Nur etwa 40 Einwohnerinnen und Einwohner hat das Dorf Mödlareuth. Diese aber leben seit Oktober 1949 teils in der Deutschen Demokratischen Republik, teils in der Bundesrepublik Deutschland. Bisher hat die Grenze zwischen den Ländern Bayern und Thüringen für die Bevölkerung keine Bedeutung gehabt, nun aber wird sie zur Systemgrenze. Sie verläuft genau entlang des Tannbachs.
Zunächst ist die Grenze wie vielerorts zwischen Ost- und Westdeutschland noch durchlässig. Dem „kleinen Grenzverkehr“ werden keine Steine in den Weg gelegt. Abseits der größeren Straßen und offiziellen Übergänge gelangen zudem Menschen über die „grüne Grenze“ in den jeweils anderen Teil Deutschlands. Legal sind diese Grenzübertritte nicht. Ein Ereignis im Juni 1950 zeigt das eindrücklich: Mödlareuth wird Schauplatz einer „abenteuerlichen Flucht“ in den Westen. Mit Hilfe zweier ebenfalls flüchtenden Grenzpolizisten kann ein sächsischer Unternehmer mit zwei Lastwagen nach Bayern entkommen. Dem Offenburger Tageblatt berichtet er, dass die Gruppe von einem „schwer bewaffneten sowjetischen Auto“ verfolgt worden sei. Zwei Jahre später, Ende Mai 1952, sind solche Fluchten fast aussichtslos. Die SED-Regierung lässt eine fünf Kilometer breite Sperrzone entlang der innerdeutschen Grenze errichten. Viele Menschen werden zwangsumgesiedelt, Orte an der Grenze dürfen nur noch mit besonderen Ausweispapieren betreten werden. Von Mödlareuth-Ost gibt es keinen Weg mehr nach Mödlareuth-West.
Weiterführendes Material
Andreas Malycha:
Interner Link: Der Ausbau des neuen Systems (1949-1961) , IzpB Die Geschichte der DDR, 312/2021.