Im Münchner Luitpoldtheater läuft im Juni 1948 der Film „Die Frau meiner Träume“ mit Marika Rökk in der Hauptrolle. Der noch im Zweiten Weltkrieg produzierte Farbfilm erzählt eine Liebesgeschichte ohne aktuelle politische Bezüge. Er ist einer von etwa 900 der 1.200 abendfüllenden Spielfilme aus den Jahren 1933 bis 1945, deren Propagandagehalt so gering zu sein scheint, dass sie als politisch unbedenklich gelten: Die Alliierten haben seine öffentliche Aufführung genehmigt. In allen vier Besatzungszonen werden nach 1945 zahlreiche Abenteuer-, Liebes- und Unterhaltungsfilme aus der NS-Zeit gezeigt, sogenannte Reprisen. Diese laufen gemeinsam mit Produktionen aus den Studios der Alliierten und den wenigen Filmen, die in verschiedenen Besatzungszonen Deutschlands gedreht werden. Auch hier überwiegen unterhaltsame Stoffe.
Mit der Gründung der Bundesrepublik fällt die Überprüfung und Freigabe von Filmen – auch solchen aus der NS-Zeit – in die Zuständigkeit der „Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ (FSK). Diese Stelle gibt zahlreiche NS-Filme frei – darunter auch solche mit nationalistischer Tendenz. In der DDR bleiben viele dieser Filme vorerst auf dem Index. Bei den Neuproduktionen dominieren dort dramatische und ernste Stoffe. Das westdeutsche Publikum von 1949 möchte im Kino unterhalten und abgelenkt werden. Mit der unmittelbaren Vergangenheit möchten sich nur wenige auseinandersetzen – diese ist ohnehin allgegenwärtig.
Weiterführendes Material
Elke Kimmel: 1949:
Interner Link: Ablenkung in schwieriger Zeit Sport, Kultur und Freizeit, Deutschland Archiv , 02.07.2024.