Martin Kirchner war mehr oder weniger eine Fußnote der deutsch-deutschen Vereinigungsgeschichte. Am 12. März 1990, sechs Tage vor der ersten freien Volkskammerwahl in der DDR, veröffentliche das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ eine umfangreiche Enthüllungsstory über den Spitzenkandidaten des Demokratischen Aufbruchs Wolfgang Schnur. Der hochangesehene Rechtsanwalt hatte über Jahrzehnte heimlich für die DDR-Staatssicherheit gearbeitet und dafür Geld kassiert. Die Enthüllung beendete die kurze und steile Karriere Schnurs und stürzte seine Partei in die politische Bedeutungslosigkeit. Erst am Ende des Artikels hatten die „Spiegel“-Redakteure auch Martin Kirchner, den Generalsekretär der Ost-CDU, ins Visier genommen und ihm ebenfalls Stasi-Verbindungen vorgeworfen. Seine CDU gehörte wie der Demokratische Aufbruch dem konservativen Wahlbündnis „Allianz für Deutschland“ an, das von der West-CDU überaus stark unterstützt wurde. Der CDU-Spitzenkandidat für den Bezirk Erfurt soll, so hieß es in dem Magazin, von Stasi-Überläufern beim bundesdeutschen Verfassungsschutz „massiv belastet“ worden sein. Kirchner sei eine „Top-Quelle“ der DDR-Staatssicherheit gewesen.
Belege für die schwerwiegenden Anschuldigungen präsentierte das Nachrichtenmagazin nicht. Es gab weder eine Akte noch eine Karteikarte, nicht einmal eine Registriernummer. Das Magazin berief sich lediglich auf einen Kölner Verfassungsschützer, der von einem ehemaligen Stasi-Mann wisse, dass Kirchner im Jahr 1971 angeworben und unter einem Decknamen geführt worden sei. Weitere Indizien veröffentlichte „Der Spiegel“ seinerzeit nicht. Obwohl das Wissen aus zweiter Hand stammte, es keine Belege gab und auch eine Desinformationskampagne nicht auszuschließen war, waren sich die Hamburger Redakteure in der Sache offensichtlich ziemlich sicher. Zumindest gingen sie mit der Veröffentlichung wenige Tage vor der entscheidenden Wahl in der DDR das Risiko ein, nicht nur eine Falschmeldung zu verbreiten, sondern womöglich auch einen unbescholtenen Kandidaten zu diskreditieren. Nachprüfen ließen sich die Vorwürfe jedenfalls nicht. Denn alle MfS-Akten waren erst wenige Wochen zuvor von Bürgerrechtlern gesichert und versperrt worden. Eine gesetzliche Grundlage für eine Akteneinsicht gab es noch nicht. Kirchner hatte im März 1990 keine Chance, seine Unschuld zu beweisen. Der Fall musste also in der Schwebe bleiben.
Der Vorgang war kein Einzelfall. Während des Zusammenbruchs der DDR wurde eine Vielzahl von MfS-Verdächtigungen gegen Neu-Politiker verschiedenster Parteien erhoben. Betroffen waren neben Kirchner und Schnur auch SPD-Chef Manfred „Ibrahim“ Böhme und CDU-Chef Lothar de Maizière. Zumeist kamen die Hinweise von Insidern. Die Motive waren wohl unterschiedlich. Möglicherweise ging es den ehemaligen MfS-Offizieren darum, „den historischen Prozess durch Beseitigung einzelner Führungsfiguren aufzuhalten“. Vielleicht ging es auch um Honorare oder um Rache an ihren aus dem Ruder gelaufenen einstigen Schützlingen. Beweise für eine MfS-Vergangenheit der Beschuldigten lagen allerdings selten vor. Die Enthüllungen lösten jedoch ebenso starke Emotionen wie auch Diskussionen in der Öffentlichkeit aus.
Nach den öffentlichen Anschuldigungen tauchte Kirchner zunächst ab. Auf eine „Spiegel“-Anfrage wollte er nicht reagieren. Erst lag der 40-Jährige mit Grippe im Bett, später wies er die Vorwürfe pauschal als falsch zurück. Es sei für ihn offensichtlich, dass so kurz vor dem Wahlsonntag nach dem Demokratischen Aufbruch nun auch die CDU ins Zwielicht gerückt werden solle.
Wer wusste wann was?
Zwei Jahre später behauptete „Der Spiegel“, führende Politiker in Bonn und Ost-Berlin hätten bereits Wochen vor der „Spiegel“-Enthüllung über Kirchners MfS-Vergangenheit Bescheid gewusst und sich „in einer Koalition des Schweigens“ zusammengefunden. Die „Fassade aus Heuchelei und Vergessenwollen“ habe nur gehalten, weil auch Westpolitiker aus politischen Gründen stillgehalten hätten. Die West-CDU-Führung habe bereits Anfang Februar 1990 „über deutliche Indizien“ verfügt, dass die politischen Partner in der DDR „in starkem Maße belastet waren“. Trotzdem habe Bundeskanzler Helmut Kohl „in voller Kenntnis des Risikos“ auf sie gesetzt. Auch im Westen habe „Ruhe als erste Beamten- und Politikerpflicht“ gegolten. Kohl sei, als hätte er die Hinweise seiner Nachrichtendienste überhört, weiter mit belasteten CDU-Politikern in den Volkskammer-Wahlkampf gezogen.
Was geschah also in Ost-Berlin und Bonn, aber auch in Wiesbaden im Winter 1990? Wer wusste wann was? Und wie wurden die vorliegenden Informationen bewertet? Wie stichhaltig waren die Geheimdienstberichte eigentlich? Gab es tatsächlich politische Absprachen, damit die Vergangenheit Kirchners nicht vor der Wahl an die Öffentlichkeit drang? Antworten auf einige dieser Fragen geben freigegebene Informationen des Bundesnachrichtendienstes und des hessischen Verfassungsschutzes. Sie dokumentieren teilweise die Arbeit der westlichen Nachrichtendienste und ihre Erkenntnisse. Dagegen hält das Bundesamt für Verfassungsschutz seine Akten weiter verschlossen, da Kirchner noch lebt.
Martin Kirchner hat sich nach seiner Zeit als Ost-CDU-Generalsekretär aus der Öffentlichkeit vollständig zurückgezogen. Interviews gibt er nur überaus selten. Nicht nur er hält sich bedeckt. Auch die damals Handelnden und einstige Weggefährten übergehen in ihren Lebenserinnerungen die Affäre. Bereits 1991 stellte der ehemalige LDPD-Vorsitzende Manfred Gerlach fest, dass sich von den Beteiligten keiner mehr an Kirchner und seine Rolle erinnern wolle. Tatsächlich geht Kirchners langjähriger Dienstherr, der Thüringer Landesbischof Werner Leich, in seinen Memoiren auf das Wirken seines Stellvertreters und den Fall überhaupt nicht ein. In den Erinnerungen von Kirchners darauffolgendem Chef, dem Ost-CDU-Vorsitzenden Lothar de Maizière, wird der Name des Generalsekretärs nicht einmal erwähnt. Auch in den Erinnerungen von Kohl spielt die MfS-Vergangenheit von Kirchner keine explizite Rolle.
Der einstige hessische CDU-Generalsekretär Franz Josef Jung, der seit November 1989 mit Kirchner eng politisch zusammengearbeitet hatte, kommt in seinen Erinnerungen um eine Erwähnung allerdings nicht umhin. Die Enttarnung Kirchners sei für ihn, so Jung, eine „herbe persönliche Enttäuschung“ gewesen. Es sei für ihn „unbegreiflich“, weshalb sich Kirchner auf die „Stasi-Kontakte“ eingelassen habe. Kirchner habe einmal gesagt: „Wir alle in der DDR sind Täter und Opfer zugleich.“ Auch der ehemalige hessische CDU-Landeschef und Ministerpräsident Walter Wallmann erinnerte sich an diese Aussage. Mit diesem relativierenden Zitat lassen sowohl Jung als auch Wallmann in ihren Memoiren den Fall in der Schwebe. Sie schreiben auch nichts darüber, seit wann sie von den Vorwürfen gewusst und ob sie mit Kirchner darüber gesprochen haben. Auf die hessischen Querelen um die Stasi-Vergangenheit ihres einstigen Schützlings gehen sie nicht ein.
Zumindest für Wallmann muss die Enthüllung nicht nur eine Überraschung, sondern vor allem eine „bittere Enttäuschung“ gewesen sein: „Mir kam nicht einmal im Ansatz der Gedanke, dass der Oberkirchenrat auch Stasi-Mitarbeiter gewesen sein könnte.“ Und weiter: „Keiner von uns hat über das Ausmaß der Verstrickungen von Menschen in Ost und West in den Machtapparat der Stasi eine Vorstellung gehabt. Manche aus der DDR waren nach der Wende für einige Zeit unsere Weggefährten. Wir empfanden Freundschaft und Vertrauen zu ihnen, die dann bitter enttäuscht wurden.“
Schäuble: „Ein ungutes Gefühl“
Lediglich der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble geht zumindest ein wenig auf den Fall ein. Als einst Verantwortlicher für den Verfassungsschutz gibt er sich im Rückblick allerdings desinteressiert an den Geheimdienstgeschichten. Er bezeichnet die Informanten aus der DDR, die sich im Winter 1990 dem Verfassungsschutz angeboten hatten, als „angebliche oder tatsächliche Überläufer“. Ihre Meldungen seien „immer vage“ geblieben, hätten aber „doch für eine gewisse Unruhe“ gesorgt. Über eigene Aufklärungsversuche oder gar Konsequenzen berichtet Schäuble nichts. Über Kirchner schreibt er lediglich, dass dieser Ambitionen auf den Ost-CDU-Vorsitz gehabt und nichts dagegen gehabt habe, als Alternative zu de Maizière gehandelt zu werden. „Ich habe meine Freunde, so Rudolf Seiters und Volker Rühe, davor gewarnt, sich allzu sehr mit ihm einzulassen, weil ich nicht nur wegen der Überläuferberichte ein ungutes Gefühl hatte.“ Und Schäuble weiter in seinen Erinnerungen: „Auch Helmut Kohl ging, nachdem er Kirchner einmal empfangen hatte, auf Distanz zu ihm und bewies einmal mehr seine spontane Menschenkenntnis, als er nach der Begegnung sagte: ‚Das ist kein Parteivorsitzender, er hat nicht das Zeug dazu.‘“
Der Einschätzung Schäubles und Kohls stehen Berichte gegenüber, die Kirchner als „scharfen Analytiker und guten Redner“ charakterisieren. Der relativ junge Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen sei kein „typischer Kirchenfunktionär“, sondern eine „dynamische Persönlichkeit“ gewesen, so der hessische CDU-Generalsekretär Jung. Und „Der Spiegel“ kolportierte, dass der Kanzler Kirchner wegen dessen Effizienz und Verwaltungserfahrung „sehr“ schätze.
Als Leiter der Rechtsabteilung war Kirchner bis in den Spätherbst 1989 Stellvertreter des Thüringer Landesbischofs Leich. Er hatte somit, so schrieb „Der Spiegel“, „tiefen Einblick in die Interna der Gegenmacht des SED-Staates“. Tatsächlich diente Kirchner zwei Herren: Der Eisenacher Oberkirchenrat war für die Staatssicherheit überaus wichtig. Denn Kirchner, Jurist wie Schnur, hatte nicht nur Einblick in innerkirchliche Vorgänge in Thüringen, sondern war innerhalb der evangelischen Kirchen der DDR sehr gut vernetzt. Laut Recherchen des Thüringer Theologen Ehrhart Neubert (der im November 2024 verstarb) war Kirchner von der Staatssicherheit gezielt in die Kirche und die Ost-CDU eingeschleust worden. Das MfS habe großes Interesse daran gehabt, sogenannte progressive Kräfte in der Kirche, die zur Zusammenarbeit mit dem SED-Staat bereit waren, zu fördern. Bei Kirchner sei es früh losgegangen. Bereits 1970 wurde er als IM „Küster" geführt, rekonstruierte ein weiterer Thüringer Pfarrer, Walter Schilling. Kirchners Decknamen hätten während seiner zwanzigjährigen Tätigkeit immer wieder gewechselt: „Körner“, „Franke“ und zuletzt „Hesselbarth“. 1989 habe Kirchner eine lange und äußert produktive MfS-Karriere hinter sich gehabt. In den MfS-Archiven befindet sich eine Karteikarte mit dem Beleg, dass Kirchners vernichtete Arbeitsakte 30 Berichtsbände, das heißt etwa 9.000 Blatt, umfasst haben soll.
Als Oberkirchenrat habe Kirchner der Staatssicherheit „in großem Umfang offizielle wie vertrauliche Materialien“ geliefert. Unter den Dokumenten sollen unter anderem Ergebnisprotokolle und wichtige Hintergrundinformationen über die Sitzungen des Landeskirchenrats gewesen sein. „Das MfS“, so der Thüringer Pfarrer, „war glänzend informiert.“ Aber: „Ob es die Informationen immer richtig deutete, muss jeweils an Einzelfällen geprüft werden.“
Zeitgenossen erkennen in den erhaltenen MfS-Berichten von Kirchner dessen „lässig-sarkastische Sprache“. Allerdings verweisen einige Beobachter darauf, dass sich Kirchner für Ausreisewillige eingesetzt habe. Das MfS war mit Kirchners Leistung jedenfalls sehr zufrieden. In den Operativgeldabrechnungen wurde ein Beleg gefunden, dass Kirchner allein 1988 12.000 Mark als Zubrot von der Staatssicherheit erhalten hat. Für Neubert stellt Kirchner schlicht „den Prototyp eines Verräters dar“.
Der tatsächliche Einfluss von Inoffiziellen Mitarbeitern wie Martin Kirchner auf Entscheidungen des Thüringer Landeskirchenrates ist bisher nicht systematisch und tiefgreifend untersucht worden. Das liegt einerseits daran, dass Kirchners umfangreiche Akte vernichtet wurde. Lediglich in anderen Akten finden sich seine Berichte und Informationen. Andererseits hat auch die Kirche einen Bogen um das Thema gemacht. Da Kirchner zur Zeit der MfS-Überprüfungen nicht mehr im Dienst der Kirche stand, wurde er in einem innerkirchlichen Verfahren weder überprüft noch befragt. Dafür habe es keine Rechtsgrundlage gegeben.
Auftritt als CDU-Erneuerer
Im Herbst 1989 war Kirchner erstmals einer breiten Öffentlichkeit in Ost und West bekannt geworden. Der vollbärtige Mann mit der markanten roten Brille gehörte zu den vier Unterzeichnern des „Briefes aus Weimar“, in dem eine Erneuerung der Ost-CDU gefordert wurde. Von nun an gehörte Kirchner zu den prominenten Reformern innerhalb der Blockpartei. „Er trat im Herbst 1989“, so Neubert, „mit einem dezidierten Antikommunismus hervor, den er ebenso radikal vertrat, wie er vorher seine christlichen Freunde bekämpft hatte“. Möglicherweise sei dieser Übereifer Kirchners Art gewesen, den Zusammenbruch des kommunistischen Systems, dessen Teil er war, zu verarbeiten. Nachdem er sich als Reformer profiliert hatte, stand seinem politischen Aufstieg nichts mehr im Wege. Kirchner hatte der Machthunger gepackt.
Mit dem politischen Engagement und dem Ende der Staatssicherheit endete Kirchners MfS-Karriere. Um die Weihnachtszeit 1989 wurde er als Inoffizieller Mitarbeiter von seinem Führungsoffizier verabschiedet. Kirchner erhielt die letzte Weisung, sich aus der großen Politik herauszuhalten. Doch daran hielt sich der Diplomjurist nicht. Trotz seiner dunklen Vergangenheit wagte er sich gezielt in die erste politische Reihe vor – fort von Eisenach, nach Berlin. Mitte Dezember 1989 ließ sich der CDU-Mann zum Generalsekretär der einstigen Blockpartei wählen. Nun trimmte er die Union auf West-Kurs: Die Ost-CDU sagte sich endgültig vom Sozialismus los, bekannte sich zur Wiedervereinigung und zur sozialen Marktwirtschaft. Gleichzeitig knüpfte Kirchner enge Kontakte ins benachbarte Hessen zur dortigen CDU. Seit dem „Brief aus Weimar“ galt Kirchner dort als vertrauenswürdiger Reformer und Ansprechpartner. Ministerpräsident Wallmann und Generalsekretär Jung besuchten den Polit-Neuling privat in Eisenach.
Noch im Dezember schauten sich die bundesdeutschen Sicherheitsbehörden die neue CDU-Führung in der DDR genauer an. Die Erkenntnisse über Kirchner waren allerdings überschaubar und beschränken sich lediglich auf biografische Informationen. Eine Einschätzung über Kirchners politischen Kurs oder gar Hinweise auf einen geheimdienstlichen Hintergrund gab es nicht. Auch die bundesdeutsche Presse interessierte sich für den neuen CDU-Spitzenmann. Sie lobte ihn als „Mann der Opposition“. Kirchner habe „Ehrgeiz und Karrierebewusstsein“. Er gelte als „scharfer Analytiker und Kritiker, der selten ein Blatt vor den Mund“ nehme. Und er wolle aus christlicher Verantwortung Politiker sein.
Karriereziel Ministerpräsident?
Kirchner hatte inzwischen große Pläne. Der Posten des Generalsekretärs sollte nur eine Zwischenstation sein. Als er zum Jahresende 1989 seinen Job im Eisenacher Landeskirchenamt quittierte und hauptberuflich zur CDU zurückkehrte, wo er bereits bis 1975 tätig war, kündigte er an: „Ich komme nach Eisenach zurück als Ministerpräsident von Thüringen.“ Kirchner war tatsächlich auf dem besten Wege nach oben: Beim Landesparteitag der hessischen CDU stahl der Gast aus dem Osten dem Landesvater die Schau und wurde „enthusiastischer als Wallmann selbst bejubelt“. Im Februar 1990 wurde Kirchner bei der legendären Fernseh-Karnevalssitzung „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ als einziger anwesender DDR-Bürger namentlich begrüßt.
25 vernichtete Aktenordner, aber Zeugen aus dem MfS
Während Kirchner die Karriereleiter bestieg, tat sein einstiger Führungsoffizier einen letzten Dienst für seinen einst besten Mann: Er vernichtete Kirchners Stasi-Akte. Der MfS-Mann berichtete später, dass er etwa 25 Ordner voller Dokumente, darunter die Verpflichtungserklärung, eigenhändig zerrissen habe. Die Fetzen seien zu Papierbrei verarbeitet worden. Tatsächlich sind die Akten nicht mehr auffindbar. Nach Angaben des einstigen Führungsoffiziers traf er sich mit Kirchner Ende Januar 1990 nochmals in Berlin. Spätestens bei diesem Treffen dürfte er seinem Schützling versichert haben, dass alle belastenden Spuren beseitigt seien. Offenbar vertraute Kirchner seinem einstigen Führungsoffizier, dass nichts von seiner geheimen Tätigkeit an die Öffentlichkeit dringen würde. Denn nur so, so ein Kirchenhistoriker, „lässt sich auch die erstaunliche Kaltblütigkeit erklären, mit der bisher unentdeckte Kollaborateure des alten Regimes unter den neuen Verhältnissen reüssieren anstatt unauffällig ins zweite Glied zurückzutreten“.
Allerdings hatten Kirchner und sein letzter Führungsoffizier die Rechnung ohne einen früheren, langjährigen Führungsoffizier gemacht, der seinen Dienst bei der Staatssicherheit bereits vor einem Jahr quittiert hatte. Während Kirchner an seiner politischen Karriere arbeitete, meldete sich der ehemalige MfS-Mitarbeiter aus Thüringen beim ZDF in Mainz. Der einstige Offizier wollte sich nicht mehr an sein Schweigegelübde, seine Offiziersehre und seine Treuepflicht halten. Eine Berufsehre von MfS-Mitarbeitern als eingeschworenen Tschekisten, die ihre Quellen getreulich schützen, schien für ihn nicht mehr zu existieren. Er war kein Einzelfall: Auf Überläufer musste die bundesdeutsche Spionageabwehr nach dem Mauerfall nicht lange warten. Einstige MfS-Mitarbeitende machten sich über die offene DDR-Grenze in das Land des Klassenfeindes auf, um ihre Dienste oder zumindest ihr Wissen den Sicherheitsbehörden der Bundesrepublik anzubieten. In diesen Wochen boten mindestens 48 MfS-Mitarbeiter freiwillig wertvolle Informationen an. Sie waren willkommene und ergiebige Quellen.
Manche berichteten ohne oder nur für eine geringe Gegenleistung. Auch der Mann, der sich beim ZDF meldete, bot den Journalisten „Informationen“ an. „Da der Sender“, so „Der Spiegel“ süffisant, „dergleichen offenbar nur selten verwertet, vermittelte er den Mann an den Verfassungsschutz, der ihn als ‚MfS-Offizier‘ und als ‚hochrangig“ einstufte“. Ende Januar 1990 trafen sich zwei bundesdeutsche Verfassungsschützer mit dem ehemaligen Major der DDR-Staatssicherheit aus Gera in einem Hotel bei Fulda. Der Mann aus dem Osten, dem die Verfassungsschützer den Decknamen „Renault“ verpassten, hatte bereits 1988 das MfS aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Nun leitete Heinz Bergner in Tabarz im Thüringer Wald ein FDGB-Ferienheim. Der „Selbstanbieter“, der jahrelang in der MfS-Kirchenabteilung gearbeitet hatte, brachte quasi als Morgengabe eine Liste mit 23 Namen von angeblichen MfS-Spitzeln mit. Der Ex-Major verriet den Verfassungsschützern, dass drei wichtige Ost-Politiker über viele Jahre für das MfS gespitzelt hätten: Martin Kirchner, Lothar de Maizière und Wolfgang Schnur. Alle drei waren wichtige Politiker in dem konservativen Wahlbündnis „Allianz für Deutschland“, das gerade in den Volkskammer-Wahlkampf startete.
Kirchner, so der Ex-MfS-Mann, habe er persönlich bis 1988 geführt. Der Überläufer gab an, dass Kirchner zunächst unter dem Decknamen „Franz Körner“ und später als „Franke“ für das MfS gearbeitet habe. Der Oberkirchenrat sei mit „Leib und Seele“ IM gewesen. Er habe „100prozentig ohne Wenn und Aber für das MfS gearbeitet“. Die Motive für die geheime Mitarbeit seien Überzeugung, Geltungssucht und krankhafter Ehrgeiz gewesen. Kirchner habe von der Staatssicherheit zuletzt 1.000 Mark monatlich erhalten. Er habe sich über Orden und Medaillen gefreut. „Selbstanbieter“ Bergner gab an, dass Kirchner der „wertvollste Mann“ innerhalb der evangelischen Kirche in Thüringen gewesen sei. Es sei nicht auszuschließen, dass Kirchner zwischenzeitlich an den KGB übergeben worden sei und von diesem geführt werde. Nach Überzeugung Bergners dränge Kirchner „auftragsgemäß“ an die CDU-Spitze, um den Reformprozess eines Tages zu kippen oder um möglicherweise auch die CDU zu spalten. Da Kirchner sich seinerzeit offiziell mit seinem Führungsoffizier im Landeskirchenamt getroffen habe, könne der CDU-Mann nun die einstigen Gespräche als offiziell zugeben und für seine damalige Funktion unausweichlich nennen. Der Verfassungsschutz zahlte für diese und andere Informationen an Bergner 2.400 West-Mark. Dazu kamen noch Auslagen in Höhe von 529 Mark.
Verfassungsschutz-Briefing für Hessens Innenminister
Am 29. Januar 1990 informierte der Verfassungsschutz den hessischen Innenminister Gottfried Milde, dass der Ex-MfS-Mann Kirchner als inoffiziellen MfS-Mitarbeiter genannt habe und dieser Hinweis „ernst zu nehmen“ sei. Die Information, so „Der Spiegel“ später, sei von Milde sofort an Ministerpräsident Wallmann und Generalsekretär Jung weitergereicht worden. Jung habe sich dann beim Verfassungsschutzchef rückversichert und anschließend Kirchner mit dem Verdacht konfrontiert. Der habe aber „erwartungsgemäß“ dementiert. Der Verfassungsschutz sei allerdings skeptisch geblieben. Er wollte den Fall mit eigenen Mitteln überprüfen. Doch das Innenministerium habe abgeblockt. Die Begründung, so „Der Spiegel“: „Es sei nicht Angelegenheit von Verfassungsschützern aus dem Westen, mögliche nachrichtendienstliche Tätigkeiten von DDR-Bürgern in deren Land abzuklären." So lösten die Hinweise keine weiteren Ermittlungen, Recherchen oder Nachforschungen aus.
Die Geheimdienstler ließen ihren neuen Kontakt Richtung Osten nicht abreißen. Kirchner blieb weiter ein Thema bei den Treffen der Verfassungsschützer mit ihrem Informanten aus der DDR. Bei einer weiteren Begegnung Anfang Februar brachte Bergner dem Verfassungsschutz einen Beleg für den MfS-Hintergrund von Kirchner mit: eine Tonbandkassette. Darauf berichtete IM „Franke“ dem MfS mündlich über den Besuch von SPD-Bundestagsabgeordneten bei der Thüringer Landeskirche im Jahr 1988. „Ohne Mühe“, so „Der Spiegel“ später, „erkannten die West-Beamten die Stimme des CDU-Politikers Martin Kirchner“. Das Band war das erste tatsächliche Beweisstück. Andere belastende Dokumente gab es nicht.
Die bundesdeutschen Geheimdienstler waren sich trotzdem unsicher, ob die Informationen über Kirchner stimmten. Der Verfassungsschutz konnte nach eigenen Angaben die Hinweise nicht überprüfen. Dafür habe es keine Möglichkeiten gegeben, so das Amt rückblickend. Auch einen unmittelbaren Kontakt zu Kirchner habe es nicht gegeben. Gleichzeitig habe das Amt in Erwägung gezogen, dass es sich bei den Vorwürfen um eine Desinformationskampagne von Altkadern handeln könnte. Trotzdem seien die gesammelten Informationen an das hessische Innenministerium, das Bundesinnenministerium und den Generalbundesanwalt weitergereicht worden. Immerhin hatte Kirchner bundesdeutsche Politiker bespitzelt.
Nicht nur der hessische Verfassungsschutz beobachtete im Winter 1990 die Entwicklung jenseits der Grenze. Auch der Bundesnachrichtendienst behielt die untergehende DDR auf dem Schirm. Zwar hatte der BND nach eigenen Angaben vom Januar 1991 „die Aufklärung der politischen Parteien und demokratischen Institutionen“ in der DDR bereits im November 1989 eingestellt. Trotzdem gelangten weiterhin Informationen aus dem Osten nach Pullach: Nun lieferten ehemalige MfS-Mitarbeiter dem einstigen Klassenfeind immer wieder Hinweise auf eine angebliche MfS-Mitarbeit führender DDR-Bürger. „Diese Hinweise“ von Selbstanbietern, so der BND rückblickend, „waren in aller Regel sehr vage“. Sie hätten in erster Linie auf „Wissen aus zweiter Hand“ beruht.
Da die Zuverlässigkeit der Quellen nicht bewertet werden konnte und die Informationen eine „mangelhafte“ Dichte aufgewiesen hätten, habe der BND auf eine schriftliche Berichterstattung über die zugetragenen Informationen verzichtet. Gleichwohl habe Präsident Hans-Georg Wieck ab Februar 1990 am Rande von nachrichtendienstlichen Besprechungen im Bonner Kanzleramt die Hinweise auf MfS-Verstrickungen von prominenten Ost-Politikern immer wieder angesprochen. Welcher Fall „mit welchem Detaillierungsgrad“ besprochen wurde, sei im Rückblick nicht mehr nachvollziehbar. Laut Auskunft der Bundesregierung wurden die Lagebesprechungen nicht protokolliert. Deshalb ist auch nicht klar, wie die Vertreter der Bundesregierung auf die Informationen reagierten und wie sie dieses Wissen bewerteten. Ebenso wenig ist klar, wer genau in der Regierung und in der CDU über den Verdacht gegen führende Ost-Politiker informiert wurde.
Recherchen des BND
Der BND beschäftigte sich wohl Ende Februar 1990 erstmals explizit mit Kirchner. Innerhalb des Dienstes wurde am 28. Februar nachgefragt, ob es zu Kirchner Erkenntnisse gebe. Die Antwort: keine. Bereits wenige Tage später lagen doch erste Erkenntnisse vor. Am 3. März 1990 trafen BND-Mitarbeiter erstmals einen ehemaligen hochrangigen MfS-Mitarbeiter „einer regionalen MfS-Behörde“. Der Mann war kein Selbstanbieter, sondern war vom BND gezielt angesprochen worden. „Glaubwürdigkeit ist zu unterstellen“, notierten die BND-Agenten. Der frühere Stasi-Mann packte über die Zusammenarbeit von nunmehrigen DDR-Reformpolitikern mit der einstigen Staatssicherheit aus. Unter anderem nannte er Kirchner. Der CDU-Generalsekretär sei seit zirka 1985 durch die Geraer Bezirksverwaltung (BV) als IM geführt worden. Sein Führungsoffizier sei der 1. Stellvertreter des BV-Leiters gewesen.
Da sowohl der Bundesnachrichtendienst als auch das Bundesamt für Verfassungsschutz Kontakt zu ehemaligen MfS-Mitarbeitern hatten, tauschten sich beide Nachrichtendienste direkt über Verdachtsfälle aus. Das war angesichts der Brisanz Chefsache. Am 8. März schickte Verfassungsschutz-Chef Gerhard Boeden einen achtseitigen Brief an BND-Präsident Wieck. Anlass war ein Gespräch der beiden Präsidenten im Zusammenhang mit der nachrichtendienstlichen Lagebesprechung in Bonn zwei Tage zuvor. Boeden schickte eine „Zusammenstellung hier vorliegender Erkenntnisse“, die sein Amt durch Überläufer über DDR-Politiker erhalten hatte. Die Zusammenstellung stammte vom 27. Februar. Aufgelistet waren Erkenntnisse unter anderem über Ministerpräsident Hans Modrow, CDU-Chef Lothar de Maizière, DA-Chef Wolfgang Schnur und den CDU-Generalsekretär Kirchner. Als Quelle für die Informationen über Kirchner wurde der Überläufer mit dem Decknamen „Renault“ – also Bergner – angegeben.
Tage später bedankte sich BND-Chef Wieck bei Verfassungsschutz-Chef Boeden „für die Übermittlung der Erkenntnisse Ihres Hauses über Kontakte führender DDR-Persönlichkeiten zum ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit“. Wieck zeigte sich zufrieden mit der Liste vom 8. März und revanchierte sich mit „wesentlich weniger detaillierten“ Hinweisen „zu einigen der aufgeführten Personen“. Von Pullach zum Verfassungsschutz nach Köln gingen im Gegenzug nun BND-Informationen unter anderem über Modrow, de Maizière, Schnur und Kirchner. Zu Kirchner hieß es kurz und knapp, dass zu ihm „lediglich eine Meldung aus den letzten Tagen“ vorliege. Danach sei Kirchner seit 1985 in Gera als Inoffizieller Mitarbeiter geführt worden. Sein Führungsoffizier sei Oberst Horst-Jürgen Seidel gewesen. Quelle für diese Information sei ein Ende Februar entlassener MfS-Offizier.
Ein Abgleich und eine Analyse der sich häufenden Hinweise hätte nicht nur die Sicherheitsbehörden hellhörig machen müssen, sondern auch die damals zuständigen Politiker. Doch die schienen sich für all diese geheimen Hinweise und Informationen nicht sonderlich zu interessieren.
Nicht geheim waren lediglich die vagen MfS-Vorwürfe im „Spiegel“. Seit dem 12. März lagen die Hefte an den Kiosken. Zwar dementierte Kirchner, aber er machte keine Anstalten, sich zu erklären. Kirchners bisheriger Arbeitgeber, die Evangelische Landeskirche Thüringen, schwieg laut. Niemand sprang ihm öffentlich zur Seite. Hatten die Vorwürfe in Eisenach womöglich niemanden überrascht? Lediglich die hessische CDU stellte sich vor den Ost-Partner: Generalsekretär Jung, der von Minister Milde längst über die Vorwürfe unterrichtet worden war, gab mehr oder weniger eine Ehrenerklärung für den bedrängten Kirchner ab: „Ich habe den Eindruck, dass hier bewusst diffamiert und verleumdet wird im Hinblick auf Martin Kirchner, um die Chancen der Allianz, die in Thüringen hervorragend nach vorne gekommen ist, zu beeinträchtigen.“ Die Bundes-CDU hielt sich dagegen bedeckt. Wusste sie mehr?
Im Schatten der Enthüllungen über Wolfgang Schnur
Im Gegensatz zur spektakulären Schnur-Affäre, die in diesen Tagen alles überlagerte, war der öffentliche Druck auf Kirchner zunächst nicht so groß. Kirchner blieb in Schnurs Schatten. Die Affäre schaukelte sich auch nicht weiter auf, da es keine neuen öffentlichen Vorwürfe, Hinweise oder gar Belastungszeugen gab. Deshalb war Kirchner in der Berichterstattung tatsächlich eher eine Fußnote, ein weiterer Fall. Das überrascht, denn die Beweislage war in beiden Fällen äußerst dünn. Außer Gerüchten und Aussagen ehemaliger MfS-Mitarbeiter gab es keine Belege für eine inoffizielle Stasi-Mitarbeit der beiden konservativen Neu-Politiker. Aber: Kirchner war nicht Spitzenkandidat wie Schnur, er war weniger bekannt.
Nicht nur „Der Spiegel“ präsentierte am 12. März seine Recherchen, sondern auch die neugegründete Ost-Berliner Wochenzeitung „Das Blatt“. Der Artikel konzentrierte sich ebenfalls auf Schnur. Allerdings enthielt der Bericht der Zeitung auch die versteckte Drohung eines ehemaligen MfS-Mitarbeiters: „Was so die Leute am rechten Rand von der Mitte angeht, da könnte man ja den Bürgerkomitees in Gera und Berlin einen Tipp geben, wenn man will.“ Namen wurden nicht genannt. Aber der Hinweis auf Gera war eindeutig.
Während wenige Tage vor der Volkskammerwahl der Skandal um den DA-Vorsitzenden Schnur die Schlagzeilen weiter bestimmte, beschäftigte sich der Hauptausschuss des Hessischen Landtags mit Kirchner. In der vertraulichen Sitzung am 15. März wurde bekannt, dass das hessische Landesamt für Verfassungsschutz bereits am 29. Januar 1990 „umfangreiche“ Informationen über Stasi-Verbindungen Kirchners besessen und an die hessische Regierung weitergegeben habe. Von dort waren die Informationen zum CDU-Landesverband gelangt. Die Angaben stammten von einem einzigen Informanten – „Renault“ – , dessen Glaubwürdigkeit nicht überprüft worden sei. Der SPD-Abgeordnete Karl Starzacher und Joschka Fischer von den Grünen informierten nach der Sitzung die Presse über das umfangreiche Wissen der Landesregierung. Dafür handelten sich beide eine Rüge des Ältestenrates ein, da sie die Vertraulichkeit der Sitzung gebrochen hätten.
Fischer warf der hessischen CDU vor, dass deren Generalsekretär Jung bereits seit Mitte Februar von den Vorwürfen gegen Kirchner gewusst habe, aber die Dinge „unter der unions-internen Decke“ gehalten habe. Nach dem Eingeständnis Schnurs am 14. März, doch für die Stasi gespitzelt zu haben, hätte der Innenminister die Informationen über Kirchner „anders bewerten“ müssen, warf Fischer Milde vor. Die Union entgegnete, dass die Information „ebenso gut Desinformation“ sein könnte. Dass der Generalsekretär für Kirchner eine Ehrenerklärung abgegeben habe, sei „absolut notwendig“ gewesen, da es keine handfesten Belege gegen Kirchner gebe.
Während sich in Wiesbaden CDU, SPD und Grüne über den Umgang mit den brisanten Informationen stritten, trat Kirchner am Freitag vor dem Wahlwochenende in Ost-Berlin erstmals vor eine Kamera, um sich zu erklären. Es war wohl der Versuch, mit einem medialen Befreiungsschlag die Vorwürfe abzuräumen. Kirchner trat nicht vor die Kameras des DDR-, sondern des West-Fernsehens. Im „Hessischen Rundfunk“ stritt er abermals ab, Mitarbeiter der Staatssicherheit gewesen zu sein.
Außer den „Spiegel“-Vorwürfen kenne er keine weiteren. Deshalb könne er nicht weiter darauf reagieren. Auf die nachdrückliche Frage des Reporters, es habe also nie eine Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit gegeben, räumte Kirchner, wie von seinem langjährigen Führungsoffizier vorausgesagt, immerhin Kontakte im Rahmen seiner Tätigkeit als Vorstand des Kreiskirchenamtes Gera ein: „Es hat keine Zusammenarbeit gegeben. Aber es hat Gespräche im Zuge meiner kirchlichen Tätigkeit gegeben, wie dies in allen Fällen gewesen ist, dass man hier an der einen oder anderen Stelle befragt worden ist.“ Es habe „einige wenige, sporadische Besuche“ gegeben, über die er heute nicht mehr sagen könne, worum es ging. Die Treffen lägen weit zurück, Anfang der 1980er-Jahre. Der CDU-Generalsekretär bezeichnete die Treffen als „Kontaktgespräche“. Der Inhalt sei „weniger bedeutend“ gewesen. Sie hätten offensichtlich mehr dazu gedient, „den Betreffenden kennenzulernen“.
Wahlfeiertag
Am Abend des 18. März 1990 feierte die konservative „Allianz für Deutschland“ einen überragenden Wahlsieg: Die Ost-CDU konnte 40,8 Prozent der Wählerstimmen erringen. Das war ein Überraschungssieg. Generalsekretär Kirchner feierte den großen Sieg vor laufenden Kameras scheinbar unbekümmert (siehe Titelfoto). Er war nun Abgeordneter in der freien Volkskammer.
Am 19. März, einen Tag nach der Wahl, legte die West-Berliner „taz“ mit Vorwürfen gegen Kirchner nach. Der CDU-Generalsekretär sei „offenbar sehr viel enger mit der Staatssicherheit verstrickt“ als bisher bekannt. Nach eigenen Informationen habe ein „ehemaliger hochrangiger Stasi-Offizier, der sich seit Wochen in der ‚Obhut‘ bundesdeutscher Nachrichtendienste befindet“, Kirchner „schwer belastet“. Der CDU-Mann sei „nicht nur gelegentlicher Gesprächspartner“ der Stasi gewesen, sondern „bis vor kurzem sogar deren hauptamtlicher Mitarbeiter“. Er sei vor allem zur Bespitzelung von oppositionellen Kirchenkreisen eingesetzt worden.
Ebenfalls am Tag nach der Wahl berichtete der hessische SPD-Landtagsabgeordnete Starzacher, dass Kirchner bis Anfang 1990 Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes mit Dienstgrad gewesen sei. Auch die hessische Landesregierung sei darüber informiert gewesen. Starzacher sagte, er habe für diese Behauptung einen Informanten, den er „für seriös halte“. Dagegen verteidigte CDU-Generalsekretär Jung Kirchner weiter und nahm ihn in Schutz: Er sei „nicht bereit, Stasi-Leuten mehr zu glauben als Kirchner“. Er sei „verwundert, in welcher Art und Weise hier öffentlich Anklage erhoben“ werde. Jung forderte Starzacher auf, „Ross und Reiter“ für seine Informationen zu nennen. Die SPD forderte eine Sondersitzung des Landtags-Hauptausschusses, um die Stasi-Erkenntnisse des Innenministeriums erfragen zu können. Bisher, so die Sozialdemokraten, dränge sich „der Verdacht einer Verschleierung durch die hessische Landesregierung auf“. Die CDU reagierte: Wer „Kübel von Schmutz ausgießt und sich plötzlich vermeintlicher Informationen rühmt, der muss schon einiges auf den Tisch legen“.
Parteienstreit
Zwei Tage später tagte in Wiesbaden der Hauptausschuss des Landtags. Die SPD hatte die Sondersitzung einberufen. Die hessische Union leistete Kirchner weiter Schützenhilfe. Sie warf dem SPD-Abgeordneten Starzacher „üble Nachrede“, „Rufmord“ und „ehrabschneiderische Behauptungen“ vor. Der Koalitionspartner FDP sprach von Vorverurteilungen durch die SPD und nannte es „perfide“, wenn die Sozialdemokraten von Kirchner verlangten, er solle beweisen, dass er nicht Stasi-Mitarbeiter gewesen sei. SPD und Grünen warfen der Landesregierung dagegen politisch motivierte Gleichgültigkeit vor. Deshalb habe sie den Wahrheitsgehalt der vorliegenden Informationen erst gar nicht geprüft. Die hessische Opposition kam damit nicht durch. Für die Ausschussmehrheit von CDU und FDP sei „kein Beweis erbracht“, dass Kirchner MfS-Mitarbeiter gewesen sei, hieß es abschließend. Innenminister Milde (CDU) sagte nach Angaben von Starzacher vor dem Gremium auf die Frage nach einer hauptamtlichen Mitarbeit von Kirchner, er beantworte die Frage nicht, und begründete dies mit der Vertraulichkeit seiner Informationen.
Gleichwohl ging der erste CDU-Spitzenpolitiker auf Distanz zu Kirchner. Ministerpräsident Wallmann, dem wiederholt ein enges Vertrauensverhältnis zu Kirchner nachgesagt worden war und der Kirchner privat in Eisenach besucht hatte, erklärte, dass er mit Kirchner nie unter vier Augen gesprochen habe. Ein „persönlich enges Verhältnis“ habe er zu ihm nicht unterhalten. Jedoch müsse auch für Kirchner die Unschuldsvermutung gelten, solange er nicht nach rechtsstaatlichen Grundsätzen abgeurteilt sei.
Während in Wiesbaden politisch über den Umgang mit Stasi-Informationen des Verfassungsschutzes gestritten wurde, trafen in Pullach neue Informationen über Kirchner ein: „Der ehemalige Leiter des Referates XX/4 (Kirchen/Sekten) der BV Erfurt gab an, Kirchner sei als Leiter des Kreiskirchenamtes Gera vom MfS angesprochen und zur Mitarbeit verpflichtet worden (DN Franke). Führungsoffizier war der ehemalige 1. Stellvertreter der BV Gera, Gehilfe des Führungsoffiziers und mit der Wahrnehmung der üblichen Kontakte beauftragt war der Leutnant der BV Gera, Sandrino Berger. An Kirchner sollen regelmäßig Entgelte in Höhe von 400 – 500 M monatlich gezahlt worden sein.“
„Jährlich 30 – 40 Begegnungen“
Zwei Tage später legte der BND einen ausführlichen Vermerk mit Zusatzinformationen zu Kirchner an. Am Vortag hatten sich Agenten erneut mit einem hochrangigen ehemaligen Stasi-Offizier getroffen und über Kirchner gesprochen. Kirchner sei bereits Anfang der 1970er-Jahre als Jurastudent vom MfS angeworben worden. Da er als „ehrgeiziger Jurist“ im CDU-Hauptvorstand keine berufliche Perspektive gesehen habe, sei er als Kreiskirchenrat nach Gera gewechselt. Von Anfang der 1980er-Jahre bis 1988 sei er in der ostthüringischen Stadt von Major Heinz Bergner geführt worden. Anschließend habe formal Seidel die Aufgabe übernommen. Tatsächlich sei Kirchner seit 1988 von Hauptmann Berger geführt worden. Seidel habe an Treffs nur gelegentlich teilgenommen.
Jährlich habe es 30-40 Begegnungen gegeben. Diese hätten entweder in einer Konspirativen Wohnung in Stadtroda oder in Berliner Hotels stattgefunden. Das letzte Abschöpfungstreffen habe es Ende November 1989 in Stadtroda gegeben. Mitte Dezember habe auf Weisung aus der Zentrale noch ein Abschusstreff stattgefunden. „K.“, so der Informant, „war selbst ebenfalls an der Beendigung der Zusammenarbeit interessiert, da er eine eigene politische Karriere witterte und betrieb. Seine Überheblichkeit zu diesem Zeitpunkt war enorm (Zitat: ‚... ich werde mit Scheiße um mich schmeißen...‘)“.
Über Kirchners einstigen Auftrag gab die BND-Quelle an, dass dieser Informationen zur Strategie der evangelischen Kirche in Thüringen und der evangelischen Kirchenleitung in der DDR gewinnen sollte. „Darüber hinaus hatte er personenbezogen zu berichten.“ Kirchner habe seine Informationen meist auf Tonband diktiert. Seine Informationen seien so wichtig gewesen, dass diese „direkt“ der SED-Parteileitung – Stasi-Chef Erich Mielke und der Hauptabteilung XX, die für die Überwachung der Kirchen zuständig war – vorgelegt worden seien. Das Ergebnis der Arbeit sei mit „sehr befriedigend“ bewertet worden. Kirchner habe aber nicht nur Informationen geliefert, sondern auch CDU-Strategiepapiere mit dem MfS abgestimmt.
In der Geraer Bezirksverwaltung hätten 13 bis 14 Arbeitsakten von Kirchner gestanden. Im Zuge der MfS-Auflösung sei angeordnet worden, Kirchners Akten zu vernichten. Kirchners Decknamen seien „Frank“ und „Hesselbart“ [sic!] gewesen. Zuletzt habe der IM von der Staatssicherheit 1.200 Mark monatlich erhalten. Außerdem sei er mit der Verdienstmedaille der DDR ausgezeichnet worden. Der BND-Informant wurde auch auf die Verteidigungsstrategie Kirchners angesprochen, der lediglich berufsbedingte offizielle MfS-Kontakte einräumte. Dies sei, so der ehemalige MfS-Mann, die mit Kirchners Führungsoffizier abgesprochene Legende.
Überwachte Sekretärin
Am 23. März 1990 wurde BND-Präsident Hans-Georg Wieck über weitere Hinweise auf eine MfS-Zusammenarbeit von Kirchner informiert. Diesmal war nicht ein ehemaliger MfS-Mitarbeiter die Quelle, sondern eine Person aus der evangelischen Kirche der DDR mit Zugängen zur Leitung des Bundes der Evangelischen Kirche. Diese hatte berichtet, dass es innerhalb der Thüringer Kirchenführung schon länger einen Verdacht gegen Kirchner gegeben habe. Deshalb habe es während seiner Zeit im Eisenacher Landeskirchenamt „gezielte Beobachtungen in seinem engeren Umfeld“ gegeben. Dabei hätten sich die Vermutungen bestätigt. „Es sei jedoch nicht gelungen, insoweit gerichtsverwertbare Beweise zu beschaffen.“ Unter anderem sei festgestellt worden, dass Kirchner in seine MfS-Arbeit seine Sekretärin und eine Telefonistin eingespannt hätte. Letztere habe ihn „über Inhalt und Teilnehmer der über die Telefonzentrale des Landeskirchenrates ein- und ausgehenden Gespräche informiert“.
Die Sekretärin wiederum habe vor ihrem Dienstbeginn Kirchners Informationen an das MfS weitergegeben. Dabei sei die Sekretärin zwischen April und Oktober 1989 mehrfach belauscht worden. So habe sie Interna aus Sitzungen des Landeskirchenrates weitergegeben. Außerdem sei im Landeskirchenamt eine „Akte Staatssicherheit“ geführt worden. Auf diese Akte hätten nur Landesbischof Leich und Kirchner Zugriff gehabt. Auch aus dieser Akte seien Informationen an die Staatssicherheit weitergegeben worden. Kirchner habe bemerkt, dass er „argwöhnisch“ beobachtet worden sei und habe deshalb versucht, „sich seiner hartnäckigsten Bedränger zu entledigen“. Die Präsidentin der Landessynode, Christina Schultheiß, habe bereits führende Persönlichkeiten der EKD über Kirchner informiert, „woraufhin man dort zu Kirchner auf Distanz gegangen sei“.
Zwei Wochen nachdem „Der Spiegel“ die Stasi-Vorwürfe gegen Kirchner auf äußerst schmaler Quellenbasis erstmals öffentlich gemacht hatte, überkamen die Redakteure offenbar Zweifel: „War er wirklich ein wichtiger Informant, eine ‚Top-Quelle‘ des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), wie ein Überläufer behauptete? Oder hat auch er, wie er selber sagt, nur berufsbedingt Kontakt mit der Staatssicherheit gehabt, aber nie Geld empfangen oder eine Verpflichtungserklärung unterschrieben?“ Und weiter hieß es in dem ausführlichen Artikel über belastete Ost-Politiker: „Bis zum Ende eines rechtlich einwandfreien Verfahrens – das es im Rechtsvakuum DDR noch nicht gibt – gilt für Lothar de Maizière und Ibrahim Böhme, für Martin Kirchner und Wolfgang Schnur die Unschuldsvermutung. Aber sie sind nicht automatisch deshalb unschuldig oder freizusprechen, weil sie von Stasi-Mitarbeitern – oder auch von anonymen Insidern – beschuldigt werden. Wer sonst hätte das Wissen, in das System Verstrickte zu enttarnen?"
Am 27. März, neun Tage nach der ersten freien Volkskammerwahl und einen Tag nachdem erneut „Der Spiegel“ ausführlich über Stasi-Vorwürfe gegen zahlreiche neugewählte Abgeordnete berichtet hatte, fasste der BND seine Erkenntnisse über insgesamt 14 prominente DDR-Bürger zusammen. In dem Papier wurden unter anderem die Chefs von neuen politischen Parteien, wie Ibrahim Böhme (SPD), Wolfgang Schnur (DA) und Hans-Wilhelm Ebeling (DSU) genannt. Aber auch alte DDR-Funktionäre wie Gerhard Beil und Theodor Hoffmann standen auf der BND-Liste. Und auch zwei Kirchenmänner waren aufgelistet: Generalsuperintendent Günter Krusche und Joachim Kardinal Meisner. Der erste Name auf der Liste war der Martin Kirchners. In dem Papier wurden die bisherigen Erkenntnisse zu Kirchner in zwei Absätzen zusammengefasst, aber nicht bewertet. Neue Informationen gab es nicht.
Nach der „Spiegel“-Enthüllung und seinem dementierenden TV-Statement sah Kirchner offenbar keinen Grund, Konsequenzen zu ziehen. Die Vorwürfe, die in dem Artikel erhoben worden waren, waren einfach zu vage und juristisch nicht belastbar. Gleichzeitig war er davon überzeugt, dass sowohl Bundesinnenminister Schäuble als auch der hessische Ministerpräsident Wallmann über seine MfS-Vergangenheit informiert seien, berichte sein einstiger MfS-Partner nach einem Krisengespräch mit Kirchner dem hessischen Verfassungsschutz. Auch der neue DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel kenne diese Vergangenheit im Detail. Kirchner entschied sich trotzdem für die Leugnung. Er stritt die Vorwürfe weiterhin rundweg ab.
Auffallende Selbstsicherheit
Die Selbstsicherheit hatte Kirchner womöglich durch einen Anruf bei seinem langjährigen Führungsoffizier gewonnen. Anfang April hatte er Bergner in eigener Sache um Rat gebeten. Der ahnungslose Kirchner klammerte sich an seinen einstigen Führungsoffizier, doch der verriet weiter den Verräter: Bergner – alias „Renault“ – berichtete umgehend dem hessischen Verfassungsschutz über das Gespräch. Kirchner, so heißt es in einem BND-Vermerk, sei „völlig verändert“ gewesen. „Von seiner sonstigen Arroganz war nichts zu spüren.“ Er habe den Eindruck hinterlassen, dass er sich in einer ausweglosen Situation befinde. In den nächsten Wochen stehe in der Volkskammer eine Stasi-Überprüfung an, so Kirchner. Er benötige deshalb Rat und eine Stütze. Vor allem interessiere ihn, was mit seinen IM-Akten geschehen sei. Bergner habe Kirchner beruhigen können: Seine Akte sei vollständig vernichtet worden. Daraufhin sei Kirchner wieder richtig aufgelebt und wieder „ganz oben“ gewesen. „Kirchner“, so der Verfassungsschutz-Informant, „befinde sich in einer für ihn sehr unübersichtlichen Lage. Einerseits scheine er weiterhin eine große politische Karriere vor sich zu haben und wolle diese auch wahrnehmen, andererseits sei ihm sehr wohl bewusst, dass seine Mitarbeit für das MfS dabei sehr schaden könne, falls sie bekannt werde.“ Und weiter: „Für Kirchner wäre es ein vollkommener Absturz, wenn seine Vergangenheit ihn einholen würde.“
Der Ex-Stasi-Mann interpretierte den Anruf Kirchners als einen Hilferuf. Kirchner habe jetzt wohl die Brisanz seiner MfS-Vergangenheit erkannt. Zwischen den beiden sei nun ein Treffen geplant, aber Kirchner könne noch keinen genauen Termin nennen, da er gerade stark mit der Regierungsbildung und der Regierungserklärung beschäftigt sei. Auch über seine Pläne habe sich Kirchner geäußert, falls er nicht enttarnt werde. „Entweder wolle er als Staatssekretär im Innenministerium die Volkspolizei übernehmen und auch auf der Arbeitslinie Verfassungsschutz wirksam werden oder er wolle einen Verfassungsschutz in Thüringen leiten.“
Mitte April erreichten den BND weitere Informationen über Kirchner. Abermals hatte ein ehemaliger hauptamtlicher MfS-Mitarbeiter sein Wissen preisgegeben. Danach soll Kirchner einst von Major Bergner geworben und später von Major Wirkner geführt worden sein. Noch im Nachhinein wurde die Qualität von Kirchners Informationen gelobt. Das MfS, so die BND-Quelle, habe aus dem Bereich Kirche DDR-weit „die wertvollsten Informationen aus der thüringischen Landeskirche erhalten“.
Trotzdem wohlgelitten
Nach dem „Spiegel“-Bericht und dem hessischen Schlagabtausch wurde es um Kirchner wieder ruhig. Er verschwand aus den Schlagzeilen. Kirchner blieb weiter CDU-Generalsekretär und war nun Volkskammerabgeordneter. Zunächst war er noch mit der Regierungsbildung beschäftigt, anschließend spielte der Generalsekretär kaum noch eine politische Rolle. In der Öffentlichkeit trat er kaum noch in Erscheinung. Ein Fraktionskollege wurde mit den Worten zitiert: „Der sitzt in seinem Büro, liest die Zeitung und wartet darauf, dass ihn die Vergangenheit einholt.“ Nach einem Medienbericht war er bei der West-CDU noch „wohlgelitten“. Kirchner sei mehrmals im Bonner Kanzleramt gewesen. „Kohl“, so Kirchner, „verhielt sich mir gegenüber so freundlich wie immer.“
Auf Kirchners Spur hatten sich inzwischen Journalisten der Illustrierten „Stern“ gemacht. Sie recherchierten im Geraer MfS-Milieu – und der Bundesnachrichtendienst war im Bilde. Ein hochrangiger ehemaliger MfS-Mitarbeiter berichtete dem BND, dass ein ehemaliger Inoffizieller Mitarbeiter, der jetzt im Bürgerkomitee zur Auflösung des MfS aktiv war, zusammen mit den Journalisten in Gera unterwegs sei und Kontakte zu ehemaligen MfS-Mitarbeitern suche: „Man sei einer großen Sache auf der Spur und wolle gleichzeitig mehrere auskunftsfähige ehem. MfS-Angehörige interviewen, um Absprachen unter den Gesprächspartnern zuvorzukommen. Die Sache sei finanziell lohnend.“
Der Bundesnachrichtendienst schlussfolgerte aus dieser Information, „dass die Presse eine gezielte Enthüllungskampagne vorbereitet, die möglicherweise nicht allein gegen Kirchner gerichtet ist“. Der BND-Beamte schlug vor: „Angesichts des Schadens, den Enthüllungen über IM-Funktionen derzeitiger DDR-Politiker im Zusammenhang mit dem Wiedervereinigungsprozess anrichten werden, vor allem, wenn sie kurz vor den Wahlen lanciert würden, halte ich es für angezeigt, die Regierung zu unterrichten.“ Präsident Wieck ließ tatsächlich die Bundesregierung umgehend über die „Stern“-Recherche informieren. „Den vorliegenden Hinweisen zufolge werden die Presserecherchen sehr zielgerichtet und mit hoher ‚Erfolgsaussicht‘ betrieben.“ Es ist unklar, was die Bundesregierung mit der Information über eine bevorstehende Presseenthüllung anfangen sollte. In dem Fernschreiben von Pullach nach Bonn hieß es, dass damit zu rechnen sei, dass in der Veröffentlichung auch „angebliche Verbindungen und ein unterstelltes Vertrauensverhältnis von Bundeskanzler Dr. Kohl zu Kirchner“ zur Sprache kommen dürften.
Die zentrale Frage aber, ob Kirchner nun für die Staatssicherheit gearbeitet hat oder nicht, konnte der Dienst auch jetzt noch nicht beantworten. Stattdessen hieß es in dem Schreiben abschließend: „Bezüglich der dem Bundesnachrichtendienst zu Kirchner vorliegenden Erkenntnis weise ich auf die mündlichen Vorträge von Präsident Dr. Wieck in und am Rande diverser ND-Lagen im Frühjahr 1990 hin.“
Neue Journalistenfährten im Sommer 1990
Am 15. August 1990 war es so weit. Die Nachrichtenagenturen meldeten, dass es gegen Kirchner neue Vorwürfe gebe. Der „Stern“ werde in seiner neuen Ausgabe berichten, dass Kirchner mindestens 15 Jahre lang für die Staatssicherheit gespitzelt habe. Der umfangreiche und detaillierte Artikel erschien am nächsten Tag unter der Überschrift „Absturz eines Senkrechtstarters?“ und belastete Kirchner „in verheerender Weise“. Der Illustrierten lagen nach eigenen Angaben die eidesstattlichen Versicherungen seiner ehemaligen Führungsoffiziere vor, die in dem Artikel mit Aliasnamen erschienen. Heinz Bergner, der vom Verfassungsschutz „Renault“ genannt wurde, hieß nun „Kurt Ebert“. Außerdem berief sich die Zeitschrift auf Informationen „aus Kreisen des bundesdeutschen Verfassungsschutzes“. Dokumente oder andere Beweise lagen immer noch nicht vor.
Nach „Stern“-Informationen spitzelte Kirchner seit seiner Studentenzeit unter den Decknamen „Körner“, „Franke“ und „Hesselbart“ [sic!]. Dafür habe er auch Orden erhalten. In den letzten Jahren habe das MfS ihm wegen der wertvollen Informationen monatlich 1.500 Mark gezahlt. Ein ehemaliger Offizier wurde mit den Worten zitiert: „Für Geld verrät der Gott und die Welt.“ Die Treffs hätten in konspirativen Wohnungen in Jena oder Stadtroda stattgefunden und mitunter mehrere Stunden gedauert. Einer der Offiziere habe an Eides statt versichert, dass Kirchner für den Bereich der Evangelischen Landeskirche in Thüringen „der operativ bedeutsamste Inoffizielle Mitarbeiter“ gewesen sei, für die „ganze DDR einer der wichtigsten“. Nicht nur innerhalb der Kirche habe Kirchner gespitzelt. Im Herbst 1989 habe er auch über seine Begegnungen mit bundesdeutschen CDU-Politikern, darunter dem Bundeskanzler, berichtet. Ende Oktober, Anfang November sei der letzte Bericht des Spitzels eingetroffen. Kirchner war für Fragen der „Stern“-Journalisten nicht erreichbar – er war mit einem Wohnmobil in Ungarn unterwegs.
Harsche Reaktion der Ost-CDU
Auf die „Stern“-Meldung reagierte Kirchner hingegen sofort. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur DPA wies er die Vorwürfe zurück: „Das trifft nicht zu. Man ist es irgendwann leid, immer wieder auf Wiederholungen eingehen zu müssen.“ Kirchner forderte, Beweise vorzulegen. Das Dementi nützte Kirchner nichts. Jetzt reagierte die Ost-CDU prompt. Sie hatte aus dem „Fall Schnur“ gelernt. Es gab keine Ehrenerklärungen oder Gegenoffensiven mehr. Stattdessen wurde Kirchner noch am 15. August von seinem Amt als Generalsekretär „mit sofortiger Wirkung“ entbunden.
Eine Anhörung des Beschuldigten gab es nicht. Allerdings hielt sich die Partei ein Hintertürchen offen: In einer späteren Erklärung hieß es: „Es bleibt allerdings die Frage offen, inwieweit die Dunkelmänner der Vergangenheit mit Hilfe anonymer ‚eidesstattlicher' Erklärungen auch künftig zu Brunnenvergiftern der Politik in Deutschland gehören können.“ Die West-CDU verlangte eine „rückhaltslose“ Aufklärung der Vorwürfe. Es müsse möglichst schnell klar werden, wie stichhaltig die Beweise gegen den Politiker seien. Kirchner sei allerdings bereits seit längerer Zeit nicht mehr an den Verhandlungen zwischen den beiden CDU-Parteien, die sich vereinigen wollten, beteiligt. Kirchners enge Beziehung zu Jung und Wallmann endet mit der „Stern“-Story abrupt. Die hessischen Christdemokraten verloren ihren wichtigsten Strategen und Ansprechpartner in Thüringen. Nach Angaben Kirchners rief noch Bundeskanzler Kohl bei Ost-CDU-Chef de Maizière an und fragte, „ob ich hochrangig untergebracht werden müsse“. Den Bonnern sei es um Schadenbegrenzung gegangen.
Kirchner kämpfte halbherzig weiter, bestritt lediglich die Vorwürfe und blieb bei seiner bisherigen Verteidigungsstrategie. Der Ost-Berliner „Neuen Zeit“, dem einstigen CDU-Zentralorgan, sagte er, in seinem Amt als Oberkirchenrat habe er „zwangsläufig Kontakte zum Staatssicherheitsdienst“ gehabt. Aber es habe „keine Zusammenarbeit“ gegeben. Kirchner erklärte zu den im „Stern“ aufgestellten Behauptungen: Er habe kein Geld von der Stasi erhalten, auch nicht in Form von Aufwandsentschädigungen. Auch wisse er nichts von den erwähnten Decknamen „Körner“, „Franke“ und „Hesselbart“ [sic!]. Die Veröffentlichung im „Stern“ zeige, „dass wir schon wieder mitten im Wahlkampf stehen“. In die Offensive ging Kirchner auch jetzt nicht. Auf einen Prozess gegen den „Stern“ oder die einstigen MfS-Offiziere ließ der Jurist es nicht ankommen. Schützenhilfe bekam der bedrängte Kirchner lediglich von der „Welt“. In der aktuellen Stasi-Debatte werde die Rechtsordnung in ihr Gegenteil verkehrt: „Nicht die Schuld eines Verdächtigen muss bewiesen werden, sondern dieser soll gefälligst seine Unschuld beweisen. Dem Denunziantentum ist Tür und Tor geöffnet, die alte Stasi kann höchst erfolgreich in die Zukunft weiterwirken nach dem Motto: Es wird schon etwas hängenblieben.“
Erneut Parteienstreit in Hessen
Nach Kirchners Entlassung als Generalsekretär sahen die hessischen Grünen und die SPD eine neue Chance, die CDU in dieser Causa anzugreifen. Generalsekretär Jung und Ministerpräsident Wallmann hätten Kirchner „trotz besseren Wissens“ immer gedeckt und ihm eine „weiße Weste“ übergezogen. Die seit März bekannten Vorwürfe seien von der Regierung „vom Tisch gewischt“ worden. SPD-Mann Starzacher warf der Landesregierung vor, den Hauptausschuss des Landtages „getäuscht“ zu haben, als sie sich weigerte, ihr vorliegende Informationen bekanntzugeben.
Die hessische CDU wiegelte nicht nur ab, sondern stellte sich sogar weiter vor Kirchner: Die Vorwürfe seien nicht neu und basierten auf Informationen von MfS-Überläufern, denen man mit guten Gründen misstrauen könne, so ein Parteisprecher im Fernsehen. „Wir werden uns an einer Vorverurteilung von Martin Kirchner nicht beteiligen.“ Und weiter: „Wir gehen davon aus, dass die Vorwürfe so nicht richtig sind. Aber selbstverständlich können wir niemandem hinter die Stirn gucken.“
Den ausführlichen „Stern“-Bericht nahm die Bundestagsfraktion der Grünen Anfang September zum Anlass, um von der Bundesregierung Auskunft über ihre Kontakte zu Kirchner und ihr Wissen über seinen Stasi-Hintergrund zu verlangen. Die Bundesregierung ließ sich einen Teil der Fragen vom BND beantworten. Danach hatte der BND erst seit dem 8. März 1990 durch Verfassungsschutz-Informationen Hinweise auf eine frühere MfS-Mitarbeit von Kirchner. Seit dem 16. März hätten eigene Erkenntnisse zu dem Fall vorgelegen, die im Sommer 1990 „durch unangeforderte Meldungen verschiedener Quellen erhärtet und vertieft wurden“.
Einen Tonbandbericht, den Kirchner für das MfS gesprochen habe soll, besitze der BND nicht. Die Informationen aus Pullach leitete die Bundesregierung allerdings nicht an den Bundestag weiter. Sie zeigte sich in ihrer Antwort im Parlament äußerst zugeknöpft: „Die Bundesregierung sieht sich nicht veranlasst, über Kontakte der in den Fragen dargestellten Art Auskunft zu geben.“ Auch ihr Wissen über Kirchners MfS-Kontakte wollte sie nicht preisgeben: „Die Bundesregierung nimmt zu Erkenntnissen sowie zum Inhalt und Zeitpunkt der Berichterstattung ihrer Nachrichtendienste sowie ihrer aufgrund dessen eventuell getroffenen Maßnahmen aus grundsätzlichen Erwägungen nicht öffentlich Stellung, ist jedoch bereit, den zuständigen parlamentarischen Gremien gegenüber zu berichten.“
Damit wollten sich die Grünen nicht zufriedengeben. Ende Oktober konfrontierten sie Innenstaatssekretär Carl-Dieter Spranger im Bundestag mit ihren Fragen zu Kirchner. Spranger verwies immer wieder auf die vorliegende – nichtssagende – Antwort der Bundesregierung. Als der Grüne Manfred Such nach Konsequenzen fragte, die die Bundesregierung aus ihren „offiziellen Kontakten“ mit Stasi-Mitarbeitern ziehe, antwortete Spranger ungehalten: „Ich weiß nicht, welche Unterstellungen Sie hier wiedergeben beziehungsweise ob das Ihre eigenen sind. Ich habe keinen Anlass, von meiner Antwort irgendetwas abzustreichen. Die parlamentarischen Gremien, die hierzu berufen sind, können sich dieses Themas annehmen.“
Einen Tag später war Kirchner nochmals Thema im Bundestag. Auf eine erneute Anfrage von Such sagte Günter Straßmeir, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeskanzler, die Bundesregierung sehe sich nicht veranlasst, „über Kontakte der dargestellten Art Auskunft zu geben“. Allerdings sei sie bereit, in den „zuständigen Parlamentsgremien“, etwa in der geheim tagenden Parlamentarischen Kontrollkommission zu berichten. Such kritisierte das Verhalten des Staatssekretärs und verwies darauf, dass die Grünen in der Kommission nicht vertreten seien. Am dritten Tag versuchte es die ostdeutsche Grünen-Abgeordnete Vera Wollenberger. Die Nicht-Auskunft der Bundesregierung lautete abermals: „Die Bundesregierung nimmt zu Inhalt und Zeitpunkt von Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes aus grundsätzlichen Erwägungen nicht öffentlich Stellung, ist jedoch bereit, den zuständigen parlamentarischen Gremien gegenüber zu berichten.“ Damit war der Fall parlamentarisch beendet.
Rückzug aus der Politik
Kirchner hatte sich zwischenzeitlich vollständig aus der Politik und damit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Der Traum vom Amt des Thüringer Ministerpräsidenten oder des Verfassungsschutz-Chefs war ausgeträumt. Kirchner beteiligte sich nun am Aufbau einer Supermarktkette in den neuen Bundesländern und wurde Gesellschafter einer Bauträgergesellschaft.
Wie viel die Bundesregierung bereits im Winter 1990 über die Stasi-Verbindungen von DDR-Politikern gewusst hatte, beschäftigte aber weiter die Politik. Mitte Januar 1991 berichtete der BND in der Parlamentarischen Kontrollkommission des Bundestages über die MfS-Verstrickungen von Prominenten aus der ehemaligen DDR. In diesem Zusammenhang wurde auch der Name Kirchner erneut genannt. Zu ihm habe es im August 1990 und September 1990 eine schriftliche Berichterstattung gegeben.
Ende September 1991 enthüllte „Der Spiegel“, dass der Verfassungsschutz im Winter 1990 jenen MfS-Überläufer mit dem Decknamen „Renault“ angeheuert habe. Durch seine Informationen sei die Bundesregierung, speziell das Kanzleramt, bereits vor Presseveröffentlichungen über die MfS-Vergangenheit von Kirchner informiert gewesen. Der Mann, dessen genauer Namen nicht genannt wurde, habe auch eine Tonbandkassette geliefert, auf der Kirchner für das MfS einen Besuch von SPD-Abgeordneten schilderte. Das Band sei an das Kanzleramt weitergeleitet worden. Im Bundesarchiv findet sich allerdings kein Hinweis auf diesen Vorgang.
Ende März 1992 berichtete „Der Spiegel“ erneut, dass der bundesdeutsche Verfassungsschutz bereits frühzeitig über „Stasi-Verbindungen von DDR-Wende-Politikern“ Bescheid gewusst habe. Die Führung der West-CDU habe bereits Anfang Februar 1990 über „deutliche Indizien“ verfügt, dass Ihre Partner im Osten „in starkem Maße belastet waren“. Ausführlich schilderte das Nachrichtenmagazin, wie Ex-MfS-Major Bergner im Januar 1990 beim hessischen Verfassungsschutz ausgepackt habe. Für Kirchner habe das keine Konsequenzen gehabt. Das Nachrichtenmagazin zitierte den gefallenen CDU-Generalsekretär mit den Worten: „Ich bin von niemanden, auch nicht von Kohl, auf meine Stasi-Vergangenheit angesprochen worden, nicht einmal andeutungsweise.“ Er selbst habe auch keine Veranlassung gesehen, sich selbst zu enttarnen. „Warum sollte ich es denn ansprechen, wenn von denen niemand fragt?“ Diese Aussage lässt sich immerhin als spätes Eingeständnis lesen.
Damit war für Kirchner beziehungsweise für die CDU nun endgültig Schluss. Angesicht des neuen Berichtes bat der Thüringer CDU-Vorstand Kirchner zum Gespräch. Im April 1992 – zwei Jahre nach der ersten Stasi-Enthüllung – trat der einstige Generalsekretär aus der CDU aus, in die er 1967 als 18-Jähriger eingetreten war. Nach Angaben des Landesvorsitzenden Willibald Böck erfolgte die Trennung problemlos „im Guten“.
Erledigt war das Thema damit aber nicht. Im Bundestag wollte der SPD-Abgeordnete Eberhard Brecht von der Bundesregierung wissen, ob der „Spiegel“-Bericht zutreffe und sowohl das Innenministerium als auch das Bundeskanzleramt bereits Anfang 1990 davon wussten, dass beim Bundesnachrichtendienst ein von Kirchner besprochenes Tonband vorliege. Die abermalige Antwort des Staatssekretärs: Die Bundesregierung gebe zu geheimdienstlichen Dingen grundsätzlich öffentlich keine Auskunft. Auch auf Nachfragen gab sich die Regierung schmallippig. Die Frage war auch nicht präzise gestellt, denn das gesuchte Tonband war nicht dem Bundesnachrichtendienst, sondern dem Verfassungsschutz zugespielt worden. Von dort war es, so „Der Spiegel“, ans Bundeskanzleramt geschickt worden. Inzwischen gilt es als verschwunden.
Im Rückblick auf die Affäre wird klar: Während die bundesdeutschen Geheimdienste einander ergänzende Informationen, die ein recht präzises Puzzlebild von der Rolle Kirchners vor 1989 ergaben, der Bundesregierung regelmäßig vorlegten, reagierte die Politik nicht. Jedenfalls nicht öffentlich wahrnehmbar. Lag es daran, dass die Geheimdienste lediglich den Vorgang beschrieben, aber keine Analysen, Argumente oder gar Bewertungen lieferten?
Möglicherweise lag der Grund weniger in mangelndem Vertrauen in die eigenen Dienste als vielmehr in wahlkampftaktischen Überlegungen. Als die Vorwürfe öffentlich wurden, zogen die wahlkämpfenden CDU-Politiker keinen klaren Schlussstrich, sondern stellten sich vor Kirchner. Und selbst als Kirchner längst alle Ämter verloren hatte, beschwieg die Bundesregierung weiterhin die unangenehme Affäre. Derjenige, der im Mittelpunkt dieser Affäre stand, gibt bis heute Rätsel auf: „Jahrzehntelang hatte er zäh und ohne Skrupel an seinem Aufstieg gearbeitet, um dann jäh und sehr tief abzustürzen“, schrieb ein Thüringer Amtsbruder, der sich noch Jahre später ratlos zeigte: „Es bleibt wie bei anderen Kundschafterkarrieren die Frage nach der Mitte eines solchen Lebens: In welcher Bindung, in welchem Auftrag, in welchem Schwur, Gelöbnis, Bekenntnis hatte der IM, OibE, Genosse, Bruder wirklich seine Identität?“
Martin Kirchner hat sich bis heute zu seiner genauen Rolle in der DDR nicht erklärt.
Zitierweise: Jan Schönfelder, „Die Kirchner-Affäre 1990", in: Deutschland Archiv vom 18.01.2025. Link: www.bpb.de/558500. Alle Beiträge im Deutschlandarchiv sind Recherchen und Meinungsbeiträge der jeweiligen Autorinnen und Autoren, sie stellen keine Meinungsäußerung der Bundeszentrale für politische Bildung dar und dienen als Mosaikstein zur Erschließung von Zeitgeschichte. (hk)
Ergänzend:
Interner Link: Das Ende der Stasi vor 35 Jahren, Deutschland Archiv vom 12.1.2025.
Marianne Birthler, Interner Link: Das besiegte Machtinstrument Stasi, Deutschland Archiv 12.1.2025