Mit großem Propagandaaufwand wird die Bevölkerung der DDR im Vorfeld auf das große Ereignis am 21. Dezember 1949 eingestimmt. An diesem Tag feiert der sowjetische Diktator Josef Stalin seinen 70. Geburtstag. In der Presse erscheinen seitenweise Würdigungen. Das Neue Deutschland druckt gar eine 16-seitige Sonderausgabe. Überall in der DDR, so wird berichtet, leisten Arbeitskollektive Sonderschichten, um dem Jubilar zu huldigen. Zu Ehren des „Genius unserer Epoche“ hält Staatspräsident Wilhelm Pieck in der Berliner Staatsoper eine Rede, die live im Radio übertragen wird.
Tatsächlich sind viele Menschen keine Anhänger Stalins. Nur wenige aber haben den Mut, Kritik zu äußern. Im thüringischen Altenburg hat sich eine Gruppe Jugendlicher zusammengetan, die die Feierlichkeiten stören will. Die Oberschüler haben seit 1948 immer wieder heimlich regimekritische Flugblätter verteilt. In die Jubiläumsfeiern wollen sie wirksamer eingreifen: Ein selbstgebauter Sender soll vom heimischen Dachboden aus die Übertragung von Piecks Ansprache stören. Nach einer Stunde wird die Aktion abgebrochen, weil die Schüler sich entdeckt glauben. Die Reichweite des Senders ist außerdem gering. Doch der sowjetische Geheimdienst beginnt, nach den Tätern zu suchen. Im März 1950 werden 17 Schüler und Lehrer verhaftet. Da man ihnen Kontakte zu antikommunistischen Kreisen in West-Berlin unterstellt, werden grausame Strafen verhängt. Zwei junge Lehrer und ein Schüler werden im Dezember 1950 in Moskau hingerichtet, ein weiterer Schüler im April 1951.
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