodscha, Indonesien, Lao, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Timor, Vietnam, Armenien, Aserbaidschan, Bahrain, Georgien, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libanon, Palästinensische Autonomiegebiete, Oman, Qatar, Saudi-Arabien, Syrien, Türkei, Vereinigte Arabische Emirate, Yemen