Ein „Feiertag des Sports“, ein „Fest des Fußballs“ soll er werden, der 10. Juli 1949: An diesem Tag stehen sich Borussia Dortmund und der VfR Mannheim 1896 im Endspiel um die erste deutsche Fußballmeisterschaft in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber. Gespielt wird im Stuttgarter Neckarstadion, das eigens für das Ereignis auf 90.000 Publikumsplätze erweitert worden ist. Die meisten der Zuschauerinnen und Zuschauer kommen mit Sonderzügen nach Stuttgart. Die Stimmung, so ein zeitgenössischer Kommentar, habe „an große Tage im Berliner Olympiastadion“ erinnert. Über dem Stadion weht erstmals wieder die Fahne des Deutschen Fußballbundes (DFB), das „Symbol bester deutscher Fußballtradition“, wie die Badischen Neuesten Nachrichten am nächsten Tag schreiben. Nach 120 Minuten besiegt Mannheim die favorisierten Dortmunder mit 3:2. 80.000 begeisterte Anhängerinnen und Anhänger empfangen ihr Team am nächsten Tag am Mannheimer Bahnhof: Geschäfte und Behörden bleiben an diesem Tag geschlossen, die Schulen ebenfalls. Die Fans begleiten ihren Verein in die Innenstadt und legen den Verkehr über Stunden lahm. Bedeutender ist jedoch, was sich hinter den Kulissen abspielt: Eine Woche zuvor haben Vertreter aller westdeutschen Fußballvereine in Stuttgart den DFB wiedergegründet. Der Festakt findet im Stuttgarter Staatstheater noch vor Anpfiff des Endspiels zu den Klängen von Wagners „Meistersingern“ statt. Die Voraussetzung für die Gründung hat die Politik mit der Verabschiedung des Grundgesetzes geschaffen.
Weiterführendes Material
Dietrich Schulze Marmeling:
Interner Link: Der lange Weg zum Profi. Geschichte der Bundesliga , Online-Dossier Fußball - Spielfeld der Gesellschaft, 11.02.2016.