Wo Kurt Barthel und Stefan Heym wohnten
Bauen für die schaffende Intelligenz in Ost-Berlin
Alexia Pooth
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Am sogenannten Intelligenzberg und rund um die Straße 201 im Ost-Berliner Bezirk Pankow sowie in der Regattastraße im Ortsteil Grünau des Bezirks Köpenick lebten in den 1950er-Jahren herausragende Persönlichkeiten der DDR. Der Bau dieser Intelligenzsiedlungen war ein Signal für die Bündnispolitik der SED, ein Beispiel für den gesellschaftlichen Aufbau des jungen Staates und ein Auftakt für die Schaffung von Typenhäusern in der DDR.
Die Lage der Intelligenz
Als die Überlegungen zum Bau von „Intelligenzsiedlungen“ im April 1949 im sowjetisch besetzten Teil Deutschland begannen, war das Stadtbild Ost-Berlins nach wie vor massiv von den Schäden des Zweiten Weltkriegs geprägt. Die Schaffung von Wohnraum stand an erster Stelle – und zwar nicht nur für die Arbeiterklasse, sondern für alle Teile der Bevölkerung. Von Beginn an wurde dabei an die Intelligenz gedacht, jener nicht leicht zu umreißenden Schicht, in der die „geistig schaffenden Werktätigen“ zusammengefasst wurden. Zu den Frauen und Männern der sogenannten Intelligenz gehörten nicht nur Intellektuelle, Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler oder Hochschullehrer, sondern auch Ingenieure, Medizinier und andere (studierte) Experten aus Finanzwelt oder Politik, die die Kultur prägten, erzieherisch wirkten oder die technische, ökonomische, verwaltungsmäßige, soziale, medizinische und wissenschaftliche Entwicklung vorantrieben.
Dass große Teile dieser Bevölkerungsgruppe die Sowjetische Besatzungszone SBZ/Deutsche Demokratische Republik (DDR) verließen, hatte mit der Bodenreform, den Enteignungs- und Liquidierungsmaßnahmen, die die Politik gegenüber der Großindustrie, den Großgrundbesitzern und dem industriellen Mittelstand nach 1945 durchführte, zu tun, aber auch mit der fehlenden Infrastruktur, die im Hochschulwesen und in der Produktion zu verzeichnen war. Ende der 1940er-Jahre machten sich daher die Sowjetische Militäradministration Deutschlands (SMAD), die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) wie auch die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) als zentrale Verwaltungsbehörde in der SBZ Gedanken darüber, wie man kluge und politisch verlässliche Köpfe im Land halten könnte. Ein Meilenstein in diesem Zusammenhang war der im April 1949 verabschiedete „Kulturplan“, der den langen Untertitel „Verordnung über die Erhaltung und die Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Kultur, die weitere Verbesserung der Lage der Intelligenz und die Steigerung ihrer Rolle in der Produktion und im öffentlichen Leben“ trug. Auf dessen Basis – und unter Zuruf an die Arbeiterschaft, dass Standesdünkel in der SBZ nicht mehr existierten und die Schreibtische der fortschrittlichen Intelligenz stattdessen Seite an Seite neben den Werkbänken der Arbeiter stünden – wurden grundlegende Maßnahmen für die Intelligenz in Angriff genommen. Hierzu gehörten unter anderem der Ausbau des Hochschulwesens, die Einführung eines Nationalpreises in den Sparten Kunst, Literatur, Wissenschaft und Technik sowie die Gründung der Deutschen Akademie der Künste oder der Akademie der Wissenschaften. Zudem wurden Lebens- und Genussmittelzuweisungen, sogenannte Pajoks, an ausgesuchte Intelligenzlerinnen und Intelligenzler ausgegeben.
Zwar bekamen insgesamt nur wenige Angehörige dieser Schicht materielle Unterstützung, doch ihre Förderung wurde als Aufgabe der Politik betrachtet: Ein halbes Jahr nach Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 nahm der „Förderausschuss für die deutsche Intelligenz beim Ministerpräsidenten der DDR“ die Unterstützungsmaßnahmen in die Hand. Dieser veranlasste unter anderem, dass die entsprechenden Personen Hilfestellung bei Kredit-, Finanz- oder Steuerfragen bekamen, ihre medizinische Versorgung verbessert und besonders der Eigenheimbau intensiviert wurde. Bereits am 16. März 1950 wurde die Bildung eines Kreditfonds in Höhe von 10.000.000, - Mark der DDR veranlasst, der mit einer weiteren Million der Deutschen Investitionsbank der DDR ergänzt wurde. Davon sollten bis Ende 1950 DDR-weit 250 Häuser finanziert werden. Für den Raum Ost-Berlin war der Bau von hundert Eigenheimen projektiert, die jeweils mit einem pauschalen Baupreis von 40.000 Mark kalkuliert waren.
Das Vorhaben war ehrgeizig, denn das Material war knapp und die Kostenplanung ambitioniert. Doch es war ein Projekt mit Kalkül. Die Häuser bildeten – zumindest für diejenigen, die sie beziehen konnten – „handfeste Gründe“, in der DDR zu bleiben beziehungsweise aus dem Exil dorthin (zurück) zu kommen, und sich – wie der Schriftsteller Kurt Barthel – am Aufbau des jungen Staates zu beteiligen. Nach Auffassung der marxistisch-leninistischen Lehre bildete die Intelligenz eine „Produktivkraft, die für den Aufbau des Sozialismus benötigt wurde“ – und zwar in materieller, geistiger und auch visueller Hinsicht.
Originalbildunterschrift vom 7. Oktober 1950: "50 Eigenheime für die Schaffende Intelligenz. Im Volkswirtschaftsplan 1950 ist der Bau von 300
Eigenheimen und 3000 Wohnungen für die schaffende Intelligenz geplant. In Berlin-Niederschönhausen, Platanenstraße, entsteht eine Anzahl Eigenheime
für die schaffende Intelligenz."
Originalbildunterschrift vom 7. Oktober 1950: "Eigenheime für die schaffende Intelligenz. Im Volkswirtschaftsplan 1950 ist der Bau von 300
Eigenheimen und 3000 Wohnungen für die schaffende Intelligenz geplant. In Berlin-Niederschönhausen, Platanenstraße, entsteht eine Anzahl
Eigenheime für die schaffende Intelligenz."
In Ost-Berlin wurden drei Baugebiete für die sogenannten Intelligenzsiedlungen ausgewiesen. Zwei davon befanden sich im Pankower Ortsteil Niederschönhausen, am heutigen Fritz-Erpenbeck-Ring sowie rund um die Straße 201 (heute Beatrice-von-Zweig-Straße). Eine weitere Siedlung war im Köpenicker Ortsteil Grünau angesiedelt, zwischen Regattastraße und dem heutigen Kanutenweg. Größentechnisch handelte es sich um Bauareale von etwa 25.000 bis 55.000 m², die in Baugrundstücke von jeweils 700 bis maximal 1.000 m² aufgeteilt wurden.
Je nach Grundfläche konnten auf diese Parzellen verschiedene zweistöckige Häusertypen gesetzt werden, die mit Garten, Terrasse und zum Teil auch mit Garagen und Kellerräumen ausgestattet waren. Zwar unterschieden sich die als 1a–4a bezeichneten Haustypen in Kubatur , Zimmeraufteilung und in der Wohn- beziehungsweise Arbeitsfläche, jedoch wiesen sie auch Gemeinsamkeiten auf: Für alle waren Satteldächer vorgesehen und für den Innenbereich eine Ausstattung mit Anhydritestrich , Dielen oder Steinholzplatten angedacht. Die Wohnflächen variierten zwischen 124 und 136 m². Ausnahmen konnten realisiert werden, je nachdem, welcher Profession die Bewohnerinnen und Bewohner nachgingen.
Ausschlaggebend war vor allem, dass es sich um Personen handelte, die als sozialistisch verlässlich galten Gerade die Bedürfnisse und ästhetischen Vorstellungen der bildenden Künstlerinnen und Künstler führten zu Abweichungen vom Typenhauskonzept. Dies zeigt sich exemplarisch am Atelierhaus der Bildhauerin Ruthild Hahne , das sich im heute als Erich-Weinert -Siedlung
bezeichneten Bauareal befindet – direkt gegenüber des ehemaligen Wohnhauses des Malers und Grafikers Max Lingner.
Die Architekten
Verantwortlich für die Planungen der Häuser war das Ministerium für Aufbau, konkret das ihm zugeordnete Institut für Städtebau und Hochbau. Noch heute sind Pläne der Siedlungen und Haustypen im Bundesarchiv erhalten. Wie die verschiedenen Unterschriften auf diesen Plänen belegen, gingen die Ausführungszeichnungen durch mehrere Hände. Die endgültige Absegnung lag bei dem Architekten Hanns Hopp , der seit Januar 1950 die Leitung der Abteilung Hochbau innehatte. Schon vor dem Krieg war der 1890 geborene Architekt im Einfamilienhausbau tätig gewesen; 1945 beteiligte er sich an den Wiederaufbauplänen für Dresden und übernahm zwischen 1946 und 1949 die Leitung der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Die vordringlichste Aufgabe in der Abteilung Hochbau war die Entwicklung von Typenprojekten, um so vor allem im Wohnbaubereich zentrale Modellpläne mit landesweiter Gültigkeit zu entwerfen. Im Jahr 1951 beispielsweise waren Intelligenzsiedlungen für vierzig Standorte zwischen Rostock, Magdeburg, Potsdam und Dresden geplant.
Der Förderausschuss für die deutsche Intelligenz
Welche Intelligenzlerinnen und Intelligenzler aus Naturwissenschaft, Journalismus oder Medizin ein Heim beziehen konnten, entschied der Förderausschuss. Interessierte mussten sich bewerben. Wer nicht bereits durch die Kulturverordnungen von den Fördermaßnahmen wusste, konnte sich in den Klubs der Intelligenz oder beim Kulturbund informieren. Auch wurde eine Broschüre herausgegeben, in der die Intelligenzhäuser als „feste Grundlage“ für das Aufblühen des „deutschen Kulturlebens“ beworben wurden. Die Modelle der Typenhäuser wurden zudem in der Akademie der Künste diskutiert, und das Neue Deutschland berichtete darüber.
Wer kein Heim in den Siedlungen zugeteilt bekam, konnte zum Teil anderweitig vom Förderausschuss profitieren, etwa bei der Erhöhung der Gehälter und Rentenbezüge oder durch Bezugsscheine für Hausrat und Mobiliar. Auch individuelle Lösungen wurden zum Teil mithilfe des Förderausschusses gefunden: Im Falle des Malers Heinrich Ehmsen etwa, der 1949 nach einem politischen Eklat an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg ein Meisteratelier an der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin übernahm, zahlte der Ausschuss dem Maler die Hälfte seiner Bezüge in Westgeld. So konnte Ehmsen seine laufenden Kosten in West-Berlin decken, bis er Anfang der 1950er-Jahre in eines der Intelligenzhäuser nach Pankow zog.
Besitzverhältnisse
Denjenigen, die sich für ein Eigenheim interessierten und die Zuteilung bekamen, wurde ein Darlehen gewährt. Bei der anfangs pauschal kalkulierten Bausumme von 40.000, - Mark sollten sich die Kosten auf der Basis einer moderaten Rückzahlrate nach dreißig Jahren amortisieren und die Intelligenzhäuser in den Besitz der Kreditnehmer übergehen. Doch dieses Konzept scheiterte, weil die Baukosten das Volumen von 40.000, - Mark weit überstiegen, das hohe Alter und der zumeist schlechte Gesundheitszustand der Erstbewohnerinnen und -bewohner dem Amortisierungsansatz entgegenstanden – und auch, weil „nach geltendem dt. Recht [in der DDR] ein besonderes Eigentum an Bauwerken auf volkseigenem Grund und Boden nicht möglich war“. Daher wurden 1952 Mietverträge geschlossen, die das Wohn- und Eigentümerverhältnis neu regelten. Die Bewohnerschaft, die zunächst als Bauherrinnen und Bauherren galten, hatten nun Miete an die Volkseigene Wohnungsverwaltung zu entrichten, dafür aber ein lebenslanges Wohnrecht, das sich unter Umständen auch auf ihre Angehörigen übertragen ließ. Der Unmut war groß, auch weil die Überführung des Kreditfonds in einen Investitionsfonds zu Problemen führte: Privat bereits vorgestreckte Bauausgaben und vor allem die selbständige Behebung von baulichen Mängeln konnten nach der Umwandlung der Häuser in Mietobjekte nicht mehr beim Förderausschuss geltend gemacht werden.
Die Bewohnerschaft
Der Erstbezug der Häuser in Niederschönhausen und Grünau fand zwischen 1951 und 1953 statt, wobei durch Wegzüge oder Todesfälle von Anfang an Wechsel in der Bewohnerschaft zu verzeichnen waren. Die Erstbewohnerinnen und -bewohner, also diejenigen, die vom Förderausschuss ausgewählt worden waren, waren – mit Ausnahmen wie etwa Ruthild Hahne – überwiegend männlich. Vertreten waren verschiedenste Berufe und Biografien, sodass das Leben in den Siedlungen von vielfältigem Know-how geprägt war. Das galt sowohl in Bezug auf Herkunft, Ausbildung, die politische Orientierung vor und nach 1945 als auch die gemachten Erfahrungen während der NS-Herrschaft und des Krieges. Unter den Intelligenzlerinnen und Intelligenzlern befanden sich beispielsweise West- und Ostexilanten, die in der DDR einen sehr unterschiedlichen Ruf genossen, ehemalige NSDAP-Funktionäre sowie Soldaten – eine heterogene Erfahrungswelt, die sich exemplarisch an Schlüsselbegriffen wie Widerstandskampf, Zuchthaus, Flucht, Emigration oder Fronterfahrung spiegelt und sich bis heute in den Biografien der Schriftsteller Stefan Heym, Hedda Zinner und Erich Weinert sowie dem Bildhauer Fritz Cremer nachlesen lässt, die allesamt Häuser in den Berliner Intelligenzsiedlungen bewohnten. Die zunächst einzige Gemeinsamkeit der Intelligenzlerinnen und Intelligenzler lag darin, dass sie sich für ein Haus in Ost-Berlin beworben hatten und nun mit ihrer über den Krieg hinweggeretteten Habe oder neuem Mobiliar im Fritz-Erpenbeck-Ring oder in der Grünauer Regattastraße wohnten. Der Entschluss, in der „Sowjetzone“ zu siedeln, wie die DDR auch nach ihrer Gründung 1949 in Westdeutschland genannt wurde, ging im Falle der kulturschaffenden Intelligenz häufig mit dem Wunsch einher, die Schaffenskraft in den Dienst des Kommunismus zu stellen. Bei vielen von ihnen herrschte Anfang der 1950er-Jahre Euphorie und Aufbruchstimmung, schien doch der Traum von einer neuen, an der Sowjetunion orientierten Gesellschaft endlich wahr zu werden.
Paradigmatisch für diese Hoffnung stand zum Beispiel der aus Paris nach Ost-Berlin zurückgekehrte Maler und Grafiker Max Lingner, der 1952/53 am Haus der Ministerien (heute Detlev-Rohwedder-Haus) sein Wandgemälde Aufbau der Republik schuf. Auch wenn der ehemalige Westemigrant Lingner sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt sah, formalistisch zu arbeiten, gilt sein Bild doch als Gründungsikone der DDR. Der „brüderliche Handschlag“ zwischen allen Werktätigen, also zwischen Arbeitern, Bauern und der Intelligenz, ist hier verbildlicht und damit die Zukunftsvision der SED in Szene gesetzt. Genau diese am Aufbau interessierten Intelligenzlerinnen und Intelligenzler waren es, denen der Förderausschuss bevorzugt Wohnraum zuwies: Der Erhalt von Wohnprivilegien ging mit der Einforderung der „richtigen“ Einstellung einher. Zuwiderhandlungen wurden entsprechend sanktioniert, vor allem, „wenn der Berechtigte sich der Verleihung unwürdig“ erwies. In solchen Fällen konnte das verliehene Wohnrecht wieder aberkannt werden.
Vermutlich lag es am Aufbauwillen und der anfänglichen Euphorie, dass die Organisierungsquote unter den Bewohnerinnen und Bewohnern der „IN-Häuser“ hoch war. Bereits vor ihrem Einzug in die Siedlungen waren die meisten als Mitglieder der SED beziehungsweise durch die Nationale Front in den „demokratischen Aufbau“ der DDR integriert. Gerade die Kulturschaffenden waren zudem Mitglieder im Kulturbund und ab 1950 auch im Verband Bildender Künstler Deutschlands (VBKD). Hinzu kam für einige die Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Künste oder in der Akademie der Wissenschaften. Viele der Intelligenzlerinnen und Intelligenzler lebten also nicht nur mit ihren Familien Tür an Tür, sondern trafen sich auch Tag für Tag in den Hochschulen, Wissenschaftseinrichtungen oder Gremien beziehungsweise arbeiteten in verschiedenen Funktionen in Politik, Staatsverwaltung und Partei zusammen. Auf diese Weise etablierte sich eine Bevölkerungselite, die zur Trägerin und Garantin von Organisationsstrukturen wurde und die sich wiederum durch einen hohen Grad an gegenseitiger Disziplinierung auszeichnete. Dies zeigte sich exemplarisch an den Kulturschaffenden. Man stellte zusammen aus, schlug sich für Preise, etwa den Nationalpreis der DDR, vor, saß zusammen in Jurys und traf sich im Künstlerverband – stets unter Kontrolle der SED, die sich als fürsorgliche Partei inszenierte und ihr Mitspracherecht geltend machte.
Wie eng das Zusammenwirken zwischen Politik und Intelligenz war, spiegelte sich auch im Stadtplan. Die beiden Pankower Siedlungen lagen fußläufig zum sogenannten Städtchen, also den Villen, in denen die DDR-Führung um Walter Ulbricht und Otto Grotewohl bis zu ihrer Übersiedlung in die eigens für sie errichtete Waldsiedlung Wandlitz wohnten. Zwar war das Viertel am Majakowskiring für die Öffentlichkeit abgeriegelt, doch gemeinsam mit den beiden „Intelligenz-Inseln“ sowie dem Schloss Schönhausen, in dem bis 1964 der Staatsrat tagte, bildete sich im Pankow der 1950er-Jahre ein neues Zentrum, in dem sowohl Kultur und Wissenschaft als auch die Politik „zuhause“ war. Dieses Zentrum hatte zwei Funktionen: Politisch-kulturell sollte es nach innen wirken und Vorbild und architektonische Maßgabe sein. Zugleich sollte es Strahlkraft nach außen entfalten – über die „Zonengrenze“ hinaus Richtung West-Berlin und in die Bundesrepublik. Das Credo war einfach: Unter dem Motto, das „bessere“ Deutschland zu sein, inszenierte sich die im Aufbau befindliche DDR hier ebenso ideologisch wie lebensnah – und zwar konkret im Hausbau wie im privaten Wohnbereich.
Zitierweise: Alexia Pooth, "Wo Kurt Barthel und Stefan Heym wohnten. Bauen für die schaffende Intelligenz in Ost-Berlin “, in: Deutschland Archiv, 1.7.2024, Link: www.bpb.de/550014.
Artikel zu Bewohnerinnen und Bewohner in SBZ/DDR-Intelligenzsiedlungen:
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität Bochum und Leiterin der Universitätssammlung für moderne und zeitgenössische Kunst. Als Kunst- und Kulturhistorikerin hat sie sich intensiv mit dem Kalten Krieg und der deutschen Zeitgeschichte befasst. Zu ihren jüngsten Publikationen gehört „Exhibition Politics. Die documenta und die DDR“ (erschienen 2024).
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